Sehnsucht nach Cane Valley (eBook)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
576 Seiten
MORE by Aufbau Digital (Verlag)
978-3-96797-033-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sehnsucht nach Cane Valley -  Lynne Wilding
Systemvoraussetzungen
8,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Nach dem Tod ihrer Mutter ist die junge Rani gezwungen ihre Heimat in Bombay zu verlassen und zu ihrem Vater nach Südafrika ziehen. Als sie dort den attraktiven Holländer Willem Dewar trifft, verliebt sie sich Hals über Kopf in ihn. Doch Willem ist verheiratet und wird seine Familie niemals für Rani verlassen. In ihrer Not verschweigt Rani Willem ihre Schwangerschaft und nimmt den Heiratsantrag des liebenswerten Graeme Carruthers an, der sie in seine Heimat Australien mitnimmt und dort ein neues Leben mit ihr beginnen will. Doch am Horizont der wilden australischen Landschaft ziehen bald dunkle Wolken auf. Werden Rani und ihr Sohn in Australien glücklich werden oder holen sie die Schatten ihrer Vergangenheit unerbittlich ein?



Lynne Wilding ist in Australien längst als die Königin der großen Australien-Sagas bekannt und erhielt viele Preise für ihre Romane. Lynne Wilding lebt mit ihrer Familie in Arncliff bei Sydney.

KAPITEL 2


WILLEM WICH DEM ANGRIFF in letzter Sekunde aus und die Klinge schlitzte nur sein Hemd auf. Sie schien höllisch scharf zu sein. Der Mulatte schlug mit seiner freien Hand nach Willems Kopf. Der Schlag streifte nur seinen Backenknochen, aber er war so stark, dass Willem aufstöhnte. Die Bewegung brachte den Mulatten allerdings aus dem Gleichgewicht, und bevor er sich wieder fangen konnte, holte Willem mit seiner mit dem Gürtel umwickelten Faust aus und traf ihn am Kiefer. Sein Gegner reagierte mit einem ungezielten Schwinger, der glücklicherweise nur in Willems kräftige Schulter krachte.

Bevor der Mulatte noch einmal mit dem Messer ausholen konnte, rammte ihm Willem die Linke in den Bauch. Der Schlag zeigte jedoch kaum Wirkung, der Mann war wirklich durchtrainiert. Willem war klar, dass er in einem fairen Kampf gegen diesen Mann kaum eine Chance hatte, aber … wer hatte gesagt, dass dieser Kampf fair sein musste? Er ging in die Hocke und tastete nach dem Holzkloben, den er vorher gesehen hatte. Seine Finger fanden ihn. Er hob ihn auf, packte ihn so fest mit beiden Händen, wie das seine Rechte, die immer noch von dem Gürtel umwickelt war, zuließ, und schlug zu.

Das Holz traf den Mulatten an der Schläfe. Er taumelte, und Willem schlug noch einmal zu. Der Mulatte ging in die Knie und Willem setzte ihn mit einem kräftigen Schlag auf den Hinterkopf vollends außer Gefecht. Der Mann sackte mit dem Gesicht voran auf die Pflastersteine. Sofort kauerte sich Willem neben ihn und rollte ihn auf den Rücken. Erleichtert stellte er fest, dass der Mann noch atmete.

Im gleichen Augenblick hallte ein seltsames Geräusch in der dunklen Gasse wider: jemand applaudierte langsam. Willem drehte sich um und begutachtete den verletzten Mann. Sein Gesicht war übel zugerichtet, ein Auge war bereits zugeschwollen und seine Wangen, seine Stirn und sein Hals waren von Blutergüssen und Schrammen bedeckt. Seine Kleider waren an mehreren Stellen zerrissen. Er saß mit überkreuzten Beinen auf dem Kopfsteinpflaster und applaudierte weiter.

»Vielen Dank, junger Mann. Gut gemacht.«

Willem massierte die aufgeschürften Knöchel seiner rechten Hand. Er erkannte den Akzent des Mannes, ein Bure. Er ging auf ihn zu und streckte die linke Hand aus, um ihm auf die Beine zu helfen. Der Mann stand mühsam auf und stützte sich an der Wand ab, um nicht wieder hinzufallen.

»Diese Bestien hätten mich wahrscheinlich umgebracht.«

Willem nickte. Das hatten die Männer offensichtlich vorgehabt, und ohne sein Eingreifen wäre die Tat längst vollbracht gewesen. Er fuhr herum, als einer der am Boden liegenden Männer stöhnte. »Wir sollten schnell von hier verschwinden. Der wacht bald auf und wird nicht besonders glücklich über diesen Ausgang sein.«

»Sie haben Recht.«

Der Mann streckte die rechte Hand in einer Geste der Freundschaft aus: »Mein Name ist Louis Van Leyden. Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar. Sie haben mir das Leben gerettet.«

Willem zuckte mit den Achseln und stellte sich seinerseits vor. »Willem Dewar. Ich hatte einfach Glück.«

Er begutachtete Louis unauffällig, aber gründlich, dann starrte er auf die Männer, die bewegungslos am Boden lagen, und fädelte seinen Gürtel wieder durch die Schlaufen an seiner Hose.

»Wir hatten beide Glück! Bringen wir ein bisschen Abstand zwischen sie und uns.«

Louis stützte sich schwer auf Willem, und sie traten aus der engen Gasse hinaus und befanden sich wieder im Hafen, wo das Leben pulsierte, als sei nichts geschehen. Sie hätten beide ermordet werden können, und niemand hätte etwas gemerkt, bis man ihre Leichen entdeckt hätte. So war es eben auf dem Hafengelände, der gefährlichsten Gegend von Durban, wo genauso viele illegale wie legale Geschäfte getätigt wurden.

»Ich wohne in einem Gasthaus ganz in der Nähe. Kommen Sie mit, dann suche ich jemand, der Ihre Wunden versorgt.«

Louis schüttelte den Kopf. »Leider geht das nicht.« Er zog eine Uhr aus der Innentasche seiner Jacke. »Ich muss innerhalb der nächsten Stunde mit meinem Vater etwas Geschäftliches erledigen. Würden Sie mir dabei helfen, eine Kutsche anzuhalten?«

»Natürlich.«

Kutschen und Einspänner verkehrten hier ständig, luden Passagiere ab und Neuankömmlinge ein. Im Sonnenlicht konnte Willem Louis deutlicher sehen. Er mochte Ende zwanzig sein und war nach der neuesten Mode gekleidet, dennoch waren die Kleider für diese Hitze wesentlich passender als der Aufzug der Engländer im Gasthof. Ein großer Rubinring schmückte seine rechte Hand, mit Juwelen besetzte Manschettenknöpfe hielten seine Hemdsärmel zusammen, und in seiner Krawatte steckte eine goldene Krawattennadel.

Plötzlich überkam Willem die Neugier und er fragte: »Herr Van Leyden, was haben Sie angestellt, um diese Männer so gegen sich aufzubringen?«

Louis’ gebräunte Wangen erröteten. »Nennen Sie mich Louis. Herr Domikan, der Mann, den die Schläger erwähnten, betreibt ein erstklassiges Bordell. Ich hatte für eine ganz spezielle Lady bezahlt, aber in mein Zimmer kam eine andere, die weniger attraktiv war. Nachdem sie und ich das Geschäftliche erledigt hatten, beschwerte ich mich beim Herrn des Hauses und weigerte mich, den vollen Betrag zu zahlen, weil ich der Ansicht war, ich sei in diesem Etablissement nicht anständig behandelt worden. Ich gab ihm einen, wie ich meinte, fairen Betrag und ging. Dabei schwor ich mir, dieses Haus nie wieder zu betreten.«

Seine linke Augenbraue hob sich dramatisch. »Offenbar war Herr Domikan nicht besonders erfreut. Er schickte mir diese Schläger auf den Hals, um mir eine Lektion zu erteilen. Ich dachte, ich hätte sie im Hafen abgehängt, aber sie waren zu gerissen für mich.«

Nur Willems gute Manieren hielten ihn davon ab, über die Geschichte des Mannes zu lächeln. Louis Van Leyden war wirklich ein Narr. Sogar er, der im Vergleich zu ihm nur ein bescheidener Seemann war, wusste, dass man Bordellbesitzer besser nicht herausforderte. Sie waren auf der ganzen Welt dafür bekannt, unerbittlich zu sein. Sowohl den Huren gegenüber als auch im Umgang mit zahlungsunwilligen Kunden.

»Stechen Sie bald wieder in See?«

Jetzt war es Louis, der seine Neugier befriedigen wollte. Ihm hatte ein Blick auf Willems Kleidung und Körperbau genügt, um in ihm einen Seemann zu vermuten.

»Nein. Bis heute Morgen war ich dritter Maat auf der Andover Lady. Aber ich habe genug von der Seefahrt«, gab Willem zu. »In jedem Gasthaus und jeder Kneipe dieser Stadt kursieren die wildesten Gerüchte über einen neuen Diamantenfund. Ich will dort hingehen und mein Glück versuchen.«

Louis sah Willem fragend an und öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen. Dann schüttelte er den Kopf und sagte stattdessen: »Ich habe gehört, dass das Leben bei den Minen ziemlich hart sein soll, aber nach Ihrem Verhalten heute in der Gasse zu urteilen, können Sie ganz gut auf sich selbst aufpassen.«

Willem nickte. »Das habe ich auf See gelernt.«

»Woher stammen Sie, Willem?«

»Amsterdam, Holland. Ich fahre zur See, seit ich vierzehn bin.«

»Wie wunderbar, dass Sie sich das Leben wählen konnten, das Sie führen wollten«, kommentierte Louis, in seiner Stimme schwang Neid mit.

Willem zog ein Gesicht. »Ich weiß nicht, ob man das Glück nennen kann. Es lag hauptsächlich daran, dass ich der jüngste von sechs Brüdern bin und keine Lust hatte, als Schuhabtreter in der Bürstenfabrik meines Vaters zu enden.«

Er sah, dass Louis verständnisvoll lächelte, und dann ertappte er sich dabei, wie er ihm, einem völlig Fremden, die Gründe für sein neues Unternehmen mitteilte: »Ich wollte die Welt sehen, und das habe ich auch getan. Jetzt ist es Zeit, etwas Neues auszuprobieren.«

»Nun, mein Freund, das Diamantensuchen wird mit Sicherheit ganz anders als das Segeln auf den sieben Weltmeeren.« Louis Stimme troff vor Zynismus, was Willem allerdings überhaupt nicht auffiel.

Innerhalb weniger Minuten gelang es Willem, einen zweirädrigen Einspänner anzuhalten. Er half Louis auf den Sitz.

Louis griff in seine Tasche und reichte Willem eine Karte. »Hier, Willem, falls Sie jemals in meiner Gegend sind, dann besuchen Sie mich bitte. Meine Familie wird Ihnen sicher persönlich für den Dienst danken wollen, den Sie ihr erwiesen haben. Ich wünsche Ihnen viel Glück in den Minen.«

Louis’ gab dem Fahrer eine Adresse, und die kleine Kutsche schwankte davon und fuhr in Richtung Innenstadt.

Willem sah sich die Karte an: Louis Van Leyden, Kraaldorf Zuckerplantage & Mühle, Saringal via Esbawe. Lächelnd steckte er sie in seine Hosentasche und machte sich auf den Weg zurück zum Gasthof. Dort deponierte er seinen Seesack und erkundigte sich nach dem Weg zum Square.

 

Zum dritten Mal in ebenso vielen Minuten zog Ella Van Leyden die Spitzenvorhänge des Salons zurück und spähte zum Eingangstor und dem Pfad, der zu dem bescheidenen,...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2020
Reihe/Serie Große Liebe, rotes Land
Große Liebe, rotes Land
Übersetzer Franka Reinhart, Violeta Topalova
Sprache deutsch
Original-Titel King of Cane Valley
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer • Anna Jacobs • Australien • Australien Saga • Barbara Wood • Di Morrissey • Elizabeth Haran • enttäuschte Liebe • Große Liebe • Harmony Verna • Indien • Patricia Shaw • roter Kontinent • Rote Sonne • Sarah Lark • Schicksal • Schiffsreise • Schwanger • Ulrike Renk
ISBN-10 3-96797-033-7 / 3967970337
ISBN-13 978-3-96797-033-3 / 9783967970333
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,9 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die Geschichte eines Weltzentrums der Medizin von 1710 bis zur …

von Gerhard Jaeckel; Günter Grau

eBook Download (2021)
Lehmanns (Verlag)
14,99
Historischer Roman

von Ken Follett

eBook Download (2023)
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
24,99