Anne Boleyn (eBook)

Die Mutter der Königin

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
550 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2216-2 (ISBN)

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Anne Boleyn -  Alison Weir
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Die dramatische Geschichte der Frau, die Henry VIII. enthaupten ließ England, Anfang des 16. Jahrhunderts: Als Anne Boleyn als Hofdame von Königin Katharina an den englischen Hof kommt, ist König Henry sofort hingerissen von ihr. Sie wird seine Obsession. Um mit Anne zusammen sein zu können, nimmt Henry Skandale in Kauf. Weil sie sich weigert, seine Mätresse zu sein, lässt sich Henry von seiner ersten Ehefrau Katharina scheiden und reformiert die religiöse und politische Tradition Englands. Was er nicht weiß: Anne wird seine Liebe niemals erwidern. Als auch sie ihm keinen männlichen Erben schenken kann, fällt sie in Ungnade. 'Ein Meilenstein des historischen Romans.' The Times

Alison Weir ist eine Bestsellerautorin aus Großbritannien, die weltweit über 2,7 Millionen verkauft hat. Sie hat 17 historische Sachbücher und viele historische Romane veröffentlicht. Alison Weir ist Mitglied der Royal Society of Arts and Sciences. Sie ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.

Alison Weir ist eine Bestsellerautorin aus Großbritannien, die weltweit über 2,7 Millionen verkauft hat. Sie hat 17 historische Sachbücher und viele historische Romane veröffentlicht. Alison Weir ist Mitglied der Royal Society of Arts and Sciences. Sie ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.

Kapitel 2


1513 – 1514

Anne fand die Seereise sehr belebend. Sie stand auf dem Deck, gut gewappnet gegen den frischen Frühlingswind und die raue See, und sah zu, wie die Kreidefelsen von Dover in der Ferne verschwanden. Immer wieder dachte sie an Vaters stolze letzte Umarmung, an Mutters tränenreichen Kuss, an Mary, die vor Neid platzte, und an George – Gott segne ihn! –, der mit den Tränen kämpfte. Beinahe hätte sie auch geweint, denn sie wusste, sie würde sie alle vermissen, vor allem natürlich Mutter und George. Doch sie gestand sich nur einen kurzen Moment der Traurigkeit zu, dann wandte sie sich entschlossen an Sir John Broughton, einen Ritter aus Westmorland, mit dem sich ihr Vater am Hof angefreundet hatte. Sir John war in Geschäften nach Brügge unterwegs und hatte angeboten, seine Reise ein wenig auszudehnen, damit er Anne nach Mechelen begleiten konnte. Er war um die dreißig, wirkte aber jünger und hatte lockiges rotes Haar und einen starken nordenglischen Akzent.

»Es ist mir eine Ehre, eine so charmante junge Dame unter meine Fittiche zu nehmen«, hatte er gesagt. Anschließend hatte er Anne und Mrs Orchard in den Sattel geholfen, den Pferdeknechten, die für den Karren mit ihrem Gepäck zuständig waren, seine Anweisungen erteilt und den kleinen Trupp über die Zugbrücke und dann Richtung Süden geführt. Auf der Reise zur Küste hatte er sich als überaus höflicher und zuvorkommender Begleiter erwiesen. Stets hatte er die besten Übernachtungsmöglichkeiten gefunden, die schmackhaftesten Speisen bestellt und die beiden Damen mit amüsanten Geschichten unterhalten. Das Wetter hatte es gut mit ihnen gemeint, und sie waren ausgezeichnet vorangekommen. In Dover hatte Sir John auf dem Schiff, das sie über den Ärmelkanal bringen sollte, gute Kajüten für Anne und Mrs Orchard bestellt, und wann immer sie frische Luft auf Deck schnappen wollten, hatte er die beiden begleitet.

Von ihrem Vater und auch von Sir John hatte Anne viel über die Regentin erfahren, der sie bald dienen würde. Margarete von Österreich war die einzige Tochter des römisch-deutschen Kaisers Maximilian – ein schlauer alter Fuchs, hatte Annes Vater behauptet – und seiner verstorbenen Gemahlin Maria, der Herzogin von Burgund. Durch ihre Ehe fielen die zu Burgund gehörenden Niederlande an das Haus Habsburg. Margarete hatte einen Bruder gehabt, Erzherzog Philipp, der als junger Mann eine solch strahlende Erscheinung gewesen war, dass er als Philipp der Schöne bekannt wurde.

»Er heiratete die Königin von Kastilien, starb aber in jungen Jahren. Königin Johanna, die ihn von ganzem Herzen geliebt hatte, wurde vor Trauer wahnsinnig. Als Herrscherin kam sie nun nicht mehr in Frage.« All dies erzählte ihnen Sir John, während sie am Tisch des Kapitäns in dessen mit Eichenholz getäfelter Kajüte im Heckkastell zu Abend speisten. »Ihr Vater, König Ferdinand von Aragón, übernahm in ihrem Namen die Regierungsgeschäfte von Kastilien, und der Kaiser ernannte als Philipps Nachfolgerin die Erzherzogin Margarete, Herzogin von Savoyen, zu seiner Statthalterin in Burgund und den Niederlanden. Er gab auch Johannas Kinder in ihre Obhut, darunter ihren Erben, den Infanten Karl von Kastilien, Leon und Aragón, den man in Burgund jedoch Erzherzog nennt. Ihr werdet sie sicher bald kennenlernen.«

»Und was ist aus Königin Johanna geworden?«, fragte Anne, deren Neugier durch diese traurige Geschichte geweckt worden war.

Sir John runzelte die Stirn. »Über sie erzählt man sich viele Geschichten. Angeblich wollte sie den Leichnam ihres Gemahls nicht für die Beerdigung freigeben und karrte den Sarg monatelang durch Spanien. Dabei soll sie ihren Dienern immer wieder befohlen haben, ihn zu öffnen, damit sie den Leichnam betrachten, küssen und umarmen konnte. Am Ende wurde ihr der Sarg gewaltsam abgenommen, damit ihr Mann endlich beerdigt werden konnte, und sie wurde in ein Kloster gesteckt, in dem sich die Nonnen um sie kümmern.«

Anne schüttelte sich. Wenn man sich so benahm, musste man wahrhaftig verrückt sein.

»Ihre Kinder tun mir leid«, murmelte sie und nippte an ihrem Wein. »Glaubt Ihr, sie wird sich jemals erholen?«

Sir John verzog abermals das Gesicht. »Einigen Berichten zufolge ist sie gar nicht krank, sondern wurde nur hinter Klostermauern verfrachtet, damit ihr Vater in Kastilien die Macht übernehmen konnte. Solange Johanna weggesperrt ist, gibt es sonst niemanden, der über dieses Königreich herrschen kann, denn ihr Sohn ist erst dreizehn.«

»Wie schrecklich!«, rief Anne empört. »Wenn sie gar nicht verrückt ist, dann sollte sie wieder ihren Thron einnehmen dürfen. Ihr eigener Vater wird sie doch wohl nicht so grausam behandeln?«

»Wenn es um Königreiche geht, Mistress Anne, zählen menschliche Gefühle nicht«, bemerkte Sir John. »Aber vielleicht ist Königin Johanna ja doch wahnsinnig. Davon gehen die meisten Leute jedenfalls aus.«

»Das gebe Gott«, meinte Anne. »Es ist besser, wenn sie nicht weiß, dass sie ihren Gemahl, ihre Kinder und ihre Krone verloren hat.«

»Sie ist immer noch Königin. Wenn ihr Sohn mündig ist, wird er gemeinsam mit ihr herrschen.«

»Sie tut mir unendlich leid.« Anne legte ihr Messer weg und erhob sich. Sie wollte nichts mehr über die bedauernswerte Königin Johanna oder die Unbarmherzigkeit von Königen hören.

Dank der guten Windverhältnisse verlief die Überfahrt gut, und schon bald segelten sie auf dem Zwin nach Brügge. Anne nahm den Anblick dieser geschäftigen Stadt – all die wundervollen Kirchen, den hoch aufragenden Glockenturm auf dem großen Marktplatz, die hübschen Kanäle und die hohen Häuser aus rotem Backstein, die so anders aussahen als die strohgedeckten Fachwerkbauten in England – begierig in sich auf. Auf den Straßen herrschte munteres Treiben. Gut gekleidete Händler feilschten mit Fremden aus aller Herren Länder, und hier schien allgemein großer Wohlstand zu herrschen. Sie wunderte sich, als Sir John ihr erklärte, Brügge sei eine untergehende Hafenstadt.

»Der Zwin verlandet. Bald wird all dieser Wohlstand versiegen.«

Anne starrte ihn entgeistert an. »Und was wird aus den Menschen?«

»Sie sind einfallsreich. Sie werden einen Weg finden, um ihre wertvollen Handelsverbindungen vor allem mit England aufrechtzuerhalten. Außerdem ist Brügge berühmt als Stadt der Künste. Hier arbeiten viele großartige Maler. Wusstet Ihr, dass William Caxton sein erstes gedrucktes Buch in dieser Stadt veröffentlicht hat?«

»Ach ja?« In Hever Castle gab es etliche Bücher, die aus Caxtons Druckerei in London stammten. Anne hatte sie alle gelesen. Vor nicht allzu langer Zeit, hatte Pater Davy ihr erzählt, seien alle Bücher noch mit der Hand geschrieben worden. Sie musste daran denken, dass sie in wahrhaft glorreichen Zeiten lebte.

Sie hätte sich liebend gern etwas länger in Brügge aufgehalten, doch Sir John konnte seine Geschäfte rasch erledigen und wollte möglichst schnell nach Gent weiterreisen. Sie reisten zu Pferde über flaches Land, das ihr nach den Hügelketten von Kent mit seinen ausgedehnten Waldgebieten seltsam vorkam und das immer wieder von Kanälen, Deichen und hohen Baumalleen durchzogen war. Hinter Gent führte ihr Weg sie nach Osten, und es dauerte nicht lange, bis sie in der Ferne einen hohen Turm entdeckten.

»Das ist Mechelen«, verkündete Sir John. »Die Hauptstadt von Burgund. Der Turm ist Teil der St.-Romuald-Kathedrale. Man sieht ihn schon aus weiter Ferne.«

In Anne wuchs die Vorfreude. Als sie sich der Stadt näherten, konnte sie zahllose Türme um die große Kirche herum und viele rot gedeckte Dächer ausmachen. Sie hatten ihr Ziel fast erreicht. So Gott wollte, würde sie in wenigen Stunden am Hof von Burgund ihr Debüt geben und der Regentin vorgestellt werden.

»Ich freue mich auf eine kleine Pause«, seufzte Mrs Orchard. »Mir kommt es vor, als wären wir tagelang im Sattel gesessen, und Euch, Sir John, und mir steht noch der lange Rückweg bevor. Ich hoffe, wir finden heute Abend ein anständiges Gasthaus, und auch Anne soll eine schöne Unterkunft bekommen.«

Anne musterte sie ungeduldig. Wer wollte rasten, wenn die Vergnügungen des Hoflebens lockten? Doch man musste Mrs Orchard ihr Alter zugutehalten. Sie war bestimmt schon dreißig, denn in ihren braunen Haaren zeigten sich die ersten grauen Strähnen.

»Die Regentin ist bekannt für die gute Haushaltsführung an ihrem Hof«, meinte Sir John. »Ihr werdet bestimmt bestens untergebracht, Mistress Anne. Hier werdet Ihr auch rasch sehr gut Französisch lernen, da diese Sprache am Hof gesprochen wird.«

Sie ritten eine Weile an der Stadtmauer entlang, bis sie durch ein großes Tor, das Winketpoort, in die Stadt gelangten. Anne stellte fest, dass Mechelen mit seinem Marktplatz, den hohen Häusern und den prachtvollen Kirchen den anderen niederländischen Städten glich, die sie bislang gesehen hatte. Im Moment ritten sie auf der Korte Maagdenstraat und kamen schließlich vor einem imposanten...

Erscheint lt. Verlag 2.11.2020
Reihe/Serie Die Tudor-Königinnen
Die Tudor-Königinnen
Übersetzer Edigna Hackelsberger
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 16. Jahrhundert • 16. Jhd • Adel • Am Hof • Die spanische Prinzessin • Elizabeth Freemantle • England • Englisches Königshaus • Heinrich 8. • Herzogin Kate • Hilary Mantel • Philippa Gregory • Prinzessin Charlotte • Prinz George • Prinz William • Queen Elizabeth • Rebecca Gable • Tudors • UK • United Kingdom • Windsor
ISBN-10 3-8437-2216-1 / 3843722161
ISBN-13 978-3-8437-2216-2 / 9783843722162
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