Veltliner Schädel. Kriminalroman -  Werner Baumüller

Veltliner Schädel. Kriminalroman (eBook)

Hemma Thoms dritter Fall
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
250 Seiten
Federfrei Verlag
978-3-99074-097-2 (ISBN)
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Wo ist Gottfried? Wurde er entführt? Und warum will sein Vater, ein wohlhabender aber knausriger Winzer, kein Lösegeld mehr zahlen? Hemma Thom, Schwester und Haushälterin des Dorfpfarrers wittert ein böses Verbrechen. Aber kann sie sich auch dieses Mal auf ihre Spürnase verlassen? Vielleicht wäre es besser, sie würde sich aus der Sache raushalten. Schließlich könnte ihre Unnachgiebigkeit auch Schaden anrichten.
Ein packender und zugleich äußerst humorvoller Roman, in dem Hemma wieder auf ihren Instinkt, auf die Zuverlässigkeit des Postenkommandanten Hubert und auf den Beistand der Himmelmutter vertrauen kann.



Werner Baumüller stammt aus Kollerschlag in Oberösterreich. Er war lange als Texter und Konzeptionist in Werbeagenturen in Wien und Düsseldorf tätig, ehe er 1985 mit seinen beiden Brüdern die »Werkstatt Kollerschlag« gründete. Dort werden Kunstwerke und -projekte im öffentlichen Raum konzipiert und produziert, beispielsweise der einundzwanzig Meter hohe »Hammering Man« von Jonathan Borofsky vor dem Messeturm in Frankfurt. Mit »Die Essigmutter« trat er 2006 als Romanautor an die Öffentlichkeit.

Mensch, Andreas!

Mensch, Klaus!

Mensch, Franz!

Eins


 

Hemma war von Anfang an skeptisch, ob dies eine gute Idee war. Sie war ja mit ihrer Arbeit für die Kirche, für den Pfarrhof, vor allem mit der ganzen Arbeit für ihren Bruder, dem Pfarrer von Niederfeld, mehr als ausgelastet. Wenn man Mesnerin, Organistin und Haushälterin zugleich ist und wenn man sich sowohl um den Kirchenchor als auch um die Ministranten auch noch kümmern muss, dann hat man bestimmt keinen Mangel an Arbeit, eher einen an Freizeit, Erholung und manchmal sogar an ausreichendem Schlaf. Sollte sie sich das jetzt auch noch antun?

Ihre ehemaligen Cowboys, wie sie nach wie vor liebevoll ihre Ministrantinnen und Ministranten nannte, hatten offenbar bei Hemma ein Leben lang einen Stein im Brett. Und darum gab es erst einmal ein erfreutes Lächeln, als eines Tages völlig unerwartet die Fenzel Petra an der Pfarrhoftür klingelte, die Hemma jahrelang als Messdienerin zur Verfügung gestanden und die es sogar als erstes Mädchen zur Oberministrantin gebracht hatte.

»So eine Überraschung! Komm herein. Was kann ich denn für dich tun?«

»Fräulein Hemma«, meinte die Petra, »hätten Sie ein paar Minuten Zeit für mich? Ich müsste etwas mit Ihnen bereden.«

Da lud Hemma das Mädchen ein, ihr ins Wohnzimmer zu folgen. »Mach es dir doch bequem. Magst du einen Kaffee? Guglhupf hätte ich auch da. Du trinkst doch schon Kaffee, oder?«

Da musste die Petra ein wenig kichern. Denn von all dem, was sie und ihre Freundinnen inzwischen sonst noch tranken, wie Ribislwein, Cappy-Wodka oder Cola-Rotwein, war Kaffee so ziemlich das Harmloseste.

»Klar, trinkst du schon Kaffee«, meinte Hemma. »Wie blöd von mir. Du bist ja schon fast erwachsen. Also, warte ein bisserl!« Mit diesen Worten zog sich Hemma in die Küche zurück, um ein paar Minuten später mit Kaffee und Guglhupf wieder aufzutauchen.

»Wie geht es dir denn, Petra? Was machst du denn so? Hast du einen guten Job?«

Hemma sprach damit die Geschichte an, dass Petras Eltern vor circa einem Jahr ihren Fleischereibetrieb geschlossen hatten, weil sie in Pension gegangen waren. Bis dahin hatte sie ja im elterlichen Betrieb gearbeitet.

»Ja, ich arbeite jetzt drüben in der Stadt im Fleischgroßhandel.«

»Sehr gut. Und was machst du da?«

»Ich bin im Einkauf tätig. Als Assistentin. Da muss ich nicht den ganzen Tag im Büro sitzen, sondern komm auch ein wenig herum, wenn wir zu den Bauern fahren.«

»Na fein. Es ist ja wirklich zu schade, dass ihr zugesperrt habt. Hast du denn überhaupt keine Lust gehabt, den Betrieb weiterzuführen?«

»Nein, Fräulein Hemma, wirklich nicht. Meine Eltern haben so geschuftet, das wollte ich mir echt nicht antun. Da hab ich mehr davon, wenn ich das Geschäftslokal vermiete. Und hinten, wo das Schlachthaus war, haben mir meine Eltern eine eigene Wohnung einbauen lassen. Da hause ich jetzt, und da lasse ich es mir gut gehen.«

»Das hör ich gerne. Und wie geht es den Eltern?«

»Auch nicht schlecht. Die hatten ja einiges gespart. Damit machen sie jetzt ihre Reisen. Gerade sind sie für zwei Monate in China.«

»Sehr gut, das haben sie sich eh verdient. Aber sag, Petra, was bringt dich denn zu mir?«

»Wissen Sie, Fräulein Hemma, die Sache ist die. Wir haben vor, in Niederfeld einen Damenfußball-Verein zu gründen.«

»Das ist ja eine ausgezeichnete Idee«, rief Hemma, die wusste, dass die Mädchen weniger Blödsinn machen konnten, wenn sie sich in ihrer Freizeit sportlich betätigten, als dumm in einem Kaffeehaus, in einer Bar oder beim Heurigen herumzuhängen. »Eine sehr gute Idee. Und? Brauchst du was von mir?«

»Na ja, so einen Verein muss man gründen und dann anmelden. Da ist halt ein bisserl was zu tun. Und auskennen muss man sich da auch«, antwortete die Petra.

Schön langsam spürte Hemma, dass da etwas auf sie zukam.

»Ihr wollt, dass ich euch dabei helfe?«

»Eigentlich möchten wir, dass Sie unsere Präsidentin werden.«

Da musste die Hemma ein wenig lächeln. »Präsidentin? Aber so ein Dorfverein hat doch sicher keine Präsidentin, höchstens einen Obmann oder meinetwegen eine Obfrau.«

»Sehen Sie, Fräulein Hemma, Sie kennen sich da gleich viel besser aus. Also, würden Sie dann unsere Obfrau werden

»Geh, Kinderl«, und dabei stöhnte sie ein wenig. »Was soll ich denn noch alles machen? Ich glaub, ich habe da echt keine Zeit dafür.«

Die Petra gab aber nicht gleich auf. Sie kannte Hemma schon seit vielen Jahren und wusste daher sehr wohl, mit welchem Schmäh man sie packen konnte.

»Wissen Sie, Fräulein Hemma, wir haben uns lange unterhalten, wer das machen könnte. Und alle waren einstimmig dafür, dass nur Sie da infrage kommen. Und außerdem«, setzte sie fort, »es geht ja auch darum, die Mädchen sinnvoll zu beschäftigen. Es ist doch besser, Fußball zu spielen als immer nur in einem Lokal zu sitzen …«

»Das weiß ich schon, da hast du sicher recht«, meinte die Hemma. »Aber meine Zeit hat halt auch ihre Grenzen.«

»Die meisten der Mädchen«, meinte schließlich die Petra, »kennen Sie übrigens sehr gut. Wir waren ja alle Ihre Cowboy-Mädchen.«

Damit hatte sie die Hemma nun endgültig im Reindl.

»Na, in Gottes Namen, dann mache ich das halt. Aber ich werde bestimmt nicht die ganze Arbeit allein erledigen, das sag ich dir gleich. Ihr müsst da schon alle mithelfen.«

Da strahlte die Petra und streckte beide Daumen nach oben. Auch Hemma lächelte. Schließlich fand sie den Gedanken ganz anziehend, ihre Mädels wieder ein wenig um sich zu haben.

»Gut«, meinte sie. Per Handschlag wurde der Pakt besiegelt.

Petra stand auf, bedankte sich und ging zur Tür. Dann drehte sie sich noch einmal um und meinte: »Übrigens, Fräulein Hemma, eine Trainerin bräuchten wir auch noch.«

»Jetzt aber raus«, befahl Hemma in einem strengeren Ton. Doch Petra wusste, dass es so nicht gemeint war. Schließlich schmunzelte sie dabei ein bisschen.

»Trainerin! Das auch noch. Dazu habe ich nun wirklich keine Zeit. Und außerdem habe ja überhaupt keine Ahnung von Fußball. Ich habe mich ja noch nie damit beschäftigt. Da müsst ihr euch jemanden suchen, der was davon versteht.«

Das kapierte die Petra, und sie versuchte auch gar nicht, weiter nachzuhaken. Sie wusste auch, dass es bei der Hemma ein Nein geben konnte, das dann auch tatsächlich so gemeint war.

»Übrigens«, rief Hemma der Petra noch hinterher, »wann soll es denn eigentlich losgehen? Wir müssen ja eine Gründungsversammlung abhalten.«

»Na, so schnell wie möglich. Wir möchten ja im Herbst schon Meisterschaft spielen.«

»Gut, dann sag den anderen, dass wir uns am Montagabend um neunzehn Uhr im Pfarrsaal treffen.«

»Nicht beim Dorfheurigen?«

»Nein, im Pfarrsaal!«

Bis dahin hatte Hemma ein wenig Zeit, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Mit Vereinen kannte sie sich zwar sehr gut aus, schließlich hatte sie ihren Kirchenchor auch bei der Vereinsbehörde angemeldet. Aber wie das mit dem Fußball funktionierte, davon hatte sie erst einmal überhaupt keine Ahnung.

 

Noch weniger Ahnung hatte Hemma allerdings davon, was sich schon sechs Tage zuvor in einem kleinen Raum wenige Kilometer außerhalb von Niederfeld zugetragen hatte.

Eigentlich war es noch helllichter Tag, es war in etwa fünf Uhr Nachmittag an einem sonnigen Frühsommertag. Trotzdem drang kaum Licht in den Raum, schließlich waren sowohl die Tür als auch die Fensterläden verschlossen.

Die spärliche Ausstattung des Zimmers bestand lediglich aus einer Eckbank, einem Tisch, zwei Stühlen und einer Anrichte, alles aus ein und demselben Lärchenholz gezimmert. Auf einem der Stühle saß ein Mann, der in diesem Moment seine letzten Gedanken dachte.

Schweiß stand ihm auf der Stirn, und die Angst saß ihm im Nacken. Seine Augen blickten in den Lauf einer Schrotflinte. Er wusste, dass seine Uhr abgelaufen war. Ob er in der nächsten Minute in einer anderen Welt sein würde, ob sein Bewusstsein noch existieren oder ob einfach der Vorhang seines geistigen Daseins für immer fallen würde … er hatte keine Ahnung. Aber gleich würde er es erfahren.

Der Schuss traf ihn direkt ins Gesicht. Es war aber nicht nur eine einzige Kugel, die seinen Kopf durchbohrte, sondern eine Vielzahl von Schrotteilen, die seinen Kopf förmlich zum Zerbersten brachten. Die Schädeldecke zerbrach, Blut spritzte in riesigen Mengen durch den ganzen Raum, vermischt mit Fleisch und Hirnmasse. Irgendetwas von dem, was nun am Boden lag oder an den Wänden klebte, mussten einmal seine Augen gewesen sein.

Das Leben des Mannes war im Bruchteil einer Sekunde erloschen. Ob er jetzt...

Erscheint lt. Verlag 21.2.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-99074-097-0 / 3990740970
ISBN-13 978-3-99074-097-2 / 9783990740972
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