Crescendo (eBook)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
494 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-1904-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Crescendo -  Elizabeth Corley
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'Die Menschen, die sein Lächeln sahen, lebten nur selten noch lange genug, um es zu beschreiben.'

Louise Nightingale, eine junge Polizistin in der Einheit von Inspector Fenwick in Sussex, hat harte Zeiten hinter sich: Zwei Monate zuvor sind ihre Eltern bei einem Unfall ums Leben gekommen. Kurz darauf wurde sie für einen lebensgefährlichen Einsatz als Undercover-Agentin ausgewählt, um einen Vergewaltiger zu fassen. Tatsächlich gelingt es ihr Griffith, einen pathologischen Serientäter, der seine Opfer über das Internetspiel 'The Game' auswählt, zu verhaften. Er wird zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilt, abgeschnitten von der Außenwelt.

Nach diesen Ereignissen nimmt Louise sich eine Auszeit und zieht sich auf die abgelegene Mühle ihrer Familie in Devon zurück. Aber obwohl Griffith im Gefängnis sitzt, geht die Vergewaltigungs- und Mordserie weiter. Und dann erhält Louise auf einmal bedrohliche Mails von 'Pandora'. Mit einem Bild ihrer eigenen, grausam zugerichteten Leiche ...



Elizabeth Corley wuchs in West Sussex, England, auf. Sie lebt in London und München und leitet das Europageschäft eines internationalen Finanzdienstleistungs-Unternehmens. Ihre Inspector-Fenwick-Thriller sind Kultbestseller.

Februar


Er beobachtete die Frau aus seinem Versteck in den Büschen. Es wurde schon dunkel, und bald würden die Letzten den Park verlassen. Der kühle Abend und der drohende Regen hatten die meisten bereits vertrieben, aber er wusste, dass sie warten würde, weil sie hier verabredet war – mit ihm.

Er genoss es, diese Macht über sie zu haben. Als er ihr das erste Mal ein Treffen vorgeschlagen hatte, war sie bereitwillig darauf eingegangen. Sie hatte fast eine Stunde im Regen ausgeharrt, während er in seinem warmen Auto saß. Als sie schließlich die Geduld verlor, folgte er ihr bis nach Hause und erfreute sich dabei an dem Anblick ihrer schlanken Waden, die immer wieder unter dem Wintermantel hervorblitzten. Er hätte sie gleich darauf nehmen sollen wie geplant. Doch er hatte gezögert. Aus Stunden der Verzögerung waren Tage geworden, aus Tagen eine Woche. Er ließ Gelegenheiten verstreichen, begnügte sich mit seinen Phantasien und dem Vergnügen anonymer Nähe. Auf der Straße war er ganz dicht an ihr vorbeigegangen, hatte ihr Parfüm gerochen, und er hatte über ihr einsames, müßiges Leben nachgedacht. Sie ging nie zur Arbeit.

Nach einer Woche waren seine Punkte verspielt. Er hätte sie fallen lassen und sich eine andere suchen sollen. Stattdessen bat er sie um ein zweites Treffen, was er noch nie getan hatte, aber sie war etwas Besonderes. Er wusste, dass sie besser sein würde als alle anderen, dass sich bei ihr die Gefahr lohnte und das Risiko, für seinen Ungehorsam bestraft zu werden. Es war verboten, dieselbe Frau zweimal zu treffen, ein schwerer Verstoß gegen die Regeln.

Er zog seinen neuen Lederhandschuh ein Stück herunter und blickte auf das Leuchtzifferblatt der Uhr. Bald war es so weit. Langsam verblasste der Himmel und wurde aschgrau und verschwommen wie der Bauch eines mächtigen Raubvogels, der über der Erde kreiste. Die Frau ging nun hin und her, stampfte mit den Füßen, um sich an diesem kalten Winterabend aufzuwärmen. Er nahm ihre Kleidung in Augenschein: Der lange, schwarze Mantel verbarg ihre Figur, aber er wusste, wie sie aussah. Mit einem Fernglas war er in die Privatsphäre ihres Schlafzimmers eingedrungen. Dumm von ihr zu glauben, sie brauchte die Vorhänge nicht zuzuziehen, nur weil sie im obersten Stock wohnte. Er hatte blasse Haut schimmern sehen, das Rosa einer Brustwarze und den dunklen Anflug von Schamhaar. In ihrem Müll hatte er weggeworfene Unterwäsche gefunden und behalten, noch ein Regelverstoß. »Keine Spuren.« Wenn sein Souvenir entdeckt würde, bekäme er gewaltigen Ärger.

Er war nur ein Schüler und lernte bei einem Meister, der kein Pardon kannte, wenn es darum ging, die Regeln des Spieles einzuhalten, das er erfunden hatte. Normalerweise befolgte er sie, aber bei ihr war die Versuchung einfach zu groß gewesen. Ansonsten war er ein guter Schüler, der mit jedem Mal besser wurde. Die hier würde seine Beste sein, ganz bestimmt. Vielleicht würde er sie heute Abend … ja … töten. Er zitterte schon, als er das Wort nur dachte. Er wusste, dass das von ihm erwartet wurde und dass ihm so manche Geheimnisse nicht offenbart würden, solange er sich nicht bewährt hatte. Er war unsäglich gespannt auf die Geheimnisse. Erst wenn er sie kannte, würde er ganz dazugehören.

Der junge Mann schauderte vor aufgeregter Vorfreude. Sein Atem beschleunigte sich, und die Erregung löste ein unkontrollierbares Flattern in seiner Kehle aus. Er stellte sich vor, wie er die Hände um ihren Hals legte, und Wärme durchflutete ihn.

»Nein!« Er zischte es durch zusammengebissene Zähne. Er verachtete sich für seine mangelnde Selbstbeherrschung. Es war immer zu schnell vorbei. Nicht wie bei … Er schob den Gedanken beiseite. Wenn er anfing, Vergleiche anzustellen, würde sich sein Selbstvertrauen in Luft auflösen. Es wäre nicht das erste Mal.

Endlich. Das Liebespärchen auf der Bank hinten im Rosengarten erhob sich und warf im Vorbeigehen einen Blick auf die einsame Frau. Sie war es wert, noch einmal hinzuschauen. Blass, vollkommene Haut, volle Lippen, die wie eine reife Frucht zerplatzen würden, wenn er in sie hineinbiss, und Haare so schwarz, dass sie seine dunkelsten Gedanken begraben konnten.

Er dehnte und streckte Arme und Beine, um die Muskeln zu lockern, um schnell und stark zu sein. Auf der anderen Seite der Mauer gingen Straßenlaternen an, warfen tiefere Schatten über die Gärten und in den Park. Sein Versteck im Gebüsch wurde dunkler. Wenn sie irgendwann die Geduld verlor, würde sie den gepflasterten Weg entlang müssen, auf ihn und seine wartenden Hände zu. Er trat einen Schritt näher an den Weg.

 

Sie sah wieder auf die Uhr. Er kam nicht. Erleichterung und Enttäuschung rangen in ihr, und die Erleichterung war stärker. Es war nicht ihre Idee gewesen, sich auf dieses Treffen einzulassen. Andere hatten den Vorschlag gemacht, und sie hatte sich überreden lassen. Sie hatte gehofft, nachdem er sie letzte Woche versetzt hatte, dass sie nun nicht mehr die Suppe auslöffeln musste, die andere ihr mit ihren schlauen Ideen eingebrockt hatten. Dann hatte er ihr per E-Mail wieder einen Treffpunkt vorgeschlagen, und jetzt war sie hier und kam sich idiotisch vor.

Ein Windstoß fegte über das Gras und schleuderte ihr welke Rosenblätter gegen die Beine. Sie hatte lange genug gewartet. Es war Zeit, nach Hause zu gehen, er würde nicht mehr kommen. Als sie sich umwandte und den Weg zurückgehen wollte, den sie gekommen war, schaute sich die junge Frau in der Hoffnung um, dass noch Leute im Park waren, aber sie war allein. Sie zog den dicken Wollmantel enger zu, verschränkte die Arme zum Schutz gegen die Kälte vor der Brust und machte sich auf den Rückweg. Ihr Schatten ging auf dem gepflasterten Weg vor ihr her, ein tröstlicher Begleiter, der Licht und Sicherheit in der aufziehenden Nacht verhieß. Er verschwand, als sie auf einen schmalen Weg bog, wo hohe Büsche einen Tunnel durch das Strauchwerk bildeten.

Die Glühbirnen in den Zierlampen, die ihr eigentlich den Weg beleuchten sollten, waren zerschlagen worden. Ihre Schuhsohlen knirschten über frische Glasscherben, und sie beschleunigte jetzt ihren Schritt. Der Wind peitschte die Sträucher, die sie einhüllten, ahmte das Rascheln von Tieren auf Beutefang nach. Ihre Schulterblätter zuckten, und sie fiel in einen komischen Halbtrab, um möglichst schnell die Sicherheit ihres Autos zu erreichen.

Er packte sie wie aus dem Nichts. Ein dunkler Schatten, der auf sie zugesprungen kam und ihr den Mund zuhielt, bevor sie schreien konnte. Sie stürzten beide zu Boden, sein Gewicht drückte ihr die Luft aus der Lunge und raubte ihr jede Fähigkeit, um Hilfe zu rufen. Sie schlug hart mit dem Hinterkopf auf und verlor kurz das Bewusstsein. Als sie die Augen mühsam wieder aufbekam, war sein maskiertes Gesicht nur Zentimeter von ihrem entfernt, ein schwarzer Lederhorror, der nur Augen und Mund sehen ließ. Er biss ihr in die Schultern, die auf einmal nackt waren. Ihr Mantel war aufgerissen worden, und der Ausschnitt ihres Pullovers war zerfetzt.

»Nein!«, schrie sie so laut sie konnte, enttäuscht, dass ihre Stimme so jämmerlich klang. »Runter, du Scheißkerl!«

Sie wollte einen Schwinger an seinem Kopf landen, doch er schlug ihre Hand weg und holte plötzlich ein Messer hervor. Wieso hat der ein Messer? Davor hatte sie keiner gewarnt.

»Schnauze, du Schlampe. Keinen Mucks, dann bleibst du vielleicht am Leben.«

Sie versuchte, sich seine Stimme zu merken, sich den Akzent einzuprägen, um eine gute Zeugin abzugeben, aber die Angst war fast übermächtig.

»Runter!«, schrie sie wieder, entsetzt über die Tränen auf ihrem Gesicht. Als seine Hände nach ihrem BH griffen, wehrte sie sich wie von Sinnen, hatte Panik, was er tun könnte, wenn er entdeckte, was darunter versteckt war. Sie schaffte es, ihn dicht am Auge zu kratzen und spürte Haut unter den Nägeln. DNA, aber das wäre ein schaler Sieg, wenn sie sie von ihrem Leichnam abnehmen müssten.

Er ließ von ihren Brüsten ab und riss ihr die Jeans auf, schnitt hastig mit dem Messer durch den Stoff. Seine Hose war bereits offen, und er rieb sich an ihr. Als sie die Berührung spürte, schrie sie laut auf, ein Entsetzensschrei, trotz des bedrohlichen Messers an ihrer Kehle. Es musste doch jemand kommen! Sie presste die Oberschenkel fest zusammen gegen die grapschenden Finger und die Schläge seiner Faust. Er drückte ihr das Messer an den Hals.

»Hör auf, dich zu wehren, sonst bist du tot. Mach die verdammten Beine breit!«

Sie presste unbeirrt weiter die Knie zusammen, während er auf ihre Oberschenkel einschlug. Die Hiebe wurden immer wilder und schienen bis zum Pflaster hindurch zu vibrieren. Dann waren da andere Geräusche, Rufe, grelles Licht, und sein Gewicht wurde hochgehoben. Sie rief weiter, konnte nicht begreifen, dass die Gefahr vorüber war.

Ihr zitternder Körper wurde in eine Plastikfolie gewickelt, und über ihre Finger wurden Zellophanbeutel gestülpt, Routine, als wäre sie bereits tot. Hände griffen aus dem Licht heraus nach ihr.

»Nein.« Sie schüttelte sie ab. Die Leute traten zurück.

»Hat eine Penetration stattgefunden, Nightingale?«

»Was?« Sie starrte fassungslos in das vertraute Gesicht.

»Hat eine...

Erscheint lt. Verlag 10.4.2020
Reihe/Serie Inspector Fenwick ermittelt
Übersetzer Ulrike Wasel, Klaus Timmermann
Sprache deutsch
Original-Titel Grave Doubts
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Angst • Catherine Sheperd • Charlotte Link • Detektiv • Entführung • Fenwick • Geheimnis • Joy Fielding • Karen Rose • Komissar Fenwick • Komissar Wang • Mary Burton • Mary Higgings Clark • Mord • Opfer • Polizeiarbeit • Tod • tote Mutter • verschollen • verschwunden
ISBN-10 3-8412-1904-7 / 3841219047
ISBN-13 978-3-8412-1904-6 / 9783841219046
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