Ich bin dein Tod (eBook)

Kriminalroman

*****

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
368 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2248-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ich bin dein Tod -  Inge Löhnig
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Ich bin dein Tod. Mich hast du verdient.    Ein Mörder schickt seinen Opfern Nachrichten, bevor er sie tötet. Die Suche nach ihm wird für Kommissar Dühnfort zur besonderen Herausforderung. Er hat gerade seine neue Stelle in der Abteilung Operative Fallanalyse angetreten und muss sich bewähren. Als das Team der Profiler im Laufe mehrerer Wochen zu verschiedenen Tatorten gerufen wird, erkennt er als Erster den Zusammenhang. Doch sein Vorgesetzter glaubt nicht an einen Serienmörder. Ein fataler Fehler.

Schon als Kind verfügte Inge Löhnig über so viel Fantasie, dass ihre Geschichten noch heute in der Familie legendär sind. Neben dem Beruf als Grafik-Designerin war Schreiben lange ein Hobby. Erst mit dem Erscheinen der Reihe um den Münchner Kommissar Konstantin Dühnfort wurde daraus die neue Profession. Die Kriminal-Romane von Inge Löhnig sind ebenso regelmäßig auf der Bestsellerliste zu finden, wie die spannenden Familien-Romane, die sie unter dem Pseudonym Ellen Sandberg veröffentlicht. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von München.

Schon als Kind verfügte Inge Löhnig über so viel Fantasie, dass ihre Geschichten noch heute in der Familie legendär sind. Neben dem Beruf als Grafik-Designerin war Schreiben lange ein Hobby. Erst mit dem Erscheinen der Reihe um den Münchner Kommissar Konstantin Dühnfort wurde daraus die neue Profession. Die Kriminal-Romane von Inge Löhnig sind ebenso regelmäßig auf der Bestsellerliste zu finden, wie die spannenden Familien-Romane, die sie unter dem Pseudonym Ellen Sandberg veröffentlicht. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von München.

1


Als Dühnfort an diesem Morgen Anfang Oktober seinen Arbeitsplatz im K 16 der Münchner Kriminalpolizei betrat, stieg ihm erst Kaffeeduft in die Nase, dann erklang das vertraute Zischen der Milchschaumdüse seiner Pavoni. Anja Bartholomei hantierte in der Tee-Ecke – die von seinen neuen Kollegen mittlerweile in Café Tino umbenannt worden war – mit seiner Espressomaschine, die mit ihm umgezogen war. Von der Mordkommission in der dritten Etage in die Abteilung Operative Fallanalyse in der vierten.

»Guten Morgen, Tino!«

»Hallo, Anja!«

Die Weiterbildung zum Fallanalytiker lag hinter ihm. Seit einer Woche war er nun Mitglied der OFA und noch nicht wirklich angekommen.

»Auch einen Cappu?«

»Danke. Ich hatte grad einen zum Frühstück.«

Schwungvoll goss Anja die aufgeschäumte Milch in die Tasse. »Wie schnell man sich an Luxus gewöhnt, ist sagenhaft. Ich weiß gar nicht mehr, wie wir bisher ohne deine Pavoni ausgekommen sind.«

Er musste lachen. »Ist mir auch absolut schleierhaft.« Mit einem Lächeln durchquerte er den OFA-Raum, dessen beherrschende Elemente ein ovaler Konferenztisch und eine Wand aus Whiteboards waren. Keine Bilder an den Wänden, kein ablenkender Schnickschnack. Ein Zentrum für konzentrierte Arbeit. Hier traf sich das Team, um Fälle zu analysieren, Hypothesen zu entwickeln und Täterprofile zu erstellen.

Das Großraumbüro war in einzelne Bereiche unterteilt, die Dühnfort für sich Karrees nannte. Stellwände trennten sie voneinander ab und gaukelten Privatheit vor, wo in Wahrheit nichts privat blieb. Jeder sah den anderen und konnte Telefonate mithören. Sein altes Büro war ihm lieber gewesen. Er schätzte es, eine Tür hinter sich schließen zu können.

Die Arbeitsplätze waren identisch möbliert. Schreibtisch mit PC, Sideboard und Regal. Alles ergonomisch sinnvoll angeordnet. Ein beinahe lautloser Seufzer entfuhr Dühnfort beim allmorgendlichen Blick aus dem Fenster. Eine Aussicht, an die er sich immer noch nicht gewöhnt hatte und vermutlich auch nie gewöhnen würde.

Seit das Kriminalfachdezernat 1 mit seinen nachgeordneten Kommissariaten von der Münchner Innenstadt in den Stadtteil Sendling umgezogen war, blickte er auf Wertstoffhof und Kleingartenanlage. Adieu, Frauenkirche, adieu, Löwengrube, vom Viktualienmarkt ganz zu schweigen. All das vermisste er noch immer schmerzlich.

Nachdem er den Rechner gestartet hatte, las er erst einmal online Nachrichten. Offenbar war seine ehemalige Kollegin und Nachfolgerin bei der Mordkommission Kirsten Tessmann im Fall des Messermords im Englischen Garten weitergekommen. Die Onlinemedien berichteten, dass der Beschuldigte gestanden hatte, allerdings ohne ein Motiv zu nennen.

Anja ging hinter ihm vorbei. Ihr Schritt verharrte, als sie den Artikel auf seinem Monitor sah. »Ich verstehe es nicht. Weshalb ersticht jemand einen anderen, den er nie zuvor gesehen hat? Ohne ein Wort. Einfach so. Geradezu beiläufig. Psychisch krank scheint er ja nicht zu sein.«

Anja war aus dem Rauschgiftdezernat zur OFA gewechselt. Sie war direkt und analytisch und sah umwerfend gut aus. Eine elfenhafte Schönheit mit schulterlangem hellem Haar. Außerdem Meisterin in Taekwondo, allerdings begleitet von dem Gerücht, manchmal die Kontrolle zu verlieren und auszurasten. Angeblich hatte sie deswegen bereits zwei interne Ermittlungsverfahren überstehen müssen.

»Vielleicht ist Frust das Motiv«, meinte er. »Eine unbestimmte Wut auf alles und jeden. Das breitet sich immer weiter aus. Die Leute rasten wegen nichts aus. Hast du von dem Zahnarzt gehört, der eine Fußgängerin angefahren hat, nur weil sie es gewagt hat, den Zebrastreifen zu betreten, als er sich näherte?«

Anja nickte. »Der Lack der Zivilisation wird täglich dünner.« Sie verschwand in ihrem Karree, das sich in einem Neunziggradwinkel zu seinem befand.

Manfred Trebing kam als Nächster. Seit vier Jahren bei der OFA, ehemals Kriminaldauerdienst. Ein in sich gekehrter, stiller Mann, der in über zwanzig Jahren Polizeidienst alles gesehen hatte, was Menschen einander antaten. Er war Ende vierzig und lebte mit seiner Frau und einem Hund in einem Vorortreihenhaus. Wortkarg war wohl das Adjektiv, das ihn am besten beschrieb. Von Anja wusste Dühnfort, dass er sich Hoffnungen machte, der Nachfolger von Armin Boos zu werden, wenn dieser in zwei Jahren in Pension ging. Manfred erwiderte im Vorbeigehen Dühnforts Gruß und verschwand in seinem Karree.

Dühnfort las gerade seine Mails, als Boos kam. Sie kannten sich seit vielen Jahren, in denen Armin immer wieder versucht hatte, ihm die Arbeit bei der OFA schmackhaft zu machen. Zielstrebig steuerte er, noch im Mantel, auf ihn zu. Ein großer Mann mit breitem Kreuz, wachem Blick und natürlicher Autorität. »Guten Morgen, ihr beiden!«

Anja schwenkte auf ihrem Bürostuhl herum.

»Die Kollegen aus Passau haben uns gerade angefordert«, sagte Boos. »Ein Doppelmord vor vierzehn Tagen. Nichts geht voran. Die Medien machen Druck. Der Staatsanwalt will Ergebnisse sehen. So ganz freiwillig scheint die Entscheidung nicht gefallen zu sein, uns hinzuzuziehen.«

Anja seufzte. »Das sind ja dann ideale Voraussetzungen.«

»Ihr werdet das schon hinkriegen. Euer Ansprechpartner ist Lutz Eichenauer. Kriminalhauptkommissar. Nehmt Ben mit. Ich habe ihn im Lift getroffen. Er weiß schon Bescheid und organisiert einen Wagen.« Armin nickte ihnen zu und verschwand in seinem Büro. Das einzige, das eine Tür hatte.

Was er von Ben halten sollte, wusste Dühnfort noch nicht. Einerseits besaß er einen geradezu britisch trockenen Humor. Andererseits nagte die Scheidung von seiner Frau an ihm. Er war Mitte dreißig und Vater eines dreijährigen Jungen. Vom Aussehen her ein Frauentraum. Groß. Markantes Gesicht. Fitnessgestählter Körper. Jeder Muskel war definiert. Doch auf Frauen war Ben nicht gut zu sprechen. Von Gleichberechtigung hielt er nichts. Männer und Frauen seien nun einmal unterschiedlich, das könne man nicht wegdiskutieren. Das sei wissenschaftlich bewiesen. Der Begriff Kampfemanzen war schon gefallen, und dass echte Männer auf die rote Liste gehörten. Eine vom Aussterben bedrohte Art. Dühnfort schrieb es der gescheiterten Ehe zu. Hoffentlich legte sich das.

Während sie auf Ben warteten, mailte er Gina. Kannst du heute Chiara vom Kindergarten abholen? Ich muss nach Passau und werde es nicht schaffen. Er hängte ein Kuss-Emoji an und klickte auf Senden.

Ihre Antwort kam sofort. Kein Problem. Gute Fahrt und pass auf dich auf! Ein Herz-Emoji folgte.

Ben Guhl steuerte auf Dühnforts Karree zu. Enges schwarzes T-Shirt, perfekt sitzende Jeans und darüber offen eine Cabanjacke. »Moin, Tino!« Sein Blick schwenkte zu Anja am Schreibtisch nebenan. »Servus, Anja! Packen wir es. Ich habe uns einen X3 organisiert.«

Das Wetter war gut und die Autobahn frei. Ben gab Gas. Nach zwanzig Minuten lagen Dühnforts Nerven blank. Vermutlich würde Ben sich als sportlichen Fahrer bezeichnen. Doch er missachtete Tempolimits, hielt zu geringen Abstand und benutzte die Lichthupe. Als Ben hinter Landshut einen Porsche mit Tempo hundertachtzig bedrängte, sah Dühnfort sich für eine Sekunde blutüberströmt und eingeklemmt im Wrack des BMW liegen. Neugierige zückten die Handys und machten Videos. »Geht’s auch ein wenig gelassener?«

Überrascht sah Ben zu ihm hinüber. »Gelassener? Wir sind hier nicht im Yogakurs.«

Von der Rückbank meldete sich Anja. »Ich verstehe ja, dass du den Kick ab und zu brauchst. Vielleicht brauchst du demnächst aber auch einen Putzlappen.«

Ben blickte besorgt in den Rückspiegel. »Du reiherst mir aber jetzt nicht in den Wagen.« Er ging tatsächlich vom Gas und wechselte auf die rechte Spur. »Soll ich beim nächsten Parkplatz rausfahren?«

»Wird hoffentlich nicht nötig sein, wenn du die Pferde zügelst.«

Ben gab sich Mühe, und Dühnfort wunderte sich. Von Frauen schien er nicht viel zu halten – doch dann verstand er es. Wenn sich eine schwach und bedürftig zeigte, wurde er fürsorglich. Ganz Gentleman.

Obwohl Ben nun defensiver fuhr, erreichten sie Passau früher als vom Navi ursprünglich veranschlagt.

Die Drei-Flüsse-Stadt lag am östlichen Rand Bayerns in unmittelbarer Nähe zur österreichischen Grenze. An diesem strahlend schönen Herbsttag zeigte sie sich in ihrer ganzen barocken, blau-weiß-goldenen Pracht. Die Veste Oberhaus thronte auf dem Georgsberg wie ein nimmermüder Bewacher. Die Türme des Doms strahlten in einem überirdischen Weiß, als könnte jeden Moment Gottes Segen über diesen malerischen Fleck Erde niedergehen. Die Illusion einer heilen und intakten Welt. Doch das Grauen gab es überall, das Böse und Gemeine. Niedertracht, Hass, Neid, den ganzen Sumpf an menschlichen Abgründen. Ein Doppelmord war hier geschehen.

Die Kriminalpolizeiinspektion befand sich in der Nibelungenstraße, unweit des Bahnhofs. Ein funktionaler Betonklotz aus den Siebzigerjahren. Lutz Eichenauer, der Leiter der Soko Dornröschen – benannt nach dem Tatort im...

Erscheint lt. Verlag 29.6.2020
Reihe/Serie Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi
Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Armbrust • Bayern • Bestsellerautorin • Bücher für die Coronavirus Zeit • Bücher für die Coronazeit • Bücher für die Covid19 Zeit • das Lesen geht weiter • deutsche Krimiautorin • Deutsche Krimis • Deutscher Ermittler • Deutscher Krimi • Deutscher Kriminalroman • Down Syndrom • Drogen • Dühnfort • Elternzeit • Ermittler • Ermittlerkrimi • Ermittlerteam • Fallanalyse • Fallanalytiker • Familienleben • für Social Distancing • gegen Langeweile • Gina Angelucci • gut geschrieben • Klassischer Polizeikrimi • Kleinkind • Kommissar • Kommissar Dühnfort • Krimi Deutschland • Kriminalroman • krimi serie • Krimiserie • Leiche • Lesen in der Coronakrise • Lesen in der Covid19-Krise • Lesen in Karantäne • Lesen in Quarantäne • Lesen während Shutdown • lieber Buch als Coronavirus • Lieber Buch als Covid19 • lieber Bücher als Corona • lover boy • Loverboy • Mit Buch in Karantäne • mit Buch in Quarantäne • Mord • Mordserie • München • neuer Job • Passau • Polizeiarbeit • polizeikommissar • Polizeikrimi • Profiler • Prostitution • psychologische Spannung • Rache • Raubmord • Serienkiller • Serienkiller Buch • Serienmord • Serienmörder • spannend • Spiegel Bestseller Autorin • Tod
ISBN-10 3-8437-2248-X / 384372248X
ISBN-13 978-3-8437-2248-3 / 9783843722483
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