Requiem für eine Sängerin (eBook)

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2020 | 1. Auflage
446 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-2535-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Requiem für eine Sängerin - Elizabeth Corley
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Deborah Fearnside ist verschwunden. Dass ihr etwas zugestoßen sein könnte, vermutet nicht nur ihr Ehemann, sondern auch Chief Inspector Andrew Fenwick. Sein Verdacht steigt, als auch noch die Lehrerin Kate Johnstone brutal ermordet und die zweifache Mutter Leslie Smith bei einem Autounfall mit Fahrerflucht lebensgefährlich verletzt wird. Denn Deborah, Kate und Leslie waren einst Klassenkameradinnen und gehörten in ihrer Schulzeit zu einer berühmt-berüchtigten Mädchen-Clique. Eine von ihnen, die Sängerin Carol, starb bereits mit 17 Jahren unter mysteriösen Umständen. Jetzt ist von den Schulfreundinnen nur noch Octavia Anderson übrig, inzwischen eine berühmte Sopranistin.

Fenwick ist sich sicher: Sie weiß, wer der gnadenlose Killer ist und warum er sich ausgerechnet Octavia für das Finale seiner Mordserie aufgehoben hat. Doch so sehr Fenwick auch nachfragt, Octavia verrät nichts. Aber welches Geheimnis ist so grausam, dass man selbst Jahrzehnte später nicht darüber sprechen kann? .



Elizabeth Corley wuchs in West Sussex, England, auf. Sie lebt in London und München und leitet das Europageschäft eines internationalen Finanzdienstleistungs-Unternehmens. Ihre Inspector-Fenwick-Thriller sind Kultbestseller.

1


«Gott sei Dank!»

Deborah Fearnside machte die Tür zu, lehnte sich erleichtert dagegen und schloss die perfekt geschminkten Lider über ihren blauen Augen. Es war Montag, und die Kinder waren endlich aus dem Haus; die stets zuvorkommende Mavis Dean hatte sie mitgenommen. Nun musste sie sich nur noch selbst fertig machen.

Sie schlug die Augen auf und sah nervös auf die Uhr. Jetzt, so kurz davor, hatte sie Schmetterlinge im Bauch. Auf gar keinen Fall wollte sie in letzter Minute alles vermasseln. Im Grunde war sie bereit, und das schon seit Viertel vor sieben. Sie musste nur noch ihren Mantel und die Schlüssel holen, abschließen und gehen. Ihre angeborene gute Laune kehrte zurück, während sie durch das Haus eilte.

Deborah Fearnside hatte Montage schon immer gemocht. Sie wusste, das unterschied sie von nahezu allen anderen Menschen, aber ihr gefiel der Gedanke, dass sie wenigstens in einer Hinsicht anders war. Montags ging Derek wieder ins Büro, pünktlich um 6.55 Uhr rollte er mit seinem neuen silbermetallic lackierten Audi aus der Einfahrt, damit er den Zug um 7.12 Uhr nach Victoria Station erwischte. Und die Kinder gingen Viertel vor acht zum Kindergarten. Noreen, die Putzfrau, kam um 8.15 Uhr, um das Frühstücksgeschirr abzuräumen und die Trümmer des Wochenendes zu beseitigen.

Dieser Frühlingsmorgen aber war etwas Besonderes. Deborah würde nach London fahren und Verträge unterzeichnen, die ihr – was bringen würden? Aufregung, Herausforderung, Ruhm? Einerlei, auf jeden Fall etwas Neues. Sie sehnte sich verzweifelt nach etwas Neuem.

Vier Wochen zuvor hatten sie und ein paar Freundinnen auf eine viertelseitige Anzeige in der Lokalzeitung geantwortet, in der junge Mütter mit Interesse an einem Nebenjob als reife Models für einen neuen Katalog gesucht wurden. Der Anzeige zufolge richtete sich der Katalog an Familien, die bevorzugt «bequem und einfach hochwertige Kleider für ihren erfüllten, aktiven Lebensstil» kauften. Darüber hinaus hätten Analysen gezeigt, dass «der Rücklauf unserer Zielgruppe deutlich besser ist (in manchen Fällen bis zu dreimal so hoch), wenn die Kleidungsstücke von echten Müttern und ihren Kindern vorgeführt werden».

Die Ansprüche an die Models waren hoch, der Auswahlprozess in vier Stufen unterteilt. Zudem gab es enge Grenzen, was die Größe und das Gewicht der Mütter sowie das Alter der Kinder betraf. Das Honorar für erfolgreiche Models war laut Anzeige «ausgezeichnet».

Zunächst waren Deborah und ihre Freundinnen skeptisch gewesen. Mindestens sechs von ihnen entsprachen den Größen- und Gewichtsvorgaben und hatten Kinder in der richtigen Altersgruppe. Drei unter ihnen waren Deborahs Auffassung nach ziemlich attraktiv; sie kam nicht umhin, sich im Stillen zu sagen, dass sie selbst wahrscheinlich die Attraktivste war. Sie hatte immer noch das naturgelockte goldblonde Haar und die hellblauen Augen, die die Jungs in der Schule verrückt gemacht hatten, und trotz der beiden Kinder war sie schlank und gut gebaut. Mit dreiunddreißig waren ein paar Schwangerschaftsstreifen und beginnende Cellulitis wohl unvermeidbar, aber in der Anzeige hatte ausdrücklich gestanden, dass es ausschließlich um Oberbekleidung gehe, für Bademoden und Unterwäsche würden professionelle Models engagiert. Trotz allem war ihnen die Sache riskant vorgekommen, womöglich machten sie sich alle zum Narren – und so waren die Freundinnen übereingekommen, dass das nichts für sie sei.

Dann war zweierlei geschehen, das Deborah veranlasste, mit dem 8.12-Uhr-Zug nach London zu fahren und ihren Termin wahrzunehmen.

Erst Derek. Sie konnte akzeptieren, dass er nicht eben offensiv männlich war, so war er nun einmal erzogen, aber sie hatte wenigstens mit einer gewissen Reaktion gerechnet, als sie am Samstag nach Erscheinen der Anzeige in ihrer Neuerwerbung von der «Naughty Nighty»-Party, die sie Anfang der Woche besucht hatte, aus dem ans Schlafzimmer angrenzenden Badezimmer stolziert kam. Den gewagten Zweiteiler aus türkisfarbenem Chiffon hatte sie unter zahlreichen Witzeleien und neidischen Bemerkungen ihrer Freundinnen ausgesucht. Das hauchzarte Etwas war fast bis zum Nabel ausgeschnitten, und elfenbeinfarbene Spitzenborten zierten Armöffnungen und Saum. Dazu gehörte ein passendes Höschen. Das Ensemble ließ ihre immer noch festen Brüste zur Geltung kommen und kaschierte die Pölsterchen an den Hüften, die sie trotz zweimal Gymnastik pro Woche einfach nicht wegbekam.

Als sie also nach dem Duschen rosig und warm das halbdunkle Schlafzimmer betrat, an den richtigen Stellen von einem Hauch von Dereks Lieblingsparfüm umweht, lauerte sie auf eine Reaktion. Doch ihr Mann schaute nur kurz von seiner Lektüre – The Economist – auf und bat sie, das Licht im Bad auszumachen. Sie hatte es, in der Hoffnung, eine verführerische Silhouette darzubieten, absichtlich angelassen. Deborah ließ sich nicht beirren, glitt auf das Bett und zog ihm die Zeitschrift weg. Doch er riss ihr das Heft aus der Hand, drehte sich um, schüttelte das Kissen auf und schlüpfte energisch unter die Decke, bevor er mit einem frostigen «Um Himmels willen!» das Nachttischlämpchen ausknipste.

Der Streit, den das nach sich zog, war einer ihrer schlimmsten gewesen. Am Ende saß Deborah um zwei Uhr morgens in einen Frotteemorgenmantel eingemummt in der Küche, trank Tee und schwor sich, sie würde Derek beweisen, dass sie noch eine attraktive Frau war. Erst später, als sie die Zeitungen vom Freitag wegräumte, fiel ihr Blick wieder auf die Annonce. Impulsiv riss sie sie heraus und legte sie beiseite.

Selbst danach wäre jedoch fraglich gewesen, ob Deborah etwas unternommen hätte, hätten es sich nicht Jean und Leslie, zwei ihrer engsten Freundinnen, über das Wochenende anders überlegt und beschlossen, doch auf die Anzeige zu antworten. Brian, Leslies Mann, war das wachsende Interesse seiner Frau an der Anzeige nicht entgangen, und so hatte er die angegebene Nummer angerufen. Er hatte bei einer ausgesprochen wortgewandten und höflichen Sekretärin eine Nachricht hinterlassen und war binnen einer Stunde vom Manager des neuen Unternehmens zurückgerufen worden. Der Mann hatte, sehr professionell, alle Fragen beantworten können. Zwei Tage später war den Smiths eine Hochglanzbroschüre über die Agentur nebst einer Bilanz der Muttergesellschaft ins Haus geflattert. Brian, von Beruf Buchhalter, hatte bei der Handelskammer Erkundigungen über die Mutterfirma eingezogen. Die existierte tatsächlich, und es gab auch eine Tochtergesellschaft für den Großhandel mit Modeartikeln. Beruhigt, aber dennoch entschlossen, ganz sicherzugehen, rief Brian einen Freund in der Branche an, der ihm bestätigte, dass die Mutterfirma in der Tat vorhatte, auf dem Versandhandelsmarkt zu expandieren.

Der Zuspruch ihres Mannes beschwichtigte Leslies Zweifel, und sie ermutigte ihre Freundinnen, sich zu bewerben. Brian bot sich sogar an, sie zu den Vorstellungsterminen zu begleiten, sollte es so weit kommen. Das gab für Deborah den Ausschlag, und am Ende beschlossen sechs Mütter der Kindergartengruppe, sich gemeinsam zu bewerben. In der Anzeige hieß es, Interessentinnen sollten Namen, Anschrift, Telefonnummer, Größe und Gewicht angeben, Angaben zu Alter und Geschlecht der Kinder machen und einige Fotos von der Familie und von sich beilegen (die zurückgeschickt würden, sofern ein frankierter Umschlag beigelegt sei).

Von den sechs Freundinnen wurden innerhalb einer Woche vier zu Vorstellungsterminen nach London gebeten. Aufgeregt begaben sie sich zum Hotel Carlton in der Nähe des Trafalgar Square (vier Sterne, wie Deborah Derek stolz wissen ließ). Letztendlich war Leslies Mann doch nicht mitgekommen; vier Frauen zusammen könnten sich hinreichend sicher fühlen.

Die Gespräche führte eine atemberaubend attraktive und elegant gekleidete Dame Anfang dreißig in einem Konferenzraum. Sie gab die nervösen Antworten der Frauen in einen Laptop ein, auf dem, wie sie erläuterte, bereits die Informationen aus ihren Bewerbungen gespeichert waren. Die Fragen zielten auf den Werdegang der Frauen; frühere Erfahrungen beim Modeln oder Schauspielern (Deborah erinnerte sich an einen Auftritt am College, als sie neunzehn war, und etwas Schauspielunterricht); die Kinder – ob es ihnen Spaß machen würde, Kleidungsstücke vorzuführen; und zuletzt, beinahe entschuldigend, die Ehemänner – was die von einem möglichen Engagement halten würden.

Nach zwei Stunden waren alle vier ausführlich befragt und darüber informiert worden, dass sie binnen einer Woche Nachricht erhalten würden. Sie bekamen eine Broschüre mit Einzelheiten über die Agentur und den Katalog. Als die Freundinnen aus dem Fahrstuhl traten und durch die marmorverkleidete Halle gingen, sahen sie zu ihrer Bestürzung zwei äußerst attraktive Frauen an der Rezeption nach dem Konferenzraum der Agentur fragen. Insgeheim war Deborah der Ansicht, dass sie sich bei solcher Konkurrenz glücklich schätzen konnten, wenn sie auch nur die nächste Hürde schafften.

Innerhalb von drei Tagen erhielten Leslie und Deborah telefonisch die Mitteilung, dass sie Erfolg gehabt hatten. Sie wurden für die darauf folgende Woche zu ersten Probeaufnahmen bestellt. Die Termine lagen so, dass sie zusammen fahren konnten. Darüber hinaus wurden sie gebeten, in einem Fotoatelier der Gegend, wo bereits entsprechende Arrangements getroffen worden waren, auf Kosten der Agentur Aufnahmen von ihren...

Erscheint lt. Verlag 2.6.2020
Reihe/Serie Inspector Fenwick ermittelt
Inspector Fenwick ermittelt
Übersetzer Joachim Körber
Sprache deutsch
Original-Titel Requiem Mass
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Angst • Catherine Sheperd • Charlotte Link • Detektiv • Entführung • Fenwick • Geheimnis • Joy Fielding • Karen Rose • Komissar Fenwick • Komissar Wang • Mary Burton • Mary Higgings Clark • Mord • Opfer • Polizeiarbeit • Tod • tote Mutter • verschollen • verschwunden
ISBN-10 3-8412-2535-7 / 3841225357
ISBN-13 978-3-8412-2535-1 / 9783841225351
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