Dorf ist Mord (eBook)

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
320 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-95967-937-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dorf ist Mord - Dori Mellina
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Stella hat sich nach Jahren in Deutschland einen Traum erfüllt: ein Ferienhaus in ihrer Heimat Italien. Ein kleines Dorf im Norden des Landes soll ab sofort ihr zweites Zuhause sein. Zu sehr hat sie den italienischen Lebensstil und die Sonne vermisst. Die Uhren schlagen in Pelati langsamer, und alles, was man wissen muss, erfährt man im Café von Franco. Stella freundet sich mit Marta an, einer Frau aus dem Nachbardorf. Doch plötzlich kehrt diese nicht von ihrer täglichen Bootsfahrt auf dem See zurück. Während einige fest überzeugt sind, dass sie der Seehexe zum Opfer fiel, glaubt Stella an ein Verbrechen. Sie überredet den Dorf-Carabiniere, der einer schönen Frau keinen Wunsch abschlagen kann, mit ihr in diesem geheimnisvollen Fall zu ermitteln



Dori Mellina ist Italienerin und in der Nähe des Gardasees aufgewachsen. Seit vielen Jahren lebt sie in Süddeutschland und ist in der Werbebranche tätig. Ihre Erfahrung, ein Ferienhaus ein Italien zu renovieren, hat sie in »Dorf ist Mord« einfließen lassen. Sie schreibt bereits an ihrem nächsten Roman.

CAPITOLO 1

So, das wäre geschafft. Die Fahrt hierher war schon mal nicht schlecht gewesen. Und das war schließlich die Voraussetzung für das Ganze, nicht? Ein gutes Omen sozusagen für die ganze Unternehmung. Sagen wir mal lieber für die unmenschliche Aufgabe, die ich mir ziemlich naiv aufgebürdet hatte. Und das Wetter erst: strahlender Sonnenschein, blauer Himmel, eine leichte Brise, aber wirklich nur leicht, die auf der Wasseroberfläche eine feine Kräuselung hervorrief.

Na also, geht doch, dachte ich, und ließ den Blick über den See mit seinem prominenten Berg in der Mitte schweifen. Der Rest würde sich schon noch fügen. Ich atmete die warme, duftende Luft in gierigen Zügen ein. Schließlich hatten es meine Landsleute in den Jahrhunderten wahrscheinlich auch immer so gehandhabt: Widrige Umstände, negative Vorzeichen und schlechte Erfahrungen hatten sie nicht aufgehalten. Denn dies alles wurde durch einen Blick auf die Landschaft und durch Sonnenstrahlen auf der Haut aufgewogen. Sonne kann in Sachen positives Denken wahre Wunder bewirken, das können Sie mir glauben. Wieso kommt einem sonst ein Problem an einem regnerischen Novembertag viel schlimmer vor, als wenn man über dasselbe am Strand auf beispielsweise Sardinien nachdenkt? Man ist möglicherweise in Sachen Problemlösung kein Stück weitergekommen, und doch ist alles auf einmal gar nicht so schlimm. Und das nur wegen der Sonne. Denn es ist fast so, als würde sie einem sagen: Mach dir keine Sorgen, ich bin für dich da, ich halte dich warm, du kannst dich entspannen!

Positiv beflügelt begab ich mich an den einzigen Ort, der infrage kam, um dieses Abenteuer im sonnigen Gefilde richtig gut zu starten.

»Ciao, Franco«, rief ich in das übliche morgendliche Chaos und geschäftliche Treiben einer normalen italienischen Bar. Wobei Francos Bar genau genommen nur italienisch war, nicht normal.

»La mia ragazza!«, begrüßte mich Franco wie immer theatralisch und warf in ebenso theatralischer Pose die Arme in den Himmel, als hätte er den Messias persönlich gesichtet. Dabei kannte er mich erst seit ein paar Monaten, und großartige Taten wie Fische vervielfältigen oder Tote wieder zum Leben zu erwecken hatte ich bislang nicht geleistet. Maximal einen Cappuccino bestellt und eine Brioche dazu. Ach ja, und einen Orangensaft.

Aber das schien Franco zu reichen, um bei meinem Anblick in Ekstase zu verfallen.

»Ciao Franco«, wiederholte ich also relativ unbeeindruckt und wartete das ab, was unweigerlich kommen würde.

»Allora: Cappuccino mit zusätzlichem Espresso-Shot, frisch gepressten Orangensaft und … lass mich schauen: Die einfachen Brioches sind leider schon aus. Bist auch ein bisschen spät dran, heute …«, ereiferte sich Franco und schaute mich dabei etwas vorwurfsvoll an.

Es wäre sinnlos gewesen, ihm zu erklären, dass ich gerade erst aus Deutschland angekommen war und dass das Missachten von Geschwindigkeitsbegrenzungen, um die letzten nicht gefüllten Brioches bei Franco zu ergattern, selbst bei italienischen Polizisten nicht unbedingt gerne gesehen wird.

Und genauso wenig erfolgsgekrönt wäre der Versuch gewesen, dem lieben Barbesitzer weismachen zu wollen, dass ich nicht prinzipiell und schon gar nicht jeden Morgen einen Cappuccino mit zusätzlichem Espresso-Shot, einen frisch gepressten Orangensaft und eine einfache Brioche zu konsumieren pflegte. Aber das war leider die allererste Bestellung, die ich damals vor circa vier Monaten bei ihm getätigt hatte, und Franco hatte sie sich eingeprägt. Da er viel Wert auf individuelle Betreuung und ein familiäres Klima in seinem Etablissement legte, lernte er die Vorlieben jedes einzelnen seiner Kunden auswendig und tolerierte in der Regel Abweichungen davon nur schlecht. Das hatte ich mittlerweile herausgefunden und mich meinem Schicksal gefügt.

Während Franco sich engagiert »meiner Bestellung« zuwandte, schaute ich mich um. Aha, die üblichen Verdächtigen also, was anderes hatte ich nicht erwartet. An den Tischen saßen die älteren Frauen aus dem Dorf, schlürften ihre Espressi und äußerten abfällige Bemerkungen über die Müllabfuhr, die steigenden Kosten der Fähre und den Pfarrer, der, wie ich mit einem Ohr mitbekam, in letzter Zeit recht seltsam, also strano, geworden war. Die steigenden Kosten für die Fähre interessierten mich nur am Rande, und die Müllabfuhr war in Pelati schon immer ein Problem gewesen. Letzteres wiederum schien mir ein Klischee zu sein und nicht der Rede wert. Dass katholische Pfarrer eines so kleinen Orts wie Pelati komisch sind, ist nichts Besonderes. Denn entweder sind sie es schon immer gewesen, oder sie werden es durch die Kombination katholisch/Pfarrer/Dorfleben spätestens nach ein paar Jahren, also geschenkt.

An der Theke standen die Herren der Schöpfung in nicht mehr einwandfreiem Feinripp unter nachlässig zugeknöpften karierten Hemden, die sich in Anbetracht der bereits fortgeschrittenen morgendlichen Uhrzeit den ersten alkoholischen Drink, auch sozialverträglicher Aperitif genannt, gönnten. Auch sie schienen in angeregte Gespräche vertieft zu sein, die sich jedoch um das vergangene Fußballspiel der beliebten Juventus-Mannschaft und einen zu Unrecht nicht gepfiffenen Elfmeter zu drehen schienen. Seitlich von ihnen stand unser Dorf-Carabiniere Michelotti, also einer jener Gesetzeshüter, die zur alteingesessenen und traditionsreichen italienischen Armee gehören und sich um lokale Belange der Bevölkerung und mehr oder weniger ernste Verstöße gegen das Gesetz kümmern. So wie er mit seiner zugegeben männlich-attraktiven Uniform dastand und mir mit seinem Glas Milch zuprostete, konnte man dem Gedanken verfallen, dass er durchaus ein interessanter Fang sein könnte. Doch diesem Gedanken war die Hälfte der weiblichen Pelati-Bevölkerung ebenfalls verfallen. Auf so was konnte ich getrost verzichten, zumal die andere Hälfte über achtzig und so gut wie blind war, also winkte ich betont gleichgültig mit der Hand und murmelte ein »Carabiniere« als Gruß. Nach dem Motto: Ich weiß, wer du bist, aber bleib mir besser von der Pelle. Das schien Michelotti Aufmunterung genug zu sein, da er sogleich Anstalten machte, meinen Tisch anzusteuern. Ich unterdrückte einen Fluch.

Die liebe Leserin und der liebe Leser werden sich jetzt arg wundern, dass ich zum einen etwas von Italien, italienischer Kultur und italienischem Wetter, zum anderen aber nichts über mich selbst erzähle. Und da ich natürlich (kulturbedingt) nicht unhöflich sein will, aber vor allem die lieben Leser (egobedingt) für mich gewinnen möchte, kommt hier ein kurzer Exkurs zu meiner Person: Geboren wurde ich gar nicht so weit weg von Pelati, dem Dörfchen, in dem ich mich momentan befinde. Würde man jetzt unbedingt ein Geburtsjahr angeben wollen, würde ich mich bewusst vage halten und circa dreißig Jahre zuvor nennen. Dass ich mich seit einiger Zeit in Deutschland aufhielt, war der miserablen wirtschaftlichen Lage in Italien zuzuschreiben, die zur berühmten und vielfachen bedauerten »Hirnflucht« geführt hat, wie die Auswanderung gut ausgebildeter Italiener ins Ausland von der Presse genannt wurde. In meinem Fall handelte es sich um den Beruf der Krankenschwester, der im deutschen Lande besser bezahlt und mehr respektiert wurde als in meiner Heimat. Und da ich in der Schule Deutsch gelernt, sowie zufällig einen deutschen Mann kennengelernt und grundsätzlich nichts gegen eine bessere Behandlung und Bezahlung meiner Arbeit hatte, stand die Entscheidung eines Tages für mich fest: Ich würde mein Hirn einpacken und nach Süddeutschland ziehen, das immerhin in Auto-Nähe von Norditalien ist. Aber wie das Leben so ist, hat man erst mal eine Entscheidung getroffen und etwas hinter sich gelassen, bemerkt man nach einer Weile, dass früher nicht alles schlecht war, sondern man auch einige Vorzüge genossen hatte, und so fängt man an, mit sich zu hadern und so weiter und so fort, das kennen Sie wahrscheinlich. Jedenfalls sah für mich die Lösung so aus, mir ein zweites Zuhause in einem niedlichen italienischen Dörfchen zu suchen, wo ich meine Ferien verbringen konnte, um mein Heimweh ein wenig zu lindern. Die Wahl war auf Pelati gefallen, weil es ein kleines Dörfchen war, das mich an meine Kindheit und ein bisschen an die Krimis von Agatha Christie erinnerte. Sie wissen schon: wenige Einwohner, alle kennen sich, die Leute plaudern an den Gartenhecken miteinander, der Pfarrer weiß über alle und alles Bescheid, das Gesamtpaket an Nostalgie sozusagen. Eingepackt für diesen Nostalgie-Besuch hatte ich nicht wieder mein Hirn, sondern meine schönen Sommerkleider und meine heiß geliebten Krimis, auch die Klassiker, die ich schon tausendmal gelesen hatte.

Nun stoßen Sie dazu, und ich sitze in Francos Bar und warte, dass der Dorf-Carabiniere seine Meinung ändert und mich doch nicht anspricht, denn zweierlei bin ich seit Deutschland nicht mehr gewohnt: unerwünschte Annäherungen seitens der männlichen Bevölkerung und das Entwickeln von Strategien, um solche abzuwehren. Zeit dafür hatte ich eh keine, denn auf einmal flog die Tür der Bar auf, und Irene hatte ihren Auftritt:

»La peste! La peste! Die Pest weilt unter uns! Bedeckt eure Blöße, sonst wird es Feuer geben!«

»Ach was, du bist mir Pest genug, geh zur Seite«, sagte Franco lapidar, der sie mit seinem Tablett zur Seite schob, um dann mit betretenem Gesicht vor meinem Tisch stehen zu bleiben.

»Stella, was für ein Jammer! Ich habe kein Kakaopulver mehr, um das lächelnde Gesicht auf deinen Cappuccino-Schaum zu zaubern.«

»Äh, das ist nicht so …«, fing ich an, obwohl ich wusste, das würde nichts nutzen.

»Aspetta,...

Erscheint lt. Verlag 24.3.2020
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte bücher krimi • bücher krimi thriller • buch lustig • Krimi • Krimi Bücher • krimi lustig • Kriminalroman • Kriminalthriller • Krimi Thriller • Lustige Bücher • lustige bücher für erwachsene • lustige Krimis • Provinzkrimi • Roman • roman bücher • roman lustig • Urlaubslektüre • Urlaubsroman
ISBN-10 3-95967-937-8 / 3959679378
ISBN-13 978-3-95967-937-4 / 9783959679374
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