Blut. Rausch. Gift. -  Liv Morus

Blut. Rausch. Gift. (eBook)

Der 4. Fall für Elisa Gerlach und Henri Wieland

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
328 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7504-9007-9 (ISBN)
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Nach einem tödlichen Blutbad in einer Schreinerei steht für das Team um Kriminalhauptkommissar Henri Wieland schnell fest, dass es sich um eine Eifersuchtstat handelt; der Täter ist flüchtig. Kurz darauf ereignet sich ein weiterer Mord: Ausgerechnet in einem der Zelte auf dem Oktoberfest, dem größten Volksfest der Welt, wird ein Pilot vergiftet. Journalistin Elisa Gerlach kämpft unterdessen um ihren Job bei der Morgenzeitung. Der Chefredakteur wirft ihr Steine in den Weg, nachdem er von ihrer Beziehung mit Henri erfahren hat, und Elisa muss erneut beweisen, dass sie mehr kann als Artikel schreiben ...

Liv Morus wuchs im Rheingau auf. Heute lebt sie mit ihrer Familie in der Nähe von München, wo auch ihre Krimireihe um Journalistin Elisa Gerlach und Kriminalhauptkommissar Henri Wieland angesiedelt ist. Mehr auf www.livmorus.de.

Kapitel 1


Obwohl er nur ein paar Straßen entfernt wohnte und seinen Parkplatz hatte aufgeben müssen, war Jonas Flemming mit dem Auto zu seinem neuen Auftrag gefahren. Es war zwar nicht kalt, aber in einem Auto sitzend fiel man weniger auf, als wenn man sich zu Fuß vor einem Wohnhaus herumdrückte. Vom Fahrersitz sah er direkt auf die große Eingangstür auf der anderen Straßenseite und wenn er den Kopf ein wenig in den Nacken legte, hatte er alle Fenster der Wohnung im zweiten Stock im Blick.

Sein Auftraggeber war der Pilot Philipp Dreyer. Berufsbedingt war er viel unterwegs und er hatte den Verdacht, dass seine Frau eine Affäre mit einem anderen Mann angefangen hatte. Deshalb hatte er Jonas beauftragt, sie an den nächsten beiden Tagen zu observieren, während Philipp außer Landes sein würde.

Philipp Dreyer war ein selbstbewusster Mann von etwa vierzig Jahren, der am Anfang der Woche in Jonas’ Büro geplatzt war. Ein Freund hätte ihm erzählt, dass Jonas den Ruf habe, der Beste im Aufspüren von Fremdgängern zu sein. Deshalb wolle er ihn engagieren, und zwar sofort. Als Jonas ihm erklärte, dass er gerade noch einen anderen Auftrag bearbeite, hatte er unwirsch reagiert, dann aber doch eingewilligt zu warten, bis Jonas Zeit hatte.

An diesem Morgen hatte Jonas schließlich den Mann, den er zuvor beschattet hatte, überführt. Anstatt zur Arbeit zu fahren, war er zu einem Schäferstündchen bei einer dunkelhaarigen Schönheit eingekehrt, die mindestens zwanzig Jahre jünger war als seine Ehefrau. Sie verabschiedete ihn in einem hauchzarten Spitzennichts mit einem leidenschaftlichen Kuss an der Haustür. Auch wenn die Ehefrau Jonas nicht besonders sympathisch gewesen war, war er sofort auf ihrer Seite gewesen. Er hatte seine Fotos ausgedruckt und sie ihr persönlich vorbeigebracht. Sie hatte erstaunlich gefasst auf die Beweise reagiert. Jonas nahm an, dass sie sich bereits sicher gewesen war, dass ihr Mann sie betrog, noch bevor sie ihn beauftragt hatte.

Seit drei Stunden saß er nun vor dem Haus, in dem die Dreyers die Wohnung im zweiten Stock bewohnten. Cosima Dreyer hatte die Wohnung seither nicht verlassen. Mit ihren roten Haaren wäre sie Jonas aufgefallen. Ihr Mann Philipp hatte ihm einen Schnappschuss von seiner Frau geschickt, den Jonas sich genau angesehen hatte. Auf dem Bild hatte Cosima die Haare zu einem unvorteilhaften strengen Knoten am Hinterkopf zusammengefasst und sie hielt ihren Blick auf ein Notebook gesenkt. Philipp schien das Foto unbemerkt aufgenommen zu haben. Cosima hatte die Stirn gerunzelt und wirkte nachdenklich, fast frustriert. Ihr Gesicht war übersät von Sommersprossen. Sie war keine Frau, nach der sich die Männer auf der Straße umdrehten. Sie musste andere Werte haben, wenn ein attraktiver Mann wie Philipp Dreyer sich Sorgen machte, dass sie ihn betrügen könnte.

Jonas wusste, dass Cosima zu Hause war. Er hatte ihren Schatten in dem Raum, den er für die Küche hielt, an der Wand gesehen und es hatte aus dem mittleren Fenster heraus geblitzt, als ob dort jemand Fotos aufnahm. Philipp hatte Jonas erzählt, dass Cosima einen Blog betrieb – irgendwas über Hausfrauen- und Kinderthemen. Damit konnte sie kaum ausgelastet sein, meinte Philipp. Die große Tochter, die etwa so alt wie Jonas’ Sohn Yannik sein musste, kam gewöhnlich gegen halb zwei aus der Schule nach Hause. Er hatte sie gesehen, wie sie mit mürrischem Blick die Straße entlanggelaufen war und die Haustür mit einem eigenen Schlüssel geöffnet hatte. Sie schien Glück gehabt zu haben und die Gene ihres Vaters geerbt zu haben. Die beiden kleinen Töchter gingen noch in den Kindergarten, Philipp hatte nur vage angegeben, dass Cosima sie irgendwann im Verlauf des Nachmittags dort abholen würde. Gegen drei vielleicht? Philipp wusste es nicht genau.

Bis drei war noch über eine halbe Stunde Zeit. Jonas öffnete das Fenster und zündete sich eine Zigarette an, die er weit aus dem offenen Fenster hielt, nachdem er daran gezogen hatte. Warten gehörte zu seinem Beruf, als Privatdetektiv durfte man nicht ungeduldig sein. Anfangs hatte Jonas Schwierigkeiten damit gehabt, stundenlang nahezu bewegungslos an einem Platz auszuharren. Doch im Grunde war er ein geduldiger Mensch. Er hatte sich nur erst wieder daran gewöhnen müssen, nicht mehr den ganzen Tag unter Strom zu stehen.

Das Wichtigste, wenn man wartete, war, aufmerksam zu bleiben. Das war schwer, wenn man müde war. Doch Jonas fühlte sich an diesem sonnigen Septembertag ausgeruht und voller Energie, obwohl er seit Tagen nicht im Fitnessstudio gewesen war, um seine Batterien aufzuladen. Wenn dieser Job erledigt war, würde er als Erstes seine Sporttasche nehmen und ein paar Stunden am Stück trainieren.

Jonas sah aus dem Augenwinkel, dass sich die Haustür, die er beobachtete, von innen öffnete. Eine Frau kam heraus und trotz ihrer roten Haare brauchte Jonas einen Moment, um sie als Cosima Dreyer zu identifizieren. Sie war kleiner, als er sie sich vorgestellt hatte. Und in natura sehr viel hübscher als auf dem Foto. Sie trug ihre Haare offen, sie fielen in langen Locken über ihren Rücken und ihre Brüste, die sich unter dem engen schwarzen Langarmshirt abzeichneten. Mit der löchrigen Jeans und den knallroten Chucks war sie leger gekleidet und wirkte ein ganzes Stück jünger als Philipp. Sie verstaute einen Schlüsselbund in ihrer Tasche und ging schnellen Schrittes die Preysingstraße hinunter. Offensichtlich holte sie ihre Kinder zu Fuß vom Kindergarten, der sich laut Philipp nur ein paar Straßen entfernt befand, ab.

Jonas schloss das Fenster und stieg aus dem Auto. Mit etwas Abstand folgte er Cosima. Ihr rotes Haar leuchtete selbst in einiger Entfernung, sodass er sie gut im Blick behalten konnte, ohne ihr zu nah zu kommen.

Zielstrebig hielt Cosima auf einen kleinen Laden für Bastelbedarf zu. Jonas versuchte, durch das Schaufenster mehr zu erkennen, doch eine Pappdekoration mit meterhohen Bierkrügen versperrte ihm die Sicht. Er postierte sich zwei Häuser weiter vor dem nächsten Schaufenster und behielt den Eingang des Bastelladens im Auge.

Nach etwa zehn Minuten kam Cosima wieder heraus. Sie trug keine Tüte. Was immer sie gekauft hatte, musste in ihrer Umhängetasche Platz gefunden haben. Ohne Jonas zu beachten, ging sie an ihm vorbei. Jonas konnte einen zarten Vanilleduft wahrnehmen. Er folgte ihr und ließ den Abstand größer werden. Cosima bog nach einer Weile in eine kleine Seitenstraße ab. Kurz darauf hatte sie den Kindergarten erreicht.

Jonas blieb an der Straßenkreuzung stehen, denn er vermutete, dass sie zurück den gleichen Weg nehmen würde. Mit den Kindern im Schlepptau war es zwar unwahrscheinlich, dass sie sich mit einem Liebhaber traf, aber es schadete nie, etwas mehr über die Gewohnheiten der Person, die er beschattete, zu erfahren. Philipp Dreyer hatte ihm nicht viel über die Aktivitäten seiner Frau sagen können.

Als Cosima aus dem Kindergarten kam, hatte sie an jeder Hand ein kleines Mädchen. Beide plapperten auf sie ein. Als sie auf Jonas’ Höhe waren, bekam er mit, dass die beiden Cosima erzählten, was sie im Kindergarten erlebt hatten. Sie hörte aufmerksam zu, stellte ab und zu eine Frage und lachte laut heraus, als das kleinere der beiden Mädchen sie mit flehentlichem Augenaufschlag ansah. Sie nickte und die drei überquerten die Straßenbahngleise an der Wörthstraße. Jonas blieb auf der anderen Straßenseite, um ihnen unauffällig folgen zu können.

Von der Seite musterte er die Mädchen. Sie waren nicht so strahlend blond wie ihre große Schwester, ihre Haare waren eher dunkelblond mit einem leichten Rotstich. Die jüngere der beiden hüpfte, anstatt zu gehen, sie wirkte lebhafter als die ältere. Beide sahen immer wieder hoch zu Cosima, die sie umsichtig durch die entgegenkommenden Fußgänger führte. Erst am Johannisplatz ließ sie die Kinder los und Jonas sah nun, was das Ziel der drei war: Der große Spielplatz hinter der Kirche.

Die Mädchen drückten Cosima die kleinen Rucksäcke, die sie getragen hatten, in die Hand, rannten um den eingezäunten Spielplatz herum zum Eingang und stürzten sich auf die Schaukeln. Cosima folgte ihnen gemächlich und ließ sich auf einer der Bänke in der Sonne nieder. Sie nahm ein Handy aus ihrer Tasche und telefonierte kurz, dann stützte sie sich auf der lehnenlosen Bank mit beiden Händen nach hinten ab und beobachtete ihre Kinder mit sichtbarem Mutterstolz. Nach Jonas’ Erfahrung würde das nach der Trennung, die seiner Enthüllung der Affäre unweigerlich folgen musste, eine hässliche Schlammschlacht werden.

Am Weg zwischen Spielplatz und Kirche fand er eine Bank, von der er Cosima über den Zaun hinweg unauffällig im Auge behalten konnte. Ob sie mit ihrem Liebhaber telefoniert hatte? Er würde kaum hier auf dem Spielplatz auftauchen. Es sei denn, es handelte sich um jemanden, den die Kinder kannten ... Jonas wusste, dass es müßig war, solche Überlegungen anzustellen, solange er noch nicht mehr über diese Frau und ihr Umfeld wusste, aber immerhin konnte er sich damit die Zeit vertreiben.

Eine Viertelstunde...

Erscheint lt. Verlag 18.3.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7504-9007-4 / 3750490074
ISBN-13 978-3-7504-9007-9 / 9783750490079
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