Friesentango. Ostfrieslandkrimi -  Sina Jorritsma

Friesentango. Ostfrieslandkrimi (eBook)

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2020 | 1. Auflage
220 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-172-5 (ISBN)
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Es war Dianas letzter Tanz. Während eines Tangoabends auf der ostfriesischen Insel Borkum bricht die junge Tänzerin leblos zusammen. Inselkommissarin Mona Sander kann nur noch den Tod durch Blausäure-Vergiftung feststellen. Der Tangomord gibt Rätsel auf. Hat der ältere Herr, der Diana und ihren Freund Hilko an diesem Abend bedrohte, das Gift in das Getränk gemischt? Oder ist der dubiose Organisator der Tangoveranstaltung in den Mord verwickelt? War das Opfer selbst in eine Serie an Erpressungen verstrickt und hat sich mit den falschen Leuten angelegt? Der Druck auf die Ermittler wächst, als einer der Verdächtigen tot in seinem Hotelzimmer aufgefunden wird...

Kapitel 1


 

»Aua!«

Kommissarin Mona Sander von der Borkumer Polizei stieß empört einen Schmerzenslaut aus. Ihr Freund war nämlich gerade auf ihren rechten Fuß getreten. Und das nicht zum ersten Mal an diesem schönen Sommerabend im Juli.

»Tut mir leid, Mona«, murmelte Jan Lummer. Er klang zerknirscht. »Tangotanzen ist eben einfach nicht mein Ding.«

»Die faulen Ausreden kannst du dir sparen. Wir sind jetzt hier, und wir bleiben bis zum bitteren Ende auf der Tanzfläche.«

Mit diesen Worten schmiegte Mona sich näher an ihren Freund. Gemeinsam mit rund zwei Dutzend anderen Paaren drehten die beiden sich zu den melancholischen Bandoneon-Klängen eines echten argentinischen Tango-Ensembles. Die Kommissarin hatte nicht vor, sich von Jans Ungeschicklichkeit den Abend verderben zu lassen.

Die rein weibliche Combo Buenos Aires Chicas spielte in der Musikkuppel auf, dem Wahrzeichen der Borkumer Promenade oberhalb des Hauptstrandes. Der Freiluft-Tanzabend hatte zahlreiche Tänzerinnen und Tänzer sowie noch mehr Schaulustige angelockt, die mit ihren Smartphones fleißig filmten.

Mona trug ein knielanges leichtes Sommerkleid, und in ihren hochhackigen Lackschuhen kam sie sich richtig groß vor. Im Dienst und in ihrer Freizeit bevorzugte sie ansonsten Boots oder Turnschuhe, und ihre Kleidung bestand meist aus Jeans und T-Shirts oder Rollkragenpullovern. Auch Jan hatte sich auf Monas Drängen hin eleganter gekleidet als sonst. Sie fand zwar, dass er in seiner schwarzen Anzughose und dem zu engen weißen Hemd wie ein Kellner aussah. Doch da der Gastronom ansonsten am liebsten in Heavy-Metal-T-Shirts herumlief, war das für ihn schon eine gewaltige Veränderung.

»So schlecht tanzt du gar nicht«, lobte Mona ihren Freund. »Du musst dich nur auf die Musik einlassen.«

Jan schnitt ein Gesicht, als ob er eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt vor sich hätte. Er und Mona hatten erst vor Kurzem einen Crashkurs gemacht, um die Grundzüge des argentinischen Tangos zu erlernen. Dieses Freiluftkonzert war für die beiden die erste Gelegen­heit, ihre neuen Kenntnisse anzuwenden. Mona musste zugeben, dass einige von den anderen Frauen sich mit unbeschreiblicher Eleganz scheinbar mühelos zur Musik bewegten. Besonders eine große Brünette mit Modelfigur tat sich ganz besonders hervor. Die Kommissarin beobachtete, wie sie mit ihrem attraktiven Partner in den Melodien förmlich aufzugehen schien.

Plötzlich bahnte sich ein unauffälliger älterer Mann mit grauen Haaren seinen Weg zwischen den tanzenden Paaren hindurch. Er blieb unmittelbar neben der Brünetten stehen und raunte ihr etwas zu. Wegen der Musik konnte Mona seine Worte nicht verstehen.

Doch das schöne Gesicht der Tänzerin nahm schlagartig einen entsetzten Ausdruck an. Sie stieß den Graukopf zurück, ließ ihren Tanzpartner stehen und rannte weinend davon. Der Schönling wollte ihr scheinbar nacheilen, doch der Ältere richtete seinen Zeigefinger wie eine Waffe auf ihn. Die Kommissarin konnte den Grauhaarigen nur schräg von hinten sehen. Er schien dem Tänzer jedenfalls offen gedroht zu haben, denn dieser sah plötzlich sehr verängstigt aus und trollte sich wie ein Hund, der Prügel bezogen hat.

Monas berufliches Interesse war geweckt. Die Kriminalistin konnte nicht aus ihrer Haut, auch wenn der Tangoabend nur ihrem Privatvergnügen dienen sollte. Plötzlich war das Lied zu Ende. Die Paare verharrten auf der Tanzfläche und applaudierten der Band.

»Jan, könntest du mir bitte einen Fruchtpunsch holen? Ich bin gleich wieder da.«

Mit diesen Worten lief Mona der Brünetten nach. Sie wollte einfach erfahren, ob die Frau womöglich Hilfe brauchte. Doch wohin war sie verschwunden?

Die Tanzfläche links neben der Musikkuppel wurde von Girlanden beleuchtet, die aus bunten Glühbirnen bestanden. Es gab auch eine mobile Bar, an der man Fruchtpunsch und andere alkoholfreie Getränke bekommen konnte. An einigen Stehtischen erfrischten sich die Tanzpaare, die sich eine Pause gönnen wollten. Die Kommissarin hatte die Brünette kurzzeitig aus den Augen verloren. Doch nun erblickte sie wieder das leuchtend grüne Kleid der Frau. Die Tänzerin eilte eine der steilen Metalltreppen hinunter, die zum Strand führten. Mona schlug denselben Weg ein, wobei sie ihre Lackpumps auszog und in die Hand nahm.

Der Sand unter ihren nackten Fußsohlen fühlte sich angenehm kühl an. Von der Nordsee her wehte eine sanfte Brise. Hier unten am Strand war es ziemlich dunkel. Die Lichter der Promenade spendeten nur im hinteren Bereich etwas Helligkeit. Doch je näher Mona an die Wasserlinie kam, desto schlechter wurde die Sicht. Sie hatte beruflich schon oft bei Nacht den Strand abgesucht, daher war ihr die Umgebung vertraut. Die Kommissarin wartete, bis sich ihre Augen an die mangelnde Helligkeit gewöhnt hatten. Lauschend bewegte sie sich vorwärts, bis sie ein leises Schluchzen hörte.

Mona wandte sich nach rechts, denn aus dieser Richtung kam das Geräusch. Wenig später sah sie eine Gestalt neben einem Strandkorb im Sand kauern. Der Wind wehte den Duft eines teuren Parfüms zu der Kommissarin hin. Nach dieser Marke hatte die Brünette schon zuvor gerochen, als das Paar Mona und Jan auf der Tanzfläche nahe gekommen war. Die Kriminalistin hatte einen ausgeprägten Geruchssinn.

»Hallo?«, sagte Mona. »Geht es Ihnen gut? Ist alles in Ordnung?«

Es kam zunächst keine Antwort. Es war so finster, dass die Ermittlerin nicht das Gesicht ihres Gegenübers sehen konnte. Immerhin erkannte sie, dass die Gestalt den Kopf hob.

»Ja, ich … es geht schon.«

Die Stimme klang brüchig. Es war eindeutig, dass die Frau geweint haben musste. Mona blieb hartnäckig.

»Ich habe Sie auf der Tanzfläche beobachtet. Für mich sah es so aus, als ob Sie förmlich geflohen wären.«

»Wer sind Sie überhaupt?«, lautete die patzige Antwort. »Warum mischen Sie sich in meine Angelegenheiten?«

»Das ist womöglich so eine Art Berufskrankheit«, scherzte die Kommissarin. »Mein Name ist Mona Sander, und ich arbeite hier auf Borkum bei der Polizei.«

Es dauerte einen Moment, bis eine Reaktion kam.

»Ach, so ist das. Sie müssen sich um mich keine Sorgen machen, Frau Sander. Ich wurde durch eine Privatsache etwas durcheinander­gebracht. Jedenfalls muss die Polizei sich nicht dafür interessieren.«

Die Erwiderung der Tänzerin hörte sich ängstlich an. Oder bildete die Ermittlerin sich das nur ein?

»Dann können wir ja gemeinsam zum Tanzabend zurückkehren, wenn Sie mögen. Mein Freund wird sich gewiss schon fragen, wo ich abgeblieben bin.«

Mona machte diesen Vorschlag, weil sie die andere Frau nicht allein lassen wollte. Ihr beruflicher Instinkt sagte der Kommissarin, dass hier etwas nicht stimmte.

»Ja, das sollten wir tun.«

Besonders überzeugt klang die Fremde nicht, als sie diesen Satz von sich gab. Sie erhob sich vom Boden und klopfte den Sand von ihrem Kleid. Da Mona ihre Schuhe ausgezogen hatte, wurde sie von der anderen überragt. Die Kommissarin schätzte, dass die Tänzerin fast eins achtzig groß war.

»Ich habe mich ja schon vorgestellt«, sagte Mona im Plauderton, während die beiden Seite an Seite zur Promenade zurückgingen. »Und Sie sind …?«

»Mein Name ist Diana Keppler.«

»Sie tanzen ganz hervorragend. Wie lange dauert es, bis man so perfekt wird?«

»Tango ist meine große Leidenschaft. Hilko und ich fahren fast jedes Wochenende zu einer anderen Milonga

Seit Mona ihr neues Hobby für sich entdeckt hatte, wusste sie, dass Tango-Tanzveranstaltungen auch Milongas genannt wurden. Also war Hilko Dianas Tanzpartner? Viel mehr interessierte die Kommissarin sich für den Namen des Grauhaarigen, wegen dem die Frau den Tanz so abrupt unterbrochen hatte. Doch Mona wollte nicht mit der Holzhammermethode vorgehen. Sie versuchte, zunächst das Vertrauen der Tänzerin zu gewinnen. Dann würde sie vielleicht auch mehr erfahren können.

»Hilko ist ja ein richtiger friesischer Name«, meinte die Kommis­sarin im Plauderton.

Auch die Tänzerin versuchte bei ihrer Erwiderung, sich unbeschwert zu geben.

»Ja, wer Hilko Ligensa heißt, kann nur aus dieser Gegend kommen.«

Die Ermittlerin dachte kurz darüber nach, ob sie den Namen schon einmal gehört hatte. Doch sie kam zu keinem Ergebnis.

Nachdem Mona und Diana wieder in die Helligkeit der bunten Lichterketten getreten waren, brachte die Brünette mit routinierten Bewegungen ihr Make-up in Ordnung. Jan wartete an einem der Stehtische, er hatte zwei Becher mit Fruchtpunsch vor sich. Monas Freund warf ihr einen verwirrten Blick zu. Die Kommissarin lotste Diana zu ihm hin und stellte ihn vor.

»Sind Sie auch bei der Polizei?«

Jan beantwortete die Frage der Tänzerin mit einem Grinsen und einem Kopfschütteln.

»Nee, das fehlte noch. Mir gehört die Nordsee Kajüte, unten am Fährhafen. Wenn Sie mal ein Bier in einer echten...

Erscheint lt. Verlag 17.4.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-96586-172-7 / 3965861727
ISBN-13 978-3-96586-172-5 / 9783965861725
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