G. F. Unger 2054 (eBook)

Dein Hass führt in die Hölle

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9364-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

G. F. Unger 2054 - G. F. Unger
Systemvoraussetzungen
1,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Ich war verrückt vor Hass auf den Mann, der meinen Bruder Bill aus dem Hinterhalt ermordet hatte, und es war mir egal, ob ich in der Hölle landete - wenn ich ihn nur zur Strecke bringen konnte ...

Es war im Jahre 1865, als mein Bruder Bill aus dem Krieg heimkam. Mein Bruder hatte mehr als zweihundert Dollars mitgebracht, Golddollars! Jeder Golddollar war ein Schatz.

Wir feierten meines Bruders glückliche Heimkehr. Noch vor Mitternacht waren wir ziemlich betrunken.

In dieser Nacht ging ich auch zum ersten Mal in meinem Leben mit einem Mädchen ins Bett. Denn das Mädel, Sally hieß sie, war scharf auf ein paar Golddollars.

Zwei Tage später ritten mein Bruder Bill und ich mit drei Packtieren von Laredo gen Norden. Bill hatte beim Pokerspiel eine kleine Ranch gewonnen. Nun, wir ritten also los, um uns die Ranch anzusehen.

Übrigens, wir hießen Campifer, Bill und Jesse Campifer.

Die Ranch, die mein Bruder gewonnen hatte, bestand aus einer jämmerlichen Hütte, ein paar lächerlichen Corrals und Weidekoppeln, einem Schuppen und der Quelle, die in einer Senke zu einem kleinen See angestaut worden war, von dem nur abfloss, was von der Quelle hinzuströmte.

»Diese Quelle wird eines Tages so viel wert sein wie eine Goldader«, sagte mein Bruder, der über sehr viel mehr Lebenserfahrung verfügte als ich.

Ich war nicht sehr begeistert, hier in der Einsamkeit eine kümmerliche Ranch aufzubauen. Denn Rinder waren nichts wert. Von diesen Longhornbiestern gab es schon zu viele.

Was also wollte mein Bruder Bill mit der jämmerlichen Ranch?

Aber Bill erklärte es mir mit wenigen Worten.

»Mach deine Ohren auf und hör mir genau zu.«

Er deutete in die Runde. Und wohin wir auch blickten, sahen wir Rinder.

»In Kansas«, sagte mein Bruder, »gibt es eine Eisenbahn. Und in den nächsten Jahren werden noch mehr Eisenbahnlinien gebaut, darauf kannst du wetten. Ich habe von einem Yankee gehört, dass man im Osten Fleischfabriken errichtet. Hast du mich verstanden? Fleischfabriken! Kannst du dir was darunter vorstellen?«

»Nein«, sagte ich wahrheitsgemäß.

»Die schlachten Rinder und füllen mit dem Fleisch Konservenbüchsen. Und es soll bald Kühlschiffe geben. Kühlschiffe, Kleiner! Weißt du, was das bedeutet?«

Ich zuckte mit den Schultern, denn ich war ja ein dummer Bursche aus den Antelopehügeln, wo ich bei einem Farmer gearbeitet hatte.

»Drüben in Europa brauchen sie Fleisch«, sagte mein Bruder. »Nun kann man große Herden schlachten. In den Kühlschiffen bleibt das Fleisch frisch. Man kann es in die ganze Welt schaffen. Und die texanischen Longhorns werden sich in einigen Jahren in blanke Dollars verwandeln.«

Wir arbeiteten hart, länger als zwei Jahre.

Unser Geld war fast alle, obwohl wir bescheiden lebten.

Aber dann kam die Nachricht, dass aus dem San-Antonio-Gebiet einige Texas-Rancher mit ihren Rinderherden nach Norden aufbrechen wollten. Sie beabsichtigten, den Chisholm Trail zu benutzen.

Mein Bruder ritt sofort nach Laredo. Auf seinen Besitztitel bekam er von der dortigen Bank einen Kredit. Nun würden wir mit etwa eineinhalbtausend Tieren aufbrechen. Wie wir hörten, zahlte man für jedes Tier an der Kansasbahn mehr als zehn Dollar. Das wären dann fünfzehntausend Dollar für uns.

Aber dann kam Frank Morgan.

Er war ein Yankee, ein bulliger Mann auf einem gut gefederten, zweirädrigen Wagen, der von zwei herrlichen Rappen gezogen wurde. Bei ihm waren ein halbes Dutzend Reiter: seine Leibwache, das sah man sofort.

Was wollte er von uns?

Mein Bruder Bill trug außer seinem Colt, den er links hängen hatte, noch einen zweiten im Hosenbund. Auch ich hatte meine Waffe griffbereit hängen.

Nun, wir hatten also keine Angst vor diesen Pilgern. Nur vorsichtig waren wir.

Aber sie benahmen sich ganz harmlos.

Wir ließen uns nicht von dem harmlosen Getue der Kerle täuschen. Wir konnten jeden Wolf erkennen, auch zweibeinige Wölfe.

Und nun sahen wir welche.

Der dicke Frank Morgan mit den harten, glasklaren Augen kam dann etwas später zu uns herüber.

Er sagte hart: »Ich weiß natürlich Bescheid über euch. Ihr habt hier die Wasserrechte und auch ein eingetragenes Brandzeichen. In Ordnung! Deshalb muss ich ja auch mit euch verhandeln. Ich werde in diesem Jahr hunderttausend Rinder nach Kansas treiben lassen. Eure sind mit dabei. Ich zahle euch tausend Dollar Abstand, tausend Dollar – und nur deshalb, weil ihr in Laredo das Wasserrecht eingetragen und auch das Brandzeichen registriert habt. Na?«

Mein Bruder schüttelte den Kopf.

»Nein«, sagte er. »Wir bleiben selbst im Geschäft, Mister Morgan. Und nun wäre es gut, wenn Sie mit Ihren Männern wieder abzögen.«

Er sah erst meinen Bruder, dann mich und dann wieder Bill an.

Dabei paffte er an seiner teuren Zigarre.

In unseren Augen konnte er mehr erkennen, als wir ihm hätten mit tausend Worten sagen können.

Plötzlich nickte er und warf uns seine Zigarre vor die Füße.

»Na schön«, sagte er, machte auf dem Absatz kehrt und ging.

Wenig später fuhr er davon.

Seine Leibwache folgte ihm.

Sie sahen sich nicht nach uns um.

Er hatte es mit keinem Wort mehr versucht, uns umzustimmen oder gar zu handeln.

Mein Bruder Bill nagte an der Unterlippe. »Der gibt nicht so leicht auf, der nicht. Vielleicht denkt er sich was aus. Wir müssen aufpassen in nächster Zeit. Und wir werden nicht mehr in unserem Haus schlafen. Ich denke, ich reite in einer Woche nach Laredo, werbe die Mannschaft an und sorge für die beiden Wagen und die Vorräte. Wir werden noch acht oder zehn Reiter und einen Koch brauchen.«

Ich nickte nur und schluckte trocken. Denn irgendwie war mir mulmig zumute. Mein Instinkt gab mir Warnimpulse.

Aber Bill würde schon alles machen. Uns konnte gar nichts passieren, weil Bill diesem dicken Hartgesottenen gewachsen war.

Eine Woche später ritt Bill endlich nach Laredo.

Ich sah ihm im Morgengrauen nach. Er blickte noch einmal zurück und winkte mir zu.

Wer sich mit Bill anlegte, der packte einen Tiger am Schwanz.

Dies glaubte ich, und deshalb war ich ganz ruhig und ging an meine Arbeit. In drei oder vier Tagen würde Bill gewiss mit unserer neuen Mannschaft zurückkommen.

Ich ging also an die Arbeit. Auf unserer Ranch gab es ja noch eine ganze Menge zu tun.

Aber dann hörte ich ein Pferd kommen.

Ich sah mich um, und ich hatte meine Schrotflinte in Reichweite.

Es war das Pferd meines Bruders, dies erkannte ich sofort.

Das Tier kam ohne Reiter zurück. Von meinem Bruder war nichts zu sehen.

Und so griff ich mir die Schrotflinte, schwang mich mit einem Comanchensprung auf das Tier und ritt auf der Fährte zurück. Ich wurde angetrieben von einer heißen Furcht.

Er lag wie tot in der Sonne – einfach so auf dem Rücken, als schliefe er im Gras. Vorne auf der Brust war das große Ausschussloch. Er war also in den Rücken geschossen worden. Denn solch ein Einschussloch gab es nicht.

Ich fiel neben Bill auf die Knie und verharrte so eine Weile.

In mir war alles leer.

Langsam begriff ich, dass Bill tot war. Aber ich fasste ihn an, fühlte nach seinem Puls und wurde mir darüber klar, dass er noch lebte. Auch sah ich, dass seine Wunde blutete, wenn auch nur noch ganz schwach. Sein Herz schlug also noch, aber sehr schwach. Wahrscheinlich würde er nicht mehr aufwachen, sondern einfach aufhören mit dem Atmen. Dieses Atmen war ja kaum noch zu erkennen.

Herrgott im Himmel, was konnte oder musste ich tun?

Ich hatte Angst, Bill zu bewegen. Aber ich öffnete endlich das blutige Reithemd. Das Loch war so groß, dass ich meine Faust hätte hineinstecken können.

Ich konnte keinen Arzt holen und Bill auch nicht heim schaffen. Ich musste ihn liegen lassen und eine Zweighütte über ihm errichten, damit er nicht in der Sonne lag.

Ja, das musste ich tun.

Doch zuerst holte ich die Wasserflasche vom Pferd. Ich goss ihm etwas Wasser zwischen die Lippen.

Und da machte er die Augen auf.

Sein Blick kam aus einer anderen Welt, und dann verzerrte sich sein Gesicht, weil der Schmerz so grausam war zu ihm.

Schließlich war sein Blick klar – und ich erkannte sogar eine mir unverständliche Gelassenheit in seinen Augen. Die Erinnerung hatte ihn nicht nur wieder eingeholt, nein, er konnte auch schon begreifen, was sein würde.

Und so sagte er matt, doch gut verständlich: »Kleiner, es hat nicht sollen sein. Ich habe den Dicken unterschätzt. Der hat einen Killer geschickt, einen richtigen Killer.«

Nun musste er sich etwas ausruhen. Ich machte noch einmal seine Lippen nass und wusch ihm das Gesicht.

Nach einigen Atemzügen sah er mich wieder an.

»Hast du ihn gesehen – den Killer?« So fragte ich.

Er schloss wieder die Augen.

»Ja, er war hier bei mir«, flüsterte er nach einer Weile. »Er kam her, um nachzusehen. Als er sah, dass ich im Sterben lag, nahm er seinen Hut ab. Ich fragte ihn nach seinem Namen und warum er dies getan hätte. Er gab mir wahrhaftig Antwort. Er hieß Virgil McGall.«

Das waren seine letzten Worte. Er sprach sie mit seinem letzten Atem.

Dann starb er und lag tot in der Sonne.

Ich war allein.

Aber ich kannte den Namen seines Mörders und auch dessen Auftraggeber.

Drei Tage später sah ich Laredo in der Nacht, denn ich war natürlich nicht abgehauen.

Zu einem Gesetzesvertreter konnte und wollte ich nicht gehen.

Denn was ich auch...

Erscheint lt. Verlag 17.3.2020
Reihe/Serie G.F.Unger
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Westernromane • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7325-9364-9 / 3732593649
ISBN-13 978-3-7325-9364-4 / 9783732593644
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Anne Freytag

eBook Download (2023)
dtv (Verlag)
14,99
Band 1: Lebe den Moment

von Elenay Christine van Lind

eBook Download (2023)
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
9,49
Ein Provinzkrimi | Endlich ist er wieder da: der Eberhofer Franz mit …

von Rita Falk

eBook Download (2023)
dtv (Verlag)
14,99