G. F. Unger Sonder-Edition 184 (eBook)

Wenn die Todesvögel kreisen

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
80 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9235-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

G. F. Unger Sonder-Edition 184 - G. F. Unger
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Zwei Menschen stehen vor einem Grab am Fuße des Sundown Pass. Oben über dem Pass kreisen die Geier. Sie wittern den Tod. Denn Revolver-Slade zieht in den Kampf. Er ist finster entschlossen, den Tod seines Bruders zu rächen und den Banditen im Zozo-Land die Zähne zu zeigen ...

Dieser Mann dort oben auf dem Treppenabsatz strömt grimmige Wut aus wie ein glühender Kanonenofen Hitze.

Und er sagt nun grollend: »Jetzt ist es aber genug, du missratener Kolibri. Dies ist die dritte Nacht, in der dein Wolfsgeheul mich weckt. Heute gebe ich dir was auf dein großes Maul, dass du bis aus der Stadt hinaus Purzelbäume schlägst. Komm herauf, du Brüllaffe!«

Und er zeigt ihm im Scheine der schwachen Treppenbeleuchtung die mächtigen Fäuste.

Clint Slade steht schwankend da; er hält sich am Geländer fest und blinzelt zu ihm empor.

»Hombre«, sagt er dann, »komm mit hinunter. Ich gebe dir einen aus. Dann kannst du mir beim Singen helfen und …«

»Komm rauf«, unterbricht ihn der bullige Bursche. »Ich weiß schon, dass du eine Nummer bist, deren Maul man extra totschlagen muss. Aber das besorge ich! Das werde ich tun! Komm herauf!«

Aber Clint Slade tut ihm nicht den Gefallen. Er beginnt vielmehr ein anderes Lied. Und diesmal klingt es:

»Als die Mexikaner vor Alamo lagen,

kannte kein Texaner Furcht!

Nur Jim Bowies Papagei

legte schnell ein grünes Ei!«

Da verliert der mit rotem Baumwollunterzeug gekleidete Bulle seine Beherrschung, und er begeht den Fehler, sich vom Treppenabsatz hinunter zu Clint Slade auf die Treppe zu wagen.

Und so betrunken dieser Clint Slade auch sein mag, so entgeht er doch der mächtigen Faust, die mitten in sein Gesicht rammen soll. Er vermeidet auch den Zugriff der anderen Hand. Er wirft sich gegen die Knie des Gegners, und dieser fällt über ihn hinweg die Treppe abwärts.

Singend geht Clint Slade die paar Stufen zum Absatz der Treppe hinauf und fasst hier Position.

»Jetzt komm, du Rothaut«, sagt er. »Ich lass dich nur herauf und in dein Zimmer gehen, wenn du ebenfalls ein Lied singst. So wie ich! Jeder Mann, der etwas auf sich hält, geht in dieser lausigen Stadt singend zu Bett! Los, Hombre!«

Und er beginnt nochmals ein Lied. Diesmal heult er noch trauriger und misstöniger:

»Unsere Brüder starben

auf dem Wege nach Laramie!

Es waren die besten Brüder,

wir vergessen sie nie!

Bill ertrank in einem Fass voll Rum,

Dave kam bei einer Stampede um,

Jimmy schossen die Indianer tot!

Und auch ich, oh, my good Ma’am,

auch ich bin verloren …«

Er kommt nicht weiter. Denn der rotgewandete Bulle stürmt nun die Treppe hinauf wie ein angreifendes Nashorn.

Aber er stößt ins Leere. Clint Slade schlägt ihm die ineinander zu einer mächtigen Faust verschränkten Fäuste ins Genick. Und dann lässt er den für einen Moment bewusstlosen Mann die Treppe hinuntersausen.

Als der Mann gegen die Wand kracht, wird er wieder lebendig. Er taumelt hoch, schnauft, überlegt, »sammelt« sich gewissermaßen und macht sich dann ganz langsam an den Aufstieg.

Clint Slade steht singend oben.

Und es stört ihn nicht, dass nun das ganze Hotel wach wurde und überall die Zimmertüren geöffnet werden und eine Menge Flüche, Verwünschungen und Drohungen durch das Haus klingen.

Er lacht nur und singt weiter. Er wartet auf den roten zweibeinigen Bullen.

Dieser kommt nun langsam. Und er bekommt sogar Clint Slades Fuß zu fassen. Doch dann hält er plötzlich nur noch den Stiefel in den Händen und verliert das Gleichgewicht. Er stürzt rückwärts, als Clint Slade ihm den vom Stiefel befreiten Fuß auf die Nase setzt.

Wieder kracht es unten mächtig.

Dann kommt der Bulle wieder. Mitten auf der Treppe hält er inne.

»Du musst singen«, sagt Clint Slade von oben nieder. »Ich lasse dich nur singend in dein Zimmer. Kennst du das Lied von Charly Shippoway? Das könntest du singen und …«

»Ich bringe dich um«, knirscht der Mann im roten Unterzeug. »Ich bin Mike Callaghan. Und ich schwöre, dass ich dich umbringe. Was du mit mir machst, hat noch keiner gemacht. Ich komme!«

Es wiederholt sich nun alles so ähnlich wie zuvor – und es wiederholt sich noch mehrmals. Und stets braucht Mike Callaghan etwas länger, bis er oben bei Clint Slade angelangt ist und sein Glück versuchen kann.

Er schafft es nicht. Es ist nicht möglich. Dieser Clint Slade ist so geschmeidig und schnell wie ein Wildkater. Und er ist dies trotz seiner Trunkenheit.

Es fanden sich inzwischen einige leichtbekleidete Zuschauer ein, die unten in der Diele oder oben am Treppengeländer stehen. Sie sehen sich die Sache mit zunehmender Spannung an, schließen Wetten ab und rufen manchmal sogar gute Ratschläge.

Das Hotel ist wach.

Mike Callaghan bleibt zuletzt ziemlich lange am Fuß der Treppe sitzen. Er grollt, knirscht mit den Zähnen, schnauft und stöhnt abwechselnd.

Endlich erhebt er sich ächzend. Er quält sich bis zur Treppenmitte empor, hält inne und sagt ein wenig kläglich: »Ich habe genug. Du hast gewonnen, Hombre. Jetzt machen wir Schluss, nicht wahr? Ich muss mich ein wenig hinlegen. Meine Rippen und …«

»Du musst singen«, sagt Clint Slade freundlich. »Oder du kommst nicht an mir vorbei.«

»Dann übernachte ich lieber auf der Treppe, du verdammter Hundesohn! Zur Hölle mit dir! Du kannst mich zwar immer wieder die Treppe achtkantig runterwerfen. Doch meinen Stolz lasse ich mir nicht brechen. Ich singe nicht, du …«

Er hält inne. Fragt dann bitter: »Ja, was bist du überhaupt für einer? Cowboy? Aaaah, ich sehe, wie tief du die Kanone trägst. Du bist ein Gunslinger, ein verdammter Revolverschwinger. Hätte ich mich nur nicht mit dir eingelassen.«

Er verstummt sehr verbittert, und er ist ein Mann, den ein halbes Dutzend unfreiwilliger Treppenstürze zerbrachen. Zu diesen Stürzen kam noch, dass Clint Slades Fäuste ihn immer wieder präzise trafen mit Schlägen, wie sonst nur ein Preisboxer sie austeilen kann.

Er setzt sich ächzend auf eine Treppenstufe und dreht Clint Slade den breiten Rücken zu. Er ist ein gewichtiger Mann, der bisher jeden Gegner schlagen konnte, sehr selbstbewusst war und sich unter anderen Männern sofort als der Leitbulle fühlte.

Nun gibt er auf – und vielleicht, wäre er allein und gäbe es keine Zuschauer hier, würde er wegen seiner Niederlage weinen.

Clint Slade steht still auf dem Treppenabsatz und sieht auf ihn nieder. Er wirkt plötzlich sehr ernüchtert – und verändert.

»Ja, hättest du dich nur nicht mit mir eingelassen«, bestätigt er Mike Callaghans Worte. »Denn wer sich mit mir einlässt …« Er vollendet den Satz nicht – jedenfalls nicht mit verständlichen Worten. Es kommt nur noch ein Murmeln über seine Lippen – ein bitteres Murmeln.

Dann wendet er sich ab und steigt das zweite Treppenstück hinauf.

Die Zuschauer, die aus ihren Zimmern kamen und von oben über die Geländerbrüstung niederblicken konnten, eilen zu ihren Zimmern, verschwinden darin. Es sieht fast so aus, als ergriffen sie die Flucht.

Clint Slade murmelt einen bitteren Fluch, indes er seine Zimmertür öffnet und eintritt. Er schiebt hinter sich den Riegel vor und tastet zum Waschtisch in der Ecke. Er steckt seinen Kopf in die Wasserschüssel, prustet darin und schnauft bitter.

Und dann – als er sich über das nasse Gesicht wischt – sagt er bitter: »Was bin ich doch für ein Idiot!«

»Das bist du wirklich«, sagt eine dunkle Frauenstimme von der Fensterecke her. »O Clint, was ist aus dir geworden?«

Er steht still da – ganz still und fast ohne Atem.

Dann fragt er ziemlich rau: »Was geht dich das an, Susan? Was willst du hier im Zimmer eines betrunkenen Revolverschwingers?«

Sie gibt ihm keine Antwort – noch nicht. Aber als sie sich nun vom Stuhl erhebt, der drüben in der Fensterecke stand, da erkennt er gegen das helle Fenster-Rechteck ihre mittelgroße, schlanke und geschmeidige Gestalt. Er erinnert sich wieder an eine Menge Dinge, die er schon seit Jahren mit Whisky zu vergessen versucht. Es ist alles wieder da.

Sie bewegt sich nun durch das Zimmer, geht an ihm vorbei und hält erst bei der Tür inne.

»Willst du gehen? Warum bist du dann erst gekommen?«

»Ich bin hier«, sagt sie, »weil ich Hilfe brauche und dich darum bitten wollte. Doch ich begreife jetzt, dass du dir selbst nicht helfen kannst. Aber eines will ich dir noch sagen, Schwager. Sie haben deinen Bruder getötet. Mark ist tot.«

Nach diesen Worten schiebt sie den Riegel an der Tür zurück. Doch bevor sie öffnen und auf den Gang treten kann, ist er bei ihr. Er fasst ihren Arm und stößt sie ein wenig grob von der Tür hinweg ins Zimmer hinein. Dann schiebt er den Riegel wieder zu und lehnt sich gegen die Tür.

Seine Stimme klingt um eine Spur kehliger und gedehnter, als er ruhig sagt: »Erzähl’s mir, Susan. Dazu bist du doch hergekommen. Mach dir nichts daraus, dass ich ein ›Borrachin‹ wurde, ein Saufbold, der nur dann nüchtern ist, wenn man wieder mal seinen Revolver gemietet hat. Vergiss es! Und erzähle!«

Er fordert es zuletzt ziemlich rau, und er befindet sich in einer sehr miesen Verfassung. Vorhin war er noch betrunken, und er kämpfte auf der Treppe aus wildem Vergnügen einen sinnlosen und nutzlosen Kampf, wonach er nüchterner erkennen musste, wie sehr er sich verschwendet. Jetzt wurde er noch nüchterner.

Während Susan zum Tisch geht und dort die Zündhölzer findet, mit denen sie...

Erscheint lt. Verlag 3.3.2020
Reihe/Serie G. F. Unger Sonder-Edition
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • abenteuerromane kindle • abenteuerromane kindle deutsch • abenteuerromane kindle für erwachsene • alfred-bekker • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Cassidy • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • für Erwachsene • g f barner • gf unger • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Indianer • Jugend • karl-may • Karl May • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Romanheft • Roman-Heft • Serie • spannend • western country • western country exklusiv • western deutsch • western ebook deutsch • western e books • western hefte • Western Klassiker • Westernreiten • Western-roman • Westernroman • Westernromane • Western Romane • western romane bastei • western romane deutsch • western romane kindle deutsch • western romanhefte • Wilder Westen • Wilder-Westen • Wild West • Wildwestromane • Wild West Romane • Winnetou • Wyatt Earp
ISBN-10 3-7325-9235-9 / 3732592359
ISBN-13 978-3-7325-9235-7 / 9783732592357
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