Lassiter 2491 (eBook)

Die Rückkehr des Blutlords

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9684-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lassiter 2491 - Jack Slade
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Brenda Kane saß am Ende der Bar und sah zu, wie Big Nat, der Bartender, den Spiegel putzte. Hin und wieder schielte er verstohlen auf ihr Busenschaufenster.
Die Schwingtüren sprangen auf, und ein Mann kam in den Saloon. Er tippte grüßend an seinen Hut, aber Brenda wandte den Blick ab. Es war der berüchtigte Kopfgeldjäger Boterro, wegen seiner Grausamkeit 'Blutlord' genannt. Sein großer Colt wippte ihm an der Hüfte. Big Nat kniff argwöhnisch die Augen zusammen.
'Whiskey', grunzte der Neuankömmling. Beim Klang seiner Stimme lief Brenda ein Schauder über den Rücken. Big Nat schenkte dem Mann ein Glas ein. Boterro packte die Hand des Keepers. 'Ich suche einen Kerl, der sich Lassiter nennt', raunte er.
Brenda erschrak. Lassiter hieß der Mann, mit dem sie am Vorabend geflirtet hatte ...

Draußen war es heller Tag. Auf der Mainstreet fuhren Kutschwagen hin und her. Die hölzernen Bürgersteige bebten unter den Schritten der Fußgänger. In Nat’s Saloon hockten ein paar träge Biertrinker und palaverten über den neuesten Klatsch in Topeka.

Als Boterro hereinkam, brachen die Gespräche ab. Die Männer senkten den Kopf und starrten ins Leere.

»Lassiter?« Big Nat schüttelte den Kopf. »Nie gehört, den Namen.«

Boterro ließ seine Hand los, und der wohlbeleibte Wirt putzte den Spiegel weiter.

»Zahlen«, sagte Brenda.

Big Nat winkte ab. »Ich schreib’s dir auf die Rechnung«, sagte er.

»Okay.« Brenda langte nach der Krücke, die neben ihr lehnte, und humpelte los.

Sie kam nur fünf Schritte weit. Der Blutlord griff nach ihrem Arm. »Eine Hure mit Holzbein?«, fragte er verächtlich.

»Lassen Sie mich gehen«, fauchte sie.

Er lachte freudlos. »Stört es dich, wenn ich die Dinge beim Namen nenne?«

Brenda warf Big Nat einen hilfesuchenden Blick zu. Doch der Salooner tat, als bemerkte er ihn nicht. »Sie müssen mich verwechseln«, sagte Brenda zu Boterro. »Wenn Sie ein Flittchen wollen, gehen sie in die Concordia Street.«

Der Druck um ihr Gelenk wurde fester. »Der Mann, den ich suche – kennst du ihn?«

»Nein.«

Er starrte sie an. »Ist das auch wahr?«

»Ja.« Brenda wollte seine Hand abstreifen, aber seine Finger hatten sich fest in ihre Bluse gekrallt. »Sie tun mir weh, Mister«, stöhnte sie.

Die Männer, die an den Tischen saßen, schienen alle zu Stein geworden zu sein. Die Angst vor dem Blutlord stand ihnen im Gesicht geschrieben. Niemand erhob sich, um die Ehre einer behinderten Frau zu verteidigen. Sie wünschte, dass Lassiter hier wäre, er würde dem Unhold Manieren beibringen.

Unvermittelt ließ Boterro von ihr ab. »Wehe, du hast mich belogen, Peg Leg«, sagte er und kniff ihr in die Brust.

Brenda zögerte nicht eine Sekunde. Die Gehhilfe unter der Achsel, bewegte sie sich zur Tür. Die schweigsamen Zecher blickten nicht mal auf, als sie an den Tischen vorbei humpelte.

Draußen auf der Straße atmete Brenda befreit auf.

Die Begegnung mit dem Blutlord hatte ihr einen gehörigen Schrecken eingejagt. Aber nun schlug ihr Herz ruhiger.

Sie dachte an Lassiter.

Er sollte wissen, dass sich ein Kopfgeldjäger nach ihm erkundigt hat, fand sie.

Burt Hobbs blickte den Mann von der Brigade Sieben nachdenklich an. »Die Worte des Präsidenten waren ganz eindeutig«, sagte er. »Er will, dass ein Mann der Brigade seine Schwester beschützt, unabhängig von den Sicherheitsleuten, die das Weiße Haus eingesetzt hat.«

Lassiter krauste die Nase. »Mary Arthur McGilroy ist die First Lady. Bin ich nicht eine Nummer zu klein für einen White-House-Job?«

»Die Zentrale in Washington sagt nein.« Hobbs hob die Brauen. »Sieht so aus, als hielte man Sie für das beste Pferd im Stall. Man hat dem Präsidenten bereits eine Zusage gegeben.«

»Na prima.« Lassiter dachte nach. Er war nicht sehr versessen darauf, als externer Bodyguard für eine so hochgestellte Persönlichkeit zu fungieren. Seit dem frühen Tod seiner Gattin versah die Schwester von Chester A. Arthur die Funktion der First Lady. Nun hatte sie sich in den Kopf gesetzt, eine Freundin in Kansas zu besuchen, mit der sie in Greenwich, New York, die Schulbank gedrückt hatte. Für eine ganze Woche wollte sie in Topeka bleiben, und zwar inkognito.

Hobbs und Lassiter befanden sich in einem Hinterzimmer der Town Hall. Burt Hobbs bekleidete das Amt des Bürgermeisters. Nur wenige wussten, dass er als Kontaktmann für die Brigade Sieben arbeitete. Er war ein blasser, nicht sehr kräftiger Mann. Vor wenigen Monaten hatte er seine Ehefrau verloren. Sie war bei dem großen Zugunglück am Saline River ums Leben gekommen. Seitdem trug Hobbs nur noch schwarze Kleidung.

»Mrs. McGilroy reist mit drei Begleitern«, sagte er nun. »Miss Havisham, eine Art Zofe, dazu zwei handfeste Typen aus dem Team des Präsidenten.«

»Wo werden sie absteigen? Im Continental?«

Hobbs schüttelte den Kopf. »Nein, das Continental ist ihnen zu exklusiv. Sie wollen es bescheidener und logieren im Belvedere Hotel.«

Das erstaunte Lassiter. »Das Belvedere liegt ganz dicht am Amüsierbezirk«, warf er ein. »Ich finde es ganz schön wagemutig, dass die First Lady ausgerechnet in dieser Gegend ein Quartier bezieht.«

»Des Menschen Wille ist sein Himmelreich.« Hobbs hob die Achseln, dann machte er seine Augen ganz klein. »Aber das Beste hab ich mir bis zum Schluss aufgehoben.«

Lassiter runzelte die Stirn. »Und das wäre?« Er ahnte nichts Gutes.

»Mrs. McGilroy Freundin, mit der sie zur Schule gegangen ist – ihr gehört das Unholy House.«

»Das Bordell in der Concordia Street?«

»So ist es.«

Die Sache wurde immer komplizierter. Lassiter stand auf. Er spazierte um den T-förmigen Konferenztisch, blieb vor dem goldgerahmten Gemälde von Thomas Jefferson stehen, wandte sich abrupt um und ging den gleichen Weg zurück, den er eben gekommen war.

Hobbs nickte vielsagend. »Jetzt wissen Sie, warum die First Lady inkognito reist.«

Lassiter beschlich ein ungutes Gefühl. Die Concordia Street gehörte zu den verrufensten Orten in ganz Topeka. Es wimmelte dort von Glücksrittern, Geschäftemachern, Satteltramps, Berufsspielern, desertierten Soldaten, Sidewalkdohlen und anderen Zeitgenossen mit abenteuerlichem Hintergrund. Die First Lady würde hoffentlich nicht auf die Idee kommen, ihre Schulfreundin an deren Arbeitsplatz besuchen zu wollen.

Bei dem Gedanken geriet Lassiter ins Grübeln.

Jemand klopfte an die Tür.

Hobbs machte auf und stand einer atemlosen Rotblonden gegenüber, die sich auf eine Krücke stützte. »Miss Kane«, sagte er. »Was kann ich für Sie tun?«

Sie lächelte matt. »Ihr Sekretär sagte mir, dass ich Mr. Lassiter hier finde.«

Lassiter trat neben den Town Mayor. Brenda Kane wechselte von einem Bein aufs andere. Ihre Prothese knirschte. Schweiß perlte auf ihrer Stirn. Ihr Atem ging stoßweise.

»Was ist los, Miss Brenda?«, fragte Lassiter besorgt. »Sie sind ja ganz blass um die Nase herum.«

Sie sah ihn verängstigt an. »Da ist so ein Typ aufgetaucht, der hinter Ihnen her ist. In Nat’s Saloon. Sie sagen Blutlord zu ihm.«

»Der Blutlord ist in Topeka?« Hobbs zog die Tür weiter auf. »Kommen Sie doch herein, Miss.«

Brenda Kane humpelte zum Tisch. Erleichtert sank sie auf den Stuhl, den Lassiter ihr rasch hinschob. Sie bedankte sich mit einem anmutigen Augenaufschlag.

»Ich bringe Ihnen ein Glas Wasser«, sagte Hobbs und ging.

Lassiters Gedanken eilten zurück. Es war noch nicht allzu lange her, dass er eine junge Frau aus den Klauen des Blutlords befreit hatte, eine Saloon-Ballerina aus Ashton. Boterro war so vernarrt in sie, dass er sie gekidnappt und zu seiner Fluchtburg am Oneida Lake verschleppt hatte. Dort sollte sie die Rolle seiner Ehefrau übernehmen. Lassiter hatte das verhindert.

Vermutlich ist der Menschenjäger nach Topeka gekommen, um sich an mir zu rächen, dachte er.

»Erzählen Sie, Brenda«, sagte er. »Was ist in Nat’s Saloon geschehen?«

Mit bewegten Worten schilderte sie ihm ihre Begegnung mit dem dreisten Kopfgeldjäger. »Was mich am meisten stört«, klagte sie, »ist, dass mir kein Mensch beigestanden hat. Auch Big Nat nicht. Dabei hat mich Boterro behandelt wie einen räudigen Straßenköter.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen.

Hobbs kam mit dem Wasser zurück.

Lassiter sah zu, wie die hübsche Rotblonde hastig trank. Er machte sich Sorgen. Mit einem rachedurstigen Scharfschützen im Schlepptau war er wohl nicht die richtige Wahl als Bodyguard für die First Lady aus dem Weißen Haus.

Bevor Mary Arthur McGilroy in Topeka ankam, musste das Problem Boterro vom Tisch sein.

Lassiter stand unter Zugzwang, und das nicht zu knapp.

»Sie sollten sich vorsehen«, sagte Brenda zu ihm. »Dieser Boterro ist nicht in die Stadt gekommen, weil er einen Mitspieler zum Pokern braucht. Sie hätten ihn sehen sollen. Er ist zerfressen vor Hass.«

»Ich werde dem Marshal einen Tipp geben«, versprach Hobbs. »Er wird sich um den Blutlord kümmern.«

»Okay.« Lassiter nickte. Doch er nahm sich vor, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Marshal Jackson und seine Leute waren keine ernstzunehmenden Gegner für einen kaltblütigen Revolverschwinger wie Boterro.

Brenda Kane stellte das Glas weg. Sie stemmte sich auf die Krücke und wandte sich zum Gehen.

Lassiter sprang hinzu. »Warten Sie, Miss, ich bringe Sie hinaus.«

Boterro lehnte an der Theke im Last Chance, dem verruchtesten Saloon im Amüsierbezirk. Er nippte an einem Whiskey, rauchte ein Zigarillo und beobachtete verstohlen die Leute ringsum.

Der Gastraum war nur spärlich erleuchtet und voller Tabakrauch. Es roch nach verschüttetem Bier und dem aufdringlichen Parfüm der Grazien aus dem Unholy House. An einem Dutzend grob gehobelter Tische saßen trinkfreudige, lärmende Männer. Einige von ihnen schaukelten halbnackte Prostituierte auf dem Schoß. In einer rückwärtigen Nische, gleich neben dem Billardtisch, gab es ein Handgemenge. Zwei Männer mit struppigen Bärten prügelten sich um die Gunst eines Mädchens, das eine weißblonde Perücke und kirschrote Netzstrümpfe trug. Cox, der hemdsärmelige Barkeeper, zapfte Bier ohne Unterlass.

Boterro hatte im Last Chance...

Erscheint lt. Verlag 14.4.2020
Reihe/Serie Lassiter
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • Abenteurer • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • erotisch • Erwachsene • erwachsene Romantik • Exklusiv • für • g-f • GF • g f barner • g f unger • Indianer • jack-slade • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • lucky-luke • Männer • martin-wachter • Nackt • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • Sexy • sonder-edition • Unger • Western • Western-Erotik • Western-roman • Westernromane • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7325-9684-2 / 3732596842
ISBN-13 978-3-7325-9684-3 / 9783732596843
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