Die Besucher (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020
Goldmann Verlag
978-3-641-26821-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Besucher - Tom Wood
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Sie fragen nach deinem Mann. Sie wollen nur mit ihm reden. Sie lügen ... Brillante Spannung voller Action und spektakulärer Wendungen!
»Ihr Mann ist nicht der, der er zu sein vorgibt«. Das behaupten die zwei FBI-Ermittler, die vor der Tür von Jemima Talhoffer stehen. Sie bitten die junge Frau, sie zu begleiten, um ihr ein paar Fragen zu Leo zu stellen. Angeblich ist er in dunkle Geschäfte verwickelt. Da klingelt plötzlich das Telefon. »Vertrau den beiden Besuchern nicht«, sagt die Stimme. »Flieh, so schnell du kannst.« Wem soll Jem glauben? Und wie kann sie diesem Albtraum entkommen? Eine tödliche Jagd nimmt ihren Anfang ...
Ein packender Stand-alone-Thriller vom Autor der Serie um Profikiller Victor.

Tom Wood, der eigentlich Tom Hinshelwood heißt, ist freischaffender Bildeditor und Drehbuchautor. Er wurde in Staffordshire, England, geboren und lebt mittlerweile in London. Sein Debütroman »Codename Tesseract« sowie auch die nachfolgenden Thriller um den brillanten Profikiller Victor wurden von Kritik wie Lesern begeistert gefeiert.

FRÜHER


Ich bin in New York aufgewachsen und habe mich die ganze Zeit als echte New Yorkerin gefühlt, aber damals kannte ich mich noch nicht. Ich dachte, ich brauche den Trubel des Großstadtlebens. Ich war so sehr an die dichte Bebauung gewöhnt, dass ich große offene Flächen und die Natur als etwas Feindseliges empfunden habe. Stille war gleichbedeutend mit Langeweile. Friedliche Stimmung war gleichbedeutend mit Frustration.

Doch das hat sich durch das Reisen grundlegend geändert.

Meine Eltern starben, als ich noch auf dem College war. Danach bin ich ziemlich aus dem Tritt geraten. Es fiel mir schwer, mich auf quantitative Finanzanalysis, Prüfungswesen und Mikroökonomie zu konzentrieren. Eine Zeit lang habe ich alles schleifen lassen und mich an falsche Freunde gehängt, wollte meine Trauer mithilfe von Drogen, Alkohol und einer Reihe falscher Entscheidungen besiegen. Nach einem Kater zu viel und einer weiteren existenziellen Krise, die ich nicht in den Griff bekommen konnte, packte ich meine Sachen und kaufte mir ein Ticket für den nächstbesten Flug.

Ich landete in Südamerika und spulte zunächst einmal das übliche Touristenprogramm ab. Ich ging den Inka-Pfad in Peru entlang, fotografierte die Christusstatue in Rio de Janeiro, wanderte staunend über das Galapagos-Archipel und betrachtete den Sonnenuntergang auf der Osterinsel. Meine Eltern hatten mir eine ganze Stange Geld hinterlassen, und ich drehte jeden Cent mehrfach um, um so viel wie möglich davon zu haben.

Aber meine Erbschaft reichte nicht ewig, und nach den sorgenfreien Abenteuern der ersten Jahre waren meine Reserven aufgebraucht. Also fing ich an zu arbeiten, um meine Reisen zu finanzieren. Oft stand ich hinter einem Tresen oder kellnerte. Ich war Obstpflückerin und Schmuckdesignerin mit einem eigenen, kleinen Marktstand. Ich unterrichtete Englisch als Fremdsprache, war Fremdenführerin, und einmal dachte ich sogar, ich könnte Autorin werden. Ich fing an, ein Reisetagebuch zu schreiben, um es eines Tages zu veröffentlichen. Aber ich bin keine Wortakrobatin. Irgendwann stellte ich fest, dass ich viel zu viele Ausschmückungen vornahm, um meine Erlebnisse interessanter zu gestalten, anstatt ständig nur langweilige Spaziergänge zu beschreiben. Ich meine, es hat mir riesigen Spaß gemacht, aber wer interessiert sich schon für die Erlebnisse einer verirrten Seele auf einer endlosen Urlaubsreise? Ich hatte nichts Erhellendes über die Orte zu sagen, die ich besucht habe. Keine großen Enthüllungen. Keine Dramen. Nicht einmal mich selbst habe ich gefunden, also machte ich aus fröhlichen Abenden düstere Begegnungen, aus interessanten Menschen zwielichtige Charaktere und aus langweiligen Fahrten gefährliche Expeditionen.

Irgendwann habe ich dann aufgehört, Tagebuch zu schreiben. Sosehr es mir auch Spaß gemacht hat, mir irgendwelche Geschichten auszudenken, aber ich musste mich mit etwas Produktiverem beschäftigen.

Mein gesamtes drittes Lebensjahrzehnt habe ich auf Reisen verbracht. Obwohl, vielleicht wäre »auf der Flucht« passender. Ich war auf der Flucht vor meinem alten Leben, meinen Irrtümern, meiner Trauer.

Ich werde jetzt nicht den Fehler machen und behaupten, dass ich mich selbst gefunden hätte – das wäre mir dann doch zu platt –, aber ich habe Eigenschaften an Jem entdeckt, die ich vorher noch nicht kannte.

Mein Leben bekam ein atemberaubendes Tempo.

Zunächst habe ich Europa in den Blick genommen.

Dann habe ich in Rom Leo kennengelernt, und es dauerte nicht lange, bis wir wieder in den Vereinigten Staaten waren.

Nach vielen Jahren auf Reisen und ohne einen Gedanken an die Zukunft zu verschwenden war ich nun mit einem Mal verheiratet und konnte an nichts anderes mehr denken als an die Zukunft.

Eines Tages rief Leo mich an und sagte, dass er das perfekte Städtchen entdeckt hätte, den perfekten Ort, um eine Familie zu gründen.

»Wie bist du eigentlich hierhergeraten?«, fragte ich ihn, als wir zum ersten Mal vor einer Kneipe anhielten.

»Ist eine lange Geschichte«, war seine Antwort gewesen, und ich hatte ihn nie nach den Einzelheiten gefragt.

Den ganzen Tag waren wir fast ehrfürchtig durch das Städtchen spaziert, weil wir so sehr an die Großstadt, den Großstadtlärm und die Großstadtmenschen gewöhnt waren. Es kam uns so unwirklich vor, dass wir von Fremden im Vorbeigehen gegrüßt wurden, dass Autofahrer ihre Fahrt verlangsamten, nur um uns über die Straße zu lassen, obwohl weit und breit keine Verkehrszeichen zu sehen waren, die das verlangt hätten. Es fühlte sich an, als seien wir in die Vergangenheit gereist und in einer zivilisierteren Zeit gelandet.

»Ich bin begeistert«, sagte ich. »Es ist perfekt, genau das, was wir brauchen.«

Leo ließ sein charakteristisches Schauspielerlächeln sehen. »Gut so. Ich habe nämlich schon ein Angebot für ein Haus am Ortsrand abgegeben.«

»Das hast du nicht gemacht!«

»Hey, du bist diejenige, die die Pläne macht. Ich setze sie nur um.«

Dann erzählte er mir, dass er beim Anblick des Zu-Verkaufen-Schildes keine andere Möglichkeit gesehen hatte, als sofort zu reagieren, aus Angst, dass uns jemand anderes unser Traumhaus wegschnappen könnte, noch bevor er die Gelegenheit gehabt hatte, es mir zu zeigen.

Glücklicherweise war es tatsächlich unser Traumhaus gewesen. Wir hatten schon so viel Zeit mit Planen und Suchen verbracht, dass ich ein sehr konkretes Bild vor Augen hatte, wie es aussehen sollte, was ich haben wollte, was wir brauchten. Das Haus, das Leo entdeckt hatte, entsprach in jeder Hinsicht meinen Vorstellungen … und in einigen anderen, von denen ich noch nicht einmal etwas geahnt hatte, auch.

Der Umzug war ein einziges Fest.

»Wir hätten eine Möbelspedition beauftragen sollen«, keuchte Leo außer Atem, nachdem er wieder einmal eine Kiste hereingeschleppt hatte.

Ich wischte mir mit dem Ärmel die Stirn ab. »Und wo bleibt dann der ganze Spaß?«

»Dir macht das Spaß?«

»Wollen wir vielleicht ein Spiel spielen, während wir unsere Bandscheiben ruinieren?«

»Unsere Bandscheiben zu ruinieren ist dir nicht genug?«

»Wir könnten zum Beispiel spielen, wer sich zuerst die Bandscheiben ruiniert. Wer gewinnt, hat verloren.«

»Ich glaube, meine Chancen stehen nicht schlecht.«

Er spreizte die Ellbogen, um größer und stärker zu wirken. Einen Augenblick lang stolzierte er mit gebieterischer Miene hin und her: ein Silberrücken, der sein Revier begutachtet.

Ich rollte mit den Augen. »Ich hab genau gesehen, wie du dich bückst, wenn du einen Karton hochheben willst. Du hast nicht die geringste Chance, Mister.« Ich streckte die Fäuste aus, nebeneinander, als würde ich einen Strohhalm umfassen und dann ruckartig zerbrechen.

»Ich sage es dir wirklich nur äußerst ungern«, erwiderte Leo, »aber dein Sieg wäre nur von kurzer Dauer. Wir würden beide verlieren. Wenn ich mir einen Bandscheibenvorfall hole, dann musst du mich nämlich pflegen. Gut möglich, dass ich monatelang das Bett hüten muss. Du müsstest mich anziehen. Mich waschen. Du müsstest mir sogar …«

»Sag’s nicht«, flehte ich ihn an. »Um alles Schönen und Reinen in dieser Welt willen, lass es. Lass uns nicht einmal in die Nähe dessen kommen.«

Ich trug eine kurze Jeans und eines von Leos Hemden, das sich wie eine Art altertümlicher Umhang über mir bauschte. Ich bekam zwar ausreichend Kühlung, aber ein Umzug ist eine anstrengende Angelegenheit, darum war meine Haut mit einer Schweißschicht bedeckt. Leo hingegen war vollkommen nassgeschwitzt. Er sah aus, als sei er – wie eine Zeichentrickfigur – den ganzen Tag von einer Mini-Regenwolke verfolgt worden. Das T-Shirt klebte auf seiner Haut, und ich konnte der Versuchung nicht widerstehen und zwickte ihn in eine seiner vorstehenden Brustwarzen.

Er zuckte zurück.

»Was soll denn das?«, kreischte er und schlug mir die Finger weg.

»Sie hat nach mir gerufen!«

»Sie hat nach dir gerufen?«

»Sie hat mich angestarrt«, versicherte ich ihm. »›Zwick mich, zwick mich‹, hat sie gesagt.«

»Sprichst du seit Neuestem Brustwarzisch?«

»Worauf du dich verlassen kannst, Kollege. Seit vier Jahren, drei Stunden pro Woche. Und ich möchte ja nicht angeben, aber ich beherrsche beide Dialekte, klassisch und kirchlich.«

»Noch nie habe ich mehr Hochachtung vor dir empfunden als jetzt.«

Ich glaube, wir waren unglaublich aufgekratzt angesichts dieses ersten Schritts in unsere Zukunft. Es kam mir so vor, als würden wir etwas wirklich Echtes zusammen aufbauen.

Es war nicht einfach gewesen, aber in diesem Moment fühlten wir uns wie die Sieger. Ich hatte eine fast schon militärische Kampagne gestartet und den Makler mehrmals am Tag bekniet, so lange, bis er unser Angebot akzeptiert hatte. Ich hatte die  Vorbesitzer mit Freundlichkeiten, Blumen und...

Erscheint lt. Verlag 19.10.2020
Übersetzer Leo Strohm
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel A Knock at the Door
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte action • Albtraum • Bis der Morgen kommt • Drogenkartell • eBooks • FBI • Flucht • Lügen • New York • Täuschung • Thriller • T.W. Ellis • Verfolgung • Victor
ISBN-10 3-641-26821-4 / 3641268214
ISBN-13 978-3-641-26821-3 / 9783641268213
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