Gut Greifenau - Goldsturm (eBook)

Roman
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2020 | 1. Auflage
576 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45740-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gut Greifenau - Goldsturm -  Hanna Caspian
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Der vierte Band der Gut-Greifenau-Reihe von Bestseller-Autorin Hanna Caspian über die Bewohner eines Gutes in Pommern. Konstantin und Rebecca kämpfen mit den Folgen, die Misswirtschaft und Krieg auf ihrem Pommerschen Gut hinterlassen haben. Doch schwerer als die aufkommende Hyperinflation wiegen die persönlichen Schicksalsschläge. Noch ist nichts entschieden, wenn es um Greifenau geht - nicht, solange Konstantin keinen Erben hat. Die ehemalige Komtess Katharina dagegen kann sich alles leisten, was sie will. Dieser Luxus ist nicht nur allzu verführerisch, er führt auch zu Neid, der in Bösartigkeit umschlägt. Doch bleibt Katharina der eine große Traum vom Medizin-Studium versagt. Daran ist sie allerdings nicht ganz unschuldig. Erst als sie das erkennt, findet sie zurück auf ihren Weg. Das gefällt allerdings nicht allen. Auch in der Dienstboten-Etage warten einige noch auf ihr persönliches Glück. Ida war Albert gegenüber wohl doch nicht ganz aufrichtig, was ihre Vergangenheit angeht. Für Eugen und Wiebke jedoch scheint eine gemeinsame Zukunft vorgezeichnet. Doch dann entgleitet Eugen das so sicher geglaubte Glück. Mit der an die Kaisersturz-Trilogie anschließenden Geschichte nimmt Bestseller-Autorin Hanna Caspian uns mit in die erste deutsche Republik - durch die Höhen und Tiefen der chaotischen goldenen Zwanziger. Band 1: 'Gut Greifenau. Abendglanz' Band 2: 'Gut Greifenau . Nachfeuer' Band 3. 'Gut Greifenau. Morgenröte'

Die SPIEGEL-Bestseller-Autorin Hanna Caspian beleuchtet mit ihren gefühlvollen und spannungsgeladenen Sagas bevorzugt fast vergessene Themen deutscher Geschichte. Hanna Caspian studierte Literaturwissenschaften, Politikwissenschaft und Sprachen in Aachen und arbeitete danach lange Jahre im PR- und Marketingbereich. Mit ihrem Mann lebt sie heute als freie Autorin in Köln, wenn sie nicht gerade durch die Weltgeschichte reist.

Die SPIEGEL-Bestseller-Autorin Hanna Caspian beleuchtet mit ihren gefühlvollen und spannungsgeladenen Sagas bevorzugt fast vergessene Themen deutscher Geschichte. Hanna Caspian studierte Literaturwissenschaften, Politikwissenschaft und Sprachen in Aachen und arbeitete danach lange Jahre im PR- und Marketingbereich. Mit ihrem Mann lebt sie heute als freie Autorin in Köln, wenn sie nicht gerade durch die Weltgeschichte reist.

Kapitel 1


2. Oktober 1919


Wenigstens etwas Gutes hatte der Besuch seiner Familie – es gab echten Bohnenkaffee. Konstantin trank genüsslich einen großen Schluck. Das Frühstück war wesentlich opulenter als normalerweise. Sonst, wenn nur er und Rebecca frühstückten, gab es Zichorienkaffee. Ihr machte es nichts aus. Aber ihm gelüstete nach echtem Bohnenkaffee. Doch die deutschen Kolonien, in denen Kaffee angepflanzt wurde, waren mit dem Krieg verloren gegangen. Und die Alliierten beschränkten immer noch die Einfuhr von Waren aller Art. Echter Bohnenkaffee war teuer. Aber der Tag würde schon so unangenehm genug werden. Konstantin wollte ihn nicht noch mit einer Diskussion darüber beginnen, warum es nur bürgerlichen Kaffeeersatz gab.

Mama setzte ihre Tasse ab. Für sie gab es natürlich Tee. Es war vielleicht das letzte Überbleibsel ihrer russischen Herkunft. Sie hatte sich nie an das Kaffeetrinken ihrer deutschen Familie gewöhnen können.

So, wie Mama ihre Söhne anblickte, vermutete Konstantin, dass es jetzt losgehen sollte. Sie hatte ihr Frühstück beendet. Und das hatte in früheren Zeiten bedeutet, dass auch ihre Kinder aufzuhören hatten. Demonstrativ biss er in seine Brötchenhälfte, die mit selbst gemachter Pflaumenmarmelade bestrichen war. Vermutlich das Einzige, was seinen Tag heute versüßen würde.

»Ich wäre dann so weit«, warf Mama gereizt in die Runde.

Während Rebecca kaum einen Happen runtergebracht hatte, hatten Nikolaus und Alexander ordentlich zugelangt.

»Hmmm. Wie hatte ich mich auf das Essen auf Greifenau gefreut«, gab Alexander nun von sich. Er hob seine Tasse und ließ sich von Caspers, dem Hausdiener, Kaffee nachschenken. Auch etwas, das er neben dem Bohnenkaffee in seinem jetzigen Leben nur noch selten erfuhr: den Luxus, bedient zu werden.

»Was habe ich dir beigebracht? Man spricht nicht mit vollem Mund!«

»Ich hab schon runtergeschluckt.«

Mama schaute ihren jüngsten Sohn beleidigt an. Sie würde sich nichts vormachen lassen. Aber statt etwas zu erwidern, wandte sie sich an Rebecca.

»Wie wird es in deiner Klasse gehalten, die Erbfolge?«

Alle wussten, warum sie hier waren. Ein schwieriges Thema. Ein Thema, das vermutlich gerade bei allen adeligen Familien Streit und Unruhe verursachte. Es stand nichts weniger an als die Auflösung des Familienfideikommisses. Die Regelungen der adeligen Fideikommisse besagten, dass der Familienbesitz vom jeweiligen Familienoberhaupt nur in einer Art Nießbrauchrecht benutzt werden durfte. Das eigentliche Familiengut mit dem Herrschaftshaus und dem dazugehörigen Land durfte und konnte nicht veräußert werden – bisher. Der größte Teil des Vermögens ging von einer Hand in die nachfolgende über, ohne auf die jeweilige Anzahl der Söhne aufgeteilt zu werden. Das hätte nämlich zur Folge gehabt, dass jedes Gut von Generation zu Generation kleiner geworden wäre. Dem hatte man in alten Feudalzeiten einen Riegel vorgeschoben. Deshalb erbten nicht alle Söhne, sondern nur der älteste. Doch die bürgerliche Regierung der ersten deutschen Republik hatte beschlossen, diese überholte Regelung abzuschaffen. So, wie sie bereits andere Vorrechte des Adels aufgelöst hatte.

Rebecca setzte sich gerade auf. »Ehefrauen und Töchter sind ebenfalls erbberechtigt, natürlich noch nicht in gleichem Maß.«

Feodora schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Na, vermutlich ist es für euch ja auch nicht wichtig, wer die alten Sofas bekommt.«

Mit zusammengepressten Lippen überlegte Rebecca, wie sie diesen Affront kontern wollte. Sie atmete einmal tief durch. »Ich hätte schon gerne das Porzellan meiner Großmutter.«

»Das Porzellan? Sammeltassen?« Es klang genauso abschätzig, wie Konstantins Mutter beabsichtigt hatte.

Rebecca wusste, wie wichtig der heutige Tag für ihre Zukunft war, deshalb schluckte sie jede Erwiderung hinunter.

»Na gut.« Konstantin stand auf. »Nikolaus, Alexander, dann lasst uns rüber ins Arbeitszimmer gehen.«

»Ich werde natürlich dabei sein.« Feodora machte Anstalten aufzustehen. Sofort war Caspers an ihrer Seite und zog den Stuhl zurück.

»Dann kennst du dich mit den Gesetzen der Fideikommisse aus?« Sein letzter Versuch, sie von ihrer Teilnahme abzuhalten.

»Es geht schließlich um die Zukunft des Hauses, das ich lange Jahre geführt habe. Das willst du mir sicher nicht verwehren.«

Konstantin drückte sein Kreuz durch. »Wenn du unbedingt möchtest, kannst du gerne dabei sein. Aber eine Stimme hast du nicht. Nach dem neuen Gesetz haben das nur ich als Erbe und die rechtmäßigen Anwärter, was unserem Hausrecht gemäß Nikolaus und Alexander wären. Auch Anastasia und Katharina sind als Frauen außen vor.«

»Empörend ist das!«

»Warst du nicht gegen das Frauenwahlrecht?«, mischte sich Rebecca wieder ein.

Feodora wandte sich ihr wütend zu. »Dann verrat mir mal eins, meine sozialistische Schwiegertochter …«

»Sozialdemokratisch«, verbesserte Rebecca.

»Das ist doch das Gleiche.«

»Ganz und gar nicht.«

»Aus meiner Perspektive seid ihr alle gleich. Und unterbrich mich gefälligst nicht. Also, sag mir, wieso deine Genossen, wenn sie so viel Wert auf die Frauenrechte legen, in ihr Gesetz nicht reingeschrieben haben, dass nur die Anwärter, was ja ausschließlich die männlichen Nachfolger betrifft, Stimmrecht haben und die Töchter nachgeordnet sind.«

Rebecca knirschte mit den Zähnen. »Weil sie es deiner Klasse nicht ganz so schwer machen wollten. Es hätte nur zu noch mehr Unmut geführt. Außerdem ist es vom jeweiligen Hausgesetz abhängig. Wenn in den einzelnen Häusern die Frauen auch erbberechtigt sind, dann dürfen sie ja als Anwärterinnen teilnehmen.«

»Die Hausgesetze der adeligen Geschlechter sind doch alle Jahrhunderte alt.«

»Von wann ist eigentlich das Hausgesetz derer des Hauses Auwitz-Aarhayn?«, mischte sich nun auch Alexander ein.

»Das aktuelle stammt aus dem Jahr 1815«, antwortete Nikolaus.

Natürlich. Konstantin hätte wetten können, dass Nikolaus sich ihr Hausgesetz noch mal äußerst gründlich durchgelesen hatte. Aber das hatte er zuvor ebenso getan, vorsichtshalber. Er kannte seine Brüder zu gut.

»Ihr hättet es doch jederzeit ändern können«, sagte Rebecca.

»Das ist nicht so einfach.« Konstantin wollte schlichten. Himmel, er musste dafür sorgen, dass dieses Gespräch nicht vollkommen aus dem Ruder lief.

»Es war ja auch völlig unnötig, bis passiert ist, was passiert ist«, spie Feodora aus.

Konstantin wollte Rebecca ein Zeichen der Beschwichtigung machen, doch zu spät.

»Du meinst, wenn deine Klasse nicht diesen verheerenden Krieg angezettelt und verloren hätte?«

»Wieso haben sie ihn denn verloren? Doch nur, weil du und deinesgleichen unseren Soldaten und Offizieren das Messer in den Rücken gerammt haben!« Mamas Stimme kippte ins Schrille. Empört ließ sie sich auf ihren Stuhl zurückfallen.

Caspers wusste für einen Moment nicht, was er tun sollte. Sollte er ihren Stuhl wieder an den Tisch schieben? Mama entließ ihn mit einer knappen Geste.

Eine unangenehme Stille breitete sich in dem Raum aus. Niemand wollte wohl diese Diskussion erneut entfachen. Zu oft hatten sie sich schon erbittert darüber gestritten.

Mama hob leise ihre Stimme, als gäbe sie sich geschlagen. »Nicht nur, dass wir von Gesetzes wegen kein eigener Stand mehr sind. Jetzt sprengen sie auch noch die Regularien uralter Häuser. Das zerstört die ureigenen Prinzipien der Monarchie. Davon werden wir uns nie wieder erholen.«

Ein winziges Lächeln umspielte Rebeccas Mund. Oh bitte, sag jetzt nichts, dachte Konstantin. Dieses Gespräch würde sonst in einer Blutfehde enden. Anscheinend erhörte seine Frau sein stummes Gebet, denn sie stand steif auf.

»Dann lass ich euch nun allein. Ich habe noch einen Termin.« Es klang erleichtert. »Und ihr könnt in Ruhe besprechen, wie ihr es mit dieser Verordnung über Familiengüter halten wollt.«

Konstantin machte eine Geste. »Dann lasst uns rübergehen.«

»Können wir nicht einfach hier sitzen bleiben?« Alexander hatte wohl noch Hunger.

Mama verdrehte die Augen. »Natürlich werden wir das nicht am Esstisch im Angesicht von leeren Eierschalen besprechen. Ich will doch wenigstens im letzten Akt vor dem Untergang meines Standes das letzte bisschen Würde behalten, das mir diese Regierung noch zugesteht. Anstand und Sitte können sie mir nicht nehmen.« Sie stand auf und wandte sich an Konstantin. »Und übrigens, ich muss schon alleine aus einem Grund dabei sein: Du wirst doch wohl über die mir und deinen Brüdern noch zustehende Apanage sprechen wollen.« Erst jetzt verließ sie demonstrativ den Raum. Caspers folgte ihr pflichtergeben.

Konstantin beobachtete, wie Alexander sich noch ein Brötchen nahm und es zerteilte. Er ließ sich wieder auf dem Stuhl nieder. Mama forderte ihre Apanage ein. Und seine Brüder auch. Und er konnte es ihnen nicht einmal verdenken.

»Ich hoffe, ihr versprecht euch nicht zu viel. Was aufgeteilt werden kann, sind vor allem große Schulden.«

»Das glaub ich dir nicht. Schließlich hat Urban doch so viel in dieses Gut investiert.« Wie immer distanzierte Nikolaus sich von seinem bürgerlichen Schwager, indem er ihn nur beim Nachnamen nannte.

»Ohne seine Hilfe hätten wir das Gut ganz verloren! In einem Stück!«

»Wie konnte Julius denn dann überhaupt Teile kaufen? Ich dachte, eben das geht wegen des Fideikommisses nicht«, fragte Alexander interessiert nach.

»Tatsächlich ist es so. Noch habe ich nur das Geld von ihm geliehen bekommen. Aber Julius’ Anwälte haben davor einen ziemlich komplizierten...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2020
Reihe/Serie Die Gut-Greifenau-Reihe
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 1. Hälfte 20. Jahrhundert • 20er Jahre • 20er Jahre Romane/Erzählungen • Adel • Adelsfamilie • Adlige • Adolphis von Auwitz-Aarhayn • Anastasia von Auwitz-Aarhayn • Berlin • Corina Bomann • Deutsche Geschichte • Deutschland • Dienstboten-Etage • Downton Abbey • Familiengeschichten Romane • Familiensaga • Familiensaga Deutschland • Feodora von Auwitz-Aarhayn • Graf Konstantin • Greifenau • Große Liebe • Gut Greifenau • Helene Sommerfeld • Hinterpommern • Historische Romane • historische romane 20. jahrhundert • Historische Romane Serie • historische Romane Weimarer Republik • historische Romanzen • Hyperinflation • Inflation • Julius Urban • Kapp-Putsch • Katharina Urban • Konstantin von Auwitz-Aarhayn • Maria Nikolai • Medizin-Studium • Nikolai von Auwitz-Aarhayn • Pommern • Preußen • Preussen Romane • Rebecca von Auwitz-Aarhayn • Russische Emigranten • Schwarzmarkt • Ulrike Renk • von Auwitz-Aarhayn • Weimarer Republik
ISBN-10 3-426-45740-7 / 3426457407
ISBN-13 978-3-426-45740-5 / 9783426457405
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