Privatdetektiv Volpe: Die Jagd auf Amanda -  Meinhard-Wilhelm Schulz

Privatdetektiv Volpe: Die Jagd auf Amanda (eBook)

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2020 | 1. Auflage
183 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-3865-4 (ISBN)
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Volpe und Petrescu sitzen draußen im Café. Sergiu liest dem Freund die skurrile Geschichte des Vampirs von Venedig vor, dem Volpe das Handwerk legte. Da stürmt eine großgewachsene Frau auf den Platz und bleibt stehen. Volpe und Petrescu beäugen sie neugierig. Während sich der Doktor in die luftig Gekleidete verliebt, stellt Volpe ganz nüchtern fest, dass sie schon über Vierzig und panikartig auf der Flucht ist. Volpe wäre nicht Volpe, wenn er der Verängstigten nicht helfen wollte. Ab sofort beginnt ein dramatischer Wettlauf mit dem Tod, denn ein hochintelligenter Profikiller ist auf die Dame angesetzt und zeigt dem Meisterdetektiv immer wieder seine Grenzen auf. Es kommt nach dem gewaltsamen Tod zweiter Zeugen zu einem schaurigen Showdown ...

3. Teil: Volpe und der Vampir


Eines Tages hockte ich bei Volpe in seinem gut gesicherten Palazzo am westlichen Rand des Campo dei Santi Giovanni e Paolo. Butler Giovanni ließ niemanden ein, dem mein Freund keinen Zutritt gewähren wollte. Er kehrte mir den Rücken zu und war am Schreibtisch mit einem Fetzen Papier beschäftigt.

Das von außen betrachtet unscheinbare Haus war zur Calle di Cavallo (Pferdegasse) und dem Campo hin so gut wie fensterlos, um sich auf der rückwärtigen Seite zu einem mauerumstandenen bunten Garten samt Brunnen zu öffnen. In der feinen Säulenhalle, die den hinteren Teil des Gartens einrahmte, gingen wir oft auf und ab, um einen aktuellen Fall zu besprechen. Zum Calle di Cavallo hin besaß der Palazzo eine Pforte aus Stahl. Vorne, dem Campo zugewandt, öffnete sich das Haus für den Besucher mit einem eisenbeschlagenen Portal.

Links und rechts daneben hat Volpe zwei 40 Zentimeter große Kacheln angebracht. Jede ziert ein Pulcinella (it. Kasperle), mit dem sich Volpe gerne identifiziert. Sein Gesicht ist unter der typischen Maske verborgen. Er hält die Mandoline im Arm.

 

Auf der linken steht:

La invidia vostra è la mia forza – Euer Neid ist meine Stärke.

Rechts ist zu lesen:

Quando entrate, salutate! Quando uscite, fatevi i cazzi vostri! – Wenn ihr eintretet, grüßt! Wenn ihr hinaus geht, packt eure Sachen (gemeint: macht euch aus dem Staub!)

 

Volpe hockte, wie gesagt, verdrossen am Schreibtisch, schenkte mir keine Beachtung, und las einen Brief, der sich, wie er vorhin gesagt hatte, vor wenigen Minuten aus dem Faxgerät gequält hatte. Schließlich schob er mir das zerknitterte Blatt mit einem trockenen Kichern zu und murmelte:

»Einen größeren Blödsinn kann ich mir kaum vorstellen. Man sollte glauben, wir lebten noch in den sagenumwobenen Tagen des rumänischen Grafen Dracula, die du als Eingeborener gewiss über die Maßen liebst. Lies, und sag mir, was du davon hältst!«

Ich nahm mir das Schreiben vor und nahm zunehmend belustigt das Folgende zur Kenntnis:

 

»Die Anwaltskanzlei der Gebrüder Lupo & Lupo (Wolf) aus Treviso sendet ihrem sehr geschätzten Signore Giuseppe Tartini die besten Grüße und Wünsche, seine Gesundheit betreffend.

Unser Klient, Signore Senatore Marco Diavolo, Vorstand des privaten Bankhauses Diavolo & Cavolo (Teufel & Kohl), in der Via Veneta gelegen, trat mit der Bitte an uns heran, einen nicht staatlichen Detektiv zu finden, der ihm behilflich sein könnte, Licht in die Angelegenheit Vampirismus zu bringen. Aus diesem Grunde haben wir Signore Diavolo geraten, Sie, Signore Tartini, aufzusuchen. Ihr erfolgreiches, ja, segensreiches Wirken im Falle des gefürchteten Betrügers Cesare Cornelio Sporcizia (Schmutz) ist uns noch in guter Erinnerung.

Wir verbleiben mit den besten Grüßen und Wünschen, die Ihnen sehr ergebenen Fratelli Lupo (Gebrüder Wolf).«

 

»Ach ja, der gute alte Cesare Cornelio«, sagte Volpe und streckte sich gähnend zur Decke, »ein raffinierter Gauner, der es auf seine Weise zu Wohlstand und Reichtum brachte, indem er älteren Herrschaften das Eingemachte abknöpfte, bis wir dem Ärmsten das Handwerk legten. Wenn ich mich nicht irre, ist er zu 20 Jahre Bau verurteilt, weil er eine Oma hops gehen ließ, und wird das Licht der Freiheit auf absehbare Zeit nicht mehr sehen. Aber nun zu unserem aktuellen Fall. Was hältst du von Vampiren?«

»Ach, du lieber Gott! Was soll die Frage? Es sind sagenhafte Unholde, sogenannte Untote, die immer dann zu frischem Leben erwachen, wenn sie jemandem das Blut aus den Adern gesaugt haben. Über fließendes Wasser können sie nicht gehen, haben die Kraft von fünf Männern, und wenn man sie gestellt hat, muss man ihnen einen Holzpflock durchs Herz rammen, um sie für alle Zeiten zu erledigen. Sie zerfallen dann zu Staub. Mein Landsmann, der Conte Dracula, ist übrigens eine historische Gestalt und war ein grausamer Mensch. Dass er ein blutsaugender Vampir gewesen wäre, das hat, glaube ich, erst der Schriftsteller Bram Stoker mit seinem berühmten Roman erfunden, seinem einzigen Werk von Bedeutung übrigens.

Das ist alles, was ich weiß. Wer heutzutage noch an solchen Unsinn glaubt, ist selber dran schuld.«

»Du hast recht, Sergiu. Quatsch, alles nur Quatsch! Der Dracula-Roman ist ganz nett zu lesen, wie ich gerne zugebe, aber was gehen uns diese blutsaugende Grafen aus deinem Rumänien an? Bei den alten Römern, hihihi, da gab‘s die Harpyien, blutsaugende Riesenfliegen mit Weibsgesicht, aber mir sind schon die Moskitos zuwider, wenn sie mir mit ihrem hellen Singsang den Schlaf rauben. Giovanni hat darum für die Sommerzeit alle Fenster des Hauses mit einem hauchfeinen durchsichtigen Stoff gesichert, damit die Biester nicht eindringen können.«

»Aber«, entgegnete ich, »es soll solche Horrorgestalten wirklich geben haben. Neulich vernahm ich in meiner Praxis, dass ein alter Mann drauf aus war, Kindern das Blut auszusaugen, um dadurch wieder jung zu werden, völlig vergebens übrigens, und jetzt hockt er im Knast.«

»Schön und gut, caro Dottore«, sagte Volpe, »aber müssen wir, ausgerechnet wir!, uns damit beschäftigen? Ich fürchte, wir können das Anliegen des Signore Diavolo nicht ernst nehmen. Vielleicht ist er ja verrückt. Das fiele dann eher in dein als in mein Metier, oder? Und doch! Seltsam! Der Chef des Bankhauses, bei dem auch Signore Gaio Urbano sein Konto hatte (s. Volpe und die Blüten des Todes), glaubt daran?!«

Volpes fuchsiges Gesicht wies das amüsierte Lächeln auf, das ihn auszeichnet, diesmal jedoch einem Ausdruck von Interesse und Konzentration wich. Er nahm das Schreiben wieder zur Hand und drehte es hin und her. Eine Weile saß er noch in Gedanken versunken da. Dann riss er sich mit einem Ruck aus dem Reich der Träume, denn Giovanni war mit einem weiteren Brief eingetreten.

Volpe überlas ihn, reichte ihn mir und sagte: »Hier ist noch ein zweiter Wisch, einer von Signore Senatore Diavolo selbst. Er beruft sich auf dich, mein lieber Sergiu. Lies, und du bist im Bilde!«

Ich nahm das frisch ausgedruckte Blatt und las:

 

»Marco Diavolo wünscht Signore Giuseppe Tartini beste Gesundheit und lang anhaltendes Wohlergehen.

Da mir Ihr geschätzter Mitarbeiter, Dottore Medico S. Petrescu, vor Jahr und Tag in schwerer Krankheit beigestanden hat, wage ich es, mich in einer ganz besonderen Angelegenheit an Sie zu wenden, nachdem man sich bei meinen Anwälten für nicht zuständig erklärte und mir Ihren geschätzten Namen nannte.

Wie mir die Kanzlei Lupo & Lupo mitteilte, wurde Ihnen die heikle Angelegenheit, mit der ich mich bei den Carabinieri lächerlich machen würde, bereits vorgelegt. Sie ist so delikat, dass es mir schwer fällt, sie überhaupt zu schildern. Es geht dabei um einen Freund, dessen Namen ich Ihnen nicht nennen darf.

Vor sieben Jahren verlor er seine Gattin, die ihn samt dem kleinen Sohn zurückließ. Doch schon ein Jahr nach ihrem Tode lernte er auf einer Reise durch Sizilien die Tochter eines aus Marokko stammenden Kaufmanns kennen. Sie könnte als Schönheit gelten, wenn man sich an ihrer leicht braunen Hautfarbe und den krausen Haaren nicht störte.

Er nahm sie mit ins Veneto und heiratete sie. Kein Mann der Welt hat jemals eine bessere Frau gehabt, und übers Jahr schenkte sie ihn ein Kind, einen kleinen Jungen von ebenmäßigen Zügen und nur sanft getönter Haut. Das Glück des Hauses schien alle Grenzen zu überspringen.

Mit seinem ersten und einst einzigen Sohn schien sich die Stiefmutter nicht gut zu verstehen, obwohl er ein liebes, hübsches, intelligentes Kind ist. Seit einem Sturz vom Pony ist er gehbehindert und schleift das linke Bein ein wenig nach.

Nachdem ihr eigenes Kind das Licht der Welt erblickt hat, ist das Verhältnis der beiden unerträglich geworden. Zweimal hat man die Frau dabei beobachtet, wie sie den Stiefsohn ohne erkennbaren Grund schlug, das erste Mal vor einem Monat. Beim zweiten Mal fiel sie sogar mit einem Stock über ihn her, was einen breiten roten Striemen auf seinem Oberschenkel hinterließ.

Doch das alles war noch gar nichts, vergleichen mit dem, was sie dann dem eigenen Kind antat, dem Jungen von gerade einmal einem halben Jahr. Vor wenigen Tagen war er von der Kinderfrau für ein paar Minuten alleine gelassen worden. Lautes Kreischen rief sie zurück. Als sie ins Zimmer stürzte, sah sie ihre Chefin über das Baby gebeugt und ihm in den Hals beißen. Nachdem sich die Mutter bei ihrem Tun entdeckt sah, verließ sie das Zimmer fluchtartig, mit blutbesudeltem Mund.

Die Angestellte sah nach dem Hals des schreienden Kleinen und entdeckte eine kleine Wunde, aus der noch immer das Blut heraus floss. Das Bettchen war voller Blut, ein Anblick, der jeden Betrachter mit Grauen erfüllt hätte.

Sie war darüber so entsetzt, dass sie den Vater des Winzlings herbeirufen wollte, aber die zurückgekehrte Herrin flehte sie an, es nicht zu tun und reichte ihr fürs Schweigen fünfzig Euro. Eine Erklärung gab sie nicht ab, und die Angelegenheit schien fürs Erste erledigt, denn die Verletzung des Babys stellte sich als unbedeutend heraus.

Trotzdem traute die Frau dem Frieden nicht und ließ die Chefin nicht mehr aus den Augen. Insbesondere wachte sie über dem kleinen Schreihals...

Erscheint lt. Verlag 24.3.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7389-3865-6 / 3738938656
ISBN-13 978-3-7389-3865-4 / 9783738938654
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