Die englische Gärtnerin - Rote Dahlien (eBook)

Roman | Gärtnerin Charlotte zwischen Pflicht und Liebe
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
420 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2147-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die englische Gärtnerin - Rote Dahlien -  Martina Sahler
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Das Paradies der Gärtnerin Charlotte Windley ist die erste Frau, die in Kew Gardens als Botanikerin arbeitet. Als sie den deutschen Geschäftsmann Victor Bromberg heiratet, ändert sich ihr Leben von Grund auf. Victor kauft für sie ein großzügiges Anwesen und erwartet, dass sie sich standesgemäß verhält. Charlotte beginnt den verwilderten Garten von Summerlight House neu anzulegen. Immer an ihrer Seite ist Quinn, der eigensinnige Gärtner. Charlottes Blumenpracht wird eine Attraktion. Nur das allein reicht nicht aus. Ihr Herz will etwas Größeres. Englische Gartenkunst, unbändige Blütenpracht und eine junge Frau, deren Träume in den Himmel wachsen.

Martina Sahler lässt sich bei der Gestaltung ihres eigenen Gartens am liebsten von den englischen Botanikern inspirieren und verbringt im Frühjahr, Sommer und Herbst viel Zeit mit der Recherche in England, bevorzugt in Sissinghurst und Kew Gardens. Mit ihren bisherigen historischen Serien hat sie eine begeisterte Leserschaft gewonnen. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Köln.

Martina Sahler lässt sich bei der Gestaltung ihres eigenen Gartens am liebsten von den englischen Botanikern inspirieren und verbringt im Frühjahr, Sommer und Herbst viel Zeit mit der Recherche in England, bevorzugt in Sissinghurst und Kew Gardens. Mit ihren bisherigen historischen Serien hat sie eine begeisterte Leserschaft gewonnen. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Köln. martinasahler.de

Prolog


Long Barn, Sevenoaks, Grafschaft Kent
1922

Es wurde nicht hell an diesem Sonntag im November. Der Nordwind trieb Regenwolken vor sich her, die sich am Horizont ballten. Die Scheibenwischer des silbernen Rolls-Royce arbeiteten wie ein Uhrwerk. Dennoch beugte sich Chauffeur Owen Kelly über das Lenkrad, um die Straße besser überblicken zu können. Sein gerader Rücken und die Haltung seines mit einer Uniformmütze bedeckten Kopfes zeigten, dass es ihn mit Stolz erfüllte, das noble Automobil lenken zu dürfen. Victor Bromberg hatte es sich im vergangenen Jahr gekauft und Charlotte seinen roten Ford überlassen.

»Warum muss es Vita Sackville-West sein?«, knurrte Victor auf der Rückbank.

Charlotte rückte ein Stück von ihm ab. Er hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass er die informelle Einladung zum Tee bei der berühmten Schriftstellerin lieber abgesagt hätte. Dennoch konnte sie sich darauf verlassen, dass er ihrer Gastgeberin gegenüber nicht den Hauch von Abneigung zeigen würde. Ihr deutscher Mann war inzwischen englischer als jeder Engländer.

»Du legst doch sonst Wert darauf, den Kontakt zur Upper Class zu pflegen. Vita Sackville-West gehört definitiv dazu.«

»Das mag sein, aber, Darling … Du kennst die Gerüchte, an denen mehr als ein Funken Wahrheit ist. Sie pflegt eine … nun … nähere Beziehung zu Virginia Woolf, obwohl sie verheiratet ist. Wie weit ist es in unserem Land gekommen?«

»Wenn du das schon bemängeln möchtest, erinnere dich bitte daran, dass man ihrem Gatten Ähnliches nachsagt: Auch er hat außereheliche Affären. Wie es heißt, ebenfalls gleichgeschlechtliche.« Charlotte rutschte wieder näher an Victor heran. »Wer weiß, was über uns getratscht wurde, als wir das erste halbe Jahr unverheiratet unter einem Dach gelebt haben. Damals hat es uns nicht gestört.«

Victor küsste ihre Schläfe. »Das war etwas anderes«, behauptete er, aber sie spürte, dass sie ihn besänftigt hatte. Sein Blick ging durch das Seitenfenster nach draußen, wo im Dunst des Nieselregens die Mauern von Long Barn auftauchten. Owen lenkte den Wagen direkt vor den Hauseingang. Die Brombergs stiegen aus, und sofort kamen die Dienstboten mit aufgespannten schwarzen Schirmen heran.

Der Regen wehte Charlotte und Victor trotzdem in den Rücken und durchnässte ihre Mäntel. Der junge Diener neben Charlotte, noch mit kindlich runden Wangen unter der Schirmmütze, musste sich beeilen, um mit ihr Schritt zu halten, als sie zum Eingang eilte.

An der Haustür wartete bereits – lang, aufrecht, breitschultrig – die Hausherrin: Vita Sackville-West, die sich als Dichterin und Gartenexpertin über die Grenzen des Empires hinaus einen Namen gemacht hatte. Charlottes Beine waren schwach vor Aufregung.

»Wie schön, dass Sie es einrichten konnten!« Vita empfing sie mit ausgebreiteten Armen und zog sie an sich. Charlotte fühlte knochige Schultern und einen fast männlichen Griff, verbunden mit dem Duft nach Lavendel und Holz.

Diese leicht maskuline Attitüde, die Vita gar nicht zu verbergen versuchte, war Charlotte bereits in Kew Gardens aufgefallen, wo sie die Künstlerin kennengelernt hatte. Im Verlaufe ihres Gesprächs hatte sich herausgestellt, dass sie beide Anwesen in Kent bewohnten. Vita hatte sie daraufhin spontan eingeladen. Charlotte war im Rosengarten von Kew, wo sie die Wildtriebe ausschnitt und die neuen Kreuzungen begutachtete, fast in Ohnmacht gefallen, als sie im Nachhinein erfuhr, mit wem sie geplaudert hatte. Die auffällige Garderobe der Besucherin des Botanischen Gartens in einem Farbgemisch aus Senfgelb, Moosgrün und Scharlachrot war ihr zwar aufgefallen, aber sie hatte keine Rückschlüsse daraus gezogen. Exzentrik war in diesen Tagen weit verbreitet im Königreich.

Victor begrüßte die Lady, indem er sich über ihre Hand beugte.

»Wie bedauerlich, dass es gerade heute regnen muss. Ich hätte Ihnen gerne meinen Garten gezeigt«, sagte Vita über die Schulter, als sie den beiden in den Salon voranging. Sie passierten mehrere Räume, deren Türen offen standen. Einer war mit Bücherregalen vollgestellt, in einem anderen sah Charlotte ein Schaukelpferd und Holzautos auf dem Teppich verstreut. Vita hatte zwei Söhne, den achtjährigen Benedict und den fünfjährigen Nigel, die vermutlich mit einer Nanny unterwegs waren. An den Wänden hingen gerahmte Porträts und Landschaften, den Salon mit der breiten Fensterfront dominierte neben einer gestreiften Sitzgarnitur eine Standuhr. Drinnen hing der Geruch nach Tabak in den Gardinen, draußen bog der Wind die Zypressen, die eine Allee durch die Anlage zu bilden schienen. Die letzten blühenden Rosen, Astern, Ziergräser in Kübeln und Beeten schüttelten sich unter den prasselnden Tropfen. Sie würden sich bis zur ersten Frostnacht halten.

Long Barn war weitläufiger als ihr eigenes Anwesen zwischen Maidstone und Canterbury. Aber Charlotte hätte Summerlight House nicht eintauschen wollen.

Vita steckte sich eine Zigarette an, bevor sie auf das Sofa wies und sich selbst in einen der Sessel fallen ließ. Ein Dienstmädchen in weißer Schürze trat mit einem Tablett heran. Der Duft nach Bergamotte und Ingwerplätzchen breitete sich aus. Obwohl Long Barn wie die meisten Häuser über elektrisches Licht verfügte, bat Vita darum, die Kerzen anzuzünden. »So kann man dem Wetter draußen wenigstens Behaglichkeit abtrotzen«, sagte sie dabei.

»Sie haben es hübsch hier, Lady Nicolson.« Charlotte rührte Milch und Zucker in ihren Earl Grey. Um sich nicht zu blamieren – eine ihrer Paradedisziplinen – , hatte sie sich vorab erkundigt: Vita Sackville-West war mit dem Diplomaten Lord Harold Nicolson verheiratet. Infolgedessen war die korrekte Anrede Lady Nicolson, obwohl sie sich ihr im Botanischen Garten als Vita Sackville-West vorgestellt hatte. Charlotte fragte sich, ob sie es bedauerte, einen traditionsreichen Namen wie Sackville aufzugeben. Die Ahnengalerie der Sackvilles reichte bis ins 17. Jahrhundert zurück.

»Danke, meine Liebe, aber lassen wir die Formalitäten. Sie nennen mich Vita, ja?«

Charlotte nickte lächelnd.

»Long Barn ist nicht Ihr Elternhaus, oder?«, warf Victor ein. »Das liegt drei Meilen nördlich von hier, richtig?«

»Sie sind gut informiert, Victor«, erwiderte sie, biss in eines der Ingwerplätzchen und lud sie mit einer Geste zum Zugreifen ein. Ihre Miene nahm einen schwärmerischen Ausdruck an. »An Knole reicht Long Barn nicht heran. Mein Buch über das Herrenhaus meiner Eltern und ihre Vorfahren ist soeben erschienen, wie Sie vielleicht wissen.«

Charlottes Magen fühlte sich an wie zugeschnürt. Dennoch griff sie zu, biss ein winziges Stückchen ab und kaute gründlich, um sich nicht zu verschlucken. Einen Hustenanfall zu erleiden und dem Ereignis das Würdevolle zu nehmen – bloß nicht. Vitas Buch Knole and the Sackvilles lag auf ihrem Nachttisch. Victor hatte es ihr geschenkt. Dummerweise war sie noch nicht dazu gekommen, es zu lesen. »Ich habe es gerade begonnen und bin sicher, es wird mich genauso begeistern wie The Dragon in Shallow Waters. Dieser Titel stand noch vor D. H. Lawrences Roman Women in Love in der Bestsellerliste von John O’London’s Weekly auf Platz eins, oder?«

Von der Seite spürte sie Victors bewundernden Blick. Er lehnte sich zurück, während sie sich mit der Schriftstellerin über Literatur und speziell ihre Werke unterhielt. Gegen Krümel im Hals und vergessene Regenschirme mochte Charlotte machtlos sein, aber sich in der Konversation keine Blöße zu geben, das hatte sie gelernt in den zwei Jahren, die sie nun mit Victor und ihrer Familie in Kent lebte.

»Wissen Sie, meine tatsächliche Leidenschaft gilt eher der Lyrik als der Belletristik«, bemerkte Vita.

»Und dem Gärtnern«, warf Victor ein.

Vitas Lächeln ließ ihre Züge weicher erscheinen. »Sie verfolgen meine Kolumne im Oberserver

»Mit Begeisterung, allerdings erst, nachdem meine Frau sie gelesen hat. Vorher gibt sie die Zeitung nicht her.«

Das Lachen der drei stieg mit der Rauchwolke auf, die Vita ausstieß. »Ich bin nur eine vergeistigte Schreiberin, die sich in der Pflanzenwelt nach Versuch und Irrtum vortastet. Meinen ersten Garten habe ich übrigens in der Nähe von Konstantinopel angelegt, wo mein Mann im diplomatischen Dienst war. Es tat weh, alles zurückzulassen, als wir nach England zurückgekehrt sind. Aber Sie, Charlotte, haben Botanik studiert. Für welche Journale schreiben Sie?«

Plötzliche Hitze ließ Charlottes Stirn erröten. »Ich … die Arbeit in Kew Gardens lässt mir für anderes leider keine Zeit. Außerdem will ich meine Pflichten in Summerlight House nicht vernachlässigen. Ich bewundere Sie für Ihre zeitraubenden Tätigkeiten. Mir fehlt die Kraft dazu.«

Vita war höchstens zwei oder drei Jahre älter als sie selbst, vielleicht Anfang dreißig. Dennoch verströmte sie die Aura einer welterfahrenen Dame, die die Widrigkeiten...

Erscheint lt. Verlag 30.3.2020
Reihe/Serie Die Gärtnerin von Kew Gardens
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 1920er Jahre • 20er • Alnwick • Alnwick Castle • Andere • Anne • Anne Hathaway Garden • Arthur William Hill • Astern • Beete • Blumen • Botanik • Bücher für die Coronavirus Zeit • Bücher für die Coronazeit • Bücher für die Covid19 Zeit • Castle • Dahlien • das Lesen geht weiter • der andere Mann • England • Englisch • Englische Gärten • Frau • Frauenroman • Frauenträume • Frauenunterhaltung • Frühling • für Social Distancing • Gardens • Garten • Gärten • Gartenroman • Gartenträume • Gärtnerin • gegen Langeweile • Gewächshaus • Great Dixter • Hathaway • Heligan • Herbarium • historisch • Historischer Roman • House • Jahre • Jasmin • Kew • Kew Gardens • Lesen in der Coronakrise • Lesen in der Covid19-Krise • Lesen in Karantäne • Lesen in Quarantäne • Lesen während Shutdown • lieber Buch als Coronavirus • Lieber Buch als Covid19 • lieber Bücher als Corona • Long Barn • Lost Gardens of Heligan • Löwenhof • Mann • Mehrbändig • Mit Buch in Karantäne • mit Buch in Quarantäne • Naturwissenschaft • Roman • Saga • Sandringham • Sandringham House • Sir Hill • Sissinghurst • Sizergh • Sizergh Castle • Sommer • Traum • Unterhaltung • Vita Sackville-West • Winston Churchill • Wisley • Wisley Gardens
ISBN-10 3-8437-2147-5 / 3843721475
ISBN-13 978-3-8437-2147-9 / 9783843721479
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