Nachruf auf eine Rose (eBook)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
432 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-1903-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Nachruf auf eine Rose -  Elizabeth Corley
Systemvoraussetzungen
8,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Hat sich der einflussreiche Firmenboss Alan Wainwright wirklich selbst umgebracht? Sein Sohn Graham zweifelt daran, nachdem er plötzlich nur noch die Hälfte des Vermögens erben soll. Er wendet sich an die Polizei und wieder einmal steht Inspektor Fenwick vor einer großen Herausforderung. Die neue Haupterbin Sally Wainwrigth benimmt sich äußerst merkwürdig - aber das alleine beweist noch nicht ihre Schuld.

Fenwick ermittelt - und stößt auf unvorstellbare Abgründe ...



Elizabeth Corley wuchs in West Sussex, England, auf. Sie lebt in London und München und leitet das Europageschäft eines internationalen Finanzdienstleistungs-Unternehmens. Ihre Inspector-Fenwick-Thriller sind Kultbestseller.

 

 

 

PROLOG

 

 

Ich habe eine Verabredung mit dem Tod.

Alan Seeger

Die Nacht war frostklar, viel zu kalt, als dass es hätte schneien können. Ein scharfer Ostwind ging, der ihm unter den Kragen kroch und ihm Tränen in die Augen trieb. Ein für diese Jahreszeit untypischer Kälteeinbruch hatte die Zweige mit Raureif überzogen und die ersten Blatt-Triebe erfrieren lassen. Hoch oben am Nachthimmel leuchteten die Sterne beinahe zögerlich und furchtsam, unendlich weit entfernt. Der Weg war von einem Wellenmuster aus hart gefrorenem Schlamm bedeckt. Pfützen, die noch von Schneefällen der vergangenen Woche herrührten, waren mit einer dicken, schwarzen Eisschicht bedeckt, die jedoch nicht stark genug war, um das Gewicht eines kräftigen Mannes zu tragen.

Die massige Gestalt stolperte den sternenbeschienenen Pfad entlang, verlor das Gleichgewicht und landete dumpf und schwer in einer großen Wasserlache.

«Verdammte Scheiße!» Wie ein Peitschenhieb zerschnitt seine Stimme die nächtliche Stille.

Das Eis unter ihm zerbarst, und er sank mit dem Hinterteil schmählich in eiskaltes Wasser. Schlammiges Nass drang durch seinen teuren Trenchcoat bis auf die Haut.

«Was für ein bescheuerter Treffpunkt», schimpfte er halblaut vor sich hin, während er mühsam versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Seine Bewegungen waren schwerfällig und unkoordiniert und verrieten einen Mann in mittleren Jahren, der seine Tage größtenteils am Schreibtisch sitzend verbrachte und schon lange nichts mehr für seine körperliche Fitness getan hatte.

Zielstrebig machte er sich wieder auf und trottete weiter. Er fror nun, trotz seines schweren Mantels und des Jagdanzugs. Der Wind jagte Wolkenfetzen über den Himmel, so dass der Mond ihm den Weg leuchten konnte, als er tiefer in den Foxtail Wood eintauchte. Es war fast zwei Uhr morgens, und keine lebende Seele schien sich in dieser unwirtlichen Nacht zu regen.

Da erblickte er plötzlich das unstete Licht einer Taschenlampe und eilte weiter, erleichtert, endlich am Ziel zu sein. Eine freundliche Stimme rief ihn.

«Hier drüben, Alan! Achtung, da ist ein Baumstumpf – autsch, das hat bestimmt wehgetan. Alles in Ordnung mit dir?»

Alan rieb sich das Schienbein und stieß noch wüstere Verwünschungen aus, als er endlich die kleine Lichtung erreichte, wo das Licht der Taschenlampe leuchtete.

«Auf die Minute pünktlich wie immer.» Die Stimme klang beschwichtigend, aber Alan war zu schlecht gelaunt, um sich so leicht besänftigen zu lassen.

«Eine selten blöde Uhrzeit, das kann ich dir sagen!»

«Ich weiß, aber es gibt einen guten Grund. Ich sagte dir bereits am Telefon, dass wir sehr vorsichtig sein müssen.»

«Aber warum? Was ist denn passiert? Als wir uns das letzte Mal getroffen haben, war doch alles bestens.»

«Jetzt beruhige dich und trink erst mal einen Schluck – das wird dich aufwärmen.»

Alan nahm die Thermosflasche und schenkte sich einen ordentlichen Schluck von dem, was immer sie enthalten mochte, ein. Anerkennend sog er den Duft der dampfenden Flüssigkeit ein, und seine Nase erkannte stark gewürzten Glühwein. Er leerte den halben Becher in einem Zug. Einen verdammt guten Bordeaux hatten sie da genommen, eigentlich ein Jammer, so einen Wein derart zu verpanschen, aber er würde sich gewiss nicht beklagen. Neben dem reichen, fruchtigen Aroma schmeckte er Brandy, Gewürznelken, Zimt, Zitrone und noch etwas anderes … was konnte das sein? Während er den Becher vollends leerte, ließ ihn ein bitterer Nachgeschmack erschauern.

«Ist dir immer noch kalt? Komm, nimm noch einen Schluck.»

Er ergriff den Becher und trank, ohne nachzudenken. Wenigstens war ihm jetzt wärmer, und er fühlte sich etwas gelöster. Als er den zweiten Becher ausgetrunken hatte, wandte er sich seinem Gegenüber zu.

«Was ist so wichtig, so außerordentlich dringend, dass du mich zu dieser unchristlichen Zeit an diesen gottverlassenen Ort bestellst? Was soll diese Ge… Ge… Geheimnistuerei?» Er stolperte über seine eigenen Worte. Der Wein war ihm ganz schön zu Kopf gestiegen. Er würde sich zusammenreißen müssen.

«Ich werde dir alles erklären. Komm erst mal hier rüber.»

Alan folgte dem anderen über die mondbeschienene Lichtung. Auch die letzte Wolke hatte sich inzwischen verzogen. Der Untergrund war tückisch glatt, und er rutschte auf einer dunklen Fläche, die er zu spät als Eis erkannte, aus und landete hart auf seiner Hüfte.

«Komm, ich helf dir.» Überraschend fest wurde er am Ellbogen gepackt, hochgezogen und einige Schritte weiter geführt. Inzwischen war er sehr unsicher auf den Beinen, und als er aufblickte und mühsam versuchte, seine Haltung wiederzugewinnen, sah er Bäume, die in einem merkwürdigen Winkel wuchsen und deren Zweige hin- und herschwankten. Die ganze Szenerie schien vom Wind durcheinander gewirbelt zu werden. Er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.

«Mir … mir geht es nicht besonders. Muss mich einen Moment setzen.»

«Nein, noch nicht. Warte, bis wir beim Auto sind, dann kannst du dich setzen.»

«Beim Auto? Du hattest doch gesagt, ich sollte nicht mit dem Wagen kommen.»

«Ich weiß, aber ich habe ihn für dich geholt, keine Sorge.»

Weiter vorne konnte er verschwommen die Umrisse seines silbergrauen Rolls-Royce ausmachen.

«Aber wie …? Ich verstehe nicht.»

«Nein, natürlich nicht. Das sind die Tabletten, sie wirken schon. Kann ja auch gar nicht anders sein, mit dem ganzen Alkohol.»

Jetzt verspürte Alan zum ersten Mal einen Anflug von Furcht, als er in das vertraute Gesicht neben ihm blickte. Der bittere Nachgeschmack fiel ihm ein.

«Willst du mich vergiften?»

«Nein, das nicht. Ich habe dir nur so viel gegeben, damit du es mir ein bisschen leichter machst. Jetzt bleib mal ganz ruhig, wir sind gleich da.» Ehe er sich’s versah, wurden ihm die Handschuhe von den steifen Fingern gestreift. Er konnte kaum noch klar sehen, doch die Form seines geliebten Autos war ihm so vertraut, dass er selbst in seinem benebelten Zustand erkannte, dass etwas nicht stimmte. Was war das für ein langer, dünner Schwanz, der sich im Wind hin- und herschlängelte? Als er das Fahrzeug endlich erreicht hatte, streckte er seine Hand aus, um das Gleichgewicht wiederzuerlangen, und seine Fingerspitzen berührten den Schwanz. Die Oberfläche fühlte sich geriffelt und gummiartig an.

«Gut so, mein Junge, jetzt fass ihn noch hier unten an … und hier auch noch. Prima, auf geht’s.»

Er wurde zur Fahrerseite hin gedreht, die Wagentür war schon offen, und der Motor lief.

«Meine Güte, bist du schwer. Komm, gib mir deine Hand, du lässt dich ja hängen wie ein nasser Sack!»

Alan klammerte sich fest und suchte in dem vertrauten Gesicht verzweifelt nach so etwas wie Mitgefühl. Als er schließlich folgsam auf dem Fahrersitz saß, wurde er mit einem kleinen Lächeln belohnt. Er führte sich vor Augen, dass er es schließlich mit einem Freund zu tun hatte. Er musste jetzt nur erklären, wie schlecht es ihm ging, und alles wäre gut.

Die Hand griff nach seinem Arm und drückte ihn weiter ins Wageninnere.

«Achtung, nicht zu fest! Wir wollen doch nicht, dass du blaue Flecken bekommst. Vorsichtig, hoch mit den Beinen. Braver Junge.»

Unfähig, sich zu rühren oder einen klaren Gedanken zu fassen, saß Alan da, verzweifelt bemüht zu verstehen, was hier mit ihm geschah. Er fühlte, wie seine bloßen Finger um eine kleine Plastikflasche gedrückt wurden, die kurz darauf auf dem Beifahrersitz landete. Dann spürte er, wie eine Weinflasche zwischen seine Oberschenkel geklemmt wurde. Seine Finger berührten die Flasche leicht.

Mit einem Mal bemerkte er einen süßlichen, chemischen Geruch, der ihm zwar bekannt vorkam, den er aber nicht näher einordnen konnte. Von neuem überfiel ihn die Angst und nahm ihm die Luft zum Atmen. Übelkeit stieg in ihm auf, und er begann unkontrolliert zu zittern. Er war so müde. Er wollte schlafen, aber vorher musste er noch verstehen, was vor sich ging. Verzweifelt versuchte er die richtigen Worte zu bilden.

«Was ist hier los? Bitte, sag es mir!»

Das vertraute Gesicht wandte sich ihm zu und starrte ihn jetzt unverwandt an.

«Ganz einfach: Du wirst sterben, Alan, und zwar hier und jetzt. Du wirst sterben, weil du alt und nutzlos bist, ein lästiger Klotz, der sich selbst überlebt hat. Schlaf wohl!»

Die Autotür wurde zugeschlagen und von außen verriegelt. Unter Aufbietung all seiner Kraft versuchte er den Türgriff zu erreichen, aber seine Hand gehorchte ihm nicht. Er war zu weit entfernt. Millimeter für Millimeter krochen seine Finger nach oben über das Lederpolster der Armstützen, doch Alkohol und Drogen machten seinen...

Erscheint lt. Verlag 10.4.2020
Reihe/Serie Inspector Fenwick ermittelt
Übersetzer Anja Jonuleit-Schreiner
Sprache deutsch
Original-Titel Fatal Legacy
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Angst • Catherine Sheperd • Charlotte Link • Detektiv • Entführung • Fenwick • Geheimnis • Joy Fielding • Karen Rose • Komissar Fenwick • Komissar Wang • Mary Burton • Mary Higgings Clark • Mord • Opfer • Polizeiarbeit • Tod • tote Mutter • verschollen • verschwunden
ISBN-10 3-8412-1903-9 / 3841219039
ISBN-13 978-3-8412-1903-9 / 9783841219039
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,4 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Anne Freytag

eBook Download (2023)
dtv (Verlag)
14,99
Band 1: Lebe den Moment

von Elenay Christine van Lind

eBook Download (2023)
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
9,49
Ein Provinzkrimi | Endlich ist er wieder da: der Eberhofer Franz mit …

von Rita Falk

eBook Download (2023)
dtv (Verlag)
14,99