Nordlicht - Die Tote im Küstenfeuer (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

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2021
448 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-26398-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Nordlicht - Die Tote im Küstenfeuer - Anette Hinrichs
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Ganz Dänemark feiert. Einer mordet. Was geschah in der Mittsommernacht? Der 3. Fall für das deutsch-dänische Ermittlerteam Boisen & Nyborg von Bestsellerautorin Anette Hinrichs!
In Egernsund an der jütländischen Küste verbrennt die Leiche eines jungen Mädchens unter den Holzscheiten eines Sankt-Hans-Feuers. Wurde die deutsche Gastschülerin mit türkischen Wurzeln das Opfer eines grausamen Ritualmordes? Vibeke Boisen und Rasmus Nyborg von der deutsch-dänischen Sondereinheit GZ Padborg übernehmen den Fall und stoßen in der Familie der Toten auf eine Mauer des Schweigens. Auch die Ermittlungen in der beschaulichen dänischen Küstenstadt gestalten sich schwierig, denn die Bewohner sind sich einig: Der Täter muss von außerhalb kommen. Als eine Spur zu den Betreibern der örtlichen Ziegelei führt, beginnt der Zusammenhalt der eingeschworenen Gemeinschaft zu bröckeln ...

»NORDLICHT ist einfach eine der besten deutschen Krimireihen, die es aktuell gibt.« krimi-couch.de

Zwei Ermittler so unterschiedlich wie Ebbe und Flut: Boisen & Nyborg ermitteln in grenzübergreifenden Fällen in Deutschland und Dänemark.

Alle Bände der SPIEGEL-Bestsellerreihe sind eigenständige Fälle und können unabhängig voneinander gelesen werden.

Anette Hinrichs ist als geborene Hamburgerin ein echtes Nordlicht. Ihre Leidenschaft für Krimis wurde im Teenageralter durch Agatha Christie entfacht und weckte in ihr den Wunsch, eines Tages selbst zu schreiben. Heute lebt sie als freie Autorin mit ihrer Familie im Raum München. Ihre Sehnsucht nach ihrer alten Heimat lebt sie in ihren Küstenkrimis und zahlreichen Recherchereisen in den hohen Norden aus. Mit »NORDLICHT«, ihrer Krimireihe um das deutsch-dänische Ermittlerteam Vibeke Boisen und Rasmus Nyborg, begeistert Anette Hinrichs ihre Leserinnen und Leser und erobert regelmäßig die Bestsellerliste.

1. Kapitel


Egernsund, Dänemark


»Skål!« Rune Poulsen hob sein Glas, sobald der letzte Ton von Midsommervisen verstummt war, das traditionell mit dem Anzünden des Feuers gesungen wurde.

»Skål«, schallte es mehrfach zurück.

Die Umherstehenden prosteten einander zu, ehe alle wie gebannt auf die Flammen starrten, die sich lodernd durch Holz und Reisig fraßen und schließlich nach der Strohhexe griffen. Funken stoben in den noch immer hellen Abendhimmel, und tosender Applaus brannte auf. Kinder lachten und jubelten, ein paar der Anwesenden begannen das nächste Lied anzustimmen.

Rune durchströmte ein tiefes Glücksgefühl und große Dankbarkeit für die Gemeinschaft, in der er sich befand. Familie. Freunde. Nachbarn. Menschen, die ihn schon sein Leben lang auf seinem privaten und seinem beruflichen Weg begleiteten. Ihm gehörte die örtliche Ziegelei, einer der ältesten dänischen Industriebetriebe, welcher sich bereits seit rund zweihundertfünfzig Jahren in nunmehr achter Generation in Familienbesitz befand. Sein Sohn Lars würde die Ziegelei von ihm übernehmen und damit die Tradition fortführen, etwas, das ihn schon heute mit Stolz erfüllte.

Rune legte seinen Arm um seine Frau Nora und ­küsste sie zärtlich auf die Schläfe, ehe er sein Bierglas seinem Freund Flemming zum Anstoßen hinhielt. »Skål. Lasst uns einen fröhlichen Abend haben.«

»Skål.« Flemming Kjeldsen deutete ein Lächeln an, ehe er einen kräftigen Schluck von seinem Bier nahm. Er war der Pfarrer von Egernsund, ein milde aussehender Endfünfziger mit Haaren wie Stahlwolle und sanfter Stimme, die oftmals gar nicht zu den spitzzüngigen Dingen passen wollte, die er so von sich gab. In seiner diesjährigen Feuerrede hatte er lange über das Böse gesprochen, das es mit dem Feuer abzuwehren galt, über Hexenjagd und Trolle und die Boshaftigkeit der Welt, um abschließend an die Werte und die Fürsorge ihrer Gemeinschaft zu erinnern. Jeder Bürger stand in der Verantwortung, diese zu stärken und zu schützen, appellierte er, eine Gemeinschaft, die nur so lange Bestand hatte, wie einer für den anderen eintrat.

»Hej!« Mathias Ravn trat zu ihrer Gruppe, ein hochgewachsener Mann mit zurückgegelten Haaren und markanter Habichtnase, dessen Intellektuellen-Dresscode sich nicht nur in seiner schwarzen Kleidung, sondern auch in der Wahl seiner Panto-Brille widerspiegelte. Drei Jahre zuvor war der Architekt mit Frau und Sohn von Kopenhagen an den Fjord gezogen. Er prostete mit seinem Bierglas in die Runde. »Das ist mal wieder richtig schön hier.«

Rune nickte bestätigend, während er aus den Augenwinkeln bemerkte, wie Flemming das Gesicht verzog. Hatte der Pfarrer eben noch von Gemeinschaft gesprochen, war es bei ihm schnell damit vorbei, sobald es um Menschen von außerhalb ging. Den »Lackaffen aus Kopenhagen«, wie Flemming Mathias heimlich ­nannte, betrachtete er noch immer als Eindringling. Eine Sichtweise, die Rune nicht unbedingt teilte, obwohl er den Architekten selbst auch nicht besonders mochte. Das hatte weniger mit seinem Äußeren zu tun, sondern vielmehr mit seinem selbstgefälligen und jovialen Auftreten, das er häufig an den Tag legte.

Nora drückte Runes Arm. »Ich sehe mal nach den Kindern.«

Sie lächelten einander an. Seine Frau war für ihn der Inbegriff einer Jütländerin. Blond und blauäugig, mit stets frischer Gesichtsfarbe, dabei bodenständig und tüchtig. Sie konnte anpacken, besaß Herz und Verstand. »Bis später.« Ihr Lächeln streifte Flemming, während sie für Mathias nur ein kühles Nicken übrighatte.

»Und das Wetter hat sich auch gehalten«, fuhr der Architekt gerade mit seiner Konversation fort.

Alle blickten zum Himmel. Die Abenddämmerung hatte eingesetzt. Tiefhängende Wolken in der Farbe von gebleichtem Schiefer türmten sich unheilvoll übereinander.

»Vermutlich nicht mehr lange«, stellte Rune trocken fest. Er sah zu einer Gruppe fröhlicher Jugendlicher, die zur Popmusik aus soeben aufgestellten Lautsprechern tanzte. Unter ihnen war auch sein Sohn Lars mit seinen Freunden.

Mathias räusperte sich. »Ich wollte euch jedenfalls nur Bescheid geben, dass die Würstchen fertig sind.« Er zeigte zu der Stelle, an der sich ein paar Nachbarn um einen Grill gesellt hatten. Dabei rutschte der Ärmel seines Jacketts hoch und entblößte eine schlichte und teuer aussehende Uhr mit Lederarmband. Der Architekt nickte in die Runde und ging davon.

»Wann hört der endlich damit auf, uns jedes Jahr aufs Neue unter die Nase zu reiben, dass er die Würstchen bezahlt?«, knurrte Flemming.

Ehe Rune antworten konnte, umschlangen ihn von hinten zwei schmale Kinderarme. »Hej, Spatz.« Er wandte sich seiner elfjährigen Tochter zu.

Ries Wangen waren vor Aufregung gerötet, und ihr kurz geschnittenes dunkles Haar klebte verschwitzt auf ihrer Stirn. Sie sah aus wie ein zartes Vögelchen, war zu klein und zu dünn für ihr Alter, doch ihr Äußeres trog. Seine Jüngste war der reinste Wildfang und gab in der Familie gerne den Ton an. Wie immer trug sie ihr Handy, ihren kostbarsten Besitz, an einem bunt geflochtenen Band quer über den Oberkörper gebunden. Seit sie das lang herbeigesehnte Smartphone von ihren Eltern zu ihrem elften Geburtstag geschenkt bekommen hatte, fotografierte sie alles, was ihr vor die Linse kam.

»Und, hast du heute Abend auch schon ein Video aufgenommen?« Rune strich seiner Tochter eine feuchte Haarsträhne aus der Stirn.

Rie nickte. »Ich habe tolle Aufnahmen vom Feuer.« Ihre Augen glänzten. »Vielleicht mache ich irgendwann einen Film daraus.«

»Hast du denn genügend Material dafür?« Flemming beugte sich ein wenig zu der Kleinen herab.

»Jede Menge, ich könnte ein Dutzend Filme daraus machen«, prahlte sie. »Ich muss das ganze Zeug nur noch irgendwann schneiden. Das ist eine Heidenarbeit, sag ich euch.«

»Willst du nicht ein paar Aufnahmen von mir machen?« Flemming stellte sich in Positur. »In einem Film wollte ich schon immer mal mitspielen.«

Rie lachte. »Nö, lass mal.« Sie knuffte den Pfarrer mit ihrer kleinen Hand in die Hüfte und verschwand.

Flemming lachte dröhnend. »Skål.«

Sie stießen an, betrachteten das Feuer, das mittlerweile lichterloh brannte, und tranken einträchtig ihr Bier. Um sie herum wurde gelacht, getanzt und gesungen.

Nora stieß wieder zu ihnen. »Sagt mal, hat einer von euch Elin gesehen?« In ihren Augen lag ein gehetzter Ausdruck. Elin Akman war ihre deutsche Gastschülerin, die für ein Jahr bei ihnen lebte.

Rune schüttelte den Kopf. »Wollte sie nicht bei euch übernachten?« Sein Blick glitt zu Flemming.

Der Pfarrer zuckte die Achseln. »Da musst du meine Tochter fragen.«

»Annelie hat mir gerade erzählt, Elin hätte abgesagt.« Nora klang tief beunruhigt. »Schon gestern.«

Rune runzelte die Stirn. »Gestern schon?« Er sah seine Frau verwirrt an. »Und wo hat sie dann letzte Nacht geschlafen?«

»Das ist es ja.« Nora strich sich mit einer fahrigen Geste übers Gesicht. »Annelie dachte, Elin wäre bei uns zu Hause.«

Rune sah sich um. »Sie wird hier schon irgendwo sein. Du weißt doch, wie die jungen Leute heutzutage sind. Elin hat bei einer anderen Freundin übernachtet und einfach nur vergessen, uns Bescheid zu geben.«

»Und welche Freundin sollte das sein?« Noras Stimme klang jetzt panisch. Tränen schossen ihr in die Augen. »Was, wenn ihr etwas passiert ist?«

Runes Blick verfing sich im Feuer. Die Flammen schlängelten sich in den dunkler werdenden Abendhimmel. Überall an den Küsten brannten jetzt die Feuer, während die Menschen sich um die Flammen scharten und ausgelassen feierten. Am Sankt-Hans-Tag war die Welt in ihrem kleinen Land in Ordnung. Trotzdem erfasste auch ihn Unruhe, und er hörte den leisen Zweifel, der sich bei seiner Gegenfrage in seine Stimme schlich. »Was sollte ihr hier schon passiert sein?«

Hamburg, Deutschland


Das Licht im Hausflur funktionierte nicht. Langsam tastete sich Timur Akman die ausgetretenen Stufen bis in den fünften Stock hinauf. Ein Geruch von exotischen Gewürzen und kaltem Zigarettenrauch zog durchs Treppenhaus.

Er fühlte sich erschöpft und ausgelaugt, auf seiner Stirn stand kalter Schweiß. Stundenlang war er rastlos durch die Straßenzüge ihres Viertels gelaufen, hatte in dunklen Hinterhöfen und in Parkanlagen, in Graffiti verschmierten Hauseingängen, in einschlägigen Cafés, Döner- und Imbissbuden sowie an sämtlichen öffentlichen Plätzen Ausschau nach Sait gehalten. Sogar am S-Bahnhof war er gewesen. Ohne Erfolg.

Die Haustür quietschte beim Öffnen. Hinter dem satinierten Glaseinsatz der Wohnzimmertür brannte Licht. Das Murmeln von Stimmen war zu hören. Baba und Onkel Abdi. Er ließ seine Schuhe neben der Fußmatte stehen und verzichtete darauf, das Licht anzumachen. Leise schlich er sich auf Socken zum Zimmer seines Bruders am Ende des Flurs. Die alten Holzdielen knarrten unter seinen Schritten. Er schlüpfte leise in den Raum und zog die Tür von innen nahezu lautlos ins Schloss.

Das Gelb der Straßenlaternen fiel durch einen Spalt der Gardinen und malte geisterhafte Schatten an die Schlafzimmerwand. Im nächsten Moment durchflutete ihn eine Welle der Erleichterung.

Sait lag in Embryostellung in seinem Bett, die Decke bis zur Nasenspitze hochgezogen, nur der vom Schlaf verstrubbelte dunkle Schopf lugte hervor.

Timur widerstand der Versuchung, Sait zu wecken, um ihn zur Rede zu stellen. Sein Bruder war schon seit Tagen nicht mehr in der Schule gewesen. Das hatte Timur nur durch...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2021
Reihe/Serie Boisen & Nyborg ermitteln
Boisen & Nyborg ermitteln
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Anna Johannsen • Bestsellerreihe • Buch für den Urlaub • Cathrinsminde • Dänemark • Der Kommissar und das Meer • Deutscher Krimi • eBooks • Egernsund • Ehrenmord • Eva Almstädt • Flensburg • Flensburger Förde • Heimatkrimi • Johannisfeuer • Krimi • Kriminalromane • krimi norddeutschland • Krimis • Küstenkrimi • Mittsommer • Mord • Nordsee Krimi • Notruf Hafenkante • Ostsee Krimi • Polizistin • Regionalkrimi • Sankt-Hans-Feuer • Schüleraustausch • Skandinavische Krimis • Spiegel-Bestsellerautorin • Ziegelei
ISBN-10 3-641-26398-0 / 3641263980
ISBN-13 978-3-641-26398-0 / 9783641263980
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