Killer Rock (eBook)

Thriller

(Autor)

Thomas Wörtche (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2020 | 1., Deutsche Erstausgabe
442 Seiten
Suhrkamp Verlag
978-3-518-76159-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Killer Rock - Andrew Cartmel
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Valerian war eine britische Rock-Ikone der 1960er Jahre, die Leadsängerin der gleichnamigen Band Valerian. Sie hatte sich damals unter tragischen Umständen das Leben genommen, ihr Kind war verschwunden, entführt und getötet, wie viele Leute mutmaßen.
Und jetzt steht plötzlich ein mysteriöser Klient, »the Colonel«, auf der Matte und beauftragt den Vinyl-Detective, das Kind zu finden. Eigentlich nicht sein Job, aber im Hintergrund gibt es eine wertvolle LP als Lockmittel.
Zusammen mit seiner Crew - seiner Freundin Nevada, Kumpel Tinkler und der unwahrscheinlichen Taxifahrerin Clean Head - macht er sich an die Arbeit und gräbt sich tief in die Popgeschichte der Sixties, trifft einen Ex-Gitarristen von Frank Zappa und andere wunderliche Menschen aus der großen Ära des Rocks.
Drogen sind natürlich auch im Spiel, damals wie heute. Das macht die Sache entschieden ungemütlich. Hinzu kommt, dass an dem Schicksal des verschwundenen Kindes nicht nur nette Menschen interessiert sind ...



<p>Andrew Cartmel, geboren 1958. War script editor für die Kult-Serie <em>Doctor Who</em> und andere Erfolgsserien. Theater-Autor, Comic-Szenarist, Stand-up-Comedian und Romancier. Sammler und Jazz-Fan. </p>

1

Die Entdeckung


Mein Freund Tinkler ist ungefähr in meinem Alter, um einiges fülliger als ich, und sein Gesicht erweckt den Eindruck, als wäre er Mitglied irgendeines verruchten Clubs von Cherubim.

Heute war sein Geburtstag.

»Wie meinen?«, fragte er und sah uns an, die Hand theatralisch auf der Brust. »Ein Geschenk, sagt ihr? Für mich? Ihr wusstet, dass heute mein besonderer Tag ist?«

»Du hast es höchstens fünfzigmal erwähnt. Jedenfalls hat Nevada für dich eine Schallplatte in einem Secondhandladen gefunden.«

»Welche denn?«

»Ich weiß nicht. Sie hat sie mir nicht gezeigt.«

»Eine Rarität«, sagte Nevada. »Eine echte Rarität.«

»Dann gib doch her«, sagte Tinkler.

Sie ging ins Schlafzimmer, um die Platte zu holen, die sorgfältig in elegantes schwarz-goldenes Geschenkpapier gehüllt war, kam zurück und reichte sie mir. »Du darfst sie ihm geben«, sagte sie. »Ich habe sie entdeckt und bin für den großartigen Fund verantwortlich, ich hatte die ganze Mühe mit dem Bezahlen und Verpacken und das alles, aber du darfst sie ihm geben.«

Als ich nach der verpackten Schallplatte griff, nahm ich den Hauch von etwas Penetrantem und trotzdem Flüchtigem wahr – einen durchdringenden und muffigen Geruch.

Ich schnupperte daran.

Es war der Geruch einer alten Schallplatte. Genau so roch ein LP-Cover aus Pappe nach ungefähr fünfzig Jahren. Mir wurde flau. »Mein Gott«, sagte ich. »Es scheint wirklich eine Rarität zu sein.«

Nevada sah mich an. »Das erkennst du am Geruch?«

Tinkler riss mir die Platte aus der Hand und packte sie aus. Wobei »auspacken« eine ziemliche Untertreibung war. Er zerrte an dem Geschenkpapier wie der sittlich verwahrloste Gutsherr am Mieder der züchtigen Kammerzofe. Papierfetzen flogen in alle Richtungen.

Nevada sah ihm mit leuchtenden Augen zu. »Ich wusste, dass du sie haben willst, Tinkler, du hast nämlich ein Bild davon an der Wand hängen. Ein gerahmtes Bild vom Cover, an deiner Wohnzimmerwand. So sehr willst du diese Platte.«

Tinkler hielt die LP jetzt in seinen Händen.

Schwer zu sagen, wer mehr überrascht war, er oder ich.

Es war All the Cats Love Valerian, das letzte Album der großen britischen Rockband aus den Sechzigern, die angeblich von allen diesen Katzen geliebt wurde. Valerian war ein Wildfang und die typische Hippiebraut, die splitternackt auf einem Perserteppich in einem Raum voller antiker Möbel lag, auf denen überall Katzen saßen. Es war ein großartiges Foto, das Album war damals tatsächlich wegen Valerians provozierender Nacktheit verboten worden – obwohl ihm ein paar der strategisch platzierten Antiquitäten einen gewissen Anstand verliehen.

Es war eine äußerst seltene Schallplatte.

»Heilige Scheiße«, murmelte Tinkler.

»Der Barde hätte es nicht besser ausdrücken können«, sagte Nevada. Und dann mit Blick zu mir: »Du hast nicht geglaubt, dass es der echte McCoy ist, oder?«

Das stimmte. »Na ja …«

»Zweifle nie an mir«, sagte sie selbstzufrieden, nahm das Cover und studierte es. »Haben die Katzen Valerian tatsächlich geliebt? Sie muss sie jedenfalls geliebt haben, wenn sie so viele hatte. Sofern es ihre waren.«

Ich trat zu ihr. »Nein, es war nur ein Shooting. Der Titel ist ein Wortspiel.«

»Was?«

»Der Titel.«

»Weil?«

»Weil alle Katzen tatsächlich Valeriana officinalis lieben, bekannter als Baldrian. Das ist ein Kraut, Katzen lieben es. Sie sind ganz verrückt danach. Rollen darin herum. Schnüffeln daran. Fressen es.«

»Wie Katzenminze?«, fragte Nevada.

»Ganz genau. Katzenminze und Baldrian sind die Lieblingsdrogen von Katzen.«

»Wo wir von Drogen sprechen«, sagte Tinkler, »habt ihr das gesehen?« Er wühlte in seiner Tasche und zog ein Stück Zeitung heraus. Es war die Titelseite eines Boulevardblattes mit der fetten Überschrift STINKY STANMER KOKAINORGIE.

»Mein Gott«, sagte Nevada.

»Er ist jetzt dein Nachbar, weißt du?«, sagte Tinkler.

»Wie?«

»Er ist im Kloster.« Er nickte in Richtung Fenster und dem dahinterliegenden Garten. Direkt auf der anderen Seite unserer Gartenmauer befanden sich die eleganten weißen Zinnen von Londons führendem Entzugs- und Rehabilitationszentrum für Promis.

Nevada ließ das Zeitungsblatt sinken, das sie aufmerksam studiert hatte. »Was? Wieso ist er nicht hinter Gittern?«

Tinkler schüttelte den Kopf. »Bestimmt war niemand scharf darauf, sich von einem winselnden Promi das Gefängnissystem durcheinanderbringen zu lassen.«

»Kann ich verstehen«, sagte ich.

»Schade«, bemerkte Nevada. »Ich dachte, er müsste in den Knast.« Sie ging auf und ab. Irgendwie nahm sie das persönlich. »Du meine Güte. Er ist gleich nebenan? Wir werden ihn nie los.« Sie warf mir einen Blick zu. »Er wird dauernd hier herumlungern, wird versuchen, mich anzubaggern und deine Ideen zu stehlen und überhaupt allen auf die Nerven gehen.«

Tinkler grinste. »Blitzmeldung. Wenn er auch nur einen Fuß vor die Klosteranlage setzt, ist der Deal hinfällig, und er kommt in ein echtes Hochsicherheitsgefängnis, mit vielen furchteinflößenden Zellengenossen und einer Menge Vergewaltigungen unter der Dusche.«

Das rückte die Sache in ein anderes Licht. Nevada blieb stehen und strahlte.

»Ich mag das Wort ›hinfällig‹«, sagte sie.

* * *

Pflichtgemäß schrieb ich am nächsten Tag einen Beitrag über den epochalen Fund von All the Cats Love Valerian, den ich allein Nevada zugutehielt. Als ich damit fertig war, drückte ich auf Senden, der Blogeintrag war abrufbar. Ich hörte Nevada in der Küche zustimmend grunzen, als sie ihn auf ihrem iPhone las. Dann zog sie im Flur ihre Jacke an und spähte durch die Tür zu mir herein.

»An wem zweifelst du nicht?«

»An dir.«

»Ganz genau.« Sie warf mir eine Kusshand zu und ging. Auf Shopping-Tour. In Second-Hand-Läden.

In gewisser Weise war es meine Schuld.

Ich hatte Nevada mit der Welt der Second-Hand-Läden bekannt gemacht. Auf der Suche nach seltenen Schallplatten wühlte ich regelmäßig sämtliche Läden im Südwesten Londons durch. Das war mein Business. Während sie mich bei dieser Suche oft begleitet hatte, fand sie raus, dass die Geschäfte keine muffigen Höhlen parasitären Insektenlebens waren, für die sie sie gehalten hatte, sondern, ganz im Gegenteil, Fundgruben für spektakuläre Haute-Couture-Teile zu niedrigen Preisen.

Seit wir zusammenlebten, hatte sie sich angewöhnt, sie regelmäßig zu durchstöbern, und kam stets mit einem Paar Louboutin-Sneaker oder einem unglaublich preisgünstigen Lendenschurz oder so was von Dolce & Gabbana zurück.

Ich setzte mich wieder an meinen Blog und ergänzte ein paar Details. Ich fügte ein bisschen Hintergrundinformation über Valerian hinzu, erwähnte jedoch nicht ihr trauriges Schicksal oder was mit ihrem kleinen Sohn passiert war.

Darüber war schon genug geschrieben worden.

Das Telefon klingelte. Es war Nevada. »Es ist Herbst«, sagte sie.

»Ja. Ich hab’s bemerkt.«

»Das ist ideal.«

»Was meinst du?«

»Ich habe eine Idee. Für Tinklers Geburtstagsparty.«

»Ach ja?«, sagte ich. »Verrat sie mir.«

»Es ist eine Überraschung. Auch für dich. Und Clean Head. Für alle.«

»Ich glaube, Tinkler verkraftet nicht noch mehr Überraschungen«, sagte ich.

Ich erwachte mitten in der Nacht, und sofort war mir klar, dass etwas nicht stimmte. Fanny maunzte vorwurfsvoll, als ich mich unter der Decke bewegte. Die kleine Opportunistin hatte sich wegen meiner Körperwärme an mich geschmiegt. Was seltsam war, weil sie seit kurzem Nevada den Vorzug...

Erscheint lt. Verlag 17.2.2020
Reihe/Serie Der Vinyl-Detektiv
Der Vinyl-Detektiv
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 60er Jahre • 70er Jahre • Drogen • Kindes-Entführung • Pop-Geschichte • Psycho-Rock • Sixties • Spannung • ST 4971 • ST4971 • suhrkamp taschenbuch 4971 • Thriller • Vergnüglich
ISBN-10 3-518-76159-5 / 3518761595
ISBN-13 978-3-518-76159-5 / 9783518761595
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