Schlafe sanft und ewiglich (eBook)

(Autor)

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2020 | 2. Auflage
413 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-1911-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schlafe sanft und ewiglich -  Wendy Morgan
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Es gibt kein Entkommen.

Mit neununddreißig Jahren hat Peyton Somerset ein beneidenswertes Leben, mit einer erfolgreichen Position in der Werbebranche und einer schönen Wohnung in Manhattan. Sogar ihr sehnlichster Wunsch - ein Baby zu bekommen - wird bald erfüllt. Der Vater des Kindes hat sich zwar aus dem Staub gemacht, doch Peyton plant ihr Kind alleine großzuziehen. Aber dann wird ihr Glück überschattet. Peyton wird das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmt. Jemand beobachtet sie. Jemand war in ihrer Wohnung. Jemand verfolgt sie. Ist es nur eine hormonelle Paranoia, dass sie allen um sich herum zu misstrauen? Oder ist Peyton wirklich in Gefahr? Ihre Angst steigert sich, als eine gute Freundin, die ebenfalls schwanger ist, plötzlich spurlos verschwindet ...



Wendy Morgan hat englische Literatur mit dem Schwerpunkt kreatives Schreiben studiert. Nach ihrem Studium hat sie zunächst als Lektorin und Journalistin gearbeitet, um sich dann ganz ihrem Traumberuf der Schriftstellerin zu widmen. Wendy Morgan lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen in New York. 

Prolog


»Bitte! Bitte, tun Sie mir nichts! Ich möchte doch bloß mein Baby …«

»Aber gewiss doch!« Ihr Gegenüber verzieht die Lippen und entblößt weiße, ebenmäßige Zähne. »Sie werden Ihr Baby bekommen.«

Die Worte – und das Lächeln – können Heather nicht im Geringsten beruhigen. Sie wird von einem kalten Schauder gepackt.

Nur unter Aufbietung aller Kräfte gelingt es ihr, die aufkommende Panik zu unterdrücken. An ein Entkommen ist nicht zu denken; hochschwanger liegt sie auf dem Bett ausgestreckt, Hände und Füße an die Bettpfosten gefesselt. Selbst wenn man sie lange genug allein ließe, um die Hände aus den Stricken zu zwängen, selbst wenn sie in Hochform wäre und rennen könnte – weit käme sie nicht. Was jenseits der Zimmertür lauert, weiß Heather nicht – mit verbundenen Augen und unter vorgehaltener Waffe wurde sie an diesen Ort gebracht. Jetzt ist die Augenbinde ab und die Pistole versteckt, doch Heather ahnt ihre Nähe. Ein Risiko darf sie nicht eingehen. Todesangst überkommt sie.

Körperlich hilflos, kann sie sich nur mental wehren. Sie zerbricht sich den Kopf nach einem Ausweg, nach einer schlüssigen Erklärung. Der einzige logische Gedanke, den ihr verworrenes Hirn zu formen vermag, ist der, dass sie in Wirklichkeit gar nicht hier ist. Das Ganze ist völlig unmöglich. Sie muss zu Haus ein ihrem Bett liegen. Es muss sich um einen jener verrückten Albträume handeln, von denen sie seit ein paar Wochen heimgesucht wird.

Die Lider fest zugekniffen, gibt sie sich selbst ein Versprechen: Wenn sie bis zehn zählt und dann die Augen aufschlägt, sieht sie garantiert die vertraute weiß-rosa Streifentapete, den Kuscheltierzoo und über dem Bett die Pinnwand mit den Fotos von ihr und Ryan beim Abschlussball und im Cheerleader-Trainingslager im vergangenen Sommer.

Eins … zwei … drei

Das Sommerlager war ihr von ihrer Mutter geradezu aufgezwungen worden. Im Vorjahr hatte Heather noch um die Teilnahme gebettelt, aber da konnten sie es sich angeblich nicht leisten. Diesmal hatte ihre Mutter das Geld dafür irgendwie zusammengekratzt, allen Protesten zum Trotz. Heather wäre viel lieber zu Hause geblieben, in der Nähe von Ryan, der im städtischen Schwimmbad als Rettungsschwimmer jobbte.

Natürlich war Ryan der eigentliche Grund, weswegen ihre Mutter sie den Sommer über von Staten Island weghaben wollte. Sie war nämlich der Ansicht, Heather hocke viel zu häufig mit ihm zusammen. Sie hatte Angst, der Tochter könne genau das passieren, was schon ihr selbst passiert war. Alles Betteln und Flehen half nichts: In Sachen Cheerleader-Camp blieb ihre Mutter hart. »Du fährst, Heather. Ende der Diskussion.«

vierfünf… sechs … sieben …

Ende der Diskussion? Von wegen. Nach der Rückkehr aus dem Sommerlager stellte Heather fest, dass ihre Periode ausgeblieben war. Von einem Tag auf den anderen wurde aus Heather das wandelnde Klischee – das römisch-katholische Schulmädchen, das bei der Abschlussfeier der Mittelstufe die Unschuld verliert und sich ein Kind andrehen lässt. Der schlimmste Albtraum ihrer Mutter.

Schlimmer. Sie kam sich vor wie ihre Mutter selbst.

acht… neun … zehn!

Keine rosa-weiße Streifentapete.

Kein Kuscheltierzoo.

Keine Pinnwand.

Der Verzweiflung nahe lässt Heather den Blick durch das unscheinbare, kastenförmige Zimmer schweifen. Weiß getünchte Wände. Kommode, Stuhl, hölzernes Bettgestell. Ein Fenster mit geschlossenen Jalousien; schlichte beige Vorhänge an einer Gardinenstange aus Metall.

Wo bin ich, verdammt noch mal?

Von grenzenlosem Heimweh erfasst, sehnt sie sich nach den bauschigen weißen Tüllgardinen, die ihre Mutter im vergangenen Jahr beim Ausverkauf im Supermarkt erstanden hatte. Heather hatte die Dinger viel zu babyhaft für eine Fünfzehnjährige gefunden. Jetzt würde sie alles dafür geben, sie noch einmal zu sehen. Ihre Mutter wiederzusehen.

»Bitte …« Wimmernd fugt sie sich in die Erkenntnis, dass dies alles doch kein Albtraum ist.

Sondern Wirklichkeit.

Wieder ragt die Gestalt drohend über dem Bett auf. Jetzt ist Heather fest davon überzeugt, dass ihr Leben – und das ihres Ungeborenen – in Gefahr ist.

»Was gibt’s? Hast Angst, was? Armes Ding.«

Die Augen, die auf sie herunterblicken, sind sonderbar leer und bar jeder menschlichen Regung. Die fröhliche Stimme, die Heather noch Hilfe beim Beladen ihres Autos angeboten hatte, ist einem beklemmend sachlichen, monotonen Säuseln gewichen. »Ist fast vorbei. Keine Sorge.«

Was soll bald vorbei sein? Oh, lieber Gott, hilf mir!

Heather muss auch noch für ein zweites Klischee herhalten: der hübsche Teenager, der nach einem Bummel durchs Einkaufszentrum spurlos verschwindet.

Noch so ein wahr gewordener Albtraum ihrer Mutter.

Der schlimmste.

»Sieh zu, dass du ein bisschen ruhiger wirst. Das Zittern ist nicht gut für das Kind, hörst du?«

Oh, bitte, bitte! Ich will zu meiner Mom! Ich will nach Hause!

»Hast du Hunger? Quatsch, dumme Frage! Klar hast du Hunger. Du musst ja für zwei essen, und es ist kurz vor sechs. Zeit fürs Abendbrot.«

Sechs Uhr erst?

Dabei kommt es ihr so vor, als sei es schon Stunden her, seit sie aus dem Einkaufszentrum kam und sich im gefrierenden Regen über den vereisten Parkplatz tastete. Um auf die Armbanduhr zu sehen, versucht Heather instinktiv, das linke Handgelenk anzuheben. Doch das wird gehalten von dem Strick, der sie an den Bettpfosten fesselt.

Verzweifelt wimmernd schließt sie die Augen. Eine ganze Bilderflut stürmt auf sie ein.

Die Bestürzung in Ryans schönen blaugrünen Augen, als sie ihm mitteilte, der Schwangerschaftstest sei positiv.

Bittere Enttäuschung und Resignation auf dem Gesicht ihrer Mutter.

Ein winziger Punkt auf dem Ultraschallmonitor. Ein Punkt, von dem sie sich wünschte, er möge auf wundersame Weise verschwinden, damit Ryan wieder Teil ihres Lebens wäre.

Doch das liegt fast acht Monate zurück.

Das alles ereignete sich, bevor sie zum ersten Mal den schnellen Herzschlag des Kindes hörte; bevor sie das erste sachte Flattern spürte, die erste Regung von Leben in ihrem schwellenden Leib. Das alles geschah, ehe die kaum spürbaren Kindsbewegungen den ersten Tritten und Stößen wichen, bisweilen auch einem stakkatoartigen leisen Klopfen – dem Schluckauf des Ungeborenen, so der Arzt. Diese pochenden Laute waren es, bei denen ihr die Schwangerschaft erst so richtig bewusst wurde.

Zu Anfang als Fluch empfunden, hat sich ihr süßes Geheimnis in einen Segen verwandelt; inzwischen sieht Heather dem Datum, vor dem ihr einst regelrecht graute, mit gespannter Vorfreude entgegen. Und es ist bald so weit.

Knapp achtundvierzig Stunden bis zur vorausberechneten Niederkunft.

In letzter Zeit war sie total erledigt und das Wetter dazu auch noch lausig. Warum ist sie da nicht einfach zu Hause geblieben? Wieso musste sie unbedingt noch ein allerletztes Mal im Babyausstattungsladen vorbeischauen?

Weil es ihr nicht passte, dass die Erstausstattung für ihr Baby so bescheiden aussah. Weil sie sich einredete, das Kleine benötige noch ein paar Strampler, noch ein paar Mützchen und winzige Söckchen …

Vielleicht auch deswegen, weil sie sich innerlich nach einem letzten Einkaufsbummel sehnte. Nach einer Verbindung zu ihren unbeschwerten Teenagertagen, die sie hinter sich gelassen hatte, als ihr Bauch dicker wurde und Ryan sowie ihre Freundinnen nichts mehr von ihr wissen wollten.

»He!« Ein heftiger, schmerzhafter Stoß gegen den Arm reißt Heather jäh in die grausige Gegenwart zurück. Als sie abrupt die Augen aufschlägt, sieht sie über sich aufs Neue das unheimliche, fremde Gesicht. »Du hast meine Frage nicht beantwortet! Ob du Hunger hast!«

Oh, bitte, lieber Gott! Mach, dass dieser verrückte Mensch mir nichts tut!

»Ich will nach Hause.«

Eine überraschend sanfte Hand streichelt ihr über den Kopf. »Still. Alles wird gut.«

Still …

Still, still … weil’s Kindlein schlafen will …

Die Melodie des Wiegenliedes, das sie, wenn sie allein ist, schon seit Monaten vor sich hin summt, kommt Heather in den Sinn.

»Bitte! Bitte, lassen Sie mich nach Hause!«

Bitte! Ich möchte mein Baby wiegen und Schlaflieder singen. Bitte!

»Bedaure, das geht nicht.« Das Lächeln weicht einer geschäftsmäßigen Mine, die Heather noch beklemmender vorkommt. Sie hat das Gefühl, als diene es einem bestimmten Zweck, dass man sie hier gefangen hält. Als gäbe es einen besonderen Anlass dafür.

»Was...

Erscheint lt. Verlag 10.4.2020
Reihe/Serie Wendy Morgan Thriller
Übersetzer Martin Hillebrand
Sprache deutsch
Original-Titel Lullaby and Goodnight
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Abgelegen • Adler Olsen • Andreas Winkelmann • Angst • Catherine Sheperd • Charlotte Link • Domestic Crime • Einsamkeit • Fred Vargas • Jeffery Deaver • Joy Fielding • Karen Rose • Karin Slaughter • Lee Child • Mary Higgins Clarke • Michael Robotham • Mörder • Nervenkitzel • Psychothriller • Sterben • Tod • Todesangst • umbringen
ISBN-10 3-8412-1911-X / 384121911X
ISBN-13 978-3-8412-1911-4 / 9783841219114
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