Volpe und der mörderische Monsignore Paulus -  Meinhard-Wilhelm Schulz

Volpe und der mörderische Monsignore Paulus (eBook)

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2020 | 1. Auflage
155 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-3676-6 (ISBN)
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Dr. Petrescu macht Urlaub in den Dolomiten, um einen hartnäckigen Husten loszuwerden und kehrt in Pozza di Fassa ein. Dort muss er miterleben, wie zwei Damen in den Bann eines auffällig schönen Mannes geraten und später auf mysteriöse Weise ums Leben kommen. Als Petrescu endlich Freund Volpe einweiht, ist der vermeintliche Mörder spurlos verschwunden. Von nun an beginnt die Jagd auf ihn. Von Pozza über Venedig nach Rimini, Riccione und zurück in die Serenissima geht es. Stets ist der in hundert Masken auftretende Schuft Volpe und Petrescu um einen Schritt voraus. Schließlich hat er eine reiche Witwe in seine Gewalt gebracht und ist mit ihr untergetaucht. Volpe weiß, dass es um Leben oder Tod geht und keine Zeit zu verlieren ist, aber als er den Sarg öffnet, in dem die schöne Witwe liegen müsste, blamiert er sich bis auf die Knochen ...

2. Teil: Unheimliches Erlebnis im Walde


Das weltberühmte Val di Fassa scheint nur aus Hotels und Pensionen zu bestehen, zwischen denen hundert Gastwirte und Hoteliers auf Kunden sowie die Ärzte und ihre Helfer auf Patienten lauern. Dazwischen finden sich die unvermeidlichen Läden der Barbieri (Friseure), Heilgymnastik- und Massagepraxen und naturgemäß auch ein volles Dutzend Buden zum Stählen des Körpers, welche ich als moderne Folterkammern bezeichnen möchte.

Das in meinen Augen Anziehendste findet freilich im alten Kurbad statt, wohin es mich Tag für Tag zog, denn dort flanierten die schönen Frauen, die hier zu Gast waren, nur ein Nichts von Zweiteiler am Leib, welcher kaum das Allernötigste bedeckt, um möglichst viele Millionäre oder Filmproduzenten am Angelhaken zappeln zu lassen, nur nicht mich, den einfachen Dottore der Allgemeinmedizin, den Zugereisten aus Romania (Rumänien).

Ich jedenfalls konnte mich, wie der Leser mich ja kennt, kaum an diesen Schönen satt sehen, zwängte mich in meine zu eng gewordene Badehose und zog den Bauch ein. Wie lange war es eigentlich schon her, dass ich ein süßes Mädchen im Arm halten durfte und es mit ihr hatte? In jungen Jahren war ich dreimal hintereinander verheiratet gewesen und dreimal geschieden worden, das war meine ernüchternde Bilanz. Volpe meint, ich solle es wie er machen und lieber ledig bleiben. Er hat gut reden!

Jahre dünkten mir schon vergangen zu sein, obwohl es noch gar nicht lange her war, als ich die eine einzige Nacht mit der entzückenden Biene verbrachte, die ein Auftragsmörder verfolgte: Eines Tages werde ich vielleicht auch noch über diese wilde »Hetzjagd in Venedig« berichten.

Diese bezaubernde Frau war und ist mir unvergesslich geblieben, ja, ich stellte jetzt fest, dass ich das Mädchen immer noch liebte und mich nach ihr sehnte, obwohl sie um einige Jahre älter als ich gewesen war, als sie mich zu Gunsten eines anderen … Schwamm drüber! Ce la vie! Sie ist tot, das sagt alles; zurück in die Ereignisse bei und um Pozza di Fassa.

Die Entfernung von meiner Unterkunft, dem Grand Hotel Dolomiti, bis zum nächsten Forst betrug ungefähr 800 Meter, wenn ich der mit großen unregelmäßigen Steinplatten gepflasterten Promenade folgte. Aber es gab eine Abkürzung, einen Pfad über einen mit Gestrüpp überwucherten Hügel, auf dem ein bizarrer Felsen aus Dolomit wie ein rötlicher Turm in den Himmel spießte, von dessen oberster Plattform man aus einer Schwindel erregenden Höhe die herrlichste Aussicht über die ganze Val di Fassa genießen konnte, sobald man diese ‚Piccola Torre Rossa di Pozza‘ (deutsch: kleiner roter Turm von Pozza) über eine vor über hundert Jahren hinein gehauene Treppe erklommen hatte.

Über den oben genannten Pfad kehrte ich eines Abends nach Hause zurück, erschöpft vom Klettern in den Felsen. Es war später geworden als gewöhnlich, denn unterwegs hatte ich die Gelegenheit beim Schopfe ergriffen und eine der Damen, die da auf Wanderung waren, angequatscht. Eine Zeitlang war sie mit mir Hand in Hand gewandert, bis es mich ins Steile, ins Schroffe zog, wo sie mir nicht mehr folgen mochte und umkehrte.

Sie war eine süße Schmusekatze, ganz nach meinem Geschmack geraten: endlich einmal eine, die wenigstens einen halben Kopf kleiner als ich und nicht unbedingt schlank zu nennen war. Ich schätzte sie auf Mitte Dreißig. Ihre schwarz geringelten Locken hingen bis auf die Schultern herab. Die Kurven oben herum und der Schwung an den Hüften, das alles war aus Volpes strenger Sicht allzu üppig, allzu weiblich ausgefallen und auch sonst nicht von schlechten Eltern. Dazu hatte sie sich in ein um mindestens eine Nummer zu enges rotes Minikleid gezwängt. Den ausladend einladenden Hintern schwenkend, war sie herausfordernd vor mir her stolziert, bis ich sie einholte und begrüßte.

Schon am Vortag hatte sie mir gewisse Blicke, unter schwarz gefärbten Wimpern hervorschießend, zugeworfen und fand offenbar großen Gefallen an mir, obwohl ich bekanntlich von eher kleiner und gedrungener Statur bin und wenig Ähnlichkeit mit einem Adonis habe. Vergnügt plaudernd waren wir danach durch den schönen Ort flaniert, bis es mir gelungen war, sie erfolgreich zum Schwimmen einzuladen.

Arm in Arm hatten wir uns über die bequeme Treppe hinunter ins angenehm warme Elixier des Thermalbades gestürzt, wo sie mir um den Hals fiel, um mich abzuküssen und meinen Händen unter Wasser freies Spiel zu gewähren, wenn sie sich unter den störenden Stoff des stramm sitzenden Badeanzugs hinein ins Reich der beiden weichen und sanften Hügel verirrten.

Schon hatte ich mir vorgenommen, sie auf mein Zimmer zu bugsieren, aber ach! Das verdammte Schicksal hatte es nicht gut mit mir gemeint, und die Hoffnungen, die ich mir in meiner Dummheit gemacht hatte, zerstoben wie der Staub der Sahara im glühheiß fauchenden Scirocco.

Während nämlich die Sonne bereits tief über dem Horizont stand und die Dolomiten im unvergleichlichen Alpenglühen aufleuchten ließ, versuchte ich mich nicht länger als Klettermaxe und gelangte an den Waldrand, wo die Zuckerpuppe auf mich warten sollte, welche im gleichen Grand Hotel wie ich logierte, und da stand sie denn auch wirklich.

Schon wollte ich zu ihr eilen, da trudelte vor meinen sich weitenden Augen eine Luxuslimousine mit Chauffeur ein, ein echter riesiger Rolls Royce-SUV und hielt auf dem gekiesten Weg am Rand des Waldes an. Ein vornehmer Herr entstieg ihr, ein bärtiger Riese, gewaltig wie Herkules, auch wenn er seine Keule vergessen hatte, so breit wie ein doppeltüriger Kleiderschrank, mit Pranken statt Händen und Armen so dick wie meine Oberschenkel. Wie eine nordische Eiche ragte er seine rund 1, 90 Meter empor. Er reckte und streckte sich noch zusätzlich und gähnte herzhaft dabei, nachdem er ausgestiegen war.

Das mollige Püppchen aber, auf das ich so scharf war, fiel ihm um den Hals. Wie mir siedend heiß bewusst wurde, war meine Angebetete längst in festen Händen und mit einem Mann verbandelt, dem ich besser aus dem Weg gehen sollte. Gebe Gott, dass ihm die Klatschtanten nichts von unserem verliebten Stelldichein im Thermalbad erzählten!

Nachdem man sich gründlich abgeküsst hatte, nahm er sie am Patschhändchen und zog sie mit sich fort. Im Weggehen warf er mir unter düster herunter gezogenen Augenbrauen einen verächtlichen, ja, einen feindseligen Blick zu und petzte die Lippen dabei zum Strich zusammen, ganz so, als wollte er mir sagen:

»Wenn ich wollte, du lächerlicher Zwerg da unten, dann könnte ich dich zwischen Daumen und Zeigefinger zerquetschen. Glaube mal bloß nicht, ich hätte keine Ahnung von deinen Plänchen! Ich kenne sie. Ich durchschaue dich, du Ferkel, du Missgeburt. Daher Pfoten weg von meiner Braut, oder ich bringe dich um!«

Während ich geschockt Maulaffen feil hielt, lupfte er die Mollige vom Boden und trug mein Mädchen, als wäre sie leichter als eine Feder, auf und davon und setzte sie in die chromblitzende Edelkarosse hinein, während ich den ewigen Schwur leistete, mich fortan von der gefährlichen Frau fern zu halten, dem allmächtigen Gott dafür dankend, dass ich die Blume noch nicht gepflückt hatte, denn wer weiß, ob ich es überlebt hätte, wenn sie der Goliath in meinen Armen erwischt hätte. Während das Auto leise davonsummte und mir die Puppe auf immer und ewig aus den Augen schaffte, war die Dämmerung hereingebrochen.

Hastig begab ich mich auf den Trampelpfad, um nur ja nicht zur Cena (Abendessen) zu spät zu kommen, denn mein Magen begann zu knurren. Dort umfing mich die düstere Einsamkeit des Forstes mit seinem geheimnisvollen Wispern und Raunen der Tannen und Fichten, entzog mich Raum und Zeit und ließ mich in seinen unheimlichen Bann geraten.

An den Philosophen Seneca musste ich jetzt im Halbdunkel zwischen den Säulen der Baumstämme denken, der einst schrieb, hier in der Stille und Feierlichkeit des Waldes müsse man das Walten Gottes erkennen oder wenigstens erahnen, von welcher Sokrates, Vater der Philosophie, schon oft gesprochen hatte.

Es war bereits stockfinster geworden. Gebrochen rieselte das bleiche Mondlicht durch die Zweige und ließ wie Gespenster hell aufleuchtende Flecken unstet über den grasigen Grund wandern. Eine höchst seltsame Atmosphäre umfing mich, eine brodelnde Mischung von Glück und Grauen.

Auf einmal hatte ich es nicht mehr eilig, ohne dass ich wüsste, warum. Ich schlenderte lässig voran und hockte mich schließlich seltsam müde und dennoch hellwach auf den Stamm eines umgestürzten Baumes am Rande des Weges, um den im Mondschein darunter wimmelnden schwarzen Ameisen zuzusehen, die in endlosem Zug knisternd auf ihrem in den Boden gefrästen Bahnen daher eilten, auf und ab wie Autos auf einer vielspurigen Straße.

Manche krabbelten mit erbeuteten Insekten in den Kieferzangen daher, andere schleppten Fichtennadeln mit sich. Scheinbar sinnlos, ohne Ziel und wie ferngesteuerte Roboter, strebten sie in beide Richtungen, unaufhörlich, Tausende und Abertausende.

Noch rief ich mir die eindrucksvollen Worte des weisen Römers ins Gedächtnis, da drangen, widerwärtig störend, Stimmen aus dem Munde von Menschen in meine gequälten Ohren und fetzten das feierliche Schweigen des Waldes in Stücke.

Es war das erregte Reden eines Mädchens und die gebietend sonore Stimme eines Mannes in den besten Jahren. Dazwischen zischte immer wieder ein seltsam klatschendes Geräusch durch den Wald, auf welches jedes Mal schrill ein hysterisches Aufkreischen folgte, ganz so, als ob jemand mit der flachen Hand auf das bloß liegende Fleisch einer zarten Frau schlüge.

Ich ließ meine Augen jetzt, wie man so sagt, aus den Höhlen quellen, um zu erkennen, was sich da abspielte und spähte in die wie Gespenster sich...

Erscheint lt. Verlag 27.1.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7389-3676-9 / 3738936769
ISBN-13 978-3-7389-3676-6 / 9783738936766
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