Der Bergdoktor 2010 (eBook)

Der Hexentrunk
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9164-0 (ISBN)

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Der Bergdoktor 2010 - Andreas Kufsteiner
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Im Zillertal hält man auf alte Traditionen. Der Hexenlauf zu Fasching ist eine, die man ganz besonders schätzt. Immer wieder finden sich junge Mädchen zusammen, die sich die 'Hexen vom Hexenstein' nennen und entsprechend verkleiden.
Das Fest startet mit einem Skirennen, dem 'Hexenlauf', später findet dann eine zünftige Hüttenparty statt. Neben Krapfen und allerlei Schmankerln gibt es vor allem den sogenannten 'Hexentrunk', dessen Rezept sorgsam geheim gehalten wird. Allerdings werden dem Gebräu in der Vergangenheit die seltsamsten Nebenwirkungen nachgesagt: Burschen, die eher wankelmütig waren, verliebten sich Hals und Kopf und bestellten bald darauf das Aufgebot. Und es besteht auch kein Zweifel darüber, dass etliche Kinder dem 'Hexentrunk' ihr Leben verdanken.
Doch was in diesem Jahr passiert, das gab es noch nie und sorgt für mächtig Aufregung im Dorf ...

Der Hexentrunk

Dr. Burger und ein unheimlicher Brauch

Von Andreas Kufsteiner

Im Zillertal hält man auf alte Traditionen. Der Hexenlauf zu Fasching ist eine, die man ganz besonders schätzt. Immer wieder finden sich junge Mädchen zusammen, die sich die „Hexen vom Hexenstein“ nennen und entsprechend verkleiden.

Das Fest startet mit einem Skirennen, dem „Hexenlauf“, später findet dann eine zünftige Hüttenparty statt. Neben Krapfen und allerlei Schmankerln gibt es auch den sogenannten „Hexentrunk“, dessen Rezept sorgsam geheim gehalten wird. Allerdings werden dem Gebräu in der Vergangenheit die seltsamsten Nebenwirkungen nachgesagt: Burschen, die eher wankelmütig waren, verliebten sich Hals und Kopf und bestellten bald darauf das Aufgebot. Und es besteht auch kein Zweifel darüber, dass etliche Kinder dem „Hexentrunk“ ihr Leben verdanken.

Doch was in diesem Jahr passiert, das gab es noch nie und sorgt für mächtig Aufregung im Dorf …

„Endlich! Wir haben schon gedacht, wir müssten ohne dich gehen!“, rief Tessa aus und fiel ihrem Vater um den Hals, kaum, dass er das Doktorhaus betreten hatte.

Dr. Burger war unerwartet zu einem Notfall auf einen abgelegenen Hof gerufen worden, und die ärztliche Betreuung hatte sich als langwierig und anstrengend erwiesen. Doch jetzt war die junge Mutter, die ihr erstes Kindl etwas vorzeitig bekommen hatte, außer Gefahr, und das Neugeborene war kräftig und gesund.

Hatte er sich bei der Heimfahrt noch erschöpft gefühlt, so belebte ihn sein Familienleben sofort wieder. Dabei herrschte im Wohnzimmer ein wildes Durcheinander von Fastnachtsmasken, Kostümen, Schminkutensilien, Hüten und was sonst noch zum Verkleiden dazu gehört. Rauhaardackel Poldi trug eine Rolle mit Fastnachtsschlangen im Maul herum, Konfetti wirbelte durch die Luft. Aber Dr. Burger liebte seine umtriebige Familie, die ihn die Schattenseiten seines Berufs vergessen ließ.

Er küsste seine Frau, die mit einem federgeschmückten, großrandigen Hut kaum wiederzuerkennen war.

„Endlich etwas Abwechslung! Wie schön, einmal eine geheimnisvolle Fremde küssen zu dürfen“, neckte er sie.

„Nimm dich in Acht“, raunte Sabine an seinem Ohr.

Tessa machte sich wieder bemerkbar, um ihrem Vater ihre Kostümierung vorzuführen. Sie trug zwei Teufelhörnchen in ihren schwarzbraunen Locken, die ihr den Kosenamen „Schneckerl“ eingebracht hatten, aber gleichzeitig schwang ein rosa Tüllröckchen um ihre Hüften.

„Ja, so etwas“, meinte Martin Burger, „halb Teufelchen, halb Prinzessin. Wie ist denn das gekommen?“

„Da ist die rote Rita dran schuld“, meinte Philipp, der Filli genannt werden wollte.

Er war drei Jahre jünger als seine fast neunjährige Schwester, und hatte den blonden Haarschopf und die braunen Augen von seiner Mutter geerbt. Rita, Tessas Freundin, mochte er gar nicht so recht, denn sie hatte die Angewohnheit, seine Haare zu verwuscheln, und überhaupt war sie eben sehr frech.

„Ja, dieses Mal wollte die Rita halt Prinzessin sein, und jetzt hat sie mein Krönchen auf dem Kopf“, erklärte Tessa. „Dafür hab ich die Teufelshörnchen bekommen. Die machen doch auch was her, oder?“

„Auf jeden Fall“, meinte ihr Vater und verbiss sich ein Lächeln, denn Tessa mit ihren dunklen Brombeeraugen sah wirklich entzückend aus.

Dann fiel Martins Blick auf seinen Sohn, der sichtlich unschlüssig war.

„Und du, Filli? Als was willst du dich verkleiden?“

„Als Arzt! Aber in dem weißen Umhang schau ich eher wie ein Gespenst aus, hat die Tessa gesagt. Leihst du mir deine Arzttasche?“

„Auf keinen Fall! Die ist auch viel zu schwer für dich.“

„Damit könnte er der Rita einen schönen Schrecken einjagen“, warf Tessa ein und kicherte.

„Ich glaube, du musst dich für etwas anderes entscheiden. Zieh doch diesen Tirolerhut hier auf, ein bisschen dunkle Farbe ins Gesicht, dann bist du der Wildschütz Jennerwein“, schlug Dr. Burger vor.

Damit war Filli sofort einverstanden, und Tessa half ihm, sich das Gesicht zu schwärzen.

„Wie findet ihr mich?“

Dr. Pankraz Burger, Martins Vater, war aus dem angrenzenden Kabinettl, das er bewohnte, hervorgetreten und präsentierte sich als Napoleon. Auf irgendeine Weise war er an eine altertümliche Uniform gelangt, die jedes Jahr im Fasching zu Ehren gelangte.

„Imponierend, Vater“, erwiderte Martin.

Pankraz, ein guterhaltender Mann von siebenundsiebzig, der lediglich mit einer gewissen Leibesfülle zu kämpfen hatte, reckte sich stolz und versuchte sein Rollenvorbild Napoleon nachzuahmen, was nicht ganz gelang.

Doch darüber machte sich niemand lustig.

Plötzlich verspürte Dr. Burger ein starkes Hungergefühl, wohl ausgelöst durch den unwiderstehlichen Duft von Faschingskrapfen aus der Küche. Als hätte sie es erraten, kam Zenzi Bachhuber, die gute Seele des Doktorhauses, aus der Küche und hielt ihm einen Teller mit frisch gebackenen Krapfen entgegen.

Zenzi war eine hagere Frau von dreiundsechzig, an deren Hinterkopf unverrückbar ein Haarknoten thronte. Sie machte einen strengen Eindruck und hatte auch eine strenge Vorstellung von Kindererziehung. Allerdings wandte sie die nie an, denn sie liebte die Kinder und überhaupt „ihre Familie“ heiß und innig.

Zenzis Wort hatte Geltung im Doktorhaus. Schon im Alter von elf Jahren hatte Martin seine Mutter verloren, und Zenzi hatte ihn aufgezogen.

„Das kannst du noch essen, bis die anderen fertig sind“, meinte sie und kehrte in ihr Küchenreich zurück.

Dr. Burger sah mit Staunen, dass an ihrem Haarknoten eine bunte Blume wippte, und das, obwohl Zenzi in ihrer Sittenstrenge für den Fasching nicht allzu viel übrig hatte. Sicher hatten ihr die Kinder diesen ungewöhnlichen Haarschmuck aufgenötigt.

Sogar die kleine Laura, mit ihren zweieinhalb Jahren das jüngste der Doktorkinder, hatte eine rot bemalte Nasenspitze und Glitzer im Haar. Sie saß auf dem Sofa und beobachtete mit großen Augen das Treiben um sie herum.

„Und du, Martin? Womit willst du uns überraschen?“, wollte Sabine wissen, und in ihren Augen begannen goldene Pünktchen zu sprühen.

Hilflos spähte Martin herum, bis er zwischen den ganzen wild verstreuten Teilen einen schwarzen Zylinder entdeckte, denn er nun schief aufsetzte, was bei den Kindern Gelächter hervorrief.

„Ich bin dein Galan, ganz zu Diensten, teure Sabine“, sagte er schmeichlerisch und küsste ausgiebig ihre Hand.

„Was ist ein Galan?“, wollten Tessa und Filli sofort einstimmig wissen.

„Eine Art ständiger Begleiter“, erklärte Martin, etwas Besseres fiel ihm nicht ein, und Sabine konnte ihr Lachen kaum unterdrücken.

„Aber du kannst mir noch ein Bärtchen auf die Oberlippe malen, Tessa“, sagte er schnell, um weiteren Fragen einen Riegel vorzuschieben.

„Jesses, wie schaust du aus, Martin? Man könnt‘ glauben, bei dir wär der Johannistrieb ausgebrochen“, entfuhr es Zenzi sichtlich erschüttert, als Martin danach in die Küche ging, um den Teller abzusetzen.

„Nicht vor den Kindern“, flüsterte er in scherzendem Ton. „Und du, willst du wirklich nicht mit zum Hexenstein kommen?“

„Du weißt doch, dass ich mir nix daraus mache. Ich geh lieber zur Jeggl-Alma, die hab ich eh schon lang nimmer besucht …“

„Hat sie ein neues Likörchen?“, unterbrach er sie, halb warnend, halb neckend.

„Nein. Es gibt Kaffee und ein paar von meinen Krapfen. Dann schauen wir uns im Fernsehen noch etwas an, vielleicht von dort, wo die Leut besonders närrisch sind, das rheinische Köln zum Beispiel. Bist du jetzt beruhigt?“

„Sicher, wenn‘s dabei bleibt.“

Dann ergriff er rasch die Flucht, um sich nicht ihrem Unmut auszusetzen. Zenzi hatte sich nämlich in der Vergangenheit mit ihrer Busenfreundin Alma, die den Gemischtwarenladen führte, einige Likörverkostungen gegönnt, deren Folgen ärztliche Maßnahmen erforderlich gemacht hatten.

Nun erfolgte ein geräuschvoller Aufbruch. Lauras Buggy wurde im Kofferraum verstaut, und Pankraz nahm den Dackel energisch auf den Arm. Als Poldi ebenfalls im Heck untergebracht wurde, brach er in lautes Geheul aus.

Die Kinder stritten sich ein wenig um den Platz auf der Rückbank, wo schon Laura in ihrem Kindersitz krähte, und ihr Vater rief nach hinten: „Ihr habt Platz genug, das ist kein schottisches Taxi“, was natürlich Tessa und Filli zum Lachen brachte, als er erklärt hatte, was er damit meinte.

Und dann – endlich – fuhren sie zum Hexenstein, wo heute der traditionelle Hexenlauf stattfinden sollte.

***

Im Zillertal hielt man auf alte Traditionen, und der Hexenlauf zu Fasching war eine, die man ganz besonders schätzte. Immer wieder fanden sich junge Mädchen zusammen, die sich die „Hexen vom Hexenstein“ nannten. Sie waren allesamt auf Skiern groß geworden und liefen bei dem wilden Rennen begeistert um die Wette.

Die Piste am...

Erscheint lt. Verlag 4.2.2020
Reihe/Serie Der Bergdoktor
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-7325-9164-6 / 3732591646
ISBN-13 978-3-7325-9164-0 / 9783732591640
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