Pommes Tod Weiss (eBook)

Ein Wohlfühlkrimi aus dem Ruhrgebiet

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020
CII Seiten
BookRix (Verlag)
978-3-7487-3307-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Pommes Tod Weiss - Peter Splitt
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Inge Kowalski, eine fitte Mittsechzigerin, betreibt in der ehemaligen Bergbausiedlung Essen Meerbruchstraße ein Kiosk ( Büdchen ). Inge kennt jeden und jeder kennt Inge. Das gilt für den Hausmeister Willi Matuschek, genauso wie für die alleinerziehende Mutter von vier Kindern Dominique Spilker oder Oma Krause mit ihrem Pudel Luna. Inges Büdchen ist ein Kleinod des Großstadtlebens und ein echtes Stück Heimat dazu. Hier bekommt der Stammkunde ungefragt die richtige Zigarettenmarke auf den Tresen gelegt und mit einer bunten Tüte Süßigkeiten kann man sich zurück in die eigene Kindheit beamen. Oder man trifft sich mit Freunden zu einem kühlen Feierabend, oder Wegbier. Inge ist eine 'Schnabbelschnute' und liebt Krimis von Agatha Christie. Kein Wunder, dass sie Feuer und Flamme ist, als der Anwalt Armando Condolucci bei ihr auftaucht und ihr von einem merkwürdigen Autounfall erzählt...

Kapitel 1


Der Mann stand vor dem Fenster ihres Büdchens, rauchte eine Zigarette und schien auf sie zu warten. So kam es Inge Kowalski jedenfalls vor, als sie ihn bemerkte. In Wirklichkeit stand er wie angewurzelt da und starrte auf das kleine Schild mit den Öffnungszeiten. Inge sah, dass er sich umdrehte, spürte seinen abschätzenden Blick, während sie sich der Eingangstür näherte und den Schlüssel aus ihrer Handtasche fischte. Ihre Hände zitterten leicht. Als sie an ihm vorbei kam, nickte er und lächelte. Es war ein freundliches Lächeln, vielleicht ein wenig aufgesetzt. Seine Augen waren dunkel und sanft. Fast so sanft, wie der seichte Wind, der in diesem Moment durch sein gepflegtes, perfekt geschnittenes schwarzes Haar fuhr und es ein wenig zerzauste. Seine Hände steckten in den Taschen einer hochwertigen Lederjacke. War sie ihm vorher schon begegnet?

Sie wusste es nicht, konnte sich nicht daran erinnern. Zu ihren Stammkunden zählte er jedenfalls nicht. Dazu war er auch viel zu gut gekleidet. Normalerweise waren es die Nachbarn in der ehemaligen Bergarbeitersiedlung, die zu ihr kamen, oder Männer auf dem Weg zur Arbeit, die schnell einen Kaffee trinken, Zigaretten oder Zeitschriften kaufen wollten. Inge wandte sich von dem Mann ab, schlug einen Bogen um einen Stapel Zeitungen, den der Bote achtlos neben die Eingangstür geworfen hatte, tat noch einen Schritt nach vorn und steckte den Schlüssel in das Schloss. Dabei konnte sie förmlich spüren, wie der Mann hinter ihr sich in Bewegung setzte und näher kam. Als sie das Sicherheitsschloss entriegelt hatte, war er an ihrer Seite und hielt ihr die Tür auf. Dabei lächelte er noch immer und deutete auf den Zeitungsstapel.

„Guten Morgen. Kann ich Ihnen helfen?“

Inges blaue Augen leuchteten. „Oh ja, das wäre nett! Mein Kreuz ist leider nicht mehr dat Jüngste. Mal zwickt et hier, mal klemmt et da. Aber jammern nutzt nix, schließlich erledigt sich die Arbeit ja nicht von selbst!“

Sie lächelte, betrat dankbar nickend den Verkaufsraum, hing ihre Jacke über die Lehne eines alten Holzstuhls und schaltete die Beleuchtung ein. Der Mann kam hinter ihr her, schleppte den Stapel Zeitungen in das Büdchen und stellte das Paket schnaufend in der Nähe der Verkaufsteke ab. Dann sah er sich fasziniert um.

Inges Büdchen war in der Tat ein Kleinod des Großstadtlebens und ein echtes Stück Heimat dazu. Wahrscheinlich bekam der Stammkunde hier ungefragt die richtige Zigarettenmarke auf den Tresen gelegt und mit einer bunten Tüte Süßigkeiten konnte man zurück in die eigene Kindheit reisen. Oder man traf sich mit Freunden zu einem kühlen Feierabend, oder Wegbier. In den Regalen standen Dosenravioli direkt neben dem Klopapier. Es gab alles für den täglichen Bedarf, ohne dass man gleich zum nächsten Supermarkt fahren musste. Süßigkeiten wie Mäusespeck, doppelte Schnüre und fiese CenterShocks gehörten zu Inges Sortiment genauso dazu, wie warme Bockwurst, Pommes Frites, Dosenfutter und Filterkaffee.

Inge hatte sich einen Kittel übergezogen und sah darin aus wie die liebenswürdige Miss Marple aus dem Ruhrgebiet, eine leicht übergewichtige Frau mit gefärbten blonden Haaren, die man einfach mögen musste.

„Was kann ich dir Gutes tun?“, fragte sie und musterte den Fremden neugierig. Der Mann war mittleren Alters, relativ klein, schlank und dunkelhaarig. Sein Äußeres war eindeutig südländisch, aber seine Sprache vollkommen akzentfrei. Verlegen blickte er auf seine Armbanduhr. Inge wusste nicht viel über Uhren, erkannte aber, dass jenes Model, welches da an seinem Handgelenk hing, einigermaßen kostspielig sein musste. Die Uhr zeigte 6:00 Uhr an.

„Ich brauche dringend einen Kaffee“, sagte der Mann. „Muckefuck oder richtigen Bohnenkaffee?“, fragte Inge. Der Mann verzog das Gesicht.

„Bloß keinen Biokaffee aus Malz“, sagte er. „Ich brauche dringend etwas Starkes. Am liebsten einen Espresso. Mein Gott, nachdem was ich heute Morgen schon alles erlebt habe…“

Inge setzte ihre „Ich weiß Bescheid Miene“ auf und wollte eigentlich hinter einer weißen Schiebetür verschwinden, die zu ihrer Miniküche führte, doch ihre Neugierde war stärker. „Was kann denn um diese Uhrzeit schon geschehen sein?“, fragte sie und sah den frühen Besucher mit großen Augen an.

„Ein Schock in der frühen Morgenstunde“, antwortete der Fremde. Stellen Sie sich vor, ich war kurz mit meinem Hund draußen, spaziere gerade am Baldeneysee vorbei und sehe, wie die Feuerwehr ein Fahrzeug aus dem Wasser zieht.“

Inge horchte auf. „Ach du liebes bisschen.“

„Da muss in der Nacht ein Unfall passiert sein. Ich bin dann kurz stehengeblieben, um mir die Sache genauer anzusehen. Das heißt so lange, bis dann so ein aufgeblasener Polizist auf mich zu kam und mich aufforderte schnell weiter zu gehen. Wegen dem musste ich einen Mega-Umweg in Kauf nehmen, um wieder zu meinem Wagen zu gelangen.“

„Aber hast du etwas erkennen können?“

Der Fremde nickte. „Ja, in dem Fahrzeug war ein Toter. Er saß noch angeschnallt auf dem Fahrersitz.“

Inge stockte der Atem. „Aber das ist ja grauenhaft“, flüsterte sie und verschwand mit einem nachdenklichen „Der Kaffee kommt sofort“ nun endgültig in die kleine Küche, welche direkt an den Verkaufsraum grenzte. Kurz darauf vernahm der Mann das ächzen und krächzen einer alten Kaffeemaschine. Inge war noch nicht wieder bei ihm, als von der Tür her eine männliche Stimme ertönte.

„Morgen Inge, bist Du hinten in deinem Kabuff? Bitte mach` mir schnell ´nen Kaffee und ´nen Mettbrötchen mit ordentlich Zwiebeln oben drauf?“

Inge steckte ihren Kopf durch die Schiebetür und lachte. „Ach du bist dat, Willi. Schon so früh auf, heute? Kaffee ist in der Mache und dein Brötchen kommt sofort.“

Ihr blond gebleichter Haarschopf und das rosige Gesicht verschwanden wieder hinter der Tür, während sich die beiden so unterschiedlichen frühen Kunden im Verkaufsraum verstohlene Blicke zuwarfen. Der eine war Willi Matuschek, ein untersetzter Mann mit Bauchansatz und Hornbrille, in einem verwaschenen Blaumann, aus dessen Brusttasche Notizblock und eine Anzahl glitzernder Kugelschreiber hervor lugten. Er sah aus, wie der typische Hausmeister Krause persönlich oder auch wie ein Mann, der in seinem Revier für Ordnung sorgte, die Witterung aufnahm, herumschnüffelte und über alles und jeden Bescheid wusste. Der andere war kein geringerer als Armando Condolucci, seines Zeichens Anwalt, den die Anwaltskammer im Zuge eines Strafverfahrens nach Altenessen beordert hatte. Zugegebenermaßen, so richtig glücklich über seinen neuen Auftrag war Armando nicht wirklich. Er mochte die nördlichen Stadtteile von Essen nicht besonders, sondern hielt sich viel lieber im Süden auf. Dort, wo seine Wohnung lag und seine Eltern seit mehr als dreißig Jahren ein Eiscafé betrieben.

„Du bist wohl nicht von hier, wat?“, fragte Matuschek.

„Wie man´s nimmt. Meine Eltern stammen aus Italien“, antwortete Armando Condolucci gelassen. Seine Antwort hatte es in sich. Willi Matuschek rückte seine Hornbrille zurecht und begutachtete den Fremden noch intensiver, schließlich kam ihm ein waschechter Italiener schon von Hause aus verdächtig vor, denn so einer konnte eigentlich nur etwas mit der Mafia zu tun haben.

„Du sprichst aber sehr gut Deutsch“, bemerkte Matuschek zaghaft.

„Weil ich in Deutschland geboren und zweisprachig aufgewachsen bin“, erklärte Armando.

„Verstehe. Und jetzt bist du zu Besuch hier?“

Armando grinste verschmitzt. „Nein, ich habe einen Job zu erledigen.“

Das wirkte noch mehr. Matuschek dachte automatisch an Berufskiller und Auftragsmörder. Hier musste man mit Bedacht vorgehen.

„Ah, noch ein italienischer Eisverkäufer?“, fragte er vorsichtig.

„Nein! Weder Eisverkäufer noch Pizzabäcker. Ich bin Anwalt, verstehen Sie!“

Diese Aussage beeindruckte Matuschek so sehr, dass er sich nicht mehr getraute weiter nachzufragen. Zum Glück brachte Inge den Kaffee an den Stehtisch und erlöste ihn aus der peinlichen Situation. Dabei blickte sie den kleinen Italiener mit einem gewissen Respekt an.

„Hab ich da gerade richtig gehört? Du bist Anwalt?“, fragte sie beeindruckt. Armando nippte an dem Kaffeebecher. Seine Mimik strahlte Zufriedenheit aus. Anscheinend entsprach das Gebräu ganz seiner Vorstellung, obwohl es kein richtiger Espresso war.

„Das ist korrekt. Ich habe ein Mandat übernommen und soll mich bei der Polizeiinspektion in Altenessen melden.“

„Oh, die kenne ich“, erwiderte Inge begeistert. „Die Wache liegt nur einen Katzensprung von hier entfernt. Bist Du der neue Mitarbeiter der Kriminalpolizei?“

„Ich bin Anwalt, gnädige Frau.“

Inge lachte laut auf. So edel war sie noch niemals betitelt worden. Dann besann sie sich wieder auf das Gespräch.

„Wie? Ach so, stimmt ja. Aber das ist ja auch ganz egal. Jeden Falls wird es langsam Zeit, dass die Beamten dort...

Erscheint lt. Verlag 24.3.2020
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Büdchen • Cosy Crime • Essen • Kohle • Krimi • Ruhrgebiet • Spannung • Trinkhalle • Wohlfühlkrimi
ISBN-10 3-7487-3307-0 / 3748733070
ISBN-13 978-3-7487-3307-2 / 9783748733072
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