Notärztin Andrea Bergen 1401 (eBook)

Zeit der Hoffnung

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9708-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Notärztin Andrea Bergen 1401 - Marina Anders
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Gespenstisch still ist es in dem kleinen Zimmer auf der Intensivstation, und nur das leise Ticken der Überwachungsgeräte ist zu hören. Das geliebte Gesicht ihres Vaters Richard, der seit Tagen im Koma liegt, wirkt fahl und eingefallen. Doch das kann nur an dem Dämmerlicht liegen, sagt sich Aurelia immer wieder. Sie will nicht wahrhaben, was die Ärzte längst wissen: Mit Richard von Kampen, dem berühmten Dirigenten, geht es zu Ende! Es ist nur noch eine Frage der Zeit.
Als das Unfassliche tatsächlich geschieht, bricht für Aurelia eine Welt zusammen. Die schöne Cellistin, die auf den großen Bühnen der Welt zu Hause ist, verliert jeden Halt und jede Orientierung! In dieser schweren Zeit sind es Notärztin Dr. Bergen und der sensible Krankenhausseelsorger Randolf Hoppe, die an Aurelias Seite bleiben und um sie kämpfen. Aber auch sie können nicht verhindern, dass Aurelia ein weiterer schwerer Schicksalsschlag trifft - kaum vorstellbar, dass sie sich davon wieder erholen kann ...

Zeit der Hoffnung

Niemand kann sich das Entsetzen vorstellen, das mich beim Anblick der schwer verletzten Unfallfahrerin ergriff, zu der wir gerufen worden waren: Aurelia – Aurelia von Kampen, meine Sorgenpatientin der letzten Wochen!

Nach dem Tod ihres geliebten Vaters, der Trennung von ihrem Freund Jaro und beruflichen Tiefschlägen hatte sich die berühmte Solocellistin gerade wieder ein wenig gefangen – nicht zuletzt dank der Hilfe unseres Krankenhausseelsorgers Randolf Hoppe. Doch jetzt scheint alles Kämpfen umsonst gewesen zu sein – denn Aurelia kann aus ihrer tiefen Bewusstlosigkeit offenbar nicht erwachen!

Es ist wie eine grausame Ironie des Schicksals, sie nun so hilflos auf der Intensivstation zu sehen – in demselben kleinen Zimmer, in dem ihr Vater erst vor Kurzem starb! Randolf Hoppe weicht nicht von Aurelias Seite. Er hofft und betet verzweifelt für sie – denn er hat sich unsterblich in die junge Frau verliebt …

Prüfend blickte Aurelia von Kampen über den Frühstückstisch, den sie liebevoll gedeckt hatte. Bis auf den Kaffee, der gerade durchlief, fehlte nichts. Eier, Schinken, Käse, Marmelade und Honig – viel zu viel für zwei Personen. Weder sie noch ihr Vater waren große Esser. Doch das Frühstück war oft die einzige Mahlzeit am Tag, bei der sie sich sahen, und sie dehnten es entsprechend aus.

Aurelia schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und goss den Rest in eine Thermoskanne, die sie auf den Tisch stellte. Im angrenzenden Arbeitszimmer hörte sie ihren Vater telefonieren. Es würde sicher noch ein paar Minuten dauern, bis er zum Frühstück erschien.

Sie trat ans Fenster und ließ den Blick über den Garten schweifen, der den Bungalow umgab und sich bis ans Rheinufer erstreckte. Unzählige Frühlingsblumen boten leuchtende Farbtupfer auf dem grünen Rasen.

Ein wehmütiges Lächeln glitt über Aurelias apartes Gesicht, als sie an ihre Mutter dachte. Aurelia war erst elf gewesen, als sie gestorben war. Siebzehn Jahre war das nun her. Und noch immer glaubte sie, die Anwesenheit der Mutter im Haus zu spüren, nach wie vor vernahm sie im Geist ihr Lachen, hörte sie ihren Namen rufen.

Das Geräusch von näher kommenden Schritten ließ sie den Kopf wenden. Gerade trat ihr Vater durch die Tür. Richard von Kampen war ein stattlicher Mann mit einem interessanten, zerfurchten Gesicht und wachen grauen Augen. Obwohl er erst vierundsechzig war, hatte er bereits vollkommen weißes Haar. Schon früher war sein blondes Haar sehr hell gewesen. Aurelia dagegen hatte das rehbraune Haar ihrer Mutter geerbt.

„Guten Morgen, meine hübsche Tochter.“ Lächelnd kam er auf sie zu.

„Morgen, Papa.“ Aurelia drückte ihm ein Küsschen auf die Wange. „Gut geschlafen?“

Richard verzog leicht das Gesicht. „Das kann ich nicht gerade behaupten“, meinte er, während er sich auf seinem Stuhl niederließ. „Ich habe die halbe Nacht im Schlaf dirigiert.“

Leise lachend schenkte Aurelia ihm einen Kaffee ein.

„Welche Musiker hatten denn die Ehre?“

„Tja, wenn ich das wüsste.“ Dankend griff Richard nach seiner Tasse. „Irgendwo in New York.“

„Wie aufregend. Ich spiele auch manchmal im Schlaf, aber nie vor einem Publikum.“

Aurelia war eine ambitionierte Cellistin und Mitglied des Städtischen Symphonieorchesters. Sie trat aber auch solo auf, meistens zusammen mit dem aufsteigenden tschechischen Pianisten Jaro Hajek. Mit ihm war sie auch privat zusammen. Ihr Vater war Chefdirigent des Orchesters.

„Das kommt daher, weil du zu viel übst“, erwiderte Richard. „Jeden Tag verbringst du Stunden im Musikzimmer, oft bis in die späte Nacht hinein. Kein Wunder, dass du auch im Schlaf nicht aufhören kannst.“

Aurelia nahm sich ein Croissant und schnitt es auf.

„Ach, Papa. Wir arbeiten beide zu viel, nicht nur ich. Meinst du nicht auch?“

Ihr Vater hob die Schultern. „Mag sein. Aber wir haben auch Freude an unserem Beruf. Wie vielen Menschen graut es jeden Tag davor, zur Arbeit zu gehen?“

Aurelia schickte ihm ein Lächeln über den Tisch. „Du hast ja recht. Trotzdem besteht auch bei uns die Gefahr der Überarbeitung.“

Sie wollte noch mehr anführen, doch sie ließ es bleiben. Ihr stand jetzt nicht der Sinn danach, über die Schattenseiten des Musikerberufes zu diskutieren. Ihr Vater hatte vermutlich gar keine Ahnung, wie viele Mitglieder seines Orchesters an der gefürchteten Musikerdystonie litten. Chronische Rückenschmerzen bei den Kontrabassisten, Zahnprobleme bei den Blasmusikern, Karpaltunnelsyndrom bei den Geigern … die Liste war lang.

Auch Aurelia hatte manchmal Probleme mit den Fingern, wenn sie ihr einfach nicht gehorchen wollten. Trotz gelegentlicher Schmerzen war sie bemüht, sich nichts anmerken zu lassen, auch nicht ihrem Partner Jaro gegenüber. Im Stillen hatte sie sich vorgenommen, weniger zu üben, um ihren Fingern eine Erholungspause zu gönnen, doch bisher hatte sie diesen Vorsatz noch nicht in die Tat umgesetzt.

Das Thema Überarbeitung behagte ihrem Vater offenbar nicht. Er ließ es fallen und begann, von ihrem nächsten Konzert zu sprechen, das in Kürze in der Kunsthalle stattfinden würde. Aurelia ging gern darauf ein. Sie freute sich schon darauf.

Dennoch blieb die Sorge um die Gesundheit ihres Vaters. Er arbeitete zu hart und gönnte sich keine Ruhe. Heute wirkte er besonders müde. Er schien tatsächlich nicht gut geschlafen zu haben.

Nach dem frühen Tod der Mutter war ihr Vater Aurelias Ein und Alles. Auch zuvor hatte sie sehr an ihm gehangen. Von ihm hatte sie das musikalische Talent geerbt. Er hatte sie gefördert, er war ihr großes Vorbild. Sie hatte ihm so viel zu verdanken.

„Du bist wunderschön, wenn du so verträumt lächelst“, bemerkte er in ihre Gedanken hinein. „Woran denkst du?“

„An Mama und an dich und daran, dass ich dir meine Karriere zu verdanken habe“, erwiderte sie, und in ihren Augen schimmerte es dabei ein wenig feucht.

Auch das Gesicht ihres Vaters wirkte bewegt.

„Du bist so schön wie deine Mutter, Aurelia.“ Er griff nach ihrer Hand und zog sie an die Lippen. „Wollen wir heute Nachmittag nach den Orchesterproben mal wieder zum Friedhof gehen?“

„Sehr gern, Papa“, erwiderte Aurelia froh.

***

„Frau Dr. Bergen, wollen Sie sich nicht zu Herrn Hoppe setzen?“, raunte Mariechen Brückmann der Notärztin zu, als diese das Personalrestaurant betrat. „Er scheint irgendeinen Kummer zu haben. Bestimmt würde er sich über etwas Zuspruch freuen. Sie können das doch immer so gut.“

Andrea Bergens Blicke schweiften über die zum größten Teil besetzten Tische. An einem davon saß ein einzelner Mann mit schwarzen Haaren und Vollbart. Sein schwarzer Rollkragenpullover unterstrich noch seine dunkle Erscheinung und ließ ihn etwas düster wirken.

„Der Junge stochert nur in seinem Essen herum“, redete die Wirtin mit gesenkter Stimme weiter. „Dabei hat Heiner heute wieder seinen superleckeren Spezialleberkäse gebacken. Mit frischem Spinat und Kartoffeln. Und Spiegelei!“

Karlheinz Tomaschek, genannt Heiner, war der bayerische Küchenchef, und der „Junge“ war Randolf Hoppe, der evangelische Pfarrer in der Krankenhauskapelle und Seelsorger des Elisabeth-Krankenhauses. Er war allgemein beliebt, denn er hatte für jeden ein offenes Ohr. Außerdem war er Meditationslehrer und meistens im „Raum der Stille“ zu finden, einem Nebenraum der Krankenhauskapelle.

Bei ihm fanden Patienten, Angehörige und so mancher Angestellte Trost und Frieden. Er suchte aber auch Patienten am Krankenbett auf, wenn sie darum baten. Einen Talar trug er nur bei den meist ökumenischen Gottesdiensten.

„Ich setze mich zu ihm“, entschied Andrea, obwohl sie gerade ihre Freundin Lore Keller entdeckt hatte, die Oberärztin auf der Inneren Station. Normalerweise hätte sie sich zu ihr gesellt, doch Lore war mit Stationsarzt Dr. Friedrich ins Gespräch vertieft und sah nicht in ihre Richtung. „Und bringen Sie mir bitte auch eine Portion von Heiners hochgelobtem Leberkäse“, fügte sie noch hinzu.

„Kommt sofort, Frau Doktor.“ Mariechen eilte weiter. Wie immer um die Mittagszeit war sie schwer beschäftigt, die Essenswünsche des Personals zu erfüllen.

***

Andrea Bergen ging auf den Tisch zu, an dem Randolf Hoppe saß. „Hallo, Herr Hoppe“, begrüßte sie den sympathischen Seelsorger. „Darf ich mich zu Ihnen setzen?“

Ein Lächeln erhellte sein traurig wirkendes Gesicht.

„Aber gern, Frau Dr. Bergen.“ Er rückte ihr einen Stuhl zurecht.

„Danke.“ Andrea nahm Platz. Bevor sie ein Gespräch beginnen konnte, erschien schon Mariechen Brückmann mit dem Essen.

„Guten Appetit, Frau Doktor“, wünschte sie und stellte den Teller vor Andrea hin.

„Danke, Mariechen. Das ist aber schnell gegangen.“

„Für den Fall, dass Sie gleich wieder zu einem Einsatz gerufen werden“, meinte die Wirtin....

Erscheint lt. Verlag 7.4.2020
Reihe/Serie Notärztin Andrea Bergen
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-7325-9708-3 / 3732597083
ISBN-13 978-3-7325-9708-6 / 9783732597086
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