In den Fängen des Waldes (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
308 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98684-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

In den Fängen des Waldes -  Sarah Koch
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Ein beklemmender Thriller um eine Frau auf der Suche nach ihrer Familie »Irgendetwas in mir weiß, dass die Blicke des Waldes nicht von vertrauten Personen ausgehen.« Es sollte ein Wochenendtrip werden, aber Ellas Mann und Tochter sind nicht zurückgekehrt. Nach Wochen tappt der Kommissar mit der Gelfrisur, den Ella nicht ausstehen kann, noch immer im Dunkeln. Kurzerhand begibt sie sich selbst in das Waldstück, das ihre Familie verschluckt zu haben scheint, und muss schnell feststellen, dass hier nichts mit rechten Dingen zugeht. Gibt es in den Wäldern Eschheims wirklich mehr, als man mit bloßem Auge sehen kann? Und was hat es mit der Kommune auf sich, zu der alle Spuren führen? Ella ist fest entschlossen es herauszufinden und setzt alles auf eine Karte. Aber ihre letzte Hoffnung ist gefährlicher als sie jemals geahnt hätte... »In den Fängen des Waldes unterscheidet sich definitiv von den übrigen Thrillern, die sich sonst so in meinem Bücherregal befinden. Von mir gibt es daher alle fünf Bücherstapel.« ((Leserstimme auf Netgalley))

Sarah Koch, geboren 1992 in Oberbayern, ist gelernte Filmdesignerin und studierte Germanistin. Nach zehn Jahren in der Nähe von Stuttgart lebt und arbeitet sie aktuell in München. Ihr Herz schlägt für die düsteren Geschichten und die Abgründe der menschlichen Moral. Auf Instagram nimmt sie ihre Leser*innen als @buchstabensarah mit in ihren Autorenalltag. 

Sarah Koch, geboren 1992 in Oberbayern, absolvierte nach ihrem Abitur eine Ausbildung zur Film- und Kommunikationsdesignerin, die sie eine Zeit lang weg vom Roman und hin zu Drehbüchern brachte. Nach Praxiserfahrungen in der Medienbranche hat sie gerade erfolgreich ihr Germanistik Studium in Stuttgart beendet, in dem sie wieder zurückgefunden hat zu ihrer liebsten Art, Geschichten zu erzählen: den Romanen. "In den Fängen des Waldes" ist der erste Thriller, an den sie sich je gewagt hat und ihre erste Veröffentlichung.

Kapitel 2


Ich kann nicht schlafen. Der Wind zerrt an den Fensterscheiben und rüttelt an den Ästen, die durch das Mondlicht wandern und Schatten durch den Raum schicken. Schatten, die nach mir zu greifen scheinen. Selbst wenn ich die Augen schließe, sehe ich sie, während in meinen Ohren das Heulen der Böen dem eines hungrigen Wolfes ähnelt. Unruhig werfe ich mich hin und her, ziehe mir die Decke über den Kopf, stecke mir Kopfhörer in die Ohren und drehe die Musik auf meinem Handy voll auf. Aber auch die sanften Klänge meiner Meditations-Playlist können mich nicht beruhigen. Das kann schon zu lange nichts mehr. Erst als draußen der Regen einsetzt und in wirren Bahnen auf das Dach der Hütte prasselt, wiegt mich der beständige Rhythmus in den Schlaf.

Keine drei Stunden später wecken mich die ersten Sonnenstrahlen, und ich stehe auf, um mir bei einer kalten Dusche den Schweiß vom Körper zu waschen. Die kleine Küchenzeile beherbergt trotz ihrer spärlichen Ausstattung eine Kaffeemaschine, die ihrem Aussehen nach zu urteilen schon den Mauerfall miterlebt hat. Ich staune nicht schlecht, als ich in einer der hintersten Ecken des Küchenschränkchens Kaffeefilter und Pulver finde. Das Gebräu schmeckt scheußlich, aber es erfüllt seinen Zweck.

Nachdem ich mir wahllos irgendwelche Klamotten aus meinem Koffer angezogen und meine noch nassen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden habe, legt sich ein Gefühl der Ernüchterung über mich. In meiner Verzweiflung habe ich gestern meine Sachen gepackt, die einzige noch verfügbare Unterkunft gebucht und mich ins Auto gesetzt. Voller Tatendrang, entschlossen, meine Tochter und meinen Mann wiederzufinden, wenn schon die Polizei nichts dergleichen zu tun vermag. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich überhaupt keinen Plan habe. Was habe ich mir bloß dabei gedacht, einfach zu verschwinden? Ich habe hier nicht einmal Empfang. Was ist, wenn die Polizei mich kontaktieren muss? Oder wenn sie Lina und Tom doch finden und mich nicht erreichen können? Wie soll ich überhaupt vorgehen?

»Beruhig dich«, rede ich mir selbst ein und zwinge mich dazu, einmal tief ein- und auszuatmen.

In der Kommode finde ich die versprochenen Wanderkarten und klappe die erstbeste davon auf. Mit dem Finger fahre ich über das vergilbte Papier, bis meine abgenagte Fingerkuppe auf das Waldstück stößt, in dem einer der Spürhunde Linas Schal gefunden hat. Meine Hand beginnt zu zittern, also ziehe ich sie weg und knete sie unter dem Tisch in meiner anderen, bis sie sich beruhigt.

Die Polizei schließt ein Gewaltverbrechen aus und geht von einem Unfall aus, oder noch schlimmer. Sie denkt, Tom könnte mit Lina davongelaufen sein. Die Suche wird wohl bald eingestellt, obwohl ich es besser weiß. Tom würde mich niemals im Stich lassen, nicht nach allem, was wir durchgemacht haben. Ja, wir hatten in letzter Zeit unsere Probleme, aber die hätte jeder in unserer Situation. Nein, Tom ist nicht abgehauen. Und Tom würde nie mit Lina gefährliche Wege gehen, was soll denn bei ein paar netten Spaziergängen auf befestigten Waldwegen großartig passieren?

Mein Blick schweift über die Karte und bleibt wieder auf dem Waldstück hängen, in dem der Schal lag. Es hat keinen Sinn, diese riesige Waldfläche allein abzusuchen. Außerdem hat das die Polizei längst getan. Unterhalb des Waldes zeigt mir die Karte ein Dorf an, und ich beschließe, mich als Erstes dort umzusehen. Wenn ich die Straße weiterfahre, auf der ich hergekommen bin, sollte ich direkt im Ort herauskommen. Ich brauche sowieso Lebensmittel, obwohl ich seit Wochen keinen Appetit mehr verspüre.

Beim letzten Schluck meiner Kaffeeplörre verziehe ich das Gesicht, halte einen Moment inne, um mir die müden Schläfen zu reiben und packe schließlich die Wanderkarte in meine Handtasche. Ich schnappe mir den Schlüssel von der Kommode, ziehe meine Nikes an, die ihre besten Zeiten lange hinter sich haben, und trete aus der Tür.

 

Der Wald liegt an diesem Morgen so friedlich im Sonnenlicht, dass ich mich beinahe selbst dafür auslache, mich gestern darin gefürchtet zu haben wie ein verschrecktes Zwergkaninchen. Mit einem Blick auf das Foto, das in der rechten Sonnenblende steckt, wächst meine Entschlossenheit, und ich starte den Motor.

Keine zwanzig Minuten später parke ich neben der Dorfkirche von Eschheim, einem Ort, der in den Siebzigerjahren stehen geblieben zu sein scheint. Modernität sucht man hier vergeblich. Bei der Einfahrt in den Ort wundere ich mich über die Existenz eines Bahnhofs, vermisse aber gleichzeitig die dort herumlungernden Teenagerbanden. Entsprechende Graffitis sind immerhin an den von Schmutz gezierten Mauern des winzigen Bahnwärterhäuschens vorhanden.

Etwas ratlos sehe ich mich auf dem öffentlichen Parkplatz um, drehe den Kopf in alle drei Richtungen, in die ich von hier aus laufen könnte und entscheide mich schließlich für die, in der ich in einiger Entfernung Geschäfte ausmachen kann. Der Herbstwind meint es heute besser als gestern Nacht und liebkost meine Wangen mit sanften Brisen. Auf einer kleinen Weide neben mir stehen zwei Pferde maximal voneinander entfernt, was die Einsamkeit Eschheims auf den Punkt bringt. Bisher bin ich keiner Menschenseele begegnet, auch mit dem Auto an keiner vorbeigefahren.

Meine Hoffnung, hier auf Hilfe zu stoßen, schwindet im Minutentakt. Erst als ich bei den Geschäften ankomme, erwacht das Dorf allmählich zum Leben. Alles, was man braucht, ist in den nächsten fünfhundert Metern fein säuberlich aneinandergereiht: ein spärlicher Supermarkt, ein Metzger, ein Bäcker, eine Drogerie, nebenan eine Apotheke und sogar eine kleine Buchhandlung.

Da ich nicht daran gedacht habe, Shampoo und Duschgel einzupacken, begebe ich mich zunächst in die Drogerie, die mir die Auswahl dadurch erleichtert, nur drei verschiedene Marken überhaupt anzubieten. Mehr würden in der Ladenfläche von der Größe einer Besenkammer à la Harry Potter schlichtweg keinen Platz finden. Zwar muss ich hier nicht befürchten, mich zum Bezahlen in einer Schlange anstellen zu müssen, doch wenigstens bin ich nicht die einzige Kundin im Geschäft. Eine ältere Dame schenkt mir ein Lächeln, als ich mich an ihr vorbeidränge Richtung Kasse, und mir wird augenblicklich leichter ums Herz. Irgendetwas an dieser Geste gibt mir ein Fünkchen Hoffnung zurück, dass das hier letztendlich doch ein stinknormaler Ort ist, in dem stinknormale Menschen leben, die sicherlich bereit sein werden, mir zu helfen.

Beim Bäcker nebenan hole ich mir einen zweiten Kaffee, der um Welten besser schmeckt als mein erster. Vielleicht kann er meine Augenringe wenigstens von Level Vogelscheuche auf Level Partyqueen reduzieren. Als ich in der Apotheke nach Schlaftabletten verlange, wirft mir ein Herr im hohen Rentneralter von der Seite einen seltsamen Blick zu. So schnell ich kann, verlasse ich das Geschäft, doch der Alte holt mich mit seinem Rollwagen ein, während ich die Tabletten draußen in meiner Tasche verstaue.

»Sind Sie zu Besuch hier, junge Dame?«, fragt er, und ich sehe sein Augenlid zucken, als könne er meine Antwort vor Neugier kaum erwarten.

»Urlaub«, nuschle ich und will weitergehen, aber er hält mich am Arm zurück.

»Was soll das?« Ich befreie meinen Arm aus seinem unerwartet festen Griff und trete einen Schritt zurück. »Was wollen Sie von mir?«

Der Fremde stützt sich auf seine Gehhilfe und schnalzt mit der Zunge. »Ich hab Sie im Fernsehen gesehen!«

Na super, denke ich, diese Rentner verbringen eindeutig zu viel Zeit vor der Glotze.

»Ich muss weiter …«

»Sie suchen nach ihnen, hab ich recht?«

»Bei allem Respekt, das geht Sie nichts an.«

Er schnalzt erneut mit der Zunge, was mich nervöser macht als es sollte, und schaut mir direkt in die Augen. »Halten Sie sich vom Wald fern.«

Liebend gern würde ich den alten Herrn schlicht als dement und verwirrt abstempeln, aber die Art, wie er spricht, lässt nicht darauf schließen, dass er geistig so nachgelassen hat wie der Haarwuchs auf seinem Kopf.

»Der Wald ist meine einzige Hoffnung. Ich muss jetzt wirklich weiter.« Ich dränge mich auf dem Bürgersteig an ihm vorbei.

»Dann, fürchte ich, sind Sie genauso verloren wie der Rest Ihrer Familie.«

Noch ein letztes Mal höre ich sein Schnalzen. Als ich mich umdrehe, ist er bereits hinter der nächsten Hausecke verschwunden.

Eine Minute bleibe ich stehen und starre in die Richtung, in die der Alte gegangen ist. Meine Gedanken kreisen um seine Worte, die sich jeglichem Sinn entziehen. Wenn er nicht doch schon geistig verwirrt ist, dann muss er ein ziemlicher Spinner sein. Einer dieser Verschwörungstheoretiker, die hinter jedem Baum ein Ungeheuer wittern. Ich schüttle den Kopf und setze meinen Weg fort zum Supermarkt. Hier treffe ich endlich auch auf jüngere Gesichter, generell auf mehr als fünf Leute an einem Fleck und fühle mich augenblicklich wohler als draußen allein mit dem Verrückten.

Der Laden ist im Gegensatz zu unseren Stadt-Supermärkten ein Witz, aber man findet alles, was man braucht. Gang für Gang füllt sich mein Einkaufswagen mit dem Nötigsten, auch Instantkaffee bekommt einen Platz darin. Alles ist besser als ein Getränk aus dieser Maschine, die mich in meinem Domizil erwartet. An der Kasse angekommen, stelle ich mich hinter drei Jugendliche, ein Mädchen und zwei Jungs, in die überschaubare Schlange. Das Mädchen mustert mich von oben bis unten, weshalb ich mich wegdrehe und so tue, als würde ich mir die Zigarettenpackungen anschauen, die ich in Wirklichkeit nie anfassen würde. Sie dreht sich wieder zu ihren Freunden um, und das Grüppchen beginnt zu tuscheln.

Es ist Wochen her, dass ich im Fernsehen zu sehen war. Diese Welt ist zu schnelllebig, um dem...

Erscheint lt. Verlag 4.5.2020
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bücher für den Urlaub • dunkler Wald • dunkles Geheimnis • EIFFEL • Eschenheimer Forst • Horror • Krimi • Kriminalromane für Frauen • Krimis aus Deutschland • Länderkrimi • neuerscheinung 2020 • Psycho • Psychothriller • Rache • Romane für junge Erwachsene • spannende Bücher • spannende Romane • Sweek • Überleben
ISBN-10 3-492-98684-6 / 3492986846
ISBN-13 978-3-492-98684-7 / 9783492986847
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