Bachkantate. Thriller -  Ernst Schmid

Bachkantate. Thriller (eBook)

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
264 Seiten
Federfrei Verlag
978-3-99074-094-1 (ISBN)
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Eine spektakuläre Mordserie hält Linz in Atem. Da die Opfer aufs Schlimmste misshandelt werden, kann es sich nur um die Tat eines Verrückten handeln. Dagegen spricht allerdings, dass alle Toten Mitglieder der gleichen Burschenschaft sind. Deshalb geht Gruppeninspektor Gruber von einem politischen Motiv aus und setzt alles daran, den Mörder zu fassen, auch um beim neuen Innenminister Eindruck zu schinden.
Als jedoch bekannt wird, dass er ebenfalls dieser schlagenden Verbindung angehört und schließlich selbst ins Visier des Täters gerät, werden Frieda Bach und ihr Team mit den weiteren Ermittlungen betraut. Die Suche nach dem Mörder wird zu einem Wettlauf mit der Zeit. Dass Frieda selbst in Lebensgefahr schwebt, wird ihr erst bewusst, als es schon fast zu spät ist.

Kapitel 2


 

Frieda Bach hatte ihren Schreibtisch so platziert, dass sie ihre beiden Assistenten von ihrem Stuhl aus beobachten konnte. Nicht, weil sie Betty und Ronny überwachen wollte, sondern, weil ihr die Nähe der beiden fehlte, obwohl sie nur wenige Meter von ihr entfernt saßen. Während ihres Urlaubs hatte Liebermann, ohne sie zu fragen, veranlasst, die Mauer zwischen dem Abstellraum, in dem sie bisher untergebracht gewesen waren, und der Rumpelkammer, in die er sie einst gezogen hatte, um sie vor Grubers Machenschaften zu warnen, zu durchbrechen und in ein Büro für sie umzugestalten.

Was für ein Aufstieg! Von einer Abstell- in eine Rumpelkammer befördert, ohne eigenes Fenster und mit so viel Platz, dass gerade einmal ihr Tisch und zwei Besuchersessel darin unterkamen. Sie selbst konnte sich nur niedersetzen, wenn sie den Bauch akrobatisch einzog und darauf achtete, dass sie während der Arbeit kein Gramm mehr zunahm, weil sie dann Gefahr lief, sich nicht mehr fortbewegen zu können.

Immerhin ein Anreiz für ihre Diätplanung, denn, seitdem ihr Freund sie mit Essen versorgte, hatte sie das Gefühl, aus allen Nähten zu platzen. Natürlich hatte ihr neues Büro auch Vorzüge. So konnte sie die Tür zum Nebenraum schließen, was von Vorteil war, wenn sie einmal für sich sein wollte oder ein Gespräch zu führen hatte, welches nicht für die Ohren ihrer Mitarbeiter bestimmt war. Außerdem verfügte die Rumpelkammer über einen eigenen Ausgang. Das ersparte ihr, Rechenschaft vor Wendt abzulegen, wenn sie sich vor Dienstschluss auf den Weg nach Hause machte. Etwas, das er zutiefst ablehnte und nicht müde wurde kundzutun.

Wendt war nach wie vor ein notorischer Besserwisser und ließ es sich nicht nehmen, selbst seine Vorgesetzte über die Pflichten eines Beamten aufzuklären, wenn er es für nötig erachtete. Sie arbeitete mittlerweile seit knapp zwei Jahren mit ihm zusammen, und ihr war in dieser Zeit klar geworden, dass er sich nicht mehr ändern würde und sie ihn so akzeptieren musste, wie er war. Seine Arroganz und Überheblichkeit gehörten zu ihm wie sein übelkeitserregender Pullover, den er immer dann trug, wenn ihm etwas gegen den Strich ging. Das konnte gelegentlich gehörig nerven, aber in diesen Situationen führte sie sich stets vor Augen, wie unschätzbar wichtig seine Fähigkeiten für eine effektive Polizeiarbeit waren. So verfügte er nicht nur über ein fotografisches Gedächtnis, in dem jedes Detail einer laufenden Ermittlung abgespeichert war, sondern auch über eine Akribie bei Recherchen, die ihresgleichen suchte. Dass er dabei nicht selten über das Ziel hinausschoss und diese Genauigkeit in Penetranz umschlug, schien ihm angeboren. Jedenfalls konnte er bei einer Befragung oder bei der Gegenüberstellung von Fakten so lästig und aufdringlich sein, dass es kaum zu ertragen war. Er war ein Sonderling, wie er im Buche stand, und würde es bleiben. Das war letztlich auch der Grund, warum er überhaupt bei ihr gelandet war. Trotzdem wollte sie ihn nicht mehr missen.

Bettina Eichler war das genaue Gegenteil von Wendt. Sie war nicht nur einfühlsam und sozial kompetent, sondern auch voller Tatkraft, wenn es darum ging, einem Verbrechen auf den Grund zu gehen. Sie brachte alles mit, um eine hervorragende Polizistin zu werden. Auch sie war nicht freiwillig in ihre eigenartige Abteilung gestoßen, die sich mit der Aufarbeitung von ungelösten Fällen beschäftigte, sondern von Gruber dorthin strafversetzt worden, nachdem sie sich seiner Willkür widersetzt hatte.

Nur kurz hatte ihr Widerstand gegen ihre neuen Kollegen und die Abstellkammer, in die sie verbannt worden war, gewährt. Schnell lernte sie ihre neue Vorgesetzte schätzen und hätte wohl alle Hebel in Bewegung gesetzt, wenn man sie auf einen anderen Posten beordert hätte. Immerhin war ihr Onkel Polizeipräsident. Zwar hatte sie aus Prinzip noch nie seine Hilfe in Anspruch genommen, in diesem einen Fall jedoch hätte sie ihre Grundsätze sicher gebrochen. Dass sie nach ihrer schweren Verletzung überhaupt in den Polizeidienst zurückkehren konnte, glich einem Wunder. Nur ihrem unbedingten Willen und Einsatz hatte sie es zu verdanken, dass ihr das so rasch gelungen war. Friedas Einschätzung zufolge schien ihre Assistentin wieder vollständig hergestellt, zumindest war ihr in den drei Monaten, in denen Betty wieder ihren Dienst versah, nichts Gegenteiliges aufgefallen.

Allerdings wusste Frieda aus eigener Erfahrung, dass die psychischen Wunden viel länger brauchten, um zu heilen. Nach ihrer Folterung durch einen Serienmörder vor knapp zwei Jahren hatte sie Monate gebraucht, bis sie durchschlafen konnte und nicht mehr von Albträumen geplagt wurde. Ohne Giuseppe, den sie damals kennengelernt hatte, wäre sie nicht so schnell über diese traumatischen Erlebnisse hinweggekommen. Bettina dagegen lebte allein und hatte niemanden, der sie in den Arm nehmen und in den Schlaf wiegen konnte. Allerdings beteuerte sie jedes Mal, wenn Frieda sich nach ihrem Wohlergehen erkundigte, dass es ihr gut ginge und sie keine Hilfe benötigen würde. Diesen Eindruck vermittelte auch ihr Verhalten während der Arbeit. Sie schien sich rundum wohlzufühlen. Einzig der Umstand, dass sich Wendt in sie verliebt hatte und ihr ständig schmachtende Blicke zuwarf, zerrte an ihren Nerven. Auch jetzt verdrehte sie ungehalten die Augen, weil er sie mit diesem Dackelblick anstarrte, der sie zur Weißglut brachte.

Frieda schüttelte amüsiert den Kopf, als sie ihre Assistenten betrachtete. Betty wirkte wie eine Raubkatze, die kurz davorstand, Wendt ihre Krallen spüren zu lassen, und er glich einem unschuldigen Lämmchen, das kein Wässerchen trüben konnte. Solange diese Spannungen sich nicht negativ auf ihre Arbeit auswirkten, hatte Frieda nicht vor, sich einzumischen. Das war eine Sache, die sie unter sich auszumachen hatten.

Seit ihre Abteilung nicht mehr nur zum Schein bestand, agierten sie äußerst erfolgreich. Ursprünglich war diese ja gegründet worden, um Wendt von den anderen Kollegen fernzuhalten und ihm vorzugaukeln, dass er eine wichtige Aufgabe zu erledigen habe. Mit Grubers Degradierung hatte sich das grundlegend geändert. Nun kümmerten sie sich tatsächlich um ungeklärte Verbrechen, und darüber hinaus waren sie für alle Fälle zuständig, die über das normale Maß hinausgingen. Gruber hatte beim letzten Fall über das Ziel hinausgeschossen und den Unmut des Polizeipräsidenten auf sich gezogen. Er musste die operative Leitung an Liebermann zurückgeben und durfte sich nicht mehr in ihre Belange einmischen. Inwieweit dabei Bettys Verwandtschaft zu ihrem Onkel eine Rolle gespielt hatte, wusste Frieda nicht zu beurteilen, aber wer wie sie seit beinahe vierzig Jahren als Beamter in diesem Land tätig war, hatte gelernt, was Dinge wirklich in Bewegung setzen konnte, und dazu zählte definitiv Vitamin B.

Ihr persönlich waren diese Mechanismen ein Gräuel, aber wenn es wieder einmal darum ginge, Gruber von ihrer Abteilung fernzuhalten, würde sie keine Sekunde zögern, Bettys Beziehungen in Anspruch zu nehmen, um dieses Ziel zu erreichen. Allerdings zweifelte sie, ob dies ein weiteres Mal funktionieren würde.

Bei den vorgezogenen Neuwahlen vor zwei Wochen hatte die Nationale Bewegung einen völlig unerwarteten Sieg errungen. Unerwartet deshalb, weil nach den kompromittierenden Enthüllungen, die nicht nur die schamlose Machtbesessenheit der Parteioberen entlarvte, sondern auch zum sofortigen Rücktritt des Obmanns und zum Zerbrechen der Regierungskoalition führte, niemand damit gerechnet hatte, dass die Partei diesen Skandal unbeschadet überstehen könnte. Geschickt war es den Wahlkampfstrategen gelungen, eine Täter-Opfer-Umkehr herzustellen und das Mitleid der Bevölkerung für die ungerechte Behandlung der integren Parteimitglieder zu erwecken. So konnte der Schaden nicht nur in Grenzen gehalten, sondern ein Erdrutschsieg errungen werden, der die Nationale Bewegung als stärkste Partei aus den Wahlen hervorgehen ließ. Im Rausch dieses Erfolges verkündete der neue Vorsitzende, dass man dieses Mal bei der Bildung der Regierung selbstverständlich den Posten des Bundeskanzlers für sich beanspruchen würde und darüber hinaus die Schlüsselministerien, zu denen natürlich auch das Innenministerium zählte.

Eines war sicher. Sollte dieser Fall eintreten, woran eigentlich kein Zweifel bestand, würde im Polizeiapparat kein Stein auf dem anderen bleiben. Da Gruber aktives Mitglied der Nationalen Partei war, konnte davon ausgegangen werden, dass es bis zu seiner Rehabilitierung und Beförderung nur eine Frage der Zeit war. So, wie sie ihn einschätzte, würde er keine Sekunde zögern, Liebermann abzulösen und die Schließung ihrer Abteilung zu veranlassen.

Sie warf einen besorgten Blick auf ihre Assistenten. Um sich machte sie sich keine Sorgen, wenn es so weit war. Sie würde die richtigen Schlüsse ziehen und in den wohlverdienten Ruhestand abtreten. Umso mehr bedrückte sie, was aus Betty und Wendt werden sollte. Verzeihen und vergeben waren sicher keine Begriffe, die in Grubers Wortschatz vorkamen. Er würde die beiden spüren lassen, was er ihr nicht mehr antun konnte. Das würde sie gerne verhindern, allerdings hatte sie...

Erscheint lt. Verlag 18.3.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-99074-094-6 / 3990740946
ISBN-13 978-3-99074-094-1 / 9783990740941
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