Bacolod - Die Suche nach der verlorenen Tochter -  Hans Radmann

Bacolod - Die Suche nach der verlorenen Tochter (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
505 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7519-0665-4 (ISBN)
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Dieses E book ist die Fortsetzung des ersten Bandes VERSCHOLLEN VOR MITTERNACHT. Drei Jahre nach Felizitas´ Rettung arbeitet Vian als Buchhalterin in Leifs Firma Sunshine Furniture Inc.. Der junge Schreiner Daniel verliebt sich in die schöne, aber emotionsgetriebene Frau mit ihrer Vergangenheit im Künstlerzirkel. Als kurz vor ihrer Hochzeit kompromittierende Aktbilder in der Szene auftauchen, ist Daniels Reaktion heftig. Leif, der an Vians Unschuld glaubt, muss alles auf eine Karte setzen. Als zudem eine geheimnisvolle Frau mit einem grünen Haarband in Bacolod City auftaucht, muss Vian erkennen, dass vieles in ihrem Leben eine einzige Lüge war. Leif und seine Frau erleben am Ende ebenfalls Furchtbares, als ihre zweijährige Tochter Aylin zusammen mit Vian von brutalen Kidnappern verschleppt wird. Unter dem Kommando von Chief Officer Verena Panganiban wagt die Polizei den dramatischen Showdown. Scheinbar aussichtslos in ihrer Lage will Vian jedoch alles unternehmen, um das Kind zu retten.

Hans Radmann schreibt seit 2016 Romane und hatte sein Debüt 2019 mit der Veröffentlichung des Liebesdramas SIGNAL 4 - DIE AUGEN EINES FISCHERMÄDCHENS als Print-Ausgabe, in die seine Erlebnisse mit dem Taifun HAIYAN einflossen. Durch seine Ehe und die vielen Reisen in die zweite Heimat lernte er nicht nur die Hauptsprache Tagalog, sondern besitzt etliche Kenntnisse der Kultur, Musik und Geschichte des Landes. Seine Philippinen-Romane verbinden Spannung und Emotion in Verbindung mit leidenschaftlichen Dialogen und detailliert emotionaler Schreibweise, die den Leser an ungewohnte Orte seiner Geschichten führen.

Das Filipiniana-Event


Das „Filipiniana“ Event


Die von Felizitas zunächst nicht als grandios gehaltene Idee, dass ihr Mann bei einer Modenschau Bilder ausstellt, wandelte sich rasch in Begeisterung um, denn dieses Event ist hier in einer Weise sehr exotisch und kulturell notwendig zugleich, denn die jungen Frauen hier tragen heute westliche Kleidung und meist Billigimporte, die schnell verschlissen sind. Da hält dann eine alte resolute Dame mit 68 Jahren die Stellung und fordert die Modeschöpfer im Land mit ihren horrend teuren, designten Filipinianas heraus, und es gibt Mädchen, die alles dafür geben würden, um sich ein Kleid von ihr kaufen zu können. Leif findet allein die Ehre, mitmachen zu dürfen, noch unbegreiflich und er will die neuen Freunde nicht enttäuschen. Das Thema hatte er recht zügig gefunden und vier Bilder in einer Reihenfolge sollen es werden, in kubistischer Manier mit jungen Damen, die stehend auf Auslegerbooten und weit gestreckten Armen die Haltung einer starken Filipina zum Ausdruck bringen sollen, die die Tradition noch hochhält. Die Boote hatte er in den vier Richtungen gemalt und somit auch die immer gleiche Frau mit den ausgestreckten Armen. Das ergab im Betrachten im Uhrzeigersinn eine interessante, unendlich drehende Szene. Weil er aber die Farben bei jedem der vier Bilder wechselte, wurde die ganze Abfolge noch prächtiger in der Leuchtkraft so wie bei den vier Jahreszeiten in Deutschland. Das klingt ein wenig kitschig in gewisser Wiese und sogar Leif findet das ein wenig so, aber diese Ausdrucksform kommt hier deshalb an, weil ein Malstil und eine berühmte Kunstrichtung auf eine südostasiatische Welt treffen, die es in dieser Verbindung so kaum gibt. Wenn die Farben auch noch stimmen, wie es auch gelungen war, und Freude ausstrahlen, dürfte zumindest über die Bilder sich niemand belustigend mokieren. Wenn herauskommt, dass sie von einem Foreigner gemacht worden sind, dürften besondere Beifallsbekundungen, wenn auch dezent, nicht ausbleiben. Aber für Leif ist es nicht wirklich wichtig, wer Beifall klatscht. Brian hatte indes Vian überzeugt, sich als Model bei Manang Louisa zu bewerben. Diesen Nebenverdienst kann sie gut gebrauchen, denn die alte Modeschöpferin ist nicht kleinlich und passt gut auf die Mädchen auf. Es gibt sage und schreibe für jede der jungen Frauen für das Modeln und den Walk im Zeigen zweier Kleidermodelle 8000 Pesos, ein Make Up gratis und gutes Essen. Vian verdient bei den Kettlers 6500 Pesos im Monat. Wer sagt dann schon „Nein“, zumal ihre herrlichen, seidigen Haare die längsten in ganz Bacolod sind, die eine Frau so trägt. Das gab den Ausschlag, zumal eines der Mädchen ihr Kommen kurzfristig bei Louisa del Santos absagte. Ihren Platz wird nun Vian Gutierrez einnehmen. Leif muss sich sputen und malt im Nebenzimmer Brians manchmal eine ganze Nacht durch. Das gefällt Felizitas weniger, wenn sie seine dunklen Ringe unter den Augen anschaut, aber sie unterstützt ihn. Doch Leif muss manchmal die kleine Tochter mit ins Malerzimmer nehmen, und die erprobt bereits mit einem ausgedienten Pinsel die Farben in den schönen dicken Metalldosen bei Onkel Brian und malt freudestrahlend merkwürdige dicke Schlangen und Kringel auf unbespannte Holzplatten. Ihr Vater meint bereits, das Talent als Topkünstlerin zu erkennen, muss aber rund eine Stunde investieren, um ihre kleinen Finger und den bemalten Fußboden wieder sauber zu bekommen. Brian trinkt ein Bier dabei und lacht amüsiert. Gut das Magdalena Villanueva eine hervorragende Köchin ist. Die Männer sind Künstler mit dem Auge für das Wesentliche, aber deren Mägen knurren trotzdem. Als die Kinder endlich schlafen, malen die beiden Männer nebeneinander und erzählen sich alte Geschichten und Anekdoten.

„Vian auf dem Laufsteg. Finde ich toll.“

Leif kann das noch nicht einordnen, er hat noch nie eine Modenschau besucht. Er findet das ganze Thema spannend, weil er immer wieder betont, dass es seit der Kolonialherrschaft ein Drama sei, wie die Philippinen ihre Kultur nach und nach vergessen würden. Brian kontert ein wenig, muss aber in vielen der angesprochenen Aspekte zustimmen, aber tun kann er als Künstler auch nichts dagegen.

„Hat sie denn das nicht schon einmal gemacht? Ihr Kleid passt doch wie angegossen.“

„Nein, es wurde angefertigt, nachdem sie im Studio bei Manang Louisa war, um ihre Maße nehmen zu lassen. Es gibt das Urmodell aber noch, das hängt bei Louisa im Archiv.“

„Also zwei Kleider dieser Sorte. Ist das immer so?“

„Meistens, es sei denn, ein Kleid passt einer Frau auf Anhieb, oder das Model kauft das Urmodell gleich selbst.“

„Und immer noch haben die alle Namen?“

„Alle Kleider bei ihr haben Namen.“

„Brian?“

„Hmmh.“

„Ich bin glücklich. Über dich… und Magdalena.“

„Es war verdammt hart, wie du mich damals vorgeführt hast, aber ich musste das so hören. Ich werde dir immer dankbar dafür sein. Auch wenn ich manchmal noch kurze Erinnerungen an Celina habe.“

„Brian. Ich verstehe das. Aber sie ist tot. Du hast sie mit dem Gemälde im Museum in guter Erinnerung behalten und verewigt. Hängt es noch da?“

„Nein. Ich habe ein anderes gemalt zum Thema.“

„Okay… Und Celina?“

„Es wurde gekauft. Von einem wohlhabenden Lokalpolitiker aus Dumaguete, es hat einen würdigen Platz in seinem Salon.“

Die beiden Männer widmen sich wieder ihren Bildern und malen ganz ruhig und konzentriert weiter. Gelegentlich wird an den Bierflaschen genibbelt, bis in die späte Nacht dauert diese Session. Leif nimmt sein Motorrad, bindet sich Aylin mittels eines großen Leinentuches vor den Leib und fährt gemütlich nach Hause, eine Wegstrecke von nur ganz drei Kilometern. Aylin schläft oft ein, wenn sie an Papas Brust in dem Tuch so gemütlich liegt. Langsam geht er ins Haus und Felizitas trägt ihr Kind ins Nebenzimmer. Sie reden ein wenig über den Tag und nach einem innigen Gutenacht-Kuss schlafen alle tief und träumend. Draußen liegen die Sterne in der Dunkelheit, geordnet in denen vom Schöpfer festgelegten Positionen.

Die Tage vergingen ziemlich wie im Flug und dann waren es die besagten vier Wochen geworden. Leif musste die Schreinerei den drei Arbeitern Ferdie, Jake und Ricky überlassen und hängte ein Schild auf, das interessierte Kunden bat, nach Manang Louisas Modenschau wieder anzurufen oder vorbeizuschauen. Der große Festsaal eines der bekanntesten Hotels wurde von Dutzenden von Helfern vorbereitet. Hinter dem riesigen Raum liegen einige Nebenzimmer, das erweist sich als unerlässlich, weil diese nun als Umkleideräume für einige der schönsten Frauen hier auf den Philippinen dienen werden. Der Catwalk ist nicht so groß wie bei internationalen Events dieser Art, aber ansprechend und hübsch gestaltet. Die Wände des Raumes wurden sozusagen entkernt, um Platz für die Gemälde und einige Plastiken zu machen. Die Künstlerszene ist um eine interessante Person reicher geworden. Der Bildhauer Rodrigo Veneracion kam vor sechs Monaten nach Bacolod und bildet nun mit seiner Kunst einen neuen Aspekt in dieser Stadt feil. Jetzt hat der Zirkel zwei Rodrigos. Seine Holzfiguren, die das Thema „Frau“ sehr originell darstellen, untermalen den intellektuellen Geist dieser Modenschau in einer feinen Art. Leif ist ziemlich nervös, lieber wäre er nur einer der normalen Besucher auf irgendeinem der hinteren Plätze. Bis heute kennt er die Modeschöpferin dieser Edelkleider nicht, hatte aber in den Jahren viele Details darüber gehört und über die elegante Person, die plötzlich mit einem Gefolge von jungen Frauen durch einen der großen Eingänge in den Saal kommt. Sie ist alt, aber wahrlich elegant, würdig und trägt logischerweise ein traditionelles besticktes Filipiniana in dem Stil der frühen 70er Jahre, nur neu interpretiert. Das Oberteil hat dreieckige Flügelärmel mit aufgestickten geometrischen Mustern, die durchscheinend aus feinem Organza-Stoff gearbeitet sind und die Farbe des Unterkleides durchscheinen lassen, welches rot ist. Ein Kimona Schal aus Organza ergänzt diese Pracht oben am Hals. Louisa del Santos ist eben eine ältere Dame, deren Dekolletee nicht mehr die Straffheit wie bei ihren Models hat. Die jungen Frauen werden ohne Kimonas auftreten, die Ausschnitte der modernen Kleider, die sie heute kreiert, passen zur Jugendblüte dieser Schönheiten. Sie kommt schnurstracks auf Leif und Felizitas zu, als würde sie die beiden schon seit Jahren kennen. Das kann nur eine Ursache haben, nämlich die, das andere bekannte Gesichter ihr eingeredet haben, Leif und Felizitas wären bedeutende Persönlichkeiten, was Leif lieber so nicht reflektieren möchte. Bescheidenheit findet er besser, doch die wird gerade in leicht pompöser Weise ein wenig ad acta gelegt. Kurz mustern die ehrlich würdigen Augen der alten Designerin schöner Edelkleider den Mann aus Deutschland und die Frau an seiner Seite.

„Ich möchte Sie begrüßen, Mister Kettler. Louisa del Santos ist mein Name. Das ist sicher ihre entzückende Frau?“

„Ich heiße Felizitas, Manang.“

„Sind Sie aus Deutschland?“

„Ja.“

„Ich freue mich sehr, Sie hier als meinen Gast und als Künstler begrüßen zu dürfen.“

Felizitas ist keine Expertin in Sachen Filipiniana Kleider, das nimmt diese alte Dame sofort zum Anlass, sie darauf einzustimmen. Sie hat den geschulten Blick für Felizitas´ Statur voll drauf.

„Du hast aber ausdrucksstarke Augen, Inday Felizitas. Nenn mich einfach Louisa. Dir würde so etwas doch gut stehen.“

Leif nickt sofort. Dass sie diese vertraute Anrede aus dem Mund einer solch bekannten Persönlichkeit angeboten bekommt, empfindet er als Ehre. Nun blickt sie wieder in...

Erscheint lt. Verlag 9.4.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7519-0665-7 / 3751906657
ISBN-13 978-3-7519-0665-4 / 9783751906654
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