Skull-Ranch 24 (eBook)

Heißes Erbe für Doc Smoky

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9341-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Skull-Ranch 24 - Bill Murphy
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Glück muss der Mensch haben! Vergnügt pfiff Doc Smoky vor sich hin. Prüfend tastete er nach dem Papier in seiner Brusttasche. Der Brief war noch da. Vor einigen Wochen war ein Pony-Express-Reiter auf der Skull-Ranch erschienen und hatte ihm die gute Nachricht überbracht: In Sonoito, Mexiko, hatte er eine Hazienda geerbt.
Und nun war er unterwegs, um sein Erbe anzutreten. Wie ein endloses Band lag die staubige Straße vor ihm in der sengenden Sonne. Plötzlich kniff Doc Smoky die Augen zusammen.
Dort, im dornigen Gestrüpp, lag eine Leiche!

Der Mann mit dem großen Lederhut hielt das Pferd an und blickte auf den Mexikaner, der etwa zweihundert Yards neben der Straße, die hier einem uralten Indianerpfad folgte, vor dem Gestrüpp in der prallen Sonne lag.

Er lag da wie ein Toter, aber – Doc Smokys Blick schweifte über den Himmel – wo, zum Teufel, blieben die Geier?

Das war es, was den lederhäutigen Mann stutzig werden ließ.

Vielleicht war der Mexikaner gar nicht tot, nur bewusstlos, oder verletzt, und das auch noch schwer.

Doc Smoky trieb den Braunen von der Straße, hielt vor dem Gestrüpp und stieg ab. Er war ein hagerer Mann. Seine etwas dünnen Beine steckten in hohen Stiefeln. Langsam ließ er sich auf die Hacken nieder und legte dem Mexikaner die Hand auf die Brust.

»Hombre, was ist mit dir?«, murmelte er. »Hast du den Geschmack am Leben verloren oder geht es einfach nicht mehr?«

Der Mann war jung, muskulös. Pechschwarzes Haar besaß er. Ein tagealter Stoppelbart bedeckte das Gesicht. Er trug eine recht zerschlissene Leinenjacke und schwarze Lederhosen. Barfuß war er. Waffen besaß er auch keine. Offenbar war er ausgeraubt worden. Doch wo war er verletzt?

Gar nicht! Kerngesund war dieser Teufel. Als sich Doc Smoky vorneigte, um zu hören, ob sein Herz noch schlug, schnellte der Halunke plötzlich hoch, packte ihn am Hals, um ihn zu würgen und umklammerte ihn mit beiden Beinen.

Smoky zuckte zurück, doch er hatte keine Chance. Wie eine Klette hing der Kerl an ihm und drückte ihm die Kehle zu, so dass Doc Smoky nicht einmal mehr zum Fluchen kam.

Es ging um Leben und Tod. Das spürte der erfahrene Oldtimer sofort. Das Blut hämmerte ihm in den Adern. Die Lungen drohten zu platzen. Er hatte die Handgelenke des Mexikaners gepackt und versuchte angestrengt, dessen Fäuste von seinem Hals zu ziehen. Aber der Bursche besaß Kraft. Doc Smoky wälzte sich auf den Rücken und riss den Mexikaner mit. Doc Smoky zog die Beine an, stieß ihm die Knie in den Leib und schlug ihm die Fäuste an Kopf und Kinn.

Damit verschaffte er sich Luft. Im hohen Bogen flog der Mexikaner durch den Staub und krachte vier Schritte entfernt in den Sand.

Doc Smoky sprang auf und griff zum Revolver. Der Mexikaner war noch schneller auf den Beinen und warf sich schon vorwärts. Mit der ganzen Kraft seiner Jugend. Doch da hatte Doc Smoky etwas dagegenzusetzen. Die Erfahrung eines langen Lebens! Im letzten Moment trat er zur Seite, ließ das rechte Bein stehen, über das der Mexikaner auch prompt stolperte, und schlug ihm die Fäuste in den Nacken.

Der Mexikaner fing sich nicht mehr. Den Kopf voran, fiel er der Länge lang in den Sand und blieb liegen.

Doc Smoky zog sich den Lederhut in die Stirn. Pfeifend ging sein Atem. Dieser kurze wilde Kampf hatte den Oldtimer angestrengt. Er keuchte. Klatschnass war er vom Schweiß. Breitbeinig stapfte er durch den Sand und drehte den Kerl auf den Rücken. Sein Doppelhieb hatte gesessen. Nun war der Bursche tatsächlich bewusstlos.

Einen Eimer Wasser hatte der Mexikaner nötig. Aber in dieser Wüste war Wasser zu kostbar, um es auf diese Weise zu verschwenden. Den Colt in der Faust, blieb Doc Smoky vor dem Kerl stehen und wartete. Dabei schaute er sich immer wieder spähend um. Das war eine alte Erfahrung: Ratten traf man nie allein.

Nach drei Minuten schlug der Mexikaner die Augen auf. Er starrte Doc Smoky an und wollte hochspringen. Aber da gewahrte er den schweren Revolver in der Faust des Mannes.

»Nenne mir den Grund, warum ich dich am Leben lassen soll!«, knurrte Doc Smoky. »Ich denke schon die ganze Zeit darüber nach und finde keinen.«

Das war nur eine Drohung, aber der Mexikaner hatte sie ernst genommen. Das war ihm deutlich anzusehen. »Geh nicht nach Sonoita, Americano«, sagte der Mann krächzend.

»Was?«, brummte Doc Smoky. »Rede gefälligst so, dass ich kapieren kann, was du meinst.«

»Sie werden dich umbringen. Du wirst dort sterben.«

Doc Smoky wog den Colt in der Faust. »Das sagst du mir jetzt? Eben hast du denen die Arbeit noch abnehmen wollen, wie?«

Der Mexikaner bekreuzigte sich. »Es war dein Pferd, Gringo! Ich wollte wirklich nur dein Pferd. Beim heiligen Antonius, geh nicht nach Sonoita.«

»Daraus wird ja nun nichts. Ich reite! Aber zuvor sagst du mir, von welchen Leuten du redest.«

»Du schenkst mir das Leben?«

»Ich verkaufe es dir. Rede! Das ist dein Preis.«

Der Mexikaner wollte sich erheben. Doch Doc Smoky setzte ihm den rechten Fuß auf die Brust.

»Sie wollen in Sonoita keinen Americano. Schon gar nicht auf der Hazienda El Novillero.«

Doc Smoky zog die Lider zusammen. In seinem faltigem Gesicht zuckte es. »Mag schon stimmen. Aber wer? Von wem sprichst du?«

»Ich meine Asesino – den Mörder!«

Doc Smoky trat zurück. »Steh auf!«

Der Mexikaner erhob sich.

»Verschwinde!«, sagte Doc Smoky.

Der Mexikaner starrte ihn an. »Du glaubst mir nicht? Ich bin Anselmo, der Wahrsager! Zeige mir deine Hand und ich werde …«

Doc Smoky feuerte. Links und rechts schoss er an ihm vorbei, und dann jagte er ihm das Blei vor den Füßen in den Sand. Der Mexikaner lief hastig davon.

Doc Smoky lud nach und schoss hinter dem Kerl her, bis er über den Kamm der Düne hinweg verschwunden war.

»Halunke!«, fluchte er und holsterte den Colt, ging zu seinem Pferd und ritt zur Straße zurück.

Wochen war er schon unterwegs. Er kam von der Skull-Ranch in Colorado. Dort hatte er als Koch und manchmal auch als Cowboy gearbeitet. Auf der Ranch von John Morgan. Von Anfang an war er dort dabei gewesen. Aber dann war dieser Brief aus Mexiko gekommen. Aus Sonoita! Von einem Advokaten. Jesse Crocker hatte ihm die Hazienda El Novillero vererbt.

Jesse Crocker!

Doc Smoky hatte lange darüber nachdenken müssen, wer das gewesen war. Es hatte Stunden gedauert, bis sich Doc Smoky an ihn erinnerte. Lange vor dem Bürgerkrieg war er mit einem Jesse Crocker Seite an Seite geritten. Ein junger Mann war er damals noch gewesen. Jesse Crocker ebenfalls.

Da wurden Erinnerungen wach, die Doc Smoky glatt aus dem Sattel hoben.

El Novillero – der Stierkämpfer! Als Torero hatte Doc Smoky Jesse Crocker damals kennen gelernt. Als Banderillero war er mit Jesse Crockers kleiner Truppe quer durch Mexiko gezogen. Von Dorf zu Dorf und von Stadt zu Stadt. Gelebt hatten sie. Das nicht einmal schlecht. Aber zu Reichtum waren sie nicht gekommen. Mit den Mädchen war es leicht gewesen, mit den Mexikanerinnen, die an einen Novillero oder Banderillero schon ihr Herz verloren, wenn sie ihn nur sahen.

Doc Smoky verstand nicht mehr, wieso er und Jesse Crocker dieses herrliche Land damals verlassen hatten.

Doch nun war er zurückgekehrt.

Nach Mexiko! Dafür hatte Jesse Crocker gesorgt, der gewiss niemals vergessen hatte, wie sie damals durch Mexiko gezogen waren, um ihre Kämpfe zu veranstalten, und wie sehr sie dieses Land geliebt hatten.

»Well, alter Jesse!«, murmelte Doc Smoky. »Ich werde hier bleiben, mich an die alten Zeiten erinnern und mich um deine kleine Hazienda kümmern.« El Novillero hieß das Anwesen. Gewiss hatte Jesse Crocker versucht, Stiere zu züchten.

Doc Smoky lächelte bei diesem Gedanken vor sich hin. Davon hatten sie damals immer geträumt.

Ein Schuss riss ihn aus diesen Gedanken. Er duckte sich erschrocken. Der Luftzug des Geschosses war deutlich zu spüren gewesen. Noch ehe er sich umschaute, trieb er den Braunen zum Galopp.

Es waren acht Reiter. Sie kamen johlend einen Hang herabgefegt und schossen. Und oben auf dem Kamm des Hügels sah er Anselmo stehen, der wohl den Lockvogel hatte abgeben sollen.

Doc Smoky zog den Colt und schoss zurück. Gleich mit dem ersten Schuss holte er einen der Mexikaner vom Pferd, und das dämpfte den Eifer der anderen. Sie fielen sofort zurück.

Es handelte sich um Wegelagerer, um Bandoleros. Doc Smoky fluchte und trieb den Braunen schärfer vorwärts. Dass dieser Anselmo nur dummes Zeug redete, hatte er sich ohnehin gedacht.

Das Schießen brach ab, als Doc Smoky die Felsen erreichte. Er nahm den Braunen sofort auf, um seine Kräfte zu schonen. Und da er keine Lust verspürte, sich von dem Pack bis nach Sonoita hetzen zu lassen, sah er sich nach einem Fleck um, an dem er auf die Banditen warten und ihnen Feuer geben konnte.

Ein Hasenfuß war Doc Smoky nie gewesen. Als junger Mann nicht und jetzt schon gar nicht.

Die Felsen rückten dicht zusammen. Keine der Schultern war höher als dreißig Fuß. Da stieß er schon auf einen kleinen Kessel, der mit Quadern, Klippen und Stachelgestrüpp übersät war. Er ritt sofort zur Seite, griff nach dem Gewehr, saß ab und ließ den Braunen gehen, bis er von selbst stehen blieb.

Es war heiß. Die Sonne stand hoch am Himmel, der stahlblau und wolkenlos war. Nicht der geringste Luftzug wehte. Insekten umschwärmten den alten Kämpfer.

Er ging hinter einer Klippe in Deckung. Seine Geduld wurde auf keine große Probe gestellt. Es dauerte nur Minuten, da hörte er die Reiter schon kommen.

Sie folgten seiner Fährte und waren offensichtlich davon überzeugt, dass er ihre Übermacht fürchtete und voller Angst das Weite suchte. Keiner sah nach links oder rechts. Dicht bei dicht ritten sie, die Gewehre in den Fäusten.

Durch die Bank weg handelte es sich um heruntergekommene Burschen. Galgenvögel waren das. Doc Smoky nahm das Gewehr an die Schulter und ließ sie passieren. Als sie entdeckten, dass er die Straße verlassen hatte, jagte er einen Schuss über ihre...

Erscheint lt. Verlag 17.3.2020
Reihe/Serie Skull Ranch
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer-Roman • abenteuerromane kindle • abenteuerromane kindle deutsch • abenteuerromane kindle für erwachsene • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • clint-eastwood • Cowboy • E-Book • für Erwachsene • gf unger • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Indianer • karl-may • Klassiker • lucky-luke • Reihe • Romanheft • Serie • spannend • Western • western country • western country exklusiv • western deutsch • western ebook deutsch • western e books • western hefte • Western Klassiker • Westernreiten • Western-roman • Westernroman • Westernromane • Western Romane • western romane bastei • western romane deutsch • western romane kindle deutsch • western romanhefte • Wilder-Westen • Wild West • Wildwestromane • Wild West Romane • Winnetou
ISBN-10 3-7325-9341-X / 373259341X
ISBN-13 978-3-7325-9341-5 / 9783732593415
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