Dorian Hunter 40 - Horror-Serie (eBook)

Tod in der grünen Hölle

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9195-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dorian Hunter 40 - Horror-Serie - Earl Warren
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Roman Lipwitz wollte seinen Augen nicht trauen, als er die Stadt im Dschungel sah. Unmittelbar bei dem Lagerplatz der neun Männer vom Suchkommando war sie entstanden, wo am Tag zuvor nur Dschungel gewesen war. Die Männer standen im dichten, verfilzten Unterholz am Rande der riesigen Lichtung.
»Das ist El Dorado, die sagenhafte Hauptstadt des Inkareiches«, flüsterte Roger Ballard, der ebenso wie Roman Lipwitz ein Mitglied von Jeff Parkers Playboy-Clique war. Außer den beiden gehörten die brasilianischen Mischlinge Calo und Jorge und fünf indianische Träger zum Suchtrupp.
»El Dorado habe ich mir immer etwas größer vorgestellt«, meinte Lipwitz skeptisch. »Das hier sind nur vierzig Gebäude und eine Vierkantpyramide.«

Welches Geheimnis birgt El Dorado? Um das Rätsel zu lösen, dringt Dorian immer weiter in den Dschungel vor ... und das Grauen, das dort seit Jahrhunderten schlummert, erwacht zum Leben!

1. Kapitel

Die Indios tuschelten aufgeregt miteinander. Tiquito, ihr Sprecher, trat vor Lipwitz und Ballard hin. Äußerlich konnte man sich keinen größeren Gegensatz vorstellen als den kleinen, krummbeinigen Lipwitz mit seinem krausen, schwarzen Haar und den zusammengewachsenen Brauen und den blonden schlaksigen, über ein Meter neunzig großen Ballard. Aber die beiden verstanden sich gut. Sie genossen das Leben in vollen Zügen und machten sich mit Gott und der Welt ihren Spaß. Der Anblick der aus dem Nichts entstandenen Stadt hatte den beiden Playboys aber doch einen Moment den Atem verschlagen.

»Böser Ort«, sagte der stämmige Indio Tiquito. »Wir nicht hierbleiben. Schnell weggehen. Sonst alle verloren. Die Überlieferung sagt, Geisterstadt ist verflucht.«

Er sprach nur gebrochen Spanisch. Lipwitz, der Sohn eines kolumbianischen Diplomaten, verstand ihn. Ballard sprach als typischer Amerikaner nur Englisch und hatte kein Wort mitbekommen; er konnte sich aber denken, worum es ging. Auch die beiden Mischlingsführer schauten äußerst unbehaglich drein.

»Ihr kennt diese Stadt?«, fragte Lipwitz den stämmigen Indio. »Eure Überlieferungen sprechen davon? Erzähl mir mehr darüber.«

Tiquito spuckte aus. Er trug ein zerlumptes Wollhemd und eine ausgefranste Hose. Das strähnige, blauschwarze Haar war in der Mitte gescheitelt und umrahmte ein rundes Gesicht.

»Stadt kommen und verschwinden«, sagte er mit kehliger Stimme. »Viele Männer sehen – alle sterben. Böse Dinge geschehen. Hier schlimmer Geist in Dschungel.«

Lipwitz schaute durchs Fernglas zur Stadt hinüber. Keine Menschenseele war auf den breiten Straßen zu sehen. Die Parks waren verlassen. Es war keine Ruinenstadt, im Gegenteil, die mächtigen Gebäude schienen nicht älter als einige Jahre zu sein; kein Unkraut wucherte auf den Straßen.

Lipwitz wurde es unbehaglich, als er die Dschungelstadt anschaute, ohne dass er erklären konnte, weshalb.

»Wenn die Männer alle gestorben sind«, sagte er und setzte das Fernglas ab und sah Tiquito scharf an, »woher wisst ihr dann überhaupt etwas von dieser Stadt?«

»Ein paar nicht gleich gestorben«, sagte Tiquito, und sein rotbraunes Gesicht war fahl vor Angst. »Sie verrückt geworden und bei Nacht nie mehr geschlafen aus Angst vor Geistern. Sie nicht mehr lange gelebt. Geister haben sie gerufen. Und eines Nachts sie spurlos verschwunden.« Er verstummte.

»Was sagt er?«, wollte Ballard wissen.

»Dummes Geschwätz.« Lipwitz trat von einem Bein auf das andere. »Wir sehen uns die Stadt an.«

Plötzlich wusste er, was mit der Stadt und der riesigen Lichtung, auf der sie stand, nicht stimmte. Der Dschungel ringsum brodelte; Myriaden von Insekten summten, Affen schrien in den Bäumen und Vogel- und Tierstimmen waren zu hören. Auf der Lichtung, im Gestrüpp und zwischen den hohen Farnen regte sich aber nichts. Es war, als seien alle Tiere und sogar die Insekten aus dem Umkreis der geheimnisvollen Dschungelstadt geflohen.

»Mir gefällt das ganz und gar nicht«, sagte Calo, der ältere der beiden lederhäutigen Mestizen. »Ich finde, wir sollten uns so schnell wie möglich verdrücken.«

Lipwitz übersetzte es Ballard, doch der schüttelte heftig den Kopf.

»Seit zwei Tagen lassen wir uns von Moskitos und allem möglichen Ungeziefer auffressen, schlagen uns mit Panthern, Schlangen und Giftspinnen herum, und nun, wo wir endlich etwas vor uns sehen, sollen wir wieder abhauen? Niemals! Ich behaupte, das ist El Dorado. Eine zweite Stadt wird es hier kaum geben.«

»Es ist die Stadt des Dämons«, sagte Jorge, der zweite Mestize. »In Manaus in der Kneipe habe ich davon gehört.«

Die Indios fingen an, ihre Lasten abzuwerfen. Lipwitz nahm die Remington-Großwildbüchse von der Schulter, Ballard entsicherte das M16-Schnellfeuergewehr. Tiquito, der außer seiner Packlast auch noch Lipwitz’ französischen M49-56 Schnellfeuerkarabiner trug, umklammerte trotzig den Schaft und den Kolbenhals der Waffe. Er machte ein böses Gesicht, hatte aber den Karabiner nicht entsichert. Gefährlicher waren da schon die beiden Mestizen, beides abenteuerliche Gestalten mit Trommelrevolvern und Gewehren. Einer trug einen Winchester-Repetierer, der andere eine Doppelbüchse; und sie konnten mit ihren Waffen umgehen.

»Ihr geht mit in die Stadt!«, sagte Lipwitz scharf.

»Versuchen Sie lieber nicht, uns dazu zu zwingen, Señor«, antwortete Jorge. »Vor den Gefahren des Dschungels, vor den Kopfjägern und den Jaguaren fürchten wir uns nicht, aber mit Dämonen und Geistern wollen wir nichts zu tun haben.«

Lipwitz zerbiss einen Fluch zwischen den Zähnen.

Da regte sich seitlich von den Männern etwas im Unterholz. Zwei seltsame Gestalten traten hervor. Es waren Indianer, aber keine Angehörigen der primitiven Jäger- und Sammlerstämme, die den Dschungel durchstreiften. Sie trugen Wattepanzer und runde, reich mit Schnitzereien und Einlegearbeiten verzierte Schilde. Über der linken Schulter hatten sie kurze Bögen und einen Köcher mit Pfeilen hängen. In der Rechten hielten sie lange Klingen aus einem schwarzglänzenden, wie poliertes Glas aussehenden Material. Es waren Obsidianklingen, wie die Inkas und andere Völker sie benutzt hatten. Auf dem Kopf hatten die beiden Indios dicke, konische, mit Borten verzierte und bestickte Hauben. Trotz ihrer seltsamen Aufmachung sahen sie wild und kriegerisch aus.

Die fünf Indios vom Suchkommando und die beiden Mestizen starrten sie konsterniert an. Einzig Lipwitz und Ballard wussten, wen sie vor sich hatten. Das waren Inkas; und sie sahen so aus, als stammten sie noch aus der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts, als Francisco Pizarro und seine Konquistadoren das Reich der Inkas in Blut und Feuer untergehen ließen.

Rund um den Suchtrupp traten jetzt weitere Inkas aus den Verstecken. Sie hatten sich zwischen Farnen und Gestrüpp ungesehen herangepirscht. Drohend fuchtelten sie mit den blanken Obsidianschwertern und –beilen herum und richteten Pfeile auf die neun Männer, die sich in die Nähe ihrer Stadt begeben hatten. Einer, prächtiger gekleidet als die anderen und mit einer Federhaube auf dem Kopf, trat vor. Er deutete mit der Obsidianklinge auf die Stadt und sagte mit kehliger Stimme ein paar Worte in einer unbekannten Sprache.

»Er will, dass wir zur Stadt gehen«, sagte Ballard zu Lipwitz.

Der kleine, kraushaarige Kolumbianer, der mit seiner Stupsnase einem Äffchen ähnelte, hatte jetzt weit weniger Lust, die Stadt aufzusuchen, als noch vor zwei Minuten.

»Das gefällt mir ganz und gar nicht«, sagte er auf Englisch zu Ballard.

Der Inka wiederholte seinen Befehl und fuchtelte mit dem Schwert herum. Die fünf Indios vom Suchkommando zitterten wie Espenlaub. Die beiden weißen Männer und die Mestizen hielten die Waffen im Anschlag, bereit, unter den Inkas ein Blutbad anzurichten, sollten diese sie angreifen.

Da hörten sie eine donnernde Stimme, und jeder verstand die Worte, die sie sprach, in seiner Muttersprache.

»Werft die Waffen weg, ihr Würmer! Ihr gehört mir! Und einer von euch soll die Reise ohne Wiederkehr machen wie einst der Dämon Aguilar. Ergebt euch dem mächtigen Fürsten der Finsternis!«

Calo und Jorge schrien vor Schrecken auf, und drei der fünf Indios fielen zu Boden und wimmerten um Gnade. Dann trat der Sprecher durch die geschlossene Reihe der Inkas. Er war prächtig gekleidet. Sein roter Umhang wies herrliche Stickereien auf, war mit Gold und Edelsteinen geschmückt. Auf dem Kopf trug er eine Federkrone, und sein Gesicht war edel, energisch und wild zugleich; eine große, gebogene Nase beherrschte es. Seine Augen waren blutunterlaufen, als seien alle Äderchen in ihnen geplatzt. Von Gestalt war er stämmig und groß für einen Indio.

Lipwitz starrte diese Erscheinung, den Herrscher der umstehenden Inkas, mit hervorquellenden Augen an. Er war wie vom Donner gerührt, denn er kannte dieses Gesicht; auf einer alten Zeichnung eines Gefolgsmannes des Francisco Pizarro hatte er es gesehen. Es war das Gesicht von Atahualpa, dem Inkaherrscher – jener Atahualpa, der am 19. August 1533 von den Spaniern in Cajamarca nach einem Scheinprozess hingerichtet worden war.

Vor Lipwitz und dem Suchkommando standen Inkas, wie sie vor über vierhundert Jahren gelebt hatten, und sie wurden von einem Mann angeführt, der seit mehr als vier Jahrhunderten hätte tot sein sollen.

»Ergebt euch!«, rief Atahualpa.

Lipwitz riss mit einem erstickten Schrei das Remington-Repetiergewehr hoch und schoss dem Inkaherrscher eine Zehn-Millimeter-Kugel durch den Kopf. Atahualpas Schädel hätte wie eine überreife Melone zerplatzen müssen, doch nichts dergleichen geschah. Der Inka blieb auf den Beinen. Aus dem Einschussloch quoll eine gallertartige, graue Masse und verschloss die Wunde. Atahualpa lachte höhnisch.

Als hätte der Schuss einen unheilvollen Bann gebrochen, begann nun ein wilder, kurzer Kampf. Atahualpa zeigte mit ausgestrecktem Finger auf Roger Ballard. Ihn trafen kein Pfeil, keine geschleuderte Kriegskeule, kein Obsidianbeil, obwohl er drei Inkas mit kurzen Feuerstößen fällte. Calo starb, bevor er mit seiner Winchester feuern konnte. Mehrere Pfeile hatten seine Brust und seine Kehle durchbohrt. Von den Indios lagen drei am Boden, ohne Gegenwehr ihr Schicksal erwartend, einer versuchte zu fliehen. Eine Kriegskeule zerschmetterte den Schädel des Flüchtenden.

Tiquito verteidigte sich verbissen. Er zog immer wieder den Abzug des Schnellfeuerkarabiners durch und wunderte sich, weshalb die Waffe nicht schoss, wie er es bei den weißen Männern gesehen hatte....

Erscheint lt. Verlag 10.3.2020
Reihe/Serie Dorian Hunter - Horror-Serie
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7325-9195-6 / 3732591956
ISBN-13 978-3-7325-9195-4 / 9783732591954
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