Gespenster-Krimi 39 (eBook)

Dunkle Seelen

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9630-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gespenster-Krimi 39 - Rafael Marques
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Der Herr von Corvingham Castle ist seit Monaten tot. Trotzdem arbeiten seine Haus- und Hofangestellten weiter auf dem Anwesen. Elf insgesamt. Und das, obwohl niemand mehr dort wohnt. Ein Butler, drei Hausmädchen, eine Köchin, zwei Gärtner, der Stallmeister, sein Gehilfe und zwei Handwerker. Sie alle gehen ihrer Arbeit nach, als wäre nichts gewesen ...

Warum Roy Delgado die Worte seines besten Freundes Thomas Carver gerade jetzt einfielen, wusste er selbst nicht. Es konnte sein, dass es daran lag, dass sie das Ende ihrer langen Fahrt erreicht hatten. Oder daran, dass der Kater, den der Alkohol mit sich brachte, ihm immer wieder vor Augen führte, was in der vergangenen Nacht so alles geschehen war.

Sie hatten auf alte Zeiten angestoßen, Thomas und er. Seit dem Studium in London waren sie beste Freunde – bis heute. Und das, obwohl Roy sich zwei Jahre lang zurückgezogen hatte, auch von Thomas, obwohl er dafür nichts konnte. Thomas war damals der Einzige gewesen, der Verständnis für seine Entscheidung hatte aufbringen können, gerade auch, weil er von seinen besonderen Fähigkeiten wusste und sie auch schon einiges zusammen erlebt hatten.

Alles hing mit dem zusammen, was vor etlichen Jahren mit ihm geschehen war, mit seiner Gabe. Damit, dass er einst Pfarrer gewesen war und dem Teufel einen Teil seiner Seele opfern musste, um seinen Sohn vor einem wahnsinnigen Kindermörder zu retten. Seitdem trug er ein Erbe der Hölle mit sich – sein linkes Auge, das er seither unter einer schwarzen Lederklappe verbarg, strahlte stets tiefrot und versetzte ihn dabei in die Lage, durch die Augen schwarzmagischer Gestalten zu blicken und Visionen von Wesen dieser Art aufzufangen, gut wie böse.

Für einige Zeit hatte er seine Fähigkeiten verschiedenen Behörden zur Verfügung gestellt, um so Fälle aufzuklären, die den Rahmen des Normalen sprengten. Bis er die Visionen und Bilder einfach nicht mehr ertragen konnte und sich in die Hütte seines Vaters in den einsamen Wäldern der Highlands zurückzog.

Damit war es inzwischen seit einigen Monaten vorbei. Er war wieder in sein altes Leben zurückgekehrt, zumindest etwas. Nach den Ereignissen in Frankfurt, die viele Menschenleben und seine Freundin Julia Brenner den Job gekostet hatten, von ihrer Schwester ganz zu schweigen, wollte er sich nicht noch einmal zurückziehen.

In der letzten Zeit pendelte er quasi zwischen Deutschland und den britischen Inseln, einmal, um wieder in die normale Welt zurückzufinden, und zum anderen, weil er Julia liebte und sie nicht noch einmal so verletzen wollte.

Die Reihen der Bäume lichteten sich und gewährten einen Blick auf das steinerne Schloss – Corvingham Castle. Es lag versteckt in den Wäldern der schottischen Kleinstadt Nairn, nicht weit von der Grenze zu den Lowlands entfernt. Nicht nur für Thomas, der bis zu seinem Studium sein ganzes Leben hier verbracht hatte, war es eine Rückkehr in die Heimat. Roy war selbst Schotte, auch wenn seine Eltern aus Spanien stammten.

Im Gegensatz zu vielen anderen Gemäuern gleichen Alters – es war bereits vor über vierhundert Jahren erbaut worden – sah es noch sehr gepflegt aus. In der Mitte befand sich ein massiver, mit vier kleinen Erkern versehener Donjon, ein einstiger Wohn- und Wehrturm, der von zwei direkt angrenzenden Wohngebäuden umschlossen wurde. Die mattgrau schimmernden Mauern wirkten wie frisch geputzt. Etwas Efeu rankte sich an den Gebäuden hoch. Vor dem Schloss war eine Rasenfläche angelegt. Eine breite Treppe führte zur zweiflügeligen Eingangstür hinauf.

Während Thomas den Lexus auf den Parkplatz lenkte, auf dem bereits zwei andere Wagen standen, nahm Roy für kurze Zeit seine Augenklappe ab, mit der er meist sein rot leuchtendes Auge verdeckte. Eine Vision oder eine sonstige Botschaft, wie es oft geschah, wenn er es direkt mit dunklen Mächten konfrontierte, erhielt er nicht. Bevor er ausstieg, zog er das Lederband wieder über.

Spuken sollte es hier, ein Umstand, mit dem er sich nicht so ganz anfreunden konnte. Immerhin war er schon einmal hier gewesen, während der Semesterferien, und da war das einzig Unheimliche das Verhalten von Thomas’ Vater gegenüber seinem Sohn gewesen.

Zudem war da noch die andere Seite der Medaille: Seit den Ereignissen in Frankfurt war Roy vom Teufel und allen anderen Gestalten der Hölle in Ruhe gelassen worden, warum auch immer. Er fürchtete sich zwar nicht davor, dass es damit jetzt vorbei war, ein mulmiges Gefühl überkam ihn aber schon.

Thomas wirkte weiterhin etwas verlegen, ihn überhaupt gebeten zu haben, ihn zu dem Schloss seiner Vorfahren zu begleiten, noch dazu aus so einem merkwürdigen Grund. Es war nicht das erste Mal, dass sie nach Roys Rückkehr gemeinsam unterwegs waren, doch bisher war er diesem Thema stets ausgewichen.

Sein bester Freund hatte sich in den zwei Jahren kein bisschen verändert. Er war ein stämmiger Mann mit dichten, mittellangen, braunen Haaren. Seine Gesichtszüge zeigten immer eine gewisse Härte, was wohl nicht nur an seinem intensiven Fitnesstraining lag. Er war Millionär, hatte mehrere international agierende Firmen selbst aufgebaut, vergaß dabei jedoch niemals seine sozialen Verpflichtungen. Und seine Freunde.

Dass sein Geburtsname nicht Thomas Carver, sondern Thomas Arthur Corvingham lautete, wusste kaum jemand. Nach dem letzten Streit mit seinem Vater hatte er jegliche Verbindungen zu ihm und seiner Familie gekappt.

Das Plätschern eines nur wenige Meter entfernt fließenden Baches drang an Roys Ohren. Zwischen den Bäumen entdeckte er einige Rehe, die schnell wieder zwischen den dicht stehenden Stämmen verschwunden waren.

Menschen waren bisher nicht zu sehen. Sein Blick wanderte über die Fassade des Schlosses. An einem der Fenster entdeckte Roy eine junge Frau mit langen, dunklen Haaren. Ein Sonnenstrahl, der gerade hinter einer Wolke hervorstach, blendete ihn. Er blinzelte kurz, und als er wieder zu dem Fenster sah, war die Frau verschwunden.

War das nur ein Zufall? Eine Angestellte, die kurz aus dem Fenster gesehen hatte und dann wieder ihrer Arbeit nachgegangen war? Oder hatte er gerade tatsächlich so etwas wie einen Geist gesehen?

»Was ist?«, fragte Thomas, als er bemerkte, dass sein Freund stehen geblieben war. Dabei streifte er sich zum wiederholten Mal nervös über seinen braunen Pullover.

Roy wischte sich über sein freies Auge. »Ach, nichts, glaube ich.«

»Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen. Hast du etwa …?«

»Keine Ahnung. Ich habe etwas gesehen, aber wahrscheinlich nur eines der Hausmädchen.«

»Das werden wir schon herausfinden.«

Thomas ging wieder vor. Zögernd folgte Roy ihm. Kurz zog er noch einmal die Augenklappe ab, doch als er erneut zu dem Fenster hochsah, war niemand an der Scheibe zu erkennen.

Unter seinen Schuhen knirschte der Kies, der vor der Grasfläche, die das Schloss umgab, aufgeschüttet worden war. In dem Rasen erkannte er ein Muster, so etwas wie ein Wappen, das er schon einmal innerhalb des Schlosses gesehen hatte. Es war das Coat of Arms der Earls of Corvingham.

Die breite Treppe zum Haupteingang bestand nur aus wenigen Stufen. Noch bevor Thomas und er sie hinter sich gelassen hatten, wurde die Tür von innen geöffnet. Eine etwa sechzig Jahre alte, etwas korpulente Frau mit graubraunen Haaren erschien. Sie trug ein braunes Kleid und eine weiße Schürze darüber. Es war Rose Callahan, die Haushälterin, von der Roy wusste, dass sie für ihn weit mehr war als nur eine Angestellte.

Ihr Lächeln schien ehrlich zu sein. »Thomas, … ich meine, Lord Cor…«

Thomas hob beide Hände an. »Rose! Bitte, sprich ich es nicht aus. Ich bin nur froh, dich wiederzusehen.«

Freudig umarmte er die etwa einen Kopf kleinere Frau und drückte sie für einen Moment fest an sich. Langsam bekam Roy einen Eindruck davon, wie tief die Freundschaft zwischen ihm und Rose wirklich ging.

»Entschuldige, Thomas«, sagte Rose, nachdem sie sich wieder aus der Umarmung gelöst hatte. »Dein Vater wollte immer so angesprochen werden, und jetzt, wo er tot ist … Es ist schon erstaunlich. Du siehst noch genauso aus wie vor zehn Jahren. Nicht eine Falte. Wenn ich das nur von mir behaupten könnte.«

»Ach, rede doch keinen Unsinn.«

Rose lachte kurz, bevor sie betrübt zu Boden blickte. »Ich wünschte, ich könnte sagen, dass dein Vater in seinen letzten Jahren viel von dir gesprochen hat, aber das hat er nicht. Er war noch verschlossener als sonst. Die letzten Wochen hat er immer nur in seinem Arbeitszimmer gesessen und aus dem Fenster gestarrt.«

»Das sieht ihm ähnlich«, erwiderte Thomas und gab Rose die Sicht auf Roy frei. »Vielleicht kennst du noch meinen besten Freund, Roy Delgado. Er war vor vielen Jahren mal hier auf dem Schloss zu Besuch.«

»Natürlich«, sagte sie, ging auf Roy zu und gab ihm die Hand. »Freut mich, Sie wiederzusehen, Mister Delgado.«

»Sagen Sie ruhig Roy.«

»Rose. Ich hätte dich fast nicht wiedererkannt. Sie … ich meine, du wolltest doch einmal Pfarrer werden, ist das richtig? Ich werde langsam alt, doch manche Dinge kann ich mir noch gut behalten.«

»Ich bin Pfarrer geworden, aber … das ist schon länger her.« Er tippte auf seine Augenklappe. »Ich hatte einen Unfall und musste meinen Beruf deshalb aufgeben. Das ist eine lange Geschichte.«

»Ach, die kannst du mir ja ein andermal erzählen. Kommt erstmal rein, bevor Ihr euch hier draußen alles abfriert.«

Während Rose Callahan bereits wieder ins Haus lief, grinste Thomas ihm zu. »Na, ist sie nicht reizend? Sie hat sich kein bisschen verändert – abgesehen von den Haaren.«

»Langsam verstehe ich, was du an ihr findest.«

Thomas lachte kurz und folgte seiner alten Freundin ins Schloss hinein. Auch Roy trat in die breite, steinerne Eingangshalle und erhielt den Eindruck, eine Zeitreise ins neunzehnte Jahrhundert gemacht zu haben. An den Wänden...

Erscheint lt. Verlag 7.4.2020
Reihe/Serie Gespenster-Krimi
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7325-9630-3 / 3732596303
ISBN-13 978-3-7325-9630-0 / 9783732596300
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