Ein unerhörter Mord im High Park (eBook)
296 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7325-8538-0 (ISBN)
Diese Ermittler knacken jede Nuss!
In Torontos idyllischem High Park gehen seltsame Dinge vor sich ... Innerhalb kurzer Zeit werden mehrere Hunde vergiftet. Doch wer begeht ein so scheußliches Verbrechen? Die Eichhörnchen des Parks beschließen, der Sache auf den Grund zu gehen. Allen voran der junge Tigger, der damit auch die schöne und schlaue Eichhörnchen-Dame Wanda beeindrucken will. Schon bald finden sie heraus, dass nicht nur die Tiere des Parks in großer Gefahr schweben ...
Ein unterhaltsamer Tierkrimi mit den niedlichsten Ermittlern aller Zeiten! Für Fans von Leonie Swann, Moritz Matthies und Kerstin Fielstedde.
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.
Andreas Fennek ist kein Naturmensch. Er hat sich den Eichhörnchen in Toronto genähert wie ein Ethnologe: vorsichtig, vorurteilsfrei und mit Respekt für die dortigen Umgangsformen. Derzeit lebt er mit Frau und Tochter in Berlin und ist Lektor in einem größeren Publikumsverlag.
7. Das Palaver
»Palaver, Rhabarber«, murmelte Tigger, kniff die Augen zusammen, als das Licht das vierte Mal ansprang. Er gähnte und sah sich noch einmal um. Von Wanda keine Spur, neben ihm auf dem Parkplatz standen nur die üblichen Verdächtigen: die Patriarchen der größten Familien oder ihre Abgesandten, einige Solitäre, die aus unerfindlichen Gründen Spaß an großen Zusammenkünften hatten, und die Riege der Verrückten, die das bedauerliche Bedürfnis verspürten, ihre Artgenossen bei jeder sich bietenden Gelegenheit über sich und die Welt im Allgemeinen ins Bild zu setzen. Geleitet wurde das Palaver vom alten Stuck, der seit Jahren die Geschicke des Parks lenkte, indem er klug zwischen den verschiedenen Interessengruppen vermittelte. Es war keine Übertreibung zu sagen, dass Stuk das weiseste und angesehenste Hörnchen des Parks war, dessen Meinung zumeist von allen Parteien respektiert wurde. Selbst der Rat der Patriarchen, der es gewohnt war, mit großer Selbstherrlichkeit die eigenen Angelegenheiten zu regeln, hörte auf das alte Hörnchen, weil sie sicher sein konnten, dass sein Urteil nicht durch selbstsüchtige Motive getrübt war. Es gab nur ein Problem mit dem alten Stuk: nämlich dass er alt war. Schon jetzt machten sich viele Hörnchen Gedanken darüber, wer sein Nachfolger werden würde, wenn er einmal abtreten und nicht länger in der Lage sein sollte, die Palaver zu leiten.
Insgesamt waren etwa fünfzig Hörnchen anwesend, was, soweit Tigger wusste, gerade einmal Durchschnitt war. Die Aufregung über die vergifteten Hunde oder die Zänkereien im Offlisch hielt sich also in Grenzen. Und in der Tat: Das Palaver war bislang wirklich alles andere als aufregend. Sie saßen schon eine gefühlte Ewigkeit hier, und dabei war das Gespräch noch nicht einmal über die Präliminarien hinausgelangt. Nach der feierlichen Verkündigung der während der Wintermonate Verstorbenen – allein diese Aufzählung hatte einen Lichtsprung lang gedauert – wurde über die Veränderungen geredet, die sich durch den Frühlingsbeginn ergaben – die Umstellung der Mülltage, der zunehmende Menschenverkehr und so weiter. Palaver, Rhabarber.
Rastafan war schon lange in seinen anderen Zustand gefallen, in dem er von einem Bein auf das andere wippte, eine unerkennbare Melodie vor sich hin summte und ansonsten nicht viel wahrnahm. Er konnte das stundenlang machen oder zumindest bis sich der Hunger meldete. Und selbst Tlik, der noch am besten Interesse heucheln konnte, blickte eher gelangweilt in die Nacht hinaus und hing seinen, wie immer zynischen, Gedanken nach.
Endlich sprang Stuk auf die blaue Erhöhung, einen Kasten, in dem die Menschen ihre Zeitungen aufbewahrten, und komplimentierte die Vorrednerin – eine parkbekannte Verrückte, die wieder einmal darauf hingewiesen hatte, dass die Flugzeuge mit ihren weißen Streifen ein Umweltgift absonderten, das die Gedanken der Hörnchen beeinflusste und dafür sorgte, dass sie nicht wahrnahmen, wie die Biber am kleinen Wasser langsam die Herrschaft über den Park übernahmen – von der Bühne.
»Danke, Edna, ich glaube wir sind über die Gefahr der weißen Streifen nun ausreichend informiert. Und vielen Dank, dass du das Gespräch auf unseren nächsten, ebenfalls höchstwichtigen Punkt gebracht hast. Ihr alle habt die verstörenden Neuigkeiten gehört. Hunde sterben …«
»Tun wir das nicht alle irgendwann?«, murrte Tigger. »Warum sollte es gerade den Hunden besser ergehen?«
»Ich würde sogar denken: Besser, es geht ihnen schlechter«, flüsterte Tlik zurück. In maliziöser Kumpanei lächelten die beiden sich an.
»… und es besteht Grund zu der Annahme, dass sie hier bei uns im Park vergiftet worden sind.« Ein leises Raunen ging durch die Menge der Zuhörer, und einige begannen miteinander zu tuscheln. Gift im Park war eine ernste Sache. Vielleicht war es nur eine Frage der Zeit, bis es auch die Hörnchen erwischte. Tigger erinnerte sich an seinen Onkel Tobis, der, nachdem er ein Stück Lakritz gegessen hatte, unter schlimmen Krämpfen verendet war. Es war kein schöner Tod gewesen.
»Ich bin von verschiedener Seite gebeten worden, dies zur Sprache zu bringen, um darüber entscheiden zu lassen, was wir in dieser Sache …«
Gerade in diesem Moment ging das Licht zum fünften Mal aus. Stuk hielt inne, und einer seiner Leute sprang auf den Zaun, um das sechste Rad einzuläuten. Es dauerte nur einen Moment, aber als das Licht wieder anging, war Stuk nicht mehr allein auf dem blauen Kasten. Wanda stand neben ihm. Tigger hielt die Luft an. Sein Rückenfell prickelte, und seine Ohren zuckten unkontrolliert.
»… unternehmen werden.« Stuk blickte Wanda an, die sich plötzlich neben ihm materialisiert hatte und nickte ihr zu. Dann fuhr er fort. »Ich möchte euch jemanden vorstellen, die in dieser Angelegenheit mein volles Vertrauen genießt und euch sagen wird, was wir wissen und was jeder von uns wissen sollte. Bitte, Wanda …« Seine Stimme klang müde, als er das Wort an Wanda übergab, und er zögerte einen Moment, bevor er vom Kasten sprang, als bereitete ihm die Höhe Sorgen. Keine Frage, Stuk war alt geworden. Jeder konnte das sehen, und einige der Zuhörer senkten pietätvoll die Köpfe – es gehörte zum guten Ton, dass man die Einschränkungen und Behinderungen, die das fortgeschrittene Alter mit sich brachte, so gut es ging ignorierte.
Tigger fiel das allerdings gar nicht auf, weil er nur Augen für Wanda hatte. Sie sah wunderschön aus mit ihrem roten Flausch, dem glänzenden Fell an den Ohren und den flinken, klugen Augen. Tigger fragte sich, wie alt sie war, und kam zu dem Schluss, dass sie im gleichen Herbst geboren sein musste wie er selbst.
»Fell und Pfote!«, rief Wanda, legte die Pfoten vor der Brust zusammen und ließ ihren Blick über die Anwesenden schweifen.
»Habe ich was verpasst?«, fragte Tlik. »Ist schon wieder eine neue Religion ausgerufen worden?«
»Pst«, sagte Tigger, der im Moment wenig Verständnis für die Scherze seines Freundes hatte.
Wanda fuhr fort. »Ihr habt sicher alle von den schrecklichen Dingen gehört, die im Moment vor sich gehen …«
»Meint sie das langweilige und endlose Palaver?«, fragte Tlik und machte einen Schritt zur Seite, als fürchtete er, dass Tigger ihn schlagen würde. Der hatte ihn aber gar nicht gehört.
»Gestern hat es eine alte Bernhardinerdame erwischt, die ich kannte und mochte. Die keinem von uns je ein Haar gekrümmt hat, und das war nur der letzte in einer Reihe von Todesfällen in unserem Park. Davor hat es schon mindestens sieben andere Hunde erwischt, vielleicht auch mehr. Zuerst haben wir es für einen Zufall gehalten oder eine besonders tödlich verlaufende Krankheit, aber wir haben Grund zu der Annahme, dass gezielt Giftköder ausgestreut wurden …«
Rastafan wachte schlagartig aus seiner Trance auf und schnappte nach Luft. »Giftköder? Wie schrecklich!«, murmelte er. Die Rednerin hatte einen aufmerksamen Zuhörer mehr.
»Hunde sind dafür bekannt, dass sie alles fressen, was da draußen rumliegt. Wir wissen nichts Genaues, aber für den Moment sind Giftköder die plausibelste Annahme.«
Wanda machte eine kurze Pause, wie um zu überlegen, was sie als Nächstes sagen sollte. »Das Zweite, was wir wissen oder zu wissen glauben, ist, dass es ausschließlich Hunde im zweiten Kreis erwischt hat. Keiner der Hunde ist in der Nähe des Bluhrs verstorben, sie alle befanden sich jenseits der Nabe, im Süden. Und drittens lässt die Niederträchtigkeit der Anschläge vermuten, dass ein Mensch die Köder ausgelegt hat …«
Tigger sah sich um. Die anderen Zuhörer lauschten gebannt. Einen Mordfall mitsamt Opfer, Täter und wilden Vermutungen hatte es im Park schon lange nicht mehr gegeben. Selbst Tlik kniff eins der Augen zusammen und schien von der Aussicht angetan, dass hier ein Rätsel nach seinem überragenden Intellekt verlangte. Die Zuhörer des Palavers waren jetzt totenstill, alle schienen mit der eigenen Fantasie beschäftigt zu sein: Ein menschlicher Hundemörder, hier im Park …
Wandas Stimme wurde leiser, als sie sagte: »Etwas Böses geht um. Wir wissen nicht, was es ist. Oder wer es ist. Aber es tötet. Und früher oder später wird es auch einen von uns erwischen. Weshalb wir gemeinsam beraten sollten, was wir …«
»Na, was schon!«, rief eine Stimme aus den Schatten zwischen Telefon und Kiosk. »Wir gehen auf die Bäume, schauen zu, wie die Köter verrecken, und freuen uns! Es sind Hunde, verdammt noch mal!« Ein schwarzes Hörnchen sprang auf den Versammlungsplatz und funkelte die Anwesenden amüsiert an.
»Ira-O«, murmelte Tlik und betrachtete sie fasziniert. Er hatte schon immer eine Schwäche für kräftig gebaute, schwarz bepelzte Eichhörnchen gehabt, und Ira-O war eine sehr eindrucksvolle...
Erscheint lt. Verlag | 28.2.2020 |
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Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | 20. - 21. Jahrhundert • Canada • cherringham • Chronik • Climate • COSY • Cozy • Eichhörnchen • Erdmännchen • ermitteln • Ermittler • Glenkill • High Park • Humor • Hunde • Kamikatze • Kanada • Känguru • Katzen • Katzenkrimi • Klima • Klimaaktivist • Krimi • Krimis • Lachen • Liebe • lustig • Mord • niedlich • Park • Rettung • Schafskrimi • Tante Dimity • Tierermittler • Tierkrimi • Tierschutz • Toronto • Umwelt • Unten am Fluss • verliebt • Watership Down • witzig • Wohlfühlkrimi |
ISBN-10 | 3-7325-8538-7 / 3732585387 |
ISBN-13 | 978-3-7325-8538-0 / 9783732585380 |
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