Chefarzt Dr. Holl 1880 (eBook)

Der leichtsinnige Patient

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9210-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Chefarzt Dr. Holl 1880 - Katrin Kastell
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'Tooor!', schallt es aus unzähligen Kehlen, als Felix für die Fußballmannschaft der Geschwister-Scholl-Schule den Siegtreffer beim Halbfinale der Schulmeisterschaften schießt. Freudetrunken liegen sich die Spieler in den Armen. Vor einem Jahr hätte niemand auch nur einen Cent auf den Sieg dieser Mannschaft gesetzt. Dann aber kam Rasmus Petersen, ihr Trainer, an die Schule, der für den Fußball brennt. Nun hält ihn nichts mehr auf seinem Platz, obwohl er sich erst vor zwei Wochen eine komplizierte Sprunggelenkfraktur zugezogen hat. 'Absolute Schonung!', wurde ihm nach der Operation von Dr. Holl ans Herz gelegt. Doch Rasmus hat den Gips heute Morgen entfernt und läuft nun tatsächlich - ohne Krücken! - aufs Spielfeld. Ein verhängnisvoller Leichtsinn ...

Der leichtsinnige Patient

Er hörte nicht auf den Rat der Ärzte

Von Katrin Kastell

„Tooor!“, schallt es aus unzähligen Kehlen, als Felix für die Fußballmannschaft der Geschwister-Scholl-Schule den Siegtreffer beim Halbfinale der Schulmeisterschaften schießt. Freudetrunken liegen sich die Spieler in den Armen. Vor einem Jahr hätte niemand auch nur einen Cent auf den Sieg dieser Mannschaft gesetzt. Dann aber kam Rasmus Petersen, ihr Trainer, an die Schule, der für den Fußball brennt. Nun hält ihn nichts mehr auf seinem Platz, obwohl er sich erst vor zwei Wochen eine komplizierte Sprunggelenkfraktur zugezogen hat. „Absolute Schonung!“, wurde ihm nach der Operation von Dr. Holl ans Herz gelegt. Doch Rasmus hat den Gips heute Morgen entfernt und läuft nun tatsächlich – ohne Krücken! – aufs Spielfeld. Ein verhängnisvoller Leichtsinn …

„Guten Morgen, liebe Frau Junghans!“ Die stämmig gebaute Frau mit Kurzhaarfrisur, Jeans und bedrucktem Sweatshirt trat hinter dem Schreibtisch hervor und Susanna entgegen. „Herzlich willkommen an der Geschwister-Scholl-Schule. Ich bin sehr froh, dass Sie sich für unsere Schule entschieden haben, und ich bin sicher, den Kolleginnen und Kollegen geht es nicht anders.“

„Vielen Dank“, erwiderte Susanna und sah sich flüchtig im Raum um.

Das Büro der Direktorin war ebenso gediegen wie altmodisch in dunklen Farben und mit wuchtigen Möbelstücken eingerichtet, die etwas Einschüchterndes an sich hatten. Ganz wie die Direktorenbüros, die Susanna aus ihrer eigenen Schulzeit kannte. Die resolute, sportliche Frau, die unmöglich älter als Mitte vierzig sein konnte, wirkte darin irgendwie fehl am Platze.

Wie ich wohl auch, dachte Susanna und sah an sich herunter. Sie hatte sich für einen marineblauen Hosenanzug entschieden, der vermutlich das formellste Kleidungsstück darstellte, das sie besaß. Dennoch war er sportlich, bequem und modern wie alles, was sie sich kaufte. Kombiniert mit einer gebügelten taubenblauen Bluse kam sie sich dennoch ein wenig verkleidet vor.

Aber immerhin betonte Blau das Leuchten ihrer Augen, hatte Vincent immer gesagt.

Um ein Haar hätte Susanna aufgelacht. Vincent weidete sich inzwischen am Leuchten anderer Augen. Susanna hatte ohne großes Drama die Scherben ihres Lebens und die ihres Herzens wieder zusammengeleimt und fand sich nun allein zurecht.

Der Umzug nach München war dazu genau der richtige Schritt gewesen. Sie hatte sich kurzerhand versetzen lassen, sich eine kleine Wohnung gesucht und würde morgen, am ersten Tag nach den Winterferien, ihren Dienst in einer neuen Schule antreten.

Auf dem Dorf wäre sie Vincent und seiner neuen Flamme Jennifer vermutlich ununterbrochen über den Weg gelaufen, was für keinen der drei Beteiligten angenehm gewesen wäre. Außerdem kam sie dort draußen in ihrem Heimatort, wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagten, beruflich nicht weiter.

Sie hatte die Trennung von Vincent nicht bewusst herbeigeführt. Im Nachhinein erwies diese sich jedoch als ein Segen und als der richtige Zeitpunkt für einen Neuanfang.

„Ich freue mich auch sehr“, sagte Susanna zu der Frau, die sie so herzlich empfangen hatte. „Ich sollte mich eigentlich hier mit Frau Thormeyer treffen. Wird sie gleich da sein? Oder ist ihr etwas dazwischengekommen?“

„Sie ist schon da.“ Die Frau mit der Kurzhaarfrisur lachte auf und streckte Susanna ihre Hand entgegen. „Gestatten? Marianne Thormeyer. Direktorin der Geschwister-Scholl-Schule.“

„Sie sind …“, stammelte Susanna ungläubig, obwohl sie als kleine Schwester von vier Brüdern alles andere als auf den Mund gefallen war. „Sie sind die Direktorin?“

Wenn Sie ehrlich war, hatte sie eine wesentlich ältere, gesetztere Frau mit Dutt und Hornbrille erwartet. Weibliche Schulleiter waren an Gymnasien noch immer rar gesät. Schaffte es doch einmal eine Frau auf den begehrten Posten, dann war sie grundsätzlich im reiferen Alter und von eher konservativer Weltsicht.

Marianne Thormeyer hob sich davon deutlich ab, und Susanna stellte gerade fest, wie gut ihr das gefiel.

Die Schulleiterin lachte über ihre Verwunderung.

„Was meinen Sie, wie oft ich einen Gesichtsausdruck wie den Ihren zu sehen bekomme, wenn ich mich vorstelle“, sagte sie. „Aber ja, ich bin seit Beginn des Schuljahrs hier Direktorin, das Schulamt hat sich nach langem Hin und Her für mich entschieden. Ich hoffe, wir werden wunderbar zusammenarbeiten. Ich habe mich für Ihre Bewerbung starkgemacht, weil ich eine frische weibliche Kraft im Fachbereich Sport für dringend nötig halte. Und weil mir Ihr Lebenslauf imponiert hat.“

Jetzt war es an Susanna zu lachen.

„Tatsächlich?“

„Ja, tatsächlich.“ Marianne Thormeyer nickte. „Es imponiert mir immer, wenn Frauen den Mut beweisen, unkonventionelle Wege zu gehen und in klassische Männerdomänen vorzudringen. Darf ich fragen, was Sie letztlich dazu bewogen hat, Ihre doch höchst vielversprechende Laufbahn aufzugeben?“

Susanna zuckte mit den Schultern. Ein wenig tat es immer noch weh, aber eben nur ein wenig. Sie hatte als Lehrerin Beruf und Berufung gleichzeitig gefunden.

„Man verdient als Frau einfach nicht genug“, antwortete sie. „Jedenfalls nicht, wenn man sich eine gesicherte Existenz wünscht und sich etwas aufbauen will.“

„Verstehe.“ Marianne Thormeyers Stimme klang mitfühlend. „So etwas Ähnliches hatte ich mir schon gedacht. Genau deshalb sagte ich ja: Männerdomäne. Es gibt noch immer Etliches, das Frauen einfach nicht zugetraut wird, und wenn sie zeigen, dass sie es doch können, schaut gerade kein Mann hin.“

Susanna musste schon wieder lachen, aber diesmal lag ein wenig Bitterkeit darin.

„Sie sagen es.“

„Und ich muss Sie warnen“, gab Marianne Thormeyer zurück. „Hier an der Schule sieht es diesbezüglich leider kein bisschen besser aus als im Rest des Landes. Ich möchte das ändern, und Kolleginnen wie Sie, die unseren Schülerinnen ein Vorbild sein können, kommen mir da wie gerufen. Was die Herren Kollegen betrifft, legen Sie sich aber besser ein dickes Fell zu.“

„Ich habe schon eines“, versicherte Susanna. „Ich bin als einziges Mädchen mit vier älteren Brüdern aufgewachsen.“

„Wunderbar“, kommentierte Marianne Thormeyer. „Eine bessere Vorbereitung auf den Umgang mit unseren Herren der Schöpfung gibt es gar nicht. Apropos. Herr Kramer, Ihr Fachbereichsleiter, wird jeden Augenblick hier sein. Er hat es sich nicht nehmen lassen, persönlich zu erscheinen, um Sie auf den Sportanlagen herumzuführen und Ihnen alles zu erklären.“

„Das ist aber nett“, sagte Susanna. „Dass er sich heute, an seinem letzten Ferientag, Zeit dafür nimmt.“

„Das könnte man so sehen“, stimmte Marianne Thormeyer zu. „Man könnte sich aber auch fragen, ob Herr Kramer die Ansicht vertritt, eine Frau sei ohne männlichen Beistand nicht in der Lage, eine mies ausgestattete Turnhalle und einen reichlich heruntergekommenen Sportplatz abzulaufen und eine Umkleidekabine, einen Geräteschuppen und ein Fußballtor als solche zu erkennen.“

Susanna musste schon wieder lachen und stellte fest, dass sie Marianne Thormeyer mochte.

„Ich fürchte, die Arbeit mit Ihnen wird meinem Zwerchfell einiges abverlangen“, meinte sie.

„Lassen Sie uns darauf ein Bier im ‚Peter & Paul’ trinken gehen, wenn der Herr Fachbereichsleiter Kramer mit Ihnen fertig ist“, schlug Marianne Thormeyer trocken vor.

„‚Peter & Paul’?“, fragte Susanna.

„Die Stammkneipe des gesamten Kollegiums“, erklärte Marianne Thormeyer. „Der Inhaber heißt weder Peter noch Paul, sondern Jürgen, aber da er am Namenstag der Heiligen Peter und Paul seinen Laden eröffnet hat, ist der Name eben hängen geblieben. Nicht nur an der Kneipe, sondern auch an ihm. Wir rufen ihn alle Peter-Paul. Ein großer Fußballfan übrigens.“

„Ich bin dabei, den Peter-Paul lasse ich mir nicht entgehen“, versprach Susanna fröhlich. „Vorausgesetzt, ich überlebe den Herrn Fachbereichsleiter.“

„Keine Sorge, Michael ist ein netter Kerl“, versicherte Marianne Thormeyer eilig. „Im Grunde sind sie alle nette Kerle. Einschließlich meines Lieblingsfeindes Rasmus Petersen. In gewisser Weise ist unser Herr Petersen sogar besonders nett, auch wenn ich fürchte, an ihm werden Sie sich so manchen Zahn ausbeißen.“

Mit der Zungenspitze fuhr Susanna über die obere Reihe ihrer gesunden Zähne.

„Das ist kein Problem“, beruhigte sie die Direktorin. „Ich habe einen guten Zahnarzt. Und ich bin auch sonst nicht zart besaitet.“

„Umso besser.“ Marianne Thormeyer wollte noch etwas hinzufügen, doch in diesem Moment öffnete sich die Tür des Büros, und ein Mann in Susannas Alter steckte seinen strubbeligen blonden Lockenkopf herein.

„Hallo, Marianne, schönen Ferien gehabt?“, begrüßte er auf sympathische,...

Erscheint lt. Verlag 4.2.2020
Reihe/Serie Dr. Holl
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Arzt • arzt-krimi • Arztromane • Bergdoktor • Bestseller • Bianca • Cora • Deutsch • Doktor • Dr. • dr daniel • dr laurin • dr norden • Dr Stefan Frank • eBook • E-Book • eBooks • E-Books • Familiensaga • Fortsetzungsroman • Frauen • für • für Frauen • Großdruck • große-schrift • Happy End • Hedwig Courths Mahler • Heft-Roman • Historical • Julia • kaipurgay • Kelter • Kindle • Klinik • Klinik-roman • Krankenhaus • Krankenschwester • Kurfürstenklinik • Landarzt • Liebe • Liebesroman • Liebesromane • martin-Kelter • Medizin • Mira • Modern • Patient • patricia-vandenberg • Romance • romantisch • Schicksalsroman • Serie • spannend • Tiffany • Verlag
ISBN-10 3-7325-9210-3 / 3732592103
ISBN-13 978-3-7325-9210-4 / 9783732592104
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