NEON - Er tötet dich (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
336 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-95967-440-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

NEON - Er tötet dich - G. S. Locke
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Ein Cop und eine Auftragskillerin jagen einen Serienmörder

Ein Serienkiller tötet Frauen in Birmingham und arrangiert ihre Leichen in Neon-Art-Installationen. Detective Matt Jackson ist mit der Ermittlung betraut. Allerdings nur, bis seine Frau Polly selbst Opfer des Serienkillers wird. Jackson ist geschockt, seine Welt bricht zusammen.
Er wird von dem Fall NEON abgezogen. Doch er lässt sich nicht kaltstellen. Er ermittelt weiter - zusammen mit Iris, einer Auftragsmörderin, denn er weiß: Mit normalen Methoden kommt er nicht weiter. Je näher sie dem Killer kommen, desto mehr erhärtet sich in Iris ein schrecklicher Verdacht. Können sie ihn stoppen, bevor er weiter mordet?



G. S. Locke ist das Pseudonym eines englischen Bestsellerautors.

1

Er starrte in die einsame, noch randvolle Tasse Kaffee, die er vor über einer Stunde bestellt hatte.

Eine feste Hand drückte ihm die Schulter, und das Leder seiner Jacke knarrte. »Wie wär’s mit einem frischen heißen?«

Als er aufschaute, sah er den Ausdruck in Robertos Augen. Es war ihm unangenehm.

»Gern«, sagte er. »Sorry.«

Neben vielen anderen Dingen wusste Matt Jackson seit Pollys Tod, dass er es hasste, bemitleidet zu werden. Bei der Beerdigung vor wenigen Tagen hätte er schwören können, dass seine Kollegen ihn mit einer Mischung aus Mitgefühl und so etwas wie Verachtung betrachteten. Besonders Marcus Browne, dieses Arschloch. Detective Chief Inspector Browne, der für Pollys Fall zuständig war und neuerdings die »Neon«-Ermittlungen – seine Ermittlungen – leitete, hatte ihn von Anfang an auf dem Kieker gehabt. Bei jedem Mordfall stand der Ehepartner ganz oben auf der Verdächtigenliste, aber die Andeutung, er habe seine eigene Frau umgebracht und es noch dazu als raffinierte Nachahmungstat getarnt – er hatte Browne in eine dunkle Gasse locken und windelweich prügeln wollen.

»Einen doppelten Espresso, Andrea«, rief Roberto über die Schulter. »Aufs Haus.«

Der Druck auf seiner Schulter wurde stärker.

»Geht’s einigermaßen, Matt?«

Die Frage verlangte keine wahrheitsgemäße Antwort. Er spielte mit, murmelte irgendwas Banales, doch seine Erwiderung ging im jähen Lärm der Kaffeemaschine unter. Er blinzelte, als ein Lichtstrahl im blitzenden Chrom reflektierte, empfindlich gegen jedes helle Licht.

»Das braucht Zeit, mein Freund«, sagte Roberto. »Und du brauchst Ruhe. Du brauchst Schlaf

Schön wär’s. Wenn er ausnahmsweise mal nicht von den immer gleichen Bildern verfolgt wurde und schlafen konnte, wünschte er am nächsten Morgen, das Schicksal hätte ein Einsehen gehabt und ihn nicht mehr aufwachen lassen.

Die Tür ging auf, ließ einen Schwall Kälte herein, nasse Novemberluft, neue Gäste. Geklapper und Lärm. Stimmen, die Alles klar? sagten und Morgen. Froh über die Ablenkung, rang er sich ein dünnes Lächeln ab, seine Art von Ich komm schon klar und Kümmert euch nicht weiter um mich.

Als die frische Tasse Kaffee auf dem Tisch stand, zog er sich erneut in sein Schattenland aus Trauer und Einsamkeit zurück. Wie lange konnte er durchhalten? Einen Tag, vielleicht zwei – womöglich drei? Scheiß drauf. Er sollte es endlich hinter sich bringen.

Er griff in die Gesäßtasche seiner Jeans und zog einen Post-it-Zettel heraus, auf dem Kenny Flavell, einer seiner langjährigen Informanten, eine Telefonnummer notiert hatte. Die Kugelschreibertinte war verschmiert.

Er holte tief Luft, tippte die Nummer in sein Handy. Zweimal Klingeln.

»John am Apparat.« Der Stimmverzerrer ließ den Mann wie einen Schurken klingen, der in einem miserablen 90er-Jahre-Actionfilm Lösegeldforderungen stellt.

Verstört legte Jackson so rasch auf, dass ihm das Handy entglitt und über den Resopaltisch schlitterte. Der Espresso schwappte über und in die Untertasse. Nicht cool. Er sah sich kurz um, setzte eine verlegene Miene auf, um seine Nervosität zu überspielen, aber es nahm niemand Notiz von ihm.

Ganz ruhig, dachte er, atme. Das hätte Polly zu ihm gesagt, und für einen Moment hatte er wieder ihr liebevolles Lächeln vor Augen, voll stiller Zuversicht und unerschütterlichem Vertrauen. Sie hatte geschafft, woran andere gescheitert waren: Sie hatte ihn gezähmt. Ausgenommen die letzten sechs Monate, in denen er unter dem Druck von Ermittlungen gestanden hatte, die ihm den Schlaf raubten und für ihn fast zur Besessenheit wurden. Tage und Nächte hatte er vor dem Computerbildschirm verbracht, hatte Tatortfotos studiert, nach Gemeinsamkeiten gesucht, nach winzigen Anhaltspunkten. Er schämte sich zutiefst dafür, dass er jeden, der ihm dabei in die Quere gekommen war, kalt und ablehnend behandelt hatte, und dazu hatte auch seine Frau gehört. Bei Gott, das war schon schlimm genug. Aber was dann passiert war, quälte ihn jede wache Sekunde, und, schlimmer noch, er hatte es nicht kommen sehen.

Er hatte den Expertenmeinungen geglaubt, dass Serienmörder sich an ein bestimmtes Muster hielten, an ein von ihnen selbst ersonnenes krankes und abartiges Regelwerk und ihre Opfer immer vom gleichen Typ waren, meist, aber nicht ausschließlich, verletzliche Frauen. Dass sie vertrautes Terrain bevorzugten, was in diesem Fall die Straßen von Birmingham waren. Der Scheißkerl, den er gejagt hatte, stand auf erfolgreiche Karrierefrauen; je selbstbewusster, desto verlockender. Dazu einen ausgeprägten Sinn für das Dramatische, das Sensationelle, das Grelle. Er liebte die Zurschaustellung seiner Kunst, wenn man das so nennen konnte. Wie ein perverser Banksy tauchte er aus dem Nichts auf, zog sein Ding durch und verschwand wieder. Und niemand bekam etwas mit. Was beinahe ebenso haarsträubend war wie die Art, mit der er seine Tableaus des Grauens präsentierte. »Neon«, wie die Presse ihn getauft hatte, war ein Draufgänger, was er tat, war eine Mischform aus geplant und opportunistisch, und er geilte sich an der überaus öffentlichen Ausstellung seiner Werke auf.

Mit trockenem Mund und flauem Magen dachte Jackson an Vicky Wainright, Neons erstes Opfer. Die frischgebackene Anwältin aus Durham hatte bei einem Junggesellinnenabschied ihre Freundinnen aus den Augen verloren. In der Nacht, in der die Uhren zurückgestellt wurden, war sie in eine Wohnung nicht weit von der Mailbox gelockt worden, einem unverschämt klotzigen Bau mit Geschäften, Büroräumen und Wohnungen gleich neben dem BBC-Gebäude. Obwohl die gesamte Gegend von Sicherheitsleuten überwacht wurde, war Vicky dort erdrosselt worden.

Als er am Tatort eintraf, nahm er zuerst das helle Sirren wahr, ausgelöst durch sich in den heißen Röhren ausdehnendes und zusammenziehendes Gas. Die offene Balkontür gab den Blick frei auf ein Wirrwarr von Drähten. Sie führten zu einem Trafo, der an eine Steckdose im Wohnzimmer angeschlossen war und zahlreiche Leuchtschilder mit Strom versorgte.

Vickys vollständig bekleideter Körper lag draußen auf einer Sonnenliege. Sie hätte schlafen können, wäre da nicht der Geruch gewesen. Es war ein ganz spezieller Geruch, den er nur allzu gut von frischen Leichen kannte.

Aus der Nähe waren rings um ihren Hals die unverkennbaren Spuren der Schlinge zu erkennen, mit der ihr Zungenbein gebrochen worden war. Petechien waren unter den Augenbrauen und auf den Lidern erblüht – ein sicheres Zeichen von Erdrosselung. Er hatte schon Ähnliches gesehen, aber noch nie eine Leiche, die wie ein Kirmeskarussell beleuchtet war. Als wäre die Frau in farbiges Glas eingeschlossen. Die Telefonleitungen im Polizeipräsidium brachen fast zusammen unter der Flut von Anrufern, die die Sache melden wollten.

Ein Neonbild, das einen grotesken roten Mund mit herausgestreckter Zunge darstellte, hing über Vickys Kopf, und das Ultraviolett in den Leuchtstoffröhren war intensiv genug, um Netzhäute zu verbrennen und falsche Schatten über ihre Gesichtszüge zu werfen. Irgendwo in Jacksons Hinterkopf regte sich die Erinnerung an das Cover eines Stones-Albums – Sticky Fingers –, das ein ähnliches Motiv hatte.

Geschockt und fassungslos registrierte er erst nach einiger Zeit, dass dieser Teil des »Kunstwerks« Marke Eigenbau war. Anders als die altmodische Leuchtreklame direkt vor der Leiche, die jedem, der hinzusehen wagte, das Wort »Endspiel« entgegenschrie. Dennoch hatte er gehofft, dass sie von dort erste Anhaltspunkte erhalten würden.

Die Reklame konnte im Zuge der Ermittlungen zu einem Londoner Geschäft zurückverfolgt werden, das ein Jahrzehnt zuvor pleitegegangen war. Keine Quittungen. Keine Unterlagen. Die sichergestellten DNA-Spuren waren unüberschaubar, da die Wohnung regelmäßig vermietet wurde, eine regelrechte Suppe aus menschlicher Materie.

Zwei Monate später versetzte der Fund eines zweiten Opfers die Polizei der Region West Midlands in Alarmzustand. Zu seiner Schande spürte Jackson ein morbides Jagdfieber. Er hatte es als eine neue Gelegenheit betrachtet: je mehr Morde, desto größer die Chance, Neon zu schnappen. Gegenüber den Eltern von Vanessa Booth hatte er diesen Gedanken natürlich für sich behalten.

Vanessa, eine Pharmareferentin aus Salisbury, hatte in der Stadt an einer Tagung teilgenommen. Wie das erste Opfer war auch sie außerhalb ihrer Komfortzone gewesen. Wie Vicky und auch wie die meisten Vergnügungssuchenden, die über Birminghams Broad Street flanierten oder torkelten, hatte sie einiges getrunken und war für eine bitterkalte Nacht nicht warm genug angezogen. Anders ausgedrückt, für einen irren Mörder war sie ein leichtes Opfer.

Als Jackson durch die wuchtigen Bronzetüren des Kriegerdenkmals Hall of Memory am Centenary Square trat, das nach einer umfangreichen Neugestaltung der Umgebung erst kürzlich wiedereröffnet worden war, wurde er geblendet, als würde er während einer Sonnenfinsternis ungeschützt in die Sonne schauen. Direkt am Fuß des sarkophagähnlichen Denkmals für die gefallenen Soldaten der Weltkriege lag Vanessa nackt inmitten eines Arrangements aus flackerndem Licht, das sie abwechselnd mit Lila, Lindgrün und einem blassen Gelb umhüllte – ein krasser Kontrast zu dem Buntglasfenster in der rückwärtigen Wand der Halle. Der Modus Operandi war derselbe. Im Unterschied zu Vicky war sie jedoch schon seit einigen Stunden tot, worauf die Leere in den Augen, die Schlaffheit der Haut...

Erscheint lt. Verlag 24.3.2020
Übersetzer Klaus Timmermann, Ulrike Wasel
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Original-Titel NEON
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte bücher krimi • bücher krimi thriller • Bücher Thriller • buch neon • gute Thriller • Krimi • Krimi Bücher • Kriminalroman • Kriminalthriller • Krimi Thriller • krimi und thriller • neon buch • neon thriller • neuerscheinung thriller • psychologische Spannung • Psychothriller • Psychothriller bücher • Serienmörder Buch • Thriller • Thriller Buch • thriller neon • thriller neu • thriller neuerscheinung
ISBN-10 3-95967-440-6 / 3959674406
ISBN-13 978-3-95967-440-9 / 9783959674409
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