DAS WARTEZIMMER ZUM JENSEITS (eBook)

Der Krimi-Klassiker!

(Autor)

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2020
CC Seiten
BookRix (Verlag)
978-3-7487-3438-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

DAS WARTEZIMMER ZUM JENSEITS - James H. Chase
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Das erste Opfer muss sterben, damit die anderen fügsam zahlen. So will es der Erpresser, der unter dem Decknamen Schildkröte in den USA und in Europa eine beispiellose Verbrecher-Organisation leitet. Und die tizianrote Lorelli ist seine Todesbotin. Aber die Gangster haben nicht mit Don Micklem gerechnet, der Zeuge des ersten Mordes wurde. Er sagt der Schildkröte den Kampf an - aber wird er ihren Panzer zerschmettern können? Der Roman Das Wartezimmer zum Jenseits von James H. Chase (* 1906 in London; ? 1985 Corseaux/Schweiz) erschien erstmals im Jahr 1955; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1962 (unter dem Titel Zahle oder stirb). Alfred Vohrer verfilmte den Roman 1964 - in den Hauptrollen Hildegard Knef (als Laura Lorelli), Götz George (als Donald Micklem), Klaus Kinski (als Shapiro) und Pinkas Braun (als Felix). Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.

  Erstes Kapitel


 

 

Constable Elliott stand im Schutze einer Ladenpassage. Sein Blick schweifte uninteressiert über die Ostseite des Platzes.

Es war eine dunkle regnerische Novembernacht; die Uhr zeigte ein paar Minuten nach elf. Der Regen hatte im Verein mit der späten Stunde die letzten Passanten von der Straße vertrieben, und der Platz lag menschenleer vor den Augen des Polizisten.

Es regnete nun bereits seit drei Stunden ununterbrochen. Das Wasser gurgelte in den Rinnsteinen und tropfte von den Straßenlaternen, deren mattgelber Schein sich auf dem Pflaster spiegelte. Wie um das Maß vollzumachen, fegte ein eiskalter Wind über den Platz, und Elliott dachte sehnsüchtig an sein gemütliches Wohnzimmer, an das anheimelnde Kaminfeuer, das dort brannte, und an seine Frau, die in dieser Minute hoffentlich an ihren Mann denken würde, den die Ungunst des Dienstplanes zum nächtlichen Streifengang verdammt hatte.

Er sah prüfend zum stockdunklen Himmel auf, ob sich die Wolkendecke nicht bald auflockern würde.

Unvermittelt sprach ihn eine Frauenstimme an: »Können Sie mir bitte sagen, wie ich zum Polsen-Hotel komme?«

Elliott senkte den Blick. Ein Mädchen stand vor ihm. Sie hatte den Rücken der nächsten Straßenlaterne zugekehrt, und er konnte sie nur undeutlich erkennen. Sie trug einen weißen Regenmantel und einen Hut, der wie ein Südwester aussah. In ihrer rechten Hand hielt sie einen kleinen Koffer aus Segeltuch mit lederverstärkten Ecken.

Sie sprach mit ausländischem Akzent, und er tippte auf Spanierin oder Italienerin; genau konnte Elliott, der keine Sprachkenntnisse besaß, das nicht ausmachen.

»Polsen-Hotel, Miss?«

»Ja.«

»Knapp hundert Meter auf der rechten Seite.« Er trat aus dem Schutz der Ladenpassage hinaus auf das Trottoir und zeigte ihr mit dem Finger die Richtung. Das Mädchen drehte sich um und sah in die angegebene Richtung. Da fiel das Licht der Straßenlaterne voll auf ihr Gesicht.

Elliott schätzte ihr Alter auf fünfundzwanzig oder sechsundzwanzig Jahre. Als erstes fiel ihm ihr kupferrotes Haar auf, das sich unter ihrem Hut hervordrängte; eine Farbschattierung, die er bisher noch nie gesehen hatte. Ihre Augen hatten, soweit er das in dem trüben Licht beurteilen konnte, die grüne Farbe von Saphiren. Es war ein ausgesprochen schönes Mädchen, und sie strahlte etwas aus, das selbst den in jahrelangem hartem Polizeidienst abgebrühten Elliott nicht unberührt ließ.

»Haben Sie vielen Dank«, sagte das Mädchen und wollte in der angegebenen Richtung davongehen.

»Moment mal, Miss«, sagte Elliott. »Wenn Sie fremd in London sind, dann möchte ich Sie warnen. Das Polsen-Hotel ist nicht das Richtige für Sie.«

Das Mädchen schaute ihn nicht an, sondern ließ ihre Blicke über den regennassen Platz schweifen. Er war sich nicht sicher, ob sie überhaupt zuhörte, was er ihr sagte.

»Das Hotel hat keinen guten Ruf, Miss«, fuhr Elliott fort. »Für eine junge Dame wie Sie ist es bestimmt nicht das richtige Haus zum Übernachten.«

Das Mädchen sah ihn überrascht an. »Vielen Dank für den guten Rat. Aber ich will gar nicht dort bleiben«, antwortete sie. »Gute Nacht.«

Sie wandte sich um und ging mit schnellen Schritten hinaus in den Regen und die Dunkelheit; Elliott blickte ihr stirnrunzelnd nach.

Resigniert zuckte er mit seinen kräftigen Schultern unter dem regennassen Cape. Nun, er hatte sie gewarnt, beruhigte er sich selbst. Mehr konnte er nicht tun. Er fragte sich, wer sie wohl war und woher sie kommen mochte. Und er wunderte sich vor allem, warum sie ausgerechnet in das Polsen-Hotel ging. Das Polsen war eines der vielen Stundenhotels in dieser Gegend Londons; nicht übler als die anderen, aber auch nicht weniger schmutzig und widerlich.

Er schüttelte seinen Kopf. Das hätte er wirklich nicht gedacht, dass auch ein Mädchen wie dieses... Aber da er nun schon fünfzehn Jahre in diesem Revier Dienst tat und im Laufe eines langen Polizistenlebens ziemlich alle Illusionen verloren hatte, unterließ er es, sich weitere Gedanken darüber zu machen, warum sie ausgerechnet in dieses Hotel wollte. Wenn er sich über das Tun und Lassen jedes Menschen, der ihn nach dem Weg fragte, den Kopf zerbrechen wollte, dann - so sagte er sich - würde er keine ruhige Minute mehr in seinem Leben haben.

Elliott ging ebenfalls weiter; doch sosehr er sich dagegen sträubte: auf seinem einsamen Streifengang durch den Regen begleitete ihn das Bild des schönen Mädchens.

 

Jack Dale, der Nachtportier des Polsen-Hotel, warf einen kurzen Blick auf den älteren dicken Mann, der durch das dämmerige Foyer zur Drehtür eilte und unversehens im Regen verschwand.

Er zuckte mit seinen schmalen Schultern. Sicherlich, so sagte er sich, wollte der wohlbeleibte Herr noch einen Zug erreichen. Er grinste zynisch und fragte sich, welches Märchen dieser Hotelgast wohl seiner Frau aufbinden würde, um sein spätes Nachhausekommen zu entschuldigen. Das Gros der Hotelgäste des Polsen waren ältere und verheiratete Männer.

In einem schäbigen Mantel, auf dem der Regen bereits große dunkle Flecken hinterlassen hatte, kam ein Mädchen die Treppe herunter. Granitharte Augen und ein schmaler, bitterer Mund nahmen ihrem Gesicht jeden Anflug von Reiz.

Sie ging zu Dale hinüber und warf einen Schlüssel auf das durch zahllose Tintenflecke verunzierte Pult. Neben den Schlüssel legte sie eine zerknitterte Pfundnote.

»Gehst du wieder raus?«, fragte Dale, als er das Geld nahm und in eine Schublade legte. »Es gießt ganz ordentlich.«

»Natürlich gehe ich nochmals los«, entgegnete das Mädchen mürrisch. »Ich habe diese Woche noch nicht genug verdient, um meine Miete zahlen zu können. Wenn der Regen nicht bald aufhört, dann weiß ich wirklich nicht mehr, was ich tun soll.«

Dale grinste. »Immer das alte Lied«, sagte er und drehte sich um, um den Schlüssel an das große Brett an der Wand hinter sich zu hängen. »Wenn es nicht der Regen ist, dann ist halt was anderes schuld.«

»Du hast gut reden«, entgegnete das Mädchen in bitterem Tonfall. »Du brauchst schließlich nicht Stunde für Stunde draußen im Regen zu stehen.«

»Verschwinde«, sagte Dale. »Du brichst mir sonst das Herz.«

Er sah ihr nach, wie sie die Stufen der Vortreppe hinunterging und in der regennassen Dunkelheit verschwand. Er zuckte die Achseln und griff nach dem Evening Standard. Er las gerade die letzten Sportberichte, als das Mädchen in dem weißen Regenmantel hereinkam. Dale sah auf und fragte sich, was sie wohl hier wolle. Er hatte sie noch nie zuvor gesehen. Tolle Puppe, ging es ihm durch den Kopf. Er richtete sich auf und sah sie mit provozierendem Grinsen an, wobei er seine gelbgefärbten Zähne zeigte.

»Ist Mr. Crantor da?«, fragte das Mädchen und sah ihn aus ihren grünen Augen voll an.

Dale starrte sie an. »Ja, er ist da. Zimmer sechsundzwanzig im ersten Stock. Er sagte, Sie sollten gleich hinaufgehen.«

Das Mädchen wandte sich um, durchquerte das Foyer und stieg mit raschen Schritten die Treppenstufen hoch.

Dale pfiff leise durch die Zähne. Was, zum Teufel, wollte eine solch tolle Puppe von Crantor? fragte er sich. Ausgerechnet von Crantor! Sie trug einen kleinen Reisekoffer in der rechten Hand. Wollte sie etwa bleiben? Wenn sie in der nächsten Stunde nicht wieder herunterkam, würde er vorsichtshalber Crantor anrufen.

Das Mädchen ging den nur schwach beleuchteten Korridor entlang und blieb dann abwartend stehen. Kein Geräusch drang aus dem Zimmer. Sie klopfte mit ihrer behandschuhten Hand an.

Die Tür ging auf, und Crantor stand im Rahmen. »Da sind Sie ja endlich«, sagte er, und sein einziges Auge musterte sie in Sekundenschnelle. »Ich fragte mich bereits, ob Sie überhaupt noch kämen.«

Sie folgte ihm in das große Wohn-Schlafzimmer.

Eine Schreibtischlampe warf ihren abgeschirmten Lichtstrahl auf den großen Tisch, auf dem eine Menge Papiere unordentlich herumlagen. Der übrige Teil des Zimmers befand sich im Halbdunkel. Weder Crantor noch das Mädchen konnten sich richtig sehen.

»Das ist ja ein Sauwetter heute Nacht«, brach Crantor das Schweigen. »Legen Sie Ihren Mantel ab. Ich werde ihn solange im Badezimmer aufhängen.«

Das Mädchen schälte sich aus dem weißen Regenmantel, nahm ihren Südwester ab und reichte ihm beides. Sie schüttelte ihr Haar aus und trat vor den Spiegel, der über der Gasheizung hing.

Als Crantor ins Badezimmer, das sich unmittelbar an das Wohn-Schlafzimmer anschloss, ging, um die nassen Sachen aufzuhängen, knipste er das Licht an. Er ließ sich Zeit, während er den nassen Regenmantel über eine Stuhllehne hängte. Dann kam er zurück, blieb im Türrahmen stehen und sah ihr zu. Mach schon, dachte er sarkastisch. Schau endlich her. Wollen mal sehen, ob du starke Nerven hast, du rothaarige Hexe.

Das Mädchen wärmte sich gerade vor der Gasheizung die schlanken Beine. Sie suchte in ihren Taschen nach einer Zigarette, als sie aufblickte und ihn nun zum ersten Mal im hellen Licht der Deckenlampe sah.

Die Verletzungen, die Crantors Gesicht entsetzlich entstellten, hatte er aus dem Krieg davongetragen. Glühendheiße Splitter aus einem Granatwerfereinschlag hatten es fast bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Die Ärzte hatten sich mit ihm große Mühe gegeben, und wenn man berücksichtigte, wie er ausgesehen hatte, bevor er unter die Messer der Chirurgen gekommen war, dann musste man zugeben, dass sie ein kleines Wunder vollbracht hatten; sie hatten ihm wenigstens wieder ein...

Erscheint lt. Verlag 2.4.2020
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte action • Apex-Verlag • Buch zum Film • Detektiv • Detektive • Erpressung • Gangster • Italien • Krimi • Kult • Mafia • Mafia-Morde • Mord • Morde • Roman zum Film • Spannung • Suspense • Thriller • Unterhaltung • Verbrechen
ISBN-10 3-7487-3438-7 / 3748734387
ISBN-13 978-3-7487-3438-3 / 9783748734383
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