Das Bootshaus (eBook)

Thriller

(Autor)

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2020
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-24429-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Bootshaus - Rachel Abbott
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Ein Treffen alter Freunde, ein tragisches Unglück und Jahre später ein mörderisches Spiel, das all die lang gehegten Geheimnisse offenbaren soll ...
Anlässlich seiner Hochzeit lädt Lucas seine alten Freunde mit deren Partnern in sein luxuriöses Haus an der Küste Cornwalls ein. Doch dann ereignet sich eine schreckliche Tragödie: Lucas' Schwester Alex ertrinkt. Sergeant Stephanie King und Detective Inspector Angus Brodie werden gerufen, aber alles deutet auf Selbstmord hin.
Ein Jahr später lädt Lucas seine Freunde erneut ein, um seinen Hochzeitstag zu feiern. Doch ist das wirklich der Grund? Denn Lucas möchte ein Spiel spielen. Alle haben sie ihre Kostüme, ihre Rollen, und jeder muss mitspielen. Doch was will er von ihnen? Und was wird geschehen, wenn das Spiel vorbei ist? Und plötzlich stehen auch Stephanie King und Angus Brodie wieder vor der Tür, auf der Suche nach einer vermissten Frau ...

Rachel Abbott, geboren und aufgewachsen in Manchester, leitete viele Jahre als Systemanalytikerin ihre eigene kleine Softwarefirma. 2011 veröffentlichte sie ihren ersten Roman als Selfpublisherin und landete damit auf Anhieb einen Riesenerfolg. Seither führen ihre Romane regelmäßig die E-Book-Bestsellerlisten in Großbritannien und den USA an. Heute lebt Rachel Abbott abwechselnd in Italien und in ihrem Haus auf der Kanalinsel Alderney, wo sie auch ihre Romane schreibt.

1


Ein Jahr zuvor


Ich fahre an den Straßenrand, bis die Reifen im Gras stehen, und drehe mich zu Matt um.

»Okay, hör endlich auf zu zappeln. Die restliche Strecke darfst du fahren.«

Er sieht mich mit gespielter Überraschung an. »Hab ich gezappelt?«

Lachend drücke ich die Fahrertür auf und steige aus. Matt hasst es, wenn ich fahre. Er ist der Meinung, ich fahre zu schnell und trete zu hart auf die Bremse. Womöglich hat er sogar recht. Für mich ist Autofahren ein notwendiges Übel – wie Geschirrspülen oder Zahnpastakaufen –, aber nach Cornwall ist es nun mal eine ordentliche Strecke, und Matt hatte bereits zweieinhalb Stunden am Steuer gesessen, als ich übernommen habe.

Ich angele eine Wasserflasche und den weißen Umschlag vom Rücksitz, während Matt die Schnauze des Wagens umrundet und sich zu mir gesellt. Wir lehnen uns an ein Metallgatter und lassen den Blick über die Landschaft schweifen, hören den Kühen beim Grasen zu und teilen uns das Wasser.

»Aufgeregt?«, frage ich ihn.

»Ja, glaub schon.«

Typisch Matt – seine Antworten sind immer verhalten und wohlüberlegt.

Ich ziehe die feste weiße Karte aus dem Umschlag. Matt hat mir zuvor lediglich Datum und Ort des Geschehens genannt, aber ich habe mir bislang nicht die Mühe gemacht, die Einladung selbst anzusehen. Bis jetzt.

»In Polskirrin sind wir auch untergebracht, oder? Hat er ein Schlösschen gemietet oder so?«

Matt sieht in die Ferne. »Nein, er wohnt da.«

Ich habe vergessen, dass er mal erwähnt hat, dass Lucas ziemlich gut betucht ist. Ich habe die Freunde meines Mannes nie kennengelernt, und auch er hat sie seit Jahren nicht mehr gesehen, auch wenn er halbwegs regelmäßig mit Lucas Kontakt hat. Als wir vor zwei Jahren geheiratet haben, waren sie nicht eingeladen, aber da haben wir die Feier auch klein halten wollen, weil meine Mutter krank war, und seither war unser Leben angesichts zweier anstrengender Jobs und unseres Umzugs eher hektisch verlaufen.

»Wo hat Lucas Nina eigentlich kennengelernt? Weißt du das?«

»In Paris, glaube ich. Er war wegen Stiftungsangelegenheiten dort.«

»Stiftung?«

»Ja, die Jarrett-Stiftung.«

Ich wirbele zu Matt herum. »Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Er ist doch wohl nicht mit Blair Jarrett verwandt?«

Matt grinst mich an. »Er ist mit Blair verwandt – er ist sein Sohn.«

»Oh. Mein. Gott. Warum hast du das denn nie erzählt? Verdammt, Matt – der muss ja ein Vermögen besitzen!«

»Ich hab’s dir nicht nicht erzählt. Das Thema kam bloß nie zur Sprache. Du wusstest, dass ich einen Kumpel namens Lucas habe und als Teenager ziemlich oft bei ihm zu Hause rumgehangen habe. Wie sein Kontostand aussieht oder sein Stammbaum, hab ich nicht für wichtig gehalten.«

Wieder so ein Matt-Klassiker. Für ihn wäre es niemals relevant oder auch nur spannend gewesen zu wissen, dass Lucas der Sohn eines Mannes ist, der ein Vermögen mit irgendeinem frühen Suchmaschinen-Algorithmus oder so gemacht und dann mit den Einnahmen eine Wohltätigkeitsorganisation gegründet hatte.

»Erzähl mir noch mal, woher ihr euch kennt.«

Matt dreht sich zu mir um. »Das hab ich dir doch schon gesagt, als die Einladung kam. Sein Vater hat mit meinem Vater Golf gespielt.«

»Matt! Das ist keine Erklärung. Ich bin mir sicher, dein Vater hatte eine Menge Freunde mit Söhnen. Geht es vielleicht ein bisschen genauer?«

Er beugt sich zu mir vor und gibt mir einen so zarten Kuss, dass meine Lippen kitzeln. Aber so leicht lasse ich mich nicht ablenken. Matt war immer schon sparsam mit Informationen, doch diesmal kommt er mir nicht davon. Ich sehe ihn finster an.

Er kichert. »Okay, du hast gewonnen. Als wir beide vierzehn oder so waren, haben unsere Väter beschlossen, dass wir Golf spielen lernen sollten. Mein Vater wollte, dass ich zumindest eine Sportart beherrsche, und bei allen anderen war ich eine Niete, insofern war Golf so was wie die letzte Hoffnung. Lucas und ich sind dann quasi als Viererteam mit unseren Vätern drei Wochenenden lang auf dem Golfplatz gewesen. Und natürlich war ich der Loser. Dass ich ziemlich klein für mein Alter war, hat auch nicht gerade geholfen. Lucas war damals schon eins achtzig groß. Unter Garantie haben wir ein ziemlich lächerliches Bild abgegeben. Lucas konnte mir ansehen, wie sehr ich darunter gelitten habe, also hat er seinem Vater vorgeschlagen, dass wir, statt Golf zu spielen, an den Wochenenden besser bei ihm zu Hause herumhängen sollten. Sie hatten einen Pool, und wenn das Wetter schlecht war, haben wir stattdessen Snooker gespielt.«

»Ziemlich rücksichtsvoll für einen Teenager.« Ich lehne meinen Kopf an seine Schulter. Ich weiß, dass er keine wirklich unbeschwerte Jugend hatte – dass er in Sachen Sport nie an die Erwartungen seines Vaters heranreichte und immerzu fürchtete, nie über eins fünfzig groß zu werden, was am Ende natürlich doch der Fall war. Irgendwann.

»Das ist typisch Lucas. Er hat immer schon ein gutes Gespür für die Befindlichkeiten anderer Leute gehabt. Aber egal. Diesen ersten Frühling haben wir quasi zusammen verbracht. Dann stieß Nick zu uns und nach einer Weile Andrew. Ich bin mir sicher, die beiden sollen bei der Hochzeit ebenfalls irgendwelche Funktionen übernehmen.«

Matts Stimmlage hat sich leicht verändert.

»Klingt so, als wärst du nicht wahnsinnig froh gewesen, als aus eurem Zweier- ein Viererteam wurde.«

Er seufzt. »Nein, das ist es nicht. Sie sind schon in Ordnung. Sind beide echt gute Typen, und ich bin mir sicher, dass du dich mit ihnen verstehst. Um ehrlich zu sein, hatte ich ein bisschen Mühe, mit ihnen mitzuhalten. Sie waren schon damals beide fast so groß wie Lucas. Da hab ich mich manchmal wohl wie der Schwächste im Wurf gefühlt.«

Ich schlinge die Arme um seinen Hals und ziehe ihn an mich. »Bist du aber nicht mehr, Mister Renommierter Schönheitschirurg.«

Ich lege den Kopf in den Nacken, sehe zu ihm hoch und studiere seine so gut wie perfekten Gesichtszüge. Er sieht aus, als hätte er sich selbst mit dem Skalpell geformt: schnurgerade Nase, schöner Mund und absolut symmetrische Augen. Manchmal frage ich mich, warum er sich für mich entschieden hat – mit meiner leicht zu breiten Oberlippe und den zu hoch ansetzenden Augenbrauen, mit denen ich in einem fort verwundert aussehe. Aber er schwört, dass er an mir nichts verändern würde.

»Warum trefft ihr euch eigentlich nicht mehr?«

»Du weißt doch, wie es ist – wir sind alle ziemlich eingespannt, außerdem wohnen wir ja auch nicht gerade nah beieinander. Ich schreibe und rufe Lucas hin und wieder an, und wir sehen uns, wenn er in London ist, aber hauptsächlich wohnt er hier draußen oder ist irgendwo auf der Welt in Stiftungssachen unterwegs. Als sein Vater gestorben ist, hat er die Zügel in die Hand genommen. Andrew segelt rund um die Welt, wann immer er die Möglichkeit hat, und auch wenn Nick als Banker in London arbeitet, wohnt er immer noch in Saint Albans.« Er drückt mich noch einmal kurz an sich. »Komm, wir fahren weiter. Es ist nur noch eine halbe Stunde, und hier draußen ist es verdammt noch mal zu warm.«

Da hat er recht. Für England ist das Wetter gerade phänomenal. Es fühlt sich an, als wären wir in Süditalien.

Wir steigen wieder ein, Matt auf seinen Lieblingsplatz am Steuer. Mich befällt leichte Panik, dass mein Hochzeitsoutfit nicht schick genug sein könnte, aber das behalte ich lieber für mich. Mir war nicht klar, in was für einer feinen Gesellschaft wir feiern würden.

»Erzähl mir mehr, Matt: Was muss ich über diese Jungs wissen, bevor wir dort ankommen? Woher kennt Lucas sie überhaupt?«

Er schüttelt in gespielter Verzweiflung den Kopf. »Jem, das kannst du sie doch gleich selbst fragen. Das Einzige, was ich dazu noch sagen will, ist, dass Geld niemanden zu etwas Besserem macht – das sollte nicht dein Bild von ihnen bestimmen. Geld ist wirklich das Unwichtigste an ihnen.«

Ich nicke bedächtig. Natürlich hat er recht. Aber was immer er gerade sagt – die leichte Nervosität, die in mir gekeimt hat, seit wir unserem Ziel näher kommen, hat jetzt in meinem Hals Wurzeln geschlagen.

Die letzten zehn Minuten der Fahrt schweigen wir beide. Matt beugt sich übertrieben über das Lenkrad – wie ein Kind, das gleich zum ersten Mal das Meer vor sich sieht. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Straße verhältnismäßig schmal und zu beiden Seiten von Hecken gesäumt ist, sodass man nicht sehen kann, was einen hinter der nächsten Kurve erwartet.

Hin und wieder dreht er sich zu mir um und lächelt mich aufmunternd an, als könnte er meine Gedanken lesen. Kaum habe ich es geschafft, mir erfolgreich einzureden, dass ich mich gerade albern verhalte – dass es überhaupt keine Rolle spielt, ob ich die richtigen Klamotten dabeihabe oder nicht, denn um mich geht es hier schließlich nicht –, biegen wir um eine Kurve.

»Oh mein Gott!«, flüstere ich.

Wir haben den höchsten Punkt der Steilküste erreicht. Von hier an führt der Weg in Richtung Meer, und vor uns liegt ein Küsten-Postkartenidyll. Auf den Klippen über den brechenden Wellen ragt unser Ziel auf. Polskirrin. Lucas Jarretts Zuhause.

Sogar Matt verschlägt es die Sprache. Er fährt zwar weiter, aber jetzt im Schritttempo. Dann räuspert er sich. »Ganz nett, oder?«

Er versucht, lässig zu klingen, und ich muss lachen. Polskirrin ist...

Erscheint lt. Verlag 19.10.2020
Reihe/Serie Stephanie King
Stephanie King
Übersetzer Leena Flegler
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Murder Game (Stephanie King 2)
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte b.a. paris • Cornwall • Deborah Crombie • eBooks • Geheimnis aus der Vergangenheit • J.P. Delaney • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Küste • mörderisches Spiel • Psychothriller • Stephanie King • Thriller • Tote im Meer • Treffen alter Freunde
ISBN-10 3-641-24429-3 / 3641244293
ISBN-13 978-3-641-24429-3 / 9783641244293
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