Skull-Ranch 27 (eBook)

Digger-Fehde

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9729-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Skull-Ranch 27 - Dan Roberts
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In Hotdog City ist der Teufel los! Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Nachricht in den Digger-Camps: Gold in den Schwarzen Bergen gefunden!
Doch die Goldadern sind Heiligtum der Kiowas. Und die Indianer werden bis zum letzten Blutstropfen kämpfen, ehe die Weißen das Gold an sich reißen können. Das wissen die Digger. Aber in den Abenteurern und Outlaws ist die Goldgier erwacht. Jeder will der erste sein, wenn die Claims im Indianerland vergeben werden. Und stellt sich ihnen einer in den Weg, fallen sie über ihn her wie ein Rudel hungriger Wölfe ...

Der alte Mann beugt sich hinab und schöpft mit der hohlen Hand Wasser aus dem Bachlauf. Für eine Sekunde sieht der Alte sein Spiegelbild, sieht die wirren, weißen Haare, die unter der Pelzmütze zottelig herausschauen, sieht das faltige Gesicht und grinst.

Eine kleine Forelle springt hoch, klatscht in das Wasser zurück und zerstört das Bild.

»So ist das nun, Joe Cocker«, sagt der Alte mit heiserer Stimme. »Du bist fertig, ein Wrack. Aber wenn du es schaffst, dann hast du genug Zeit und Geld, um dich zu erholen.«

Wie die meisten Männer, die monatelang, jahrelang in der Einsamkeit der Rocky Mountains jagen und Fallen stellen, spricht auch der alte Joe ab und zu mit sich selbst.

Irgendwann erreichen all diese Trapper den Punkt, an dem sie sich nach einer menschlichen Stimme sehnen, und wenn es nur die eigene ist.

Joe trinkt noch einmal und steht auf. Er tastet nach dem schweren Gewehr, überprüft die Ladung und hält die Waffe in der Armbeuge.

Joes Pferd steht hinter einer Gruppe Coloradokiefern und rupft zufrieden die ersten Bergkräuter ab, die jetzt im Frühling aus dem Boden wuchern.

Auf einmal wirft das Tier den Kopf hoch und schnaubt. Seine Augen verdrehen sich vor Angst, und dann wiehert es gellend.

Der alte Joe reißt das Gewehr hoch und rennt los, so schnell er kann.

Ein dumpfes, drohendes Brummen klingt zwischen den Kiefern auf.

»O heiliger Moses, ein Grizzly«, sagt der alte Trapper und läuft schneller. Und während er rennt, überlegt er sich, ob dieser Grizzly in der Höhle schlief, die Joe so wichtig ist.

Das Pferd steigt hoch, fährt wild mit den Vorderhufen durch die Luft und atmet röchelnd vor Angst.

Joe sieht das graue dichte Fell des Bären und reißt das Gewehr an die Schulter. Der Wind steht günstig. Der Bär ahnt nichts von seinem Todfeind, dem Menschen, der hinter ihm steht.

Er ist gereizt, dieser Grizzly, denn erst vor zwei Tagen erwachte er aus seinem Winterschlaf. Und er hat Hunger, mächtigen Hunger!

Das Pferd keilt nach hinten aus. Blitzschnell weicht der Bär aus. Drohend erhebt er sich auf die Hinterbeine und streckt die Vorderpranken vor.

Wie gelähmt steht das Pferd des Trappers. Es scheint zu wissen, dass es keine Chance hat.

Der alte Joe zielt und drückt ab.

Donnernd bricht der Schuss.

In diesem Moment wirft sich das Pferd herum. Es ist sein letzter Versuch, dem Tod zu entrinnen.

Joe brüllt vor Wut, als die schwere Kugel sein eigenes Reitpferd fällt. Das Tier ist sofort tot.

Der Grizzly reagiert sofort. Er wirft sich herum, fällt auf alle viere und rennt auf den Trapper zu.

Joe hat keine Zeit mehr, das Gewehr zu laden. Er reißt den Revolver unter der Pelzjacke hervor und schießt.

Alle sechs Kugeln treffen, aber der Bär läuft weiter, als spüre er die Geschosse überhaupt nicht.

Sicherlich mindert der dichte Winterpelz die Wucht der Geschosse, und die Wunden versetzen den Graubären erst richtig in Wut.

Joe weiß, dass er nur eine hauchdünne Chance hat.

Er reißt das schwere Bowiemesser aus der Lederscheide und stellt sich dem Grizzly.

Davonzulaufen ist sinnlos, denn ein Grizzly rennt mehr als doppelt so schnell wie ein Mensch.

Aber Joe weiß nicht, dass dieser Bär alt und erfahren ist. Er blieb immer wieder Sieger im Kampf zwischen Mensch und Tier.

Und so wartet der Alte darauf, dass sich das massige Tier auf die Hinterbeine aufrichtet und die Vorderpranken hebt.

Aber Joe wartet vergebens!

Der Bär überrennt den alten Trapper einfach, der dem Tier das schwere Messer in den Leib jagt, als er fällt.

Der Grizzly schreit wie ein Kind, als der scharfe Schmerz durch seinen Körper zuckt. Er schlägt wild mit seinen Pranken um sich, und dann sinkt er zusammen.

Mit seinem ganzen gewaltigen Gewicht presst er den alten Trapper zu Boden.

Joe ringt nach Luft. Rote Kreise tauchen vor seinen Augen auf. Und inmitten dieser Kreise treibt ein schwarzes Loch immer schneller auf Joe Cocker zu.

Seine Finger umkrampfen ein Büschel Fell, als ihn der dunkle Schacht verschluckt.

Joe ist besinnungslos.

Der Bär wimmert und wälzt sich weiter. Er zieht eine blutige Spur hinter sich her.

Und nach knapp zweihundert Yards bricht das schwere Tier zusammen.

Als der alte Trapper zu sich kommt, steht die Sonne bereits hoch am Himmel.

Verwundert blickt Joe Cocker auf die steilen Wände des schwarzen Felsmassivs, das etwa drei Meilen hinter ihm liegt.

Und dann holt er tief Luft.

Mit einem trockenen Husten beendet er den Versuch. Ein stechender Schmerz zieht sich von seinen Rippen hoch. Sein ganzer Körper ist wie zerschlagen, als ob er eine stundenlange Prügelei hinter sich hätte.

Joe bewegt seine Finger. Und dann versucht er, die Arme zu heben. Doch nur der rechte Arm gehorcht, der andere bleibt reglos liegen.

Behutsam stemmt sich der Alte mit dem gesunden Arm hoch.

Sofort wird ihm schwindelig, und er sinkt wieder zurück.

Einige Minuten liegt Joe reglos. Er überlegt, wie es weitergeht. Und auf einmal ahnt er, dass sein Trail zu Ende ist.

Er blickt auf seine Beine und versucht, die Zehen zu bewegen.

Joe fühlt nichts!

»Ah, es ist wirklich zu Ende«, sagt der alte Trapper schwach. »Dieser verfluchte Grizzly hat mich richtig erwischt. Das Rückgrat ist gebrochen, ich bin nur noch ein Wrack.«

Ein bitteres Grinsen legt sich auf das verwitterte Gesicht des alten Joe. Er blickt zu der Steilwand der schwarzen Berge hinüber und lacht laut auf.

»Das war es wohl, Joe Cocker«, sagt er laut. »Du hast das Gold entdeckt, aber du holst selbst keinen Cent mehr aus der Höhle raus.«

Und dann denkt der Alte an Murph. Murph Gibbs lieh ihm Geld, als er im letzten Herbst von Hotdog City aus aufbrach, um die Fallenstrecke für diesen Winter einzurichten.

Eigentlich war es unnötig, sich die Dollars zu leihen, denn die Sommerfelle hatten Joe genug Geld eingebracht.

Aber irgendwie wollte Joe den jungen Murph nicht enttäuschen. Er wollte ein Beispiel geben, für eine Chance sorgen, damit das Greenhorn Murph endlich einmal ins Geschäft kam.

Doch jetzt, im Angesicht des Todes, sagt Joe eine innere Stimme, dass dieser Murph ein schlechter Mensch ist.

Joe tastet unter seinem rehledernen Hemd nach dem Bleistiftstummel. Er zieht ihn hervor und findet auch einen schmutzigen, fettigen Fetzen Papier.

Und auf diesem Papier schreibt Joe Cocker sein Testament.

»Jeder, der mich findet, soll meine Entdeckungen nutzen. Auf halber Höhe der Schwarzen Berge befindet sich eine Bärenhöhle. Diese Höhle weist drei oberschenkelstarke Goldadern auf. Nimm sie in Besitz, Fremder. Ich wünsche dir Glück. Mein Trail ist hier zu Ende, Joe Cocker, der alte Trapper.«

Und dann zwingt sich der Alte dazu, alle Kraft zu sammeln. Er stemmt sich mit dem gesunden Arm hoch und wirft sich auf den Bauch.

In kaum zweihundert Yards Entfernung sieht Joe den Kadaver des Bären.

»Hab ich dich also doch noch erwischt«, murmelt der Alte zufrieden.

Und dann betastet er seine Schulter.

Seine Hand ist rot von Blut, als er sie zurückzieht.

Die linke Schulter ist nur noch ein einziger Klumpen aus Blut und Fleisch.

Old Joe Cocker weiß, dass er keine Chance mehr hat. Mit der unverletzten Rechten tastet er nach dem Gürtel, nach dem Holster.

Aber der Colt liegt irgendwo hinter ihm.

Und dann schiebt sich der zähe alte Trapper weiter. Zoll um Zoll kriecht er zurück, denn er will seinen Revolver erreichen.

Es dauert lange, sehr lange.

Ein paar Mal wird Joe ohnmächtig. Er weiß nicht, wie viel Zeit inzwischen vergangen ist. Endlich erreicht er die Waffe und zieht sie zu sich heran.

»O verdammt«, sagt der Alte keuchend, »ich werde nicht hier liegen und einfach verrecken, nein. Ich werde diesen Colt jetzt laden und ein Ende machen.«

Und genau das macht Joe Cocker auch. Nach langen Minuten ist der Fallensteller soweit. Es war schwierig, den Revolver mit nur einer Hand zu laden, und Joe verzichtete darauf, die Trommel ganz zu füllen.

Nur eine Patrone schob er in die Kammer.

Und dann blickt der Alte noch einmal zum Himmel, wendet den Kopf und betrachtet die Berge, sie seit mehr als dreißig Jahren seine Heimat waren.

»Nun gut«, sagt Joe, »es ist vorbei, und es war ein mächtig gutes Leben. Ein Leben, wie es sich ein Mann nur wünschen konnte.«

Und dann dröhnt der Schuss!

Der alte Mann liegt reglos. Ein Windstoß umwirbelt pfeifend ein paar Felszacken. Das Papier, das Testament des alten Joe flattert hoch. Der weiße Fetzen dreht sich um sich selbst und verfängt sich schließlich zwischen ein paar abgestorbenen Kiefern, die ihre dürren Äste gegen den Himmel strecken.

Stunden später zügelt ein roter Mann sein Pferd. Das Gesicht des Indianers ist mit weißer Farbe bemalt, und sein Pferd ist ebenfalls mit weißen, breiten Farbstreifen verziert. Unruhig scharrt das Tier mit den Vorderhufen über den felsigen Boden.

Der Kiowa mustert jeden Stein, beobachtet jede Deckung. Und dann bleibt sein Blick an einem hellen Fleck hängen, der zwischen ein paar abgestorbenen Kieferästen förmlich aufgespießt ist.

Der Indianer schnalzt mit der Zunge. Das bemalte Pferd setzt willig Huf vor Huf. Doch ab und zu wirft es den Kopf zurück, dass die Mähne auffliegt, und schnaubt wild.

Das Tier riecht das Blut, den Tod.

Und obwohl es ein...

Erscheint lt. Verlag 28.4.2020
Reihe/Serie Skull Ranch
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer-Roman • abenteuerromane kindle • abenteuerromane kindle deutsch • abenteuerromane kindle für erwachsene • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • clint-eastwood • Cowboy • E-Book • für Erwachsene • gf unger • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Indianer • karl-may • Klassiker • lucky-luke • Reihe • Romanheft • Serie • spannend • Western • western country • western country exklusiv • western deutsch • western ebook deutsch • western e books • western hefte • Western Klassiker • Westernreiten • Western-roman • Westernroman • Westernromane • Western Romane • western romane bastei • western romane deutsch • western romane kindle deutsch • western romanhefte • Wilder-Westen • Wild West • Wildwestromane • Wild West Romane • Winnetou
ISBN-10 3-7325-9729-6 / 3732597296
ISBN-13 978-3-7325-9729-1 / 9783732597291
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