G. F. Unger Sonder-Edition 183 (eBook)

Das letzte Aufgebot

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
80 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9234-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

G. F. Unger Sonder-Edition 183 - G. F. Unger
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Wir waren weiß Gott ein mieser Haufen. Wir ahnten schon, dass es für einige von uns keine Grabreden und Abschiedsgebete geben würde. Aber wir ritten weiter, denn John Highmaster hatte uns pro Tag fünfzig Dollar versprochen. Und diese Dollars ließen uns vergessen, dass wir Highmaster mehr hassten als die Männer, die wir verfolgten ...

Das Nest hieß Raton, aber es hatte nichts mit dem Raton Pass zu tun, über den man von Colorado her nach Fort Union in New Mexico gelangen konnte. Unsere Stadt Raton lag viel weiter südlich, kein Tagesritt mehr von der Grenze entfernt.

Eigentlich hätte Raton nicht Raton, sondern Highmaster heißen müssen. Denn John Highmaster war hier ganz und gar dominierend. John Highmasters Schatten lag über dem ganzen Lande. Ihm gehörte alles – auch die Seelen der meisten Menschen.

Damals, als die Dons mit ihren gepanzerten Soldaten aus dem Aztekenlande kamen, da entstand Raton. Seitdem war es einige Male von allen Menschen verlassen und aufgegeben worden. Aber immer wieder erwachte es zu neuem Leben.

Diesmal war John Highmaster der Mann, der hier die großen Schritte machte, und er war in den vergangenen zehn Jahren ganz hübsch vorangekommen. Er hatte sich sein Königreich geschaffen. Die Hauptstadt war Raton.

Und mich hatte er zum Sheriff gemacht.

Eines Tages hatte er mich kommen lassen, mir einen Blechstern zugeworfen und dabei gesagt: »Steck dir das Ding an, Mike Shannon. Du bist jetzt Sheriff im Raton-Bezirk. Du vertrittst jetzt das Gesetz. Und damit es keine Zweifel gibt, Mike, das Gesetz bin ich. Weißt du, ich habe es jetzt geschafft. Ich bin der Boss hier im Lande. Mein Einfluss reicht nicht nur bis nach Santa Fé, sondern bis nach Washington. Der Bundesregierung ist es recht, dass hier so nahe an der Grenze ein starker Mann sitzt. Aber ich kann deshalb nicht mehr so ganz nach meinem eigenen Gutdünken selbst die Dinge regeln. Dies muss jetzt von einem Sheriff getan werden. Denn der Sheriff vertritt immer das Gesetz. Und damit ist alles gesetzlich. Hast du mich verstanden, Mike Shannon?«

Ich musste grinsen. So einfach also war John Highmasters Philosophie. Er hatte eine unnachahmliche Art, die Dinge zu vereinfachen.

Aber er hätte es noch einfacher sagen können, nämlich so: »Pass auf, Mike Shannon, ich bin jetzt nicht nur in Santa Fé, sondern auch in Washington bekannt. Ich darf keine krummen Dinger mehr machen. Dann verblassen die schwarzen Flecken auf meiner Weste langsam. Ich brauche einen Burschen, der für mich die schmutzige Arbeit verrichtet. Deshalb mache ich dich zum Sheriff.«

Aber ganz so drastisch wollte er es wohl doch nicht sagen. Doch ich wusste, dass es so gemeint war.

Ich nahm den Stern und steckte ihn mir an. Denn dieser Job erschien mir besser als mein bisheriger. Ich war bei ihm Vormann gewesen. Nun war ich Sheriff, und ich wusste, dass er mein Gehalt verdoppeln würde.

Ich war kein Heiliger. Ich hatte den Krieg hinter mir, war lange genug in der miesen Zeit danach als Satteltramp herumgeritten. Ich hatte Silber aus Mexico geschmuggelt, Rinder und Pferde gestohlen und ein paar andere Dinge getan, um mich über Wasser zu halten. Dann war ich Cowboy bei Highmaster geworden und bald zu einem seiner Vormänner aufgestiegen. Jetzt war ich Sheriff. Und es gefiel mir.

Als der Stern an meiner Hemdtasche blinkte, nickte ich und sagte: »Yes, Sir! Es ist in Ordnung. Nur eines müssen Sie wissen. Wenn Sie eine Sache von mir verlangen, die ich mit meiner persönlichen Ehre nicht unter einen Hut bringen kann, dann werfe ich Ihnen den Stern vor die Füße.«

»Ich weiß«, sagte er. »Du gehörst zu jenen Texanern, die gut zu Pferden und Hunden sind, jede Frau beschützen möchten und jedem Gegner eine faire Chance geben müssen – ich weiß, Mike Shannon. Weißt du, ich habe mir eine Menge zusammengeraubt. Aber jetzt will ich es mit Hilfe des Gesetzes erhalten. Das ist doch der natürliche Weg, nicht wahr?«

Ich grinste, und ich wusste, dass man von ihm eine Menge lernen konnte. Er war ein erfahrener Geier und mit seinen fünfzig Jahren gut zwanzig Jahre älter als ich. Er konnte altersmäßig mein Vater sein.

Irgendwie dachte man auch bei seinem Anblick an einen Geier. Er war groß und hager, an den Hüften dicker als oben seine Schultern breit – und sein fast haarloser Kopf saß auf einem dürren, faltigen Hals. Seine Nase war wahrhaftig wie ein Geierschnabel.

Doch seine wasserhellen Augen waren hart, kalt und klug. Er strömte einen zwingenden Willen aus. Und mit seinem Revolver konnte er umgehen wie einer der ganz großen Revolvermänner. Auch im Sattel war er erstklassig.

Als ich ging und in den schattigen Innenhof trat, in dem ein Springbrunnen plätscherte und es eine Menge Grün und allerlei schöne Gewächse gab, traf ich auf Virginia Highmaster.

Sie war John Highmasters schönste und größte Eroberung, sein prächtigster Besitz. Seit etwa einem halben Jahr gehörte sie ihm, aber es schien so, als wäre sie schon immer die Herrin dieser schönen Hazienda gewesen, auf der Highmaster residierte wie ein King auf einem Schloss.

Virginia Highmaster war jünger als ich.

Aber sie gehörte Highmaster.

Ich zog meinen Hut. Und sie lächelte und sagte: »Ich habe Ihnen dort etwas Limonade bereitstellen lassen, Sheriff. Ich freue mich, dass Sie jetzt unser Sheriff sind.«

Sie führte mich zu einem Tisch im Garten. Ich trank höflich ein paar Schlucke Limonade. Und dabei sah ich Virginia an.

Sie hatte mir von Anfang an gefallen. Sie war jung und schön, dunkelhaarig, blauäugig und hatte ein paar Sommersprossen auf der Nase.

Ich fragte mich wieder einmal mehr, wie solch ein Geier diesen schönen Paradiesvogel bekommen konnte. Es konnte nur an seinem Geld liegen.

Sie erwiderte meinen Blick auf eine Art, die mir irgendwie sagte, dass es ihr recht war, von mir so angesehen zu werden. Es ging etwas von ihr aus, was mich irritierte. War sie vielleicht keine feine und tugendsame Lady? Es gab in ihren Augen und um ihre Mundwinkel einige Spuren von Härte. Sie hatte wahrscheinlich nur gut verstanden, sich einzurichten in dieser Welt, und es war ihr gewiss nichts mehr fremd.

Ich begriff an diesem Nachmittag, dass sie Wert darauf legte, sich mit mir besser bekannt zu machen und gut zu stellen. Sie wollte mich spüren lassen, dass sie eine Frau war, wie ich keine andere auf hundert oder tausend Meilen in der Runde würde finden können.

Ich verabschiedete mich höflich, denn ich musste annehmen, dass wir nicht unbeobachtet waren.

Aber als ich dann von Highmasters Hauptquartier nach Raton ritt, da war Virginia in meinen Gedanken – und wohl auch schon in meinen Sinnen. Es war etwas von ihr ausgegangen und übergesprungen. Es hatte mich berührt. Ich hatte sie nun wohl noch lange in meinen Gedanken.

Nach einer halben Meile hielt ich an und blickte zurück.

Da lag die alte Hazienda – alt, weil sie schon von den Spaniern gebaut worden war und spanischen Hidalgos als Sitz gedient hatte. Sie war nur immer wieder erneuert worden im gleichen Stile, ausgebessert und vervollkommnet.

Ja, sie war wie das Schloss eines Königs.

Und er hatte mich zu seinem Sheriff gemacht.

Was würde nun kommen?

Oh, ich hatte mir noch nie große Gedanken über das gemacht, was vielleicht mal kommen würde. Ich nahm alles, wie es kam.

Und es kam schnell!

Ich hatte die nächsten drei Tage dazu benutzt, mir in Raton ein Haus auszusuchen, als Büro einzurichten und vom Schmied in einem der hinteren Räume drei Gitterkäfige einbauen zu lassen.

Ich stellte Paco Juarez als Gehilfen ein, denn ich brauchte jemanden, der die dann und wann zu erwartenden Gefangenen betreuen und auch manchmal ausfegen würde. Paco war nur zur Hälfte mexikanischer Abstammung, und er konnte blitzschnell fünf Wurfmesser auf sechs Schritte in eine Spielkarte werfen. Auf zwölf Schritte traf er damit immer noch einen sich bewegenden Mann. Paco konnte auch Pferde und Rinder stehlen – und auf der Gitarre war er eine große Nummer.

Paco war zufrieden mit seinem neuen Job, denn er glaubte, dass er nun das Herumlungern gut bezahlt bekommen würde. Dreißig Dollar waren auch eine Menge Geld. Ein Spitzencowboy musste dafür schwer arbeiten. Die meisten Cowboys bekamen nur zwanzig Dollar.

Aber ich wollte ja erzählen, was dann plötzlich so schnell kam.

Es war zuerst mal ein hartbeinig aussehender Hombre, der von irgendwoher nach Raton kam und sich alles genau ansah. Dann machte er es sich im Saloon bequem und ging manchmal hinüber in das Hotel-Restaurant, um dort zu speisen.

Nach Raton kamen viele Reiter und Fahrzeuge. Die Stadt war nun mal auf fünfzig Meilen in der Runde der Nabel dieser Welt und für die Leute wichtiger als Washington. Also kamen immer wieder Fremde.

Aber dieser eine Hombre fiel mir von Anfang an auf. Ich spürte auch, dass er mich nicht aus den Augen ließ, sobald ich auf die Straße trat oder durch die Stadt ging. Dieser Hombre saß drinnen im Saloon am Fenster oder auf der Veranda und wartete wie ein Wolf vor dem Kaninchenloch.

Auf was wartete er?

Oh, es gab immer wieder Burschen, die hier aus Faulheit herumlungerten, solange sie Geld besaßen. Aber dieser Bursche lungerte nicht herum. Er wartete.

Am zweiten Tage setzte ich mich neben ihn auf die Saloonveranda und drehte mir erst eine Zigarette.

Dann fragte ich: »Woher kennen wir uns, mein Guter?«

»Ach«, sagte er, »ich habe ein Dutzendgesicht. Mich kann man leicht mit anderen Männern verwechseln. Vor einigen Wochen passierte es mir sogar, dass ein Mädel mich für den davongelaufenen Bräutigam hielt. Wir kennen uns nicht, Sheriff. Aber ich begreife, dass Sie gerne wissen möchten, was ich hier tue und wie ich heiße. Nun, ich bin Jim Miller, komme von Colorado und habe mich sofort in diese alte Stadt verliebt. Vielleicht bleibe ich noch eine Weile,...

Erscheint lt. Verlag 18.2.2020
Reihe/Serie G. F. Unger Sonder-Edition
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-7325-9234-0 / 3732592340
ISBN-13 978-3-7325-9234-0 / 9783732592340
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