Die Tochter der Toskana & Das Gutshaus in der Toskana (eBook)

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2020 | 1. Auflage
784 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-2473-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Tochter der Toskana & Das Gutshaus in der Toskana - Karin Seemayer
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Die ersten zwei Bände der großen Toskana Saga erstmals in einem E-Book.

Die Tochter der Toskana.

Toskana, 1832: Antonellas Traum ist es, zu kochen und Wein anzubauen, doch sie soll den reichen Sohn des Müllers heiraten. Voller Verzweiflung bricht sie aus der Enge ihres kleinen Dorfes in den Apuanischen Alpen aus und flieht nach Genua. Die Reise ist gefährlich, denn Italien gleicht einem Pulverfass. Überall regt sich erbitterter Widerstand gegen die Herrschaft der Habsburger. Daher ist Antonella froh, als sie Marco trifft, der ihr Geleit anbietet. Was aber verheimlicht er ihr? Und wieso fühlt sie sich trotzdem so zu ihm hingezogen? Als sein Geheimnis offenbart wird, muss sie allen Mut aufbringen, um sein Leben zu retten ...

Das Gutshaus in der Toskana.

Toskana, 1833: Auf dem Weingut in der Toskana scheinen Marco und Antonella am Ziel ihrer Träume angekommen: Marco kann nun endlich seiner Berufung nachgehen, Antonella freundet sich schnell mit Tiziana, der Besitzerin der benachbarten Osteria an, und ist froh, bei ihr als Köchin und Bäckerin arbeiten zu können. Außerdem erwarten die beiden ihr erstes Kind. Doch dann taucht ihr ehemaliger Verlobter auf und droht, ihr Glück zu zerstören ...



Karin Seemayer, geboren 1959, machte eine Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und war beruflich und privat viel unterwegs. Die meisten ihrer Romanideen sind auf diesen Reisen entstanden. Allerdings musste die Umsetzung der Ideen warten, bis ihre drei Kinder erwachsen waren. Heute lebt Karin Seemayer im Taunus. Im Aufbau Taschenbuch sind ihre Romane 'Die Tochter der Toskana', 'Die Sehnsucht der Albatrosse' und 'Das Geheimnis des Nordsterns' lieferbar.

1. Kapitel


Sie kommen! Sie kommen!« Wild mit den Armen rudernd, stürmte der sechsjährige Sohn von Antonellas Freundin Maria den Weg entlang, vorbei am Haus der Battistonis.

Seit drei Tagen liefen die Kinder von Cerreto jeden Morgen zur Weggabelung in Richtung Nismozza. Dort hatte man einen guten Blick auf die sich in Windungen schlängelnde Straße, die nach Aulla führte, von wo die Männer mit den Schafen kamen. Der Junge rannte weiter in Richtung Dorfplatz. Sobald er sicher war, dass seine Nachricht aufgenommen und weitergegeben wurde, drehte er um und lief den Weg zurück.

Antonella warf einen Blick zum Hühnerstall. Ihre Mutter suchte gerade Eier. Hatte sie den Ruf gehört?

Sie hatte. Mit dem Korb am Arm kam sie im Laufschritt aus dem Stall.

»Sie kommen!« Ihre Augen strahlten, ihr Lächeln ließ sie um Jahre jünger wirken. »Antonella, lauf zur Osteria und hole einen großen Krug Wein. Wo stecken deine Schwestern? Teresa soll ein Huhn schlachten, nein zwei, und Giovanna muss zum Bäcker laufen, Brot holen«, sprudelte sie heraus. Ohne auf Antwort zu warten, hastete sie ins Haus. »Sie kommen. Endlich!«, war das Letzte, was Antonella hörte.

Kopfschüttelnd trat Antonellas ältere Schwester Teresa aus der Haustür. »Sie tut, als würden die Hirten jeden Augenblick ankommen, dabei dauert es bestimmt noch eine Stunde.«

Da es in den Bergen nicht genug Futter gab, um die Herden über den Winter zu bringen, wanderten die Männer aus den hoch gelegenen Dörfern jedes Jahr im Spätherbst mit ihren Schafen in die Maremma, wo die Tiere gemeinsam mit den grauen Büffeln weideten. Anfang Mai kehrten sie zurück. Welcher Tag es genau sein würde, wusste niemand. Die Hirten brachen jedes Jahr in der letzten Aprilwoche auf und erreichten das Dorf in den ersten Tagen des Mais.

»Das sagst ausgerechnet du?«, frotzelte Antonella. »Wenn dein Tommaso zu Besuch kommt, bist du drei Tage vorher schon ganz aufgeregt.«

Teresa lachte. »Ertappt. Und ehrlich, ich bin sehr froh, dass ich irgendwann mit ihm in Modena leben werde und nicht so wie unsere Eltern. Ich verstehe sie ja. Aber die letzte Woche bevor Papa heimkommt, ist immer furchtbar.

»Ihr Mädchen sollt nicht schwätzen, sondern euch beeilen!«, rief ihre Mutter aus dem Fenster.

Lachend winkte Antonella hinauf. »Ich gehe schon.«

Teresa und sie waren gerade damit fertig, die beiden Hühner zu rupfen, da hörten sie das Blöken von Schafen. Hastig legten sie die Hühner weg, wuschen sich die Hände. Ihre Mutter kam aus ihrem Schlafzimmer, sie trug ihr Sonntagskleid und das schönste Kopftuch. »Habt ihr es auch gehört?«

»Ja, Mamma.«

Gemeinsam verließen sie das Haus und hasteten die Straße hinauf bis zur Weggabelung. Aus allen Häusern traten festlich gekleidete Frauen, halbwüchsige Kinder und, etwas langsamer, die alten Männer heraus. Das Blöken wurde lauter, begleitet von dem Klingen der Glocken, welche die Leittiere um den Hals trugen, und dem Bellen der Hunde. Obwohl sich das Spektakel jedes Jahr wiederholte, schlug Antonellas Herz schneller. Sie reckte sich, versuchte, einen Blick auf die letzte Biegung der Straße zu erhaschen. Und dann kamen sie. Zuerst einige Männer mit schwer bepackten Eseln. Sie lächelten und winkten den jubelnden Menschen zu. Doch es waren noch nicht die Ehemänner und Söhne der Frauen von Cerreto. Es waren die Schäfer aus Cervarezza und Marmoreto, die den Zug anführten. Sie würden sich nicht aufhalten, sondern gleich weiterziehen in ihre Heimatorte. Ihnen folgten die Tiere. Eine riesige Herde von Schafen, darunter einige Ziegen und Esel. An ihrem Rand wanderten die großen weißen Hunde, deren Aufgabe es war, die Schafe vor Wölfen zu schützen. Die kleineren dunklen Lupinos umkreisten unablässig die Herde, trieben Ausreißer zurück und sorgten dafür, dass die Tiere auf dem Weg blieben, nur gelenkt durch die Pfiffe der Schäfer. Nach der ersten Herde folgten endlich die Männer von Cerreto mit ihren Schafen.

Rufe mischten sich in den Jubel, wenn die Frauen ihre Ehemänner entdeckten.

»Lorenzo!« Neben Antonella drängte sich Giulia durch die Menge und versuchte, das Blöken der Schafe und Klingen der Glocken zu übertönen. Einer der Männer wandte sich um und winkte. »Giulia! Wie geht es dir? Was ist es?«

»Ein Junge!«, schrie Giulia so laut, dass Antonellas Ohren klingelten. »Wir haben einen Sohn.«

Lorenzo strahlte und verpasste dem Mann neben sich einen Rippenstoß.

»Papa!« Eines der kleinen Mädchen lief auf die Straße. Ein Mann fing es auf und hob es über seinen Kopf. »Chiara! Du bist groß geworden.«

»Paolo!« Ein Stück weiter hüpfte Fiametta auf und ab und winkte einem jungen Mann zu, der ein schwer bepacktes Maultier am Zügel führte.

Paolo war der Sohn des Müllers, einer der wohlhabendsten Familien im Ort. Antonella erinnerte sich, dass er als Kind ein verwöhntes, etwas dickliches Bürschchen gewesen war. Doch mittlerweile war er zu einem gut aussehenden jungen Mann herangewachsen. Zwar wirkte er immer noch gedrungen, doch unter seinem Hemd zeichneten sich deutlich die Muskeln ab. Er hob grüßend die Hand, dann ging er weiter. Sein Blick glitt über die Wartenden am Straßenrand und blieb an Antonella hängen. Überraschung malte sich in seinem Gesicht, als hätte er sie noch nie gesehen. Grübchen zeigten sich in seinen Wangen, als er sie anlächelte.

Dann kam ihr Vater. Neben ihm trottete Nico, der weiße Schutzhund. Auf Antonellas Ruf wedelte er höflich mit dem Schwanz, als wolle er zeigen, dass er sie erkannte, blieb aber an seinem Platz bei den Schafen.

Dem Vater folgte Anselmo, einer der unverheirateten Männer. Jedenfalls war er das im Herbst noch gewesen. Nun ging eine junge Frau an seiner Seite, die scheu die Menschen am Straßenrand betrachtete. Ein unwilliges Raunen zog durch die Menge. Zwar kam es öfter vor, dass einer der Schäfer eine Braut aus der Toskana mitbrachte, doch gerne gesehen wurde es nicht. Immerhin gab es genug heiratsfähige Mädchen im Dorf. Anselmos Mutter stand Antonella gegenüber auf der anderen Seite der Straße. Antonella sah, wie sie missmutig die Brauen zusammenzog, und bedauerte die junge Frau aus der Maremma. Sie würde es in Cerreto nicht leicht haben. Als die letzten Schafe durch die Straße gezogen waren, schlossen sich die Bewohner von Cerreto dem Zug an. Am Ortsausgang hatten die Alten einen behelfsmäßigen Pferch errichtet. Dort hinein trieben die Lupinos die Schafe von Cerreto, während die anderen Hirten mit ihren Tieren weiterzogen.

Am nächsten Tag fand das Fest zur Rückkehr der Schäfer statt. Die jungen Burschen stellten Tische und Bänke auf dem Dorfplatz auf. Aus allen Häusern wurden Töpfe herangeschleppt, aus denen es verführerisch duftete. Jeder spendete etwas für die Feier. Gianna und Francesca schleppten zwei große Töpfe mit Pasta herbei. Francescas Vater brachte ein Fass Wein aus der Osteria. Antonella half ihnen, die Becher während des Essens gefüllt zu halten.

Nach dem Essen kamen Musikanten und spielten. Die ersten Paare drehten sich zur Musik auf dem Platz. Die jungen Mädchen beäugten die Burschen, Augen funkelten, verstohlene Blicke wurden mit kokettem Lächeln beantwortet.

Amüsiert beobachtete Antonella das Treiben. An einem Tisch saßen die älteren Frauen und steckten die Köpfe zusammen. Wahrscheinlich sprachen sie darüber, wer am Ende des Sommers mit wem verlobt sein würde. Bei ihnen saß die Mutter von Anselmo. Grimmig sah sie hinüber zum Tanzplatz, wo ihr Sohn mit seiner Braut tanzte. Die weise Frau von Cerreto, die Hebamme Aminta, redete auf sie ein. Vermutlich versuchte sie, ein wenig Verständnis für die fremde Schwiegertochter zu wecken.

In einer Hausecke drückten sich drei Burschen herum. Einer von ihnen war der Sohn ihres Nachbarn, er hatte dieses Jahr seinen ersten Winter in der Toskana verbracht. Sie schubsten sich gegenseitig, bis schließlich der Nachbarssohn zu ihr hinüberkam und sie zum Tanz bat. Seine Ohren hatten sich verräterisch rot gefärbt. Lächelnd folgte sie ihm auf den Tanzplatz, wo er zaghaft ihre Taille umfasste. Doch er vergaß seine Scheu schnell und wirbelte sie herum.

Neben ihr drehten sich Fiametta und Paolo. Fiametta bedachte sie mit einem triumphierenden Blick. Paolo dagegen musterte sie nachdenklich.

Einige Zeit und ein paar Tänze später stahlen sich Fiametta und Paolo händchenhaltend vom Tanzplatz. Sie blieben nicht die Einzigen. Immer mehr Paare verließen das Fest.

Schließlich saßen nur noch einige sehr junge Männer, fast noch Knaben, und die Alten auf den Bänken.

Antonella half Francesca die Tische abzuräumen und ging nach Hause.

In den nächsten Wochen gab es reichlich zu tun. Die Mutterschafe mussten gemolken werden, um den ersten Pecorino des Jahres zu machen. Dieser junge Pecorino wurde nicht verkauft, er war nur für den Eigenbedarf gedacht. Allerdings brachte Antonella einige Laibe hinüber zur Osteria Sala, um ihn gegen Lardo, den gewürzten Schweinespeck, zu tauschen, den Francescas Mutter Gianna nach einem geheimen Familienrezept herstellte.

Auf dem Heimweg trödelte sie. Sie liebte den Mai und an diesem Tag war er besonders schön. Die Sonne schien, die Luft duftete nach Blumen und nach frischer Erde. Am Wegrand entdeckte sie die ersten Orchideen. Dunkellila ragten ihre Blüten aus dem Gras. Ein paar Schritte weiter leuchtete der Klatschmohn rot wie Glut aus den Wiesen. Schwalben flogen über ihren Kopf hinweg, im Gebüsch saß ein Grünfink und...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bundle • Freiheitskämpfe • Liebe • Saga • Toskana • Weinanbau • Weingut
ISBN-10 3-8412-2473-3 / 3841224733
ISBN-13 978-3-8412-2473-6 / 9783841224736
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