Im nächsten Leben wird alles besser (eBook)

Roman

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
180 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2249-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Im nächsten Leben wird alles besser -  Hans Rath
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Im beschaulichen Leben von Arnold Kahl bricht urplötzlich eine neue Zeitrechnung an: Über Nacht wird der 53-jährige ins Jahr 2045 katapultiert. Ist das ein Alptraum? Oder eine physikalische Anomalie? Arnold weiß nur: Ab sofort ist er ein alter Sack, der die Welt nicht mehr versteht. Künstliche Intelligenz steuert sämtliche Lebensbereiche, humanoide Serviceroboter erledigen die Arbeit. Wer sich die reale Welt nicht mehr leisten kann, der zieht nach Times Beach, einem virtuellen Freizeitpark. Arnolds persönlicher Assistent heißt Gustav. Der charmante Uralt-Roboter hilft bei der Rekonstruktion von Arnolds Lebens, das sich als ein Desaster entpuppt. Arnold hat es gründlich verbockt. Seine Ehe und Familie sind Geschichte, sein Leben ein Jammertal. Er wünschte, er könnte die letzten 25 Jahre zurückdrehen - aber wie?

Hans Rath, geboren 1965 im niederrheinischen Straelen. Nach dem Abitur Studium der Philosophie, Germanistik und Psychologie in Bonn, unterbrochen von Jobs als Tankwart, Bauarbeiter und Bühnentechniker. Anfang der 90er einige Jahre Theaterkritiker in Köln und Bonn, außerdem Drehbuchlektor für den WDR. Danach fast zehn Jahre verantwortlich für Personal, Marketing und Kommunikation in einem in Deutschland, Tschechien und Ungarn tätigen Zeitungsverlag. Seit 2004 als freier Autor tätig. Rath lebt mit seiner Familie in Berlin, wo er Romane und Drehbücher schreibt. Mit der Romantrilogie «Man tut, was man kann», «Da muss man durch» und «Was will man mehr» hat Rath sich als Unterhaltungsautor etabliert. Die Bücher und Hörbücher der Trilogie verkauften sich insgesamt mehr als 350.000 Mal. Zwei der Bücher sind bereits fürs Kino verfilmt worden. Inzwischen geht die Gesamtauflage von Raths Werken in die Millionen. Sein Roman 'Und Gott sprach: Wir müssen reden' ist zum einen sein bislang erfolgreichstes Buch und zum anderen Auftakt der Gott-sprach-Trilogie, einer Komödie über die großen Fragen der Menschheit.

Hans Rath, geboren 1965 im niederrheinischen Straelen. Nach dem Abitur Studium der Philosophie, Germanistik und Psychologie in Bonn, unterbrochen von Jobs als Tankwart, Bauarbeiter und Bühnentechniker. Anfang der 90er einige Jahre Theaterkritiker in Köln und Bonn, außerdem Drehbuchlektor für den WDR. Danach fast zehn Jahre verantwortlich für Personal, Marketing und Kommunikation in einem in Deutschland, Tschechien und Ungarn tätigen Zeitungsverlag. Seit 2004 als freier Autor tätig. Rath lebt mit seiner Familie in Berlin, wo er Romane und Drehbücher schreibt. Mit der Romantrilogie "Man tut, was man kann", "Da muss man durch" und "Was will man mehr" hat Rath sich als Unterhaltungsautor etabliert. Die Bücher und Hörbücher der Trilogie verkauften sich insgesamt mehr als 350.000 Mal. Zwei der Bücher sind bereits fürs Kino verfilmt worden. Inzwischen geht die Gesamtauflage von Raths Werken in die Millionen. Sein Roman "Und Gott sprach: Wir müssen reden" ist zum einen sein bislang erfolgreichstes Buch und zum anderen Auftakt der Gott-sprach-Trilogie, einer Komödie über die großen Fragen der Menschheit.

2
Ein Mann bricht auf


1


Unser Auto ist eine funktionale Plastikkiste mit Rundumsicht. Ich tippe mit dem Fingernagel gegen eine der blitzsauberen Scheiben und stelle fest, dass selbst diese aus einem ultraleichten Kunststoff gefertigt ist.

»Nanobots?«, rate ich.

Gustav schüttelt den Kopf. »Nein, diesmal ist es wirklich nur Plastik.«

Die Schiebetüren an den Flanken des Wagens öffnen sich automatisch und beinahe lautlos. Drinnen gibt es zwei sich gegenüberliegende Sitzreihen, die durch einen Tisch getrennt werden, ich sehe jedoch keine Fahrerkabine. Gustav verstaut das Gepäck hinter den Sitzen, dann steigen wir ein.

»Dieses Ding erinnert mich an ein Zugabteil«, stelle ich fest. »Allerdings fehlt der komplette Zug. Wie funktioniert das? Wer steuert den Wagen? Bist du das? Verbindest du dich mit dem Auto genauso wie mit der Haustechnik?«

»Nein. Um den Verkehr kümmern sich spezielle Mobility-Bots. Alles ist mit allem vernetzt, der Flugverkehr, die Schifffahrt und natürlich alle Varianten des Landverkehrs, egal, ob nun öffentlich oder privat. In dieses geschlossene System können sich nur die dafür autorisierten Bots einwählen.«

»Moment mal, heißt das, auch sämtliche Flugzeuge werden von Bots geflogen?«

»Von ein paar wenigen, meist militärischen Ausnahmen abgesehen, ja.«

»Und das haben die Menschen einfach so akzeptiert? Ich meine, es birgt ja schon ein Risiko, sein Leben in die Hände einer Maschine zu legen, oder?«

»Eigentlich nicht«, erwidert Gustav. »Statistisch gesehen verringert sich das Unfallrisiko sogar um gut dreiundvierzig Prozent, wenn nicht menschliche Piloten im Einsatz sind, sondern Mobility-Bots.«

Die Schiebetüren schließen sich, und im selben Moment begrüßt uns eine angenehme Frauenstimme. »Willkommen bei der Yongxing Mobility Group. Der Zufallsgenerator hat soeben einen männlichen Fahrer mit spanischen Wurzeln für Sie ausgewählt. Sein Name ist Roberto.«

Gustav sieht mein fragendes Gesicht und erklärt: »Menschen neigen dazu, auf Bewährtes zu setzen, was dazu führt, dass sie unbewusst ihre Vorurteile bestätigen. Service-Bots, die keinen Körper haben, werden deshalb nach dem Zufallsprinzip ausgewählt. Du hättest statt Roberto auch eine mexikanische Frau oder einen afroamerikanischen Fahrer eines dritten Geschlechts zugewiesen bekommen können.«

»Was meinst du damit? Einen schwarzen Hermaphroditen?«

»Beispielsweise. Oder einen Transgender. Oder einen Transvestiten.«

»Und das macht man so, damit ich keine Vorurteile entwickele? Funktioniert das denn?«

»Allerdings. Wenn du dich ständig auf etwas Neues einlassen musst, dann fällt es deinem Gehirn deutlich schwerer, Vorurteile aufzubauen. Ist nicht von mir, sondern von dem Nobelpreisträger des Jahres 2030.«

Eine freundliche Männerstimme mit spanischem Akzent unterbricht unseren Plausch: »Guten Tag und herzlich willkommen auf unserer kurzen Reise nach Berlin. Ich bin Roberto und nach den mir vorliegenden Informationen ist neben meinem Kollegen Gustav noch ein menschlicher Fahrgast an Bord. Arnold Kahl, 78 Jahre alt. Ist das korrekt?«

Ich habe mich zwar immer noch nicht an mein biblisches Alter gewöhnt, will mir aber lange Erklärungen ersparen. Also antworte ich mit »Ja«.

»Arnold, bevorzugst du es, wenn wir uns siezen, oder darf ich dich duzen?«, fragt Roberto höflich.

»Wir können uns gern duzen«, sage ich. Erst dann fällt mir auf, dass ich gerade einem selbstfahrenden Auto das Du angeboten habe.

»Fein. Dann möchte ich euch jetzt kurz mit den Sicherheitsvorkehrungen an Bord bekannt machen. Unsere Reisegeschwindigkeit wird 120 Stundenkilometer betragen, daraus ergibt sich eine voraussichtliche Reisezeit nach Berlin von 56 Minuten. Obwohl die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls bei unter 0,02 Prozent liegt, bitte ich euch jetzt, die Sicherheitsgurte anzulegen und diese auch während der gesamten Fahrt geschlossen zu halten.«

Gustav und ich tun, was Roberto verlangt. Der bedankt sich für unsere Kooperation, und schon setzen wir uns zügig und praktisch lautlos in Bewegung.

»Dieses Fahrzeug ist nur eines der mehr als sechshundert innovativen Produkte der Yongxing Mobility Group«, erklärt Roberto, während wir das Gelände des Resorts verlassen und dabei an einem riesigen Video-Billboard vorbeifahren. Dort wird ein Image-Film gezeigt, der Besuchern einen ersten Eindruck der Anlage vermitteln soll. Man sieht gut gelaunte Menschen im besten Alter bei angenehmen Freizeitbeschäftigungen. Ganz nebenbei erfahre ich, wo ich momentan wohne, nämlich im Seaside-Resort Oberuckersee.

»Darf ich euch jetzt mit einigen wenigen sehr interessanten Informationen über die Yongxing Mobility Group versorgen?«, fragt Roberto höflich.

»Nein, gerade nicht«, antworte ich und füge an Gustav gewandt hinzu: »Was man in der Ferne glitzern sieht, ist also der Oberuckersee?«

»Nein, das ist die Ostsee«, erwidert Gustav lapidar.

»Die Ostsee?«

»Ja, der Oberuckersee ist praktisch um die Ecke. Vom Resort aus kann man ihn nur schlecht erkennen, weil er hinter Bäumen versteckt liegt. Was du am Horizont glitzern siehst, wenn du in einer der oberen Etagen stehst, das ist die Ostsee.«

»Ich bin schon oft mit Kathrin auf Usedom gewesen. Wenn man in Prenzlau ist, braucht man noch geschlagene anderthalb Stunden bis zum Meer. Das kann also nicht sein, das sind mehr als hundert Kilometer.«

»Nein. Es sind knapp fünfzig«, antwortet Gustav.

»Die Yongxing Mobility Group gewährt euch einen attraktiven Nachlass von fünf Prozent auf den Fahrpreis, wenn ihr euch unseren spannenden siebenminütigen Imageclip anseht«, mischt sich Roberto ein. »Darf ich unseren ebenso unterhaltsamen wie informativen Film jetzt auf das Scheibendisplay projizieren?«

»Nein, gerade nicht«, antworte ich und merke, dass die Yongxing Mobility Group mir auf die Nerven geht. »Und seit wann sind es vom Oberuckersee bis nach Usedom nur noch knapp fünfzig Kilometer?«

»Seit 2031«, antwortet Gustav prompt. »Das Jahr der Thwaites-Flut, benannt nach dem gleichnamigen Gletscher, der im Januar 2031 in das Südpolarmeer gerutscht ist. Er hat fast ein Drittel der Antarktis mit sich gerissen, weshalb der Meeresspiegel weltweit um sieben Meter gestiegen ist. Was du in der Ferne siehst, ist ein Teil der Uckermark, die jetzt am Meer liegt. Von Usedom ist bei der Thwaites-Flut übrigens nicht viel übrig geblieben.«

»Sieben Meter?«, wiederhole ich fassungslos.

»Früher hast du immer darüber gewitzelt, dass du dir Venedig hättest ansehen sollen, als es die Stadt noch gab. Aber auch daran erinnerst du dich nicht mehr, oder?«

Ich schüttele den Kopf. Die Vorstellung, dass Venedig nicht mehr existiert, muss ich erst mal verdauen. Wenn man früher hörte, dass täglich Hunderte von Quadratkilometern Regenwald von der Erdoberfläche verschwinden, dann war das zwar irgendwie beunruhigend, aber zugleich so wenig konkret, dass man es ganz gut verdrängen konnte. Einen Verlust wie Venedig steckt man nicht so leicht weg. Ich zumindest nicht. »Was ist noch alles untergegangen bei der Thwaites-Flut?«

»Oh. Eine Menge«, antwortet Gustav. »Ostfriesland liegt jetzt komplett unter Wasser, ebenso die Nordfriesischen Inseln. Sylt existiert zwar noch, hat aber drei Viertel an Fläche verloren. Ein großer Teil der Niederlande ist verschwunden, darunter Den Haag, Amsterdam, Utrecht und Groningen.«

»Oh, mein Gott«, sage ich.

»Nein, Gott hatte nichts damit zu tun, es war nur der Klimawandel«, erwidert Gustav und fährt mit seiner Aufzählung fort. »In Übersee hat es Miami schwer erwischt, die Keys und die Everglades gibt es nicht mehr. New Orleans ist endgültig untergegangen, New York hatte ein bisschen mehr Glück. Manhattan hat kaum etwas abgekriegt, aber Staten Island und New Jersey sind größtenteils abgesoffen. Und Liberty Island steht auch unter Wasser. Die Freiheitsstatue erhebt sich nun also direkt aus dem New Yorker Hafen, wobei sie momentan etwas schief steht, weil das Wasser zum wiederholten Male die Fundamente unterspült hat.« Gustav hält inne, weil er mein gequältes Gesicht sieht. »Soll ich lieber nicht weitermachen?«

»Kommt es denn noch dicker?«, frage ich

Er nickt bedauernd. »Leider ja.«

Ich erinnere mich an Kathrins Vorschlag, unsere Silberhochzeit auf den Malediven zu feiern. Größtenteils liegt der Archipel kaum mehr als einen Meter über dem Meeresspiegel. Obwohl ich die Antwort bereits zu kennen glaube, frage ich: »Was ist mit den Malediven? Haben die überlebt?«

»Leider nein«, antwortet Gustav erwartungsgemäß. »Die Bewohner der Malediven haben ihre Heimat ebenso verloren wie die Mikronesier. Und auch die Bahamas sind nur noch auf Postkarten zu bewundern. Die Traumstrände der Jahrtausendwende liegen jetzt fast alle auf dem Meeresgrund.«

»Was ist mit den Menschen passiert?«, frage ich. »Es müssen doch Millionen ertrunken sein.«

»Nein....

Erscheint lt. Verlag 3.8.2020
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Altenheim • Alter • Altersschwach • Android • Bots • Bücher für die Coronavirus Zeit • Bücher für die Coronazeit • Bücher für die Covid19 Zeit • das Lesen geht weiter • für Social Distancing • gegen Langeweile • Humor • KI • Künstliche Intelligenz • Lebenseinstellung • Lesen in der Coronakrise • Lesen in der Covid19-Krise • Lesen in Karantäne • Lesen in Quarantäne • Lesen während Shutdown • lieber Buch als Coronavirus • Lieber Buch als Covid19 • lieber Bücher als Corona • Mit Buch in Karantäne • mit Buch in Quarantäne • Optimismus • Pflegeheim • Pflegekräfte • Rentner • Roboter • Satire • Schöne neue Welt • Zeitsprung • Zukunft • Zurück in die Zukunft
ISBN-10 3-8437-2249-8 / 3843722498
ISBN-13 978-3-8437-2249-0 / 9783843722490
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