Der Fährmann (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-22751-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Fährmann - Ashley Dyer
Systemvoraussetzungen
8,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Ein Serienmörder, der seine Opfer zum Mittelpunkt makabrer Kunstwerke macht - Carver & Lake ermitteln.
Ruth Lake und Greg Carver von der Kriminalpolizei Liverpool werden auf das spurlose Verschwinden von Professor Mick Tennent angesetzt, dem Autor eines TV-Films über den sogenannten »Fährmann« - einen angeblichen Serienmörder, der sein Unwesen in Liverpool treiben soll. Dort sind während der letzten sechs Monate zwölf junge Männer verschwunden. In der Nähe des Hafens finden Carver und Lake eine Kunstinstallation mit LED-Lichtern, diese enthält Spuren menschlicher Überreste. Die können zwei der verschwundenen Männern aus Liverpool zugeordnet werden - und Professor Tennent. Es folgen weitere grauenhafte Kunstinstallationen. Als Ruth Lakes jüngerer Bruder, den sie seit neun Jahren nicht mehr gesehen hat, in Verdacht gerät, wird der Fall persönlich ...
Alle Bücher der Reihe:
Der Dornenmörder (Bd. 1)
Der Fährmann (Bd. 2)
Die Bände sind unabhängig voneinander lesbar

Hinter dem Pseudonym Ashley Dyer verbergen sich die englische Thrillerautorin Margaret Murphy und die Forensikexpertin Helen Pepper.
Margaret Murphy, geboren und aufgewachsen in Liverpool, ist Autorin zahlreicher hochgelobter Kriminalromane, die international veröffentlicht wurden. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit engagiert sie sich seit vielen Jahren für die Förderung der Kriminalliteratur. Sie war Vorsitzende der britischen Crime Writers' Association und ist als Schreibtutorin und Dozentin für den Royal Literary Fund tätig.
Helen Pepper hat als Tatortermittlerin und Leiterin der Spurensicherung mehr als dreitausend Tatorte untersucht. Sie hat zahlreiche Beiträge zur kriminalistischen Fachliteratur verfasst, hält Vorlesungen und Vorträge und engagiert sich in der Crime Writers' Association als Jurorin. Ihr Fachwissen ist sehr gefragt, so ist sie u.a. als Beraterin für die britischen TV-Serien »Vera« und »Mord auf Shetland« tätig.

1

Tag eins

Ruth Lake sass, in ihre Arbeit vertieft, an ihrem Schreibtisch, als DCI Greg Carver unvermittelt in der Tür stand. In den vergangenen Monaten hatte er sichtlich an Gewicht verloren – die ersten acht Wochen war er freigestellt gewesen, weil man ihn als nicht genügend belastbar eingestuft hatte. Eine schwere Kopfverletzung sowie eine Schusswunde in der Brust hatten für eine Weile sogar Zweifel geschürt, ob er je wieder in den Dienst zurückkehren würde, doch hier war er. Und alles in allem schlug er sich tapfer.

»Was gibt’s?«, fragte Ruth.

Greg Carver runzelte die Stirn. »Ich bin mir nicht sicher.«

Ruth nickte ihm zu, sagte aber nichts. Als von ihm keine weitere Erklärung kam, sagte sie: »Soll ich dich nach Hause fahren?«

Carver war probeweise zurück auf seinem Posten, man befand ihn noch nicht für ausreichend fit, um einen Wagen zu steuern.

»Nein …« Seit seiner schweren Verwundung hatte er immer wieder diesen entrückten Blick, ein wenig verträumt und leicht unfokussiert, als wäre er ganz weit weg mit seinen Gedanken. Doch der äußere Eindruck kann bisweilen täuschen – Ruth Lake war eine der wenigen, die durchschaut hatten, dass Carvers Verstand in Wirklichkeit schärfer arbeitete denn je.

»Es hat also mit dem Fall zu tun?«, wollte sie ihm auf die Sprünge helfen, nachdem er wieder eine ganze Weile keinen Ton von sich gegeben hatte.

»Könnte man sagen, ja.«

Sie stützte ihr Kinn in die Hand. »Ach so, das wird also ein Ratespiel. Sag bitte, dass es wieder um eine von diesen Großstadtlegenden geht, die mag ich besonders gern.«

Carver hatte Ruth um Unterstützung in einem Vermisstenfall gebeten. Von den zwölf Männern, die im Verlauf des letzten halben Jahres in Liverpool als vermisst gemeldet wurden, waren vier zuletzt in der Gegend um die Bold Street und den Hauptbahnhof herum gesehen worden, ein Viertel, das den sonderbaren Ruf genoss, es gäbe dort Zeitlöcher – zumindest unter begeisterten Anhängern von Mysteryserien im Stil von The Twilight Zone. Ein ortsansässiger Sensationsjournalist hatte sogar ein Buch darüber geschrieben.

Carver überreichte ihr den Ausdruck einer E-Mail. Darin stand: »Der Fährmann ist kein Fake und keine Fiktion.«

»Aber ein urbaner Mythos«, sagte sie.

»Organisier uns doch bitte einen Wagen, ja?«, sagte er. »Aber nichts allzu Auffälliges.«

»In Ordnung.« Sie drehte das Blatt um. »Ich sehe hier keine Wegbeschreibung – wohin soll es denn gehen?«

Er reichte ihr eine zweite E-Mail. Darin stand: »Warten Sie auf weitere Anweisungen.«

Sie hob das Papier an die Nase und roch daran.

»Ich weiß«, sagte er. »Riecht nach einer faulen Sache. Aber sieh dir den Betreff an.«

Sie las: »Think Outside the Box – Weg vom Schubladendenken.« Das war der Titel einer Folge von Fakt oder Fake, einer Fernsehshow, die sich gerade erst mit den Vermisstenfällen befasst hatte.

»Mit F unterzeichnet«, stellte sie fest. »Das verleiht der Nachricht eine schön dramatische Note. Aber ganz offensichtlich will uns da jemand einen Bären aufbinden.« Sie reichte ihm beide Blätter zurück.

»Möglich. Hast du die Sendung gesehen?«

»Klar.« Am Ende eines langen Arbeitstages waren derartige Sendungen genau das Richtige für sie. Außerdem war Mick Tennent ein weithin bekannter Statistiker. Natürlich war sie neugierig gewesen, wie er den Fall sah.

»Und, was denkst du?«, wollte Carver wissen.

»Er hat sämtliche Spekulationen als blanken Unsinn entlarvt, das kommt uns sehr zugute«, sagte sie. »Sein Hauptargument war, dass Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen untertauchen, und die aktuelle Zahl der vermissten jungen Männer sei ungefähr das, was man in einer Stadt mit neunhunderttausend Einwohnern erwarten kann.«

»Ich meinte, wie fandst du ihn?«

»Er war sehr überzeugend. Sein Ton war vielleicht etwas zu überheblich, aber das ist eben typisch Tennent.«

Carver nickte, offenbar immer noch in Gedanken versunken, bis ihr bewusst wurde, dass er von dem Moderator in der Vergangenheit gesprochen hatte.

»Ist ihm was passiert?«

»Am Tag nach der Ausstrahlung dieser Episode hielt Tennent einen Vortrag in London«, sagte Carver. »Er rief seine Sekretärin an, um ihr mitzuteilen, er sei jetzt fertig. Das war um die Mittagszeit. Er informierte sie außerdem, dass er auf dem Rückweg noch jemanden treffen würde, für eine Sitzung am späten Nachmittag sei er wieder zurück. Seither hat man nichts mehr von ihm gehört oder gesehen.«

»Der Wagen steht in fünf Minuten bereit«, sagte Ruth.

Ruth Lake sah im Rückspiegel zu, wie ihr Vorgesetzter sich quer über den Parkplatz vor dem Präsidium dem Wagen näherte, in dem sie saß. Jetzt um sechs Uhr abends waren Greg Carvers Reserven erschöpft. Zwei Mal bekam sie mit, wie er mit den Fingern an der Karosserie eines geparkten Fahrzeugs entlangstrich, um sich ein klein wenig Halt zu verschaffen. Geduldig wartete sie ab, bis er sich auf den Beifahrersitz gesetzt und den Sicherheitsgurt angelegt hatte.

»Weißt du mittlerweile, wohin es geht?«, fragte sie.

»Stone Street. Kennst du den Weg? Ist nicht weit vom Stanley Dock.«

»Ich weiß ungefähr, in welcher Richtung das liegt.«

Es war die letzte Märzwoche, offiziell hatten sie also schon Frühling, doch es war bereits dunkel, und ein leichter Schneeregen schlug gegen die Windschutzscheibe, als sie sich in den zähen Strom der heimwärts fahrenden Pendler einfädelten. Die ersten anderthalb Kilometer am Fluss entlang boten einen spektakulären Anblick, wie aus einer Hochglanz-Reisebroschüre, alles erstrahlte in einer Lichtpalette aus Blau-, Orange- und Goldtönen. Doch kaum hatten sie die honiggelb beleuchteten Fassade der Liver Buildings hinter sich gelassen, verdüsterte sich das Bild, und mit einem Mal war der Blick aufs Wasser durch eine etwa viereinhalb Meter hohe Mauer verstellt. Wieder anderthalb Kilometer weiter warf Ruth einen verstohlenen Blick auf ihren Boss; er hatte die Augen geschlossen.

»Wir müssten jeden Moment da sein«, sagte sie.

Detective Chief Inspector Greg Carver schlug die Augen auf, sah auf sein Smartphone und erteilte Anweisung, in eine schmale, unbeleuchtete Straße abzubiegen, zu beiden Seiten gesäumt von baufälligen Industriebauten aus dem neunzehnten Jahrhundert. Ein riesiges Lagerhaus ragte am östlichen Ende empor. Nachdem sie eine viel befahrene Hauptverkehrsstraße überquert hatten, bogen sie schließlich in die Stone Street ab. Eine brandneue Gewerbeeinheit stand auf einem beachtlichen Grundstück an der Ecke, danach kamen nur noch verbarrikadierte Gebäude, dem äußeren Erscheinungsbild nach allesamt einsturzgefährdet. Langsam fuhren sie auf die Eisenbahnbrücke zu, vorbei an einem Autowrack. Jedes einzelne Fenster war zerbrochen, die Reifen geklaut, das Dach eingedrückt. Anscheinend hatte jemand einen Betonklotz von der Eisenbahnbrücke heruntergeworfen.

»Bist du dir sicher, was die Adresse angeht?«, fragte Ruth.

Carver runzelte die Stirn. »Ja.«

»Irgendein Hinweis darauf, wonach wir suchen?«

»In der Nachricht stand, wir sollen den Lichtern folgen.«

Ruth glaubte, einen zögernden Unterton zu hören. Carver wollte offenbar nicht zu viele Fakten vorab preisgeben, aber es war nicht zu übersehen, dass er mit nichts Gutem rechnete. Sie zog den Kopf ein und versuchte, an den Gebäuden emporzublicken, doch die Straße war zu schmal, um viel zu erkennen. Außerdem erschwerte der Schneeregen die Sicht. »Ich muss irgendwo parken«, sagte sie und war insgeheim froh, dass sie ein Fahrzeug aus der Zivilflotte genommen hatte, noch dazu ein Modell der unteren Klasse. Trotzdem fuhr sie weiter, bis sie unter dem Brückenbogen standen. Sie wollte kein Risiko eingehen.

Sie stiegen aus und gingen ungefähr zwanzig Meter zu Fuß weiter, die Mantelkrägen gegen den beißend kalten Nordostwind hochgeschlagen.

»Siehst du das?«, fragte Carver.

»Ich sehe es«, sagte Ruth.

Vor ihnen waren farbig pulsierende Lichter zu erkennen.

Der Weg führte sie zu einem dreistöckigen Gebäude aus den Sechzigerjahren. Es stand ein Stück von der Straße zurückgesetzt hinter einem Zaun aus Aluminiumplatten, war umgeben von einem Gerüst und eingehüllt in Plastikplanen. In dem Gerüst wechselte das Licht von Grün zu Blau zu Violett.

Auf der ersten Etage war eine Fläche von ungefähr drei mal vier Metern aus der Plane ausgeschnitten und gab den Blick frei auf eine mächtige hölzerne Packkiste. Sie war nach vorne hin offen. In ihrem Inneren befand sich die Quelle des Lichts, ein Strang aus farbigen LED-Lämpchen. Vom Deckel der Kiste hingen an dünnen Drähten drei große, glänzende Scheiben aus Plexiglas, die sich sachte im Wind drehten.

»Das Tor steht offen«, stellte Ruth fest.

Sie traten in den zum Gebäude gehörigen Hof und sahen nach oben.

In jede einzelne Scheibe war ein flacher, ovaler Gegenstand eingebettet, an den Rändern leicht gewellt, mit einer dreieckigen Aussparung in der Mitte, die in der Form an eine Katzenschnauze erinnerte.

»Herrgott, sind das …?«

»Querschnitte von Gehirnen – ich schätze mal von einem Menschen.«

»Sind die echt?«

»Das kann ich nicht sagen …« Lake blinzelte gegen das grelle Licht und den Schneeregen an. Die Proben in den Scheiben wirkten beunruhigend...

Erscheint lt. Verlag 16.11.2020
Reihe/Serie Carver & Lake
Carver & Lake
Übersetzer Bettina Spangler
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Cutting Room (Carver & Lake 2)
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Carver & Lake • Der Dornenmörder • eBooks • Ermittlerteam • Forensik • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Kunst • Liverpool • Serienmörder • Soziale Medien • Spannung • Tattoo • Tess Gerritsen • Thriller
ISBN-10 3-641-22751-8 / 3641227518
ISBN-13 978-3-641-22751-7 / 9783641227517
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,4 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Droemer eBook (Verlag)
9,99
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Droemer eBook (Verlag)
9,99