Jerry Cotton 3269 (eBook)

Ich und die Mafiaprinzessin

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9269-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton 3269 - Jerry Cotton
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Abschiebung - ein Job, den kein Polizist gerne übernahm. Doch im Fall von Tiziana di Lucca war unser Auftrag allzu berechtigt. Denn die schöne Sizilianerin war Mitglied der Cosa Nostra, und ihr sollte in Italien der Prozess gemacht werden. Leider hatte der New Yorker Gangsterboss Gregory Orlando alias »Don Gregorio« etwas dagegen, dass die Mafiaprinzessin die USA verließ, denn sie wusste allzu viel über seine verbrecherischen Geschäfte. Und so hetzte er uns Carlo Galante auf den Hals, seinen Mann fürs Grobe, dessen mörderisches Vorgehen schon an Wahnsinn grenzte ...

»Man kann doch über alles reden«, versuchte sie es noch einmal, niedergeschlagen jetzt.

»Kann man«, antwortete ich und wollte hinzufügen, dass es nichts nützte. Doch ich kam nicht dazu. Ein schmetternder Schlag erschütterte den Bootsrumpf.

»Runter!«, rief Phil.

Gemeinsam packten wir zu, rissen Tiziana auf den Kajütboden.

Sie schrie vor Schreck. Ihre Handschellen klirrten, als sie zwischen uns auf dem Hartholz landete. Geistesgegenwärtig hatte sie den Kopf an die Brust gezogen. Sie wusste, wie man hinfallen musste, wenn man sich nicht wehtun wollte.

Phil und ich kauerten uns über sie. Was auch geschehen mochte, wir beschützten die Sizilianerin mit unseren Körpern, ohne Rücksicht auf unser eigenes Leben. Denn das war unser Auftrag, und das hatten wir einst in unserem Diensteid geschworen: Menschenleben ohne Ansehen der Person zu retten.

Die beiden Innenborder des Patrouillenboots brüllten auf. Mächtiger Schub drückte das Heck abwärts und hob den Bug an.

Tiziana lag unter uns in Embryohaltung wie ein hilfloses Kind. Sie hatte das Gesicht nach oben gedreht, zu uns. Ihre Augen waren von Angst erfüllt, hatten allen Glanz verloren.

Es tat mir in der Seele weh, sie so sehen zu müssen. Ein Blickwechsel mit Phil zeigte mir, dass er genauso empfand. Und wir hassten diesen Job beide. Viel lieber hätten wir Tiziana an einem angenehmeren Ort kennengelernt. In der Bar eines der noblen Clubs in Manhattan. An einem Strand von Long Island. Oder im Foyer eines Kinos.

Und viel lieber hätten wir um die Wette mit ihr geflirtet. In einem fairen Wettstreit um ihre Gunst hätte dann einer von uns gewonnen. Derjenige natürlich, für den sie sich entschied. So hätte es laufen können, wenn sie nicht den Hintergrund gehabt hätte, den sie hatte.

Der Bootsführer, ein Lieutenant, gab dem Rudergänger knappe Instruktionen. Dann wandte er sich ab und verließ den Kommandostand. Er trug ein Headset mit daumengroßem Kopfhörer und Bleistiftmikro. Geduckt, mit wenigen Schritten, eilte er zu uns herüber. Im selben Moment wurde es draußen auf dem Wasser laut.

Hinter uns erwachte geballte Maschinenkraft zu donnerndem Leben. Die Einsatzreserve der Coast Guard trat in Aktion. Mindestens drei Patrouillenboote waren es, die ihr Versteck in einer Bucht an der Landseite verließen. So war es vorgesehen, laut Einsatzplan. Wir waren auf alles vorbereitet, obwohl wir nicht wirklich damit gerechnet hatten, dass jemand leichtsinnig genug war, einen Angriff zu riskieren.

Jetzt wussten wir es besser.

Und wieder traf ein Schmetterschlag unser Boot.

Der Lieutenant wirkte ruhig. Er ging neben uns in die Knie. Sein Namensschild wies ihn als Daniel Murphy aus. Er war dunkelhaarig, hatte blaue Augen und trug einen gepflegten Vollbart. Ich schätzte ihn auf Ende Zwanzig.

»Sprenggeschosse«, sagte er und deutete mit dem Zeigefinger nach oben, auf die Panzerglasscheiben der Kajütfenster. Zwei der rundeckigen Quadrate waren mit einem spinnenfaserigen Muster und schneeballförmigem Weiß in der Mitte ausgefüllt.

Unser Boot wendete in einem weiten Bogen. Im selben Moment hörten wir, wie die anderen Patrouillenboote an uns vorbeizogen. Die Crews eröffneten das Feuer. Bordkanonen hämmerten. Schnellfeuergewehre peitschten.

»Angreifer geortet?«, fragte ich militärisch knapp.

»Positiv, Sir.« Murphy deutete mit dem Daumen über die Schulter, nach Backbord. »In der Kommandozentrale haben sie alles auf dem Schirm. Die Angreifer sitzen auf der Landzunge, etwa auf gleicher Höhe mit uns. Zwei Mann, gut getarnt, gute Deckung, mit einer Maschinenkanone auf Lafette.«

»Bricht hier der Krieg aus?«, wunderte sich Phil.

»Die Mafia kehrt zu ihren gewalttätigen Wurzeln zurück«, sagte ich grimmig, und auf einmal sah ich Tiziana mit anderen Augen. Sie war nicht länger das verletzliche, schutzbedürftige Reh. Sie war der Auslöser dieses Teufelstanzes, denn ihre Welt war so rau und so grausam wie die härteste Männerwelt.

»Wir ziehen uns in die Bucht zurück, wie vorgesehen«, erklärte Lieutenant Murphy. »Die Kollegen haben die Lage im Griff. Aber was, in aller Welt, bezwecken diese Angreifer?«

»Sie haben erreicht, was sie wollten«. antwortete ich. »Sie haben uns daran gehindert, Tiziana außer Landes zu bringen. Und jetzt werden sie sie im Auge behalten und bei passender Gelegenheit töten.«

Lieutenant Murphy rückte seinen Kopfhörer zurecht und sah Phil und mich an. »Ich höre gerade, dass die Kollegen ein Boot auf dem Radar haben – auf der anderen Seite der Landzunge. Es bewegt sich von uns weg.«

Ich brauchte keine Sekunde, um meinen Plan zu entwickeln. Ich erläuterte ihn mit knappen Worten.

Phil und der Lieutenant hörten zu und starrten mich ungläubig an.

Die schwarzgekleideten Männer umringten Carlo Galante auf dem Achterdeck der schnittigen Bayliner-Cruiser-Yacht. Abwechselnd blickten sie nach unten und nach oben. Unten war der Bildschirm des Steuergeräts, das Galante auf den Knien hielt. Oben stieg die Drohne auf hundert Fuß. Zügig schwirrte das kleine, sechsrotorige Fluggerät davon. Es erreichte die Höhe der Landzunge.

Galante war ein Muskelberg von einem Mann. Enge Jeans und ein weißes T-Shirt unterstrichen seinen athletischen Körperbau. Kurz geschnittenes schwarzes Haar bedeckte seinen kantigen Schädel wie eine Matte. Seine dunkelblauen Augen fixierten das Display hochkonzentriert, während er die beiden winzigen Steuerknüppel so feinfühlig bediente, als wären sie aus sprödem Glas.

Der Rudergänger lenkte die Yacht mit langsamer Fahrt von dem lang gestreckten Landstreifen weg und nahm Kurs auf den offenen Long Island Sound. Im Maschinenraum unter den auf Edelglanz polierten Mahagoniplanken des Achterdecks wummerten die beiden Mercury-Innenborder mit verhaltener Kraft.

»Verdammt, was wird das denn?«, fluchte Galante plötzlich. »Kriegen die denn gar nichts mit?«

Die vier Schwarzgekleideten mussten nicht nachfragen, was er meinte. Der relativ kleine Bildschirm gab die Aufnahme der Drohnenkamera mit brillanten Farben und gestochen scharf wieder.

Ein High-Definition-Bild im Fernseher hätte nicht besser sein können. Die beiden Bediener der Hotchkiss-Maschinenkanone trugen die gleichen schwarzen Kampfanzüge wie die Männer an Bord des Bayliners. Ihre Stellung hatten sie hinter brusthohen Mauerresten der Ruine eines ehemaligen Leuchtfeuerhauses eingerichtet.

Das Tarnnetz, das sie über die Hotchkiss und das Mauerwerk geworfen hatten, bewegte sich zuckend auf und ab. Es sah aus, als würden unsichtbare Finger an dem olivgrünen Netz zupfen. Der Geschützbediener und der Gurtzuführer blieben unbeirrt, feuerten weiter auf das Patrouillenboot, das in diesem Moment wendete und auf die Mündung einer Bucht am jenseitigen Ufer zuhielt.

Die Sprenggeschosse verursachten nicht mehr als weiße Flecken auf dem Panzerglas und Dellen auf dem grauen Rumpf des Coast-Guard-Boots. Dass es den Rückzug antrat, bedeutete nicht viel – angesichts der Übermacht von drei weiteren Einsatzbooten, die aus ihrem Bereitstellungsraum in der Bucht hervorgebrochen waren.

Und die Besatzungen feuerten aus allen Rohren – mit Bordgeschützen auf Lafetten und Gewehren im Schulteranschlag. Dass es sich keineswegs nur um Schnellfeuergewehre handelte, stellte Galante fest, ohne zweimal hinsehen zu müssen.

»Runter! Scharfschützen!«, schrie er den Bildschirm der Fernsteuerung an, als würden die beiden Männer ihn hören können.

Doch sie kriegten nichts mit, und als die Geschosse, die am Tarnnetz zupften, tiefer lagen, war es auch schon zu spät.

Der Hotchkiss-Schütze wurde von der vollautomatischen Waffe weggerissen und von der Wucht des Einschusses herumgewirbelt. Wankend stürzte er zu Boden. Den Gurtzuführer schleuderte es nach hinten, ins wuchernde Gestrüpp.

Sekundenlang waren Galante und seine Männer wie erstarrt. Dann erkannten sie, dass sich ihre Gefährten in der Geschützstellung noch bewegten. Einzig Galante war darüber nicht erleichtert.

»Diese Schweinehunde«, knurrte er. »Das haben sie mit Absicht gemacht.«

»Wer? Was?«, fragte einer der Männer irritiert. Die anderen sahen ihren Anführer stirnrunzelnd an.

»Die verdammten Scharfschützen«, antwortete Galante dumpf, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden. »Die haben sie absichtlich am Leben gelassen. Damit sie wieder ein paar Zeugen zum Ausquetschen haben.« Er gab einen zornigen Laut von sich. »Aber das lässt sich ausbügeln. Wenn wir erst mal wissen, in welchem Gefängnishospital sie liegen.«

Die Männer pressten die Lippen zusammen, doch sie ließen sich nicht anmerken, wie geschockt sie waren. Die Einschätzung, dass sie vor diesem Mann auf der Hut sein mussten, bestärkte sich. Galante war ein Emporkömmling, einer, der es geschafft hatte, durch ein paar erfolgreiche Coups die Gunst der Bosse zu erlangen.

So war er vom Zuträger zum Vollmitglied der Mafiafamilie Orlando geworden. Aber das reichte ihm nicht. Er wollte nach oben. So schnell wie möglich. Um das zu schaffen, würde er buchstäblich über Leichen gehen – auch in den eigenen Reihen. Letzten Endes konnten ihm tote Zeugen nicht gefährlich werden.

Keiner der Männer wagte es, einen Kommentar abzugeben. Und Galante war mit seinen Gedanken längst weiter, steuerte die Drohne hinter dem Patrouillenboot mit Tiziana di Lucca an Bord her. Die Einmündung der Bucht erweiterte sich im Aufnahmewinkel der Drohnenkamera.

Ein kleines, wendiges Schnellboot vom Typ »Safe 25« löste sich von der...

Erscheint lt. Verlag 11.2.2020
Reihe/Serie Jerry Cotton
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7325-9269-3 / 3732592693
ISBN-13 978-3-7325-9269-2 / 9783732592692
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