Die Farben der Schönheit - Sophias Träume (eBook)

Roman | Die Sophia-Saga Band 2

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2020 | 1. Auflage
576 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2234-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Farben der Schönheit - Sophias Träume -  Corina Bomann
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Ein großes Versprechen New York, 1932. Sophia hatte nicht erwartet, je wieder glücklich zu sein. Nachdem sie in Paris ihr Kind verloren hatte, war sie verzweifelt. Doch in New York blüht sie auf: Ein Angebot von der charismatischen Elizabeth Arden bietet ihr eine unerwartete Chance. Unversehens gerät Sophia damit mitten in den 'Puderkrieg', der zwischen Elizabeth Arden und Helena Rubinstein tobt. Plötzlich stehen ihre Liebe, ihre Zukunft und ihr Glück auf dem Spiel.

Corina Bomann ist in einem kleinen Dorf in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen und hat schon immer geschrieben. Mittlerweile ist sie eine der erfolgreichsten deutschen Autorinnen. Immer wieder begeistert sie ihre Leserinnen mit großen dramatischen Romanen und Heldinnen, die etwas Besonderes erreichen. Ihre Romane werden in zahlreiche Sprachen übersetzt und sind internationale Bestseller. Sie wohnt in Berlin.

Corina Bomann ist in einem kleinen Dorf in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen und hat schon immer geschrieben. Mit "Die Schmetterlingsinsel" gelang ihr der absolute Durchbruch. Seitdem ist jeder ihrer Romane ein Bestseller geworden, auch international. Inzwischen wohnt sie abwechselnd in Berlin und in einem gemütlichen Haus in Mecklenburg-Vorpommern. Es ist der perfekte Ort zum Schreiben.

1. Kapitel


1929

Schwer und bleigrau hing der Januarhimmel über dem Meer. Nur am Horizont tauchte hier und da ein schwacher rosafarbener Schein zwischen den Wolken auf. Eisiger Wind strich über mein Gesicht und kroch unter meinen Mantel.

Ich hätte warm und gemütlich in meiner Kabine sitzen können, doch die Enge dort erdrückte mich, und mir stand auch nicht der Sinn danach, mich im Salon zu vergnügen, wo sich um diese Zeit bereits die Passagiere drängten. Alles, was ich wollte, war endlich ankommen und meine Nachforschungen beginnen.

Seit beinahe einer Woche waren wir nun auf See. Beim gestrigen Abendessen hieß es, dass wir in zwei Tagen Dover erreichen würden. Von dort aus würde mich eine Fähre nach Calais bringen, bevor die Reise mit dem Zug nach Paris weiterging.

Es beeindruckte mich noch immer, dass Madame Rubinstein diesen Weg mehrere Male im Jahr hinter sich brachte. Wie hielt sie das nur aus? Ich erinnerte mich gut daran, wie ich mit ihr das erste Mal über den Ozean gefahren war. Damals hatte sie, die erfolgreiche Kosmetikunternehmerin, mir die Chance auf die Erfüllung meines Lebenstraumes gegeben: Kosmetik herzustellen und Frauen damit zu Schönheit und Selbstbewusstsein zu verhelfen. Sie hatte mich aus Paris mitgenommen, damit ich als Chemikerin in ihrer Fabrik arbeitete. Zum ersten Mal nach all der traurigen Zeit hatte ich Hoffnung geschöpft.

Seit ich vor wenigen Wochen entlassen worden war, hatte ich nichts mehr von ihr gehört. Hatte sie ihre Ehe retten können? Immerhin hatte sie, um wieder mit Mr Titus, ihrem Ehemann, zusammen sein zu können, ihre amerikanischen Anteile der Rubinstein Inc. verkauft. Ich wünschte, ich würde etwas darüber erfahren, doch an Bord eines Schiffes kamen Nachrichten unregelmäßig an. Tageszeitungen gab es nur, wenn ein Hafen angelaufen wurde. Wir befanden uns mitten auf dem Ozean, im Reich der Ahnungslosigkeit.

Meine Hand wanderte zu meiner Manteltasche. Stets trug ich den Brief bei mir, der in Schreibmaschinenschrift behauptete, dass mein Sohn noch leben würde. Durfte ich mir Hoffnung erlauben?

Meine Gedanken kreisten um die Tage im Krankenhaus nach seiner Geburt. Die Nachricht von seinem Tod, die anschließende Depression. War da etwas gewesen, auf das ich hätte achten sollen? Hatte ich Zeichen übersehen? In meiner Erinnerung klaffte ein finsteres Loch. Egal, wie sehr ich mich anstrengte, es gab nichts, was ich tun konnte, um die Dunkelheit zu erhellen.

»Ein grandioser Anblick, nicht wahr?«, fragte eine Stimme. Ich zog meine Hand aus der Tasche und blickte mich um. Der Mann, der unbemerkt hinter mir aufgetaucht war, hatte hochstehende Wangenknochen und einen stechenden Blick. Seine Augen waren dunkel wie Kohlen, die hohe Stirn ließ ihn intellektuell wirken. Auf seiner Nase saß eine Nickelbrille mit runden Gläsern.

Er war die Sorte Mann, die mich früher sicher nicht bemerkt hätte. Sein Lächeln zeigte mir deutlich, welche Absicht hinter seinen Worten stand.

»Ja, das ist es«, antwortete ich kühl. »Aber wenn Sie erlauben, genieße ich ihn lieber allein.«

Mein Freund Darren hatte mich gerade erst verlassen, die Erinnerung an den letzten gemeinsamen Abend brannte immer noch schmerzhaft in meiner Seele. Mein Herz war noch nicht wieder bereit für Annäherungsversuche.

Der Mann lachte ein wenig gekränkt auf und drehte unsicher den goldenen Ring an seinem Finger herum. Ein Ehering. Diese Geste ließ mich erschaudern. Sie schleuderte mich weit in meiner Erinnerung zurück. Auch Georg, mein Liebhaber, war verheiratet gewesen. Er hatte mir vorgegaukelt, sich von seiner Frau trennen zu wollen. Letztlich hatte er es nicht getan und mich, als ich schwanger war, sitzen gelassen.

»Sie sind mir aufgefallen«, sagte er. »Eine Frau wie Sie …«

»So?«, fragte ich ein wenig angriffslustig. »Was bedeutet das? Eine Frau wie ich?« Ich atmete tief durch. Er war ein Fremder, den ich wahrscheinlich nie wiedersah. Ich durfte an ihm nicht meinen Zorn auf Georg auslassen.

»Jung, hübsch … und, wie es scheint, mit einem starken Willen gesegnet.«

Worte wie diese hatten mich damals verleitet zu glauben, dass Georg es ernst mit mir meinte. Er, der mein Dozent an der Universität war, hatte mich benutzt und geschwängert. Ich würde denselben Fehler nicht noch einmal machen.

»Sie sind jeden Tag zur selben Zeit hier«, fuhr der Fremde fort. Offenbar hatte er nicht vor, so leicht aufzugeben. »Und auch im Speisesaal bin ich Ihnen einige Male über den Weg gelaufen, aber Sie haben wohl nie Notiz von mir genommen.«

Das hatte ich in der Tat nicht. Warum hätte ich es tun sollen? Ich war mit den Gedanken meist bei meinem Sohn. Das half mir, Darrens Ablehnung zu vergessen. Und ich war auch nicht der Typ Frau, der sich nach einer verlorenen Liebschaft gleich eine neue suchte.

Der Fremde räusperte sich, als er spürte, dass er damit nicht weiterkam. Beinahe tat er mir leid. Doch meine Unnachgiebigkeit war mein Schutzpanzer, der mich davor bewahrte, zu verzweifeln. Auch wenn ich ihn attraktiv fand, war ich nicht bereit, mich auf ihn einzulassen. Er war verheiratet. Ich würde mein Glück nicht auf dem Unglück anderer aufbauen und mich damit erneut selbst in die Tiefe stürzen.

»Vielleicht liegt es daran, dass ich gerade viel durchdenken muss«, erwiderte ich.

»Und es gibt niemanden, mit dem Sie Ihre Gedanken teilen können? Oder wollen?«

Ich blickte den Fremden an. Ich mochte ihm vielleicht aufgefallen sein, doch er mir nicht. Sein Gesicht war wie das anderer Männer gewesen: Schatten, die ich mir nicht mehr näher angesehen hatte, seit die Beziehung zu Darren zerbrochen war.

»Diese Menschen gibt es, ja«, antwortete ich. »Aber sie sind nicht hier auf dem Ozean. Und es gibt Gedanken, die man nicht ohne Weiteres teilt. Nicht mal mit seinen Freunden.«

»Und mit einem Fremden?«

Ich schüttelte den Kopf. »Ein Fremder würde es nicht verstehen.«

Mit Kate, der Haushälterin meines Vermieters, hatte ich einige Gedanken geteilt, am Küchentisch, als wir darüber sprachen, ob ich der Behauptung des Briefes nachgehen sollte. Doch Darren gegenüber hatte ich mein Kind und die Narbe, die seit der Geburt meinen Körper verunstaltete, verschwiegen und damit alles kaputt gemacht.

Ein Fremder würde mich sicher verurteilen für das, was geschehen war. Für meine Leichtgläubigkeit, meine Naivität. Am Tod meines Kindes trug ich keine Schuld, wenngleich ich es mir dennoch nicht verzeihen konnte. Falls mein Sohn überhaupt gestorben war.

Der Mann setzte wieder sein leicht gekränktes Lächeln auf. »Nun, vielleicht überlegen Sie es sich irgendwann einmal. Ich habe immer ein offenes Ohr für interessante Geschichten. Auch wenn ich Sie nicht kenne, glaube ich, dass in Ihnen etwas ruht, das erzählt werden sollte.« Er machte eine kurze Pause, dann fügte er hinzu: »Wenn Sie es sich überlegen sollten, fragen Sie nach James Joyce. Wir werden ja noch ein paar Tage miteinander verbringen, nicht wahr?«

Damit wandte er sich um und ging auf die andere Seite des Schiffes.

Ich schaute ihm nach. Möglicherweise war er ein Schriftsteller, den vielleicht auch Mr Titus kannte. Doch es war besser, nichts zu sagen und ihn ziehen zu lassen. Er würde mir nicht helfen können bei dem, was ich mir vorgenommen hatte.

Als es mir zu dunkel und zu kalt an Deck wurde, zog ich mich in meine Kabine zurück. Ich machte Licht, schälte mich aus meinem Mantel und wickelte mich in die raue Wolldecke, die sonst mein Bett bedeckte. Dann setzte ich mich an den kleinen Schreibtisch.

Mein Notizbuch war angefüllt mit Stichpunkten, Dingen, an die ich mich aus meiner Zeit in Paris erinnerte. Ich war auf der Suche nach Anhaltspunkten gewesen, und akribisch, als hätte ich eine Hausarbeit für meinen Dozenten erstellen müssen, hatte ich meine Erinnerungen sortiert und kategorisiert.

Da gab es Eindrücke von Orten, an denen ich gewesen war. Vor allem das Krankenhaus hatte ich genau beschrieben. Ich hatte die Straßen skizziert, die Praxis der Hebamme Marie Guerin, die ich aufgesucht hatte, um mich untersuchen zu lassen. Sie hatte meinen Namen nicht wissen wollen, aber von Adoption geredet. Da war die Pension von Madame Roussel gewesen, in der ich meine ersten Schritte in Richtung Amerika gemacht hatte. Einige Orte stufte ich als harmlos ein, andere als verdächtig. Das Krankenhaus und die Praxis von Marie Guerin waren von mir eingekreist worden.

Anschließend hatte ich die Personen aufgelistet. Flüchtige Bekanntschaften wie die Frau, die mich in das Taxi zum Krankenhaus gesetzt hatte, oder Monsieur Jouelle, der Liebhaber meiner Freundin Henny, dessen Verachtung mich völlig schuldlos getroffen hatte. Das Krankenhauspersonal: Dr. Marais, Schwester Sybille, Aline DuBois, die Hebamme, sowie Schwestern, deren Namen ich mir nicht gemerkt hatte, deren Gesichter ich jedoch wiedererkennen würde, wenn ich sie sah.

Natürlich bestand auch die Möglichkeit, dass eine Fremde im Krankenhaus erschienen war und mein Kind gestohlen hatte. Dass die Klinik, weil ihr das peinlich gewesen war, mir Louis’ Tod vorgegaukelt hatte. Aber mein Gefühl sagte mir, dass es anders gelaufen war.

Als mir die Augen schmerzten, legte ich mich aufs...

Erscheint lt. Verlag 2.6.2020
Reihe/Serie Sophia
Sophia
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 20er • 3 • 30er • 30er Jahre • 3 Bände • Artikel • Bände • Beauty • beautytricks • Belletristik • Belletristik für Frauen • Berlin • Bestsellerautorin • Bücher für die Coronavirus Zeit • Bücher für die Coronazeit • Bücher für die Covid19 Zeit • das Lesen geht weiter • Die Frauen vom Löwenhof • Die Löwenhof-Saga • Drei • eigenen • eine Frau geht ihren Weg • Elizabeth Arden • Emanzipation • Erscheinungsbild • Familie • Frau • Frauenliteratur • Frauenroman • Frauenunterhaltung • Freundschaft • für Social Distancing • gegen Langeweile • geht • Geschenk • Geschenkbuch für Frauen • glamourös • glamouröse • Golden • Goldene 20er • Goldene Zwanziger • Groß • Große Liebe • Heldin • Helena Rubinstein • historisch • Historischer Roman • Ihren • Kosmetik • Kosmetik selbermachen • Lesen in der Coronakrise • Lesen in der Covid19-Krise • Lesen in Karantäne • Lesen in Quarantäne • Lesen während Shutdown • Liebe • lieber Buch als Coronavirus • Lieber Buch als Covid19 • lieber Bücher als Corona • Liebesroman • Literatur • Löwenhof • Luxus • Luxusartikel • machen • Mit Buch in Karantäne • mit Buch in Quarantäne • Natur • Naturkosmetik • Natürlich • natürliche Frau • New York • Paris • Puderkrieg • Roaring Twenties • Saga • Schminke • Schminken • Schön • Schönheit • schönste Romane • Selber • Selbst • Selbstverwirklichung • stark • Starke Frau • Starke Frau Buch • starke Heldin • Tricks • Trilogie • Unterhaltung • verrucht • Weg • Women • Zwanziger
ISBN-10 3-8437-2234-X / 384372234X
ISBN-13 978-3-8437-2234-6 / 9783843722346
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