Juister Düne. Ostfrieslandkrimi -  Sina Jorritsma

Juister Düne. Ostfrieslandkrimi (eBook)

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2020 | 1. Auflage
200 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-127-5 (ISBN)
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Ein Mann liegt tot in den Dünen der Insel Juist, erschossen mit einer Duellpistole aus dem 18. Jahrhundert. Was hat es mit dieser ungewöhnlichen historischen Tatwaffe auf sich? Zumindest die Identität des Toten ist schnell geklärt; Lukas Flechsner verbrachte seinen Urlaub mit seiner Frau und einem befreundeten Paar auf Juist. Ist ein merkwürdiges Rollenspiel aus den Fugen geraten? Hat seine eigene Frau Lukas gar versehentlich getötet? Die Inselkommissare Antje Fedder und Roland Witte nehmen auch das berufliche Umfeld des Opfers ins Visier. Der berüchtigte Baugutachter hatte sich viele Feinde gemacht, von denen einer rein zufällig gerade auf der ostfriesischen Insel weilt...

Kapitel 1


 

»Hier ist ein nackter Mann!«

Kommissarin Antje Fedder von der Polizei Juist runzelte die Stirn, als sie die aufgeregte Frauenstimme am Telefon erkannte. Es war erst kurz nach acht Uhr morgens, ihr Dienst in der kleinen Inselwache hatte gerade begonnen. Immerhin musste sie die Melderin nicht nach ihrem Namen fragen.

»Werden Sie von der Person bedroht, Frau Meester?«

»Wie bitte?!« Die Frau klang nun noch etwas schriller. »Nein, der Mann ist tot!«

»Das hatten Sie bisher nicht erwähnt. Wo befinden Sie sich?«

»Am Piratenpad, nicht weit von der Aussichtsplattform.«

»Wir kommen sofort, rühren Sie bitte nichts an.«

»Ich habe nicht vor, eine Leiche anzufassen. Kommen Sie schnell, vielleicht ist der Mörder noch in der Nähe!«

Antje versprach, ihr Möglichstes zu tun. Dann beendete sie das Telefonat, stand auf und griff nach ihrer Dienstmütze auf dem Garderobenständer in der Ecke.

»Es gibt Arbeit, Roland.«

Ihr Kollege Kommissar Witte, der am Schreibtisch ihr gegenüber saß, hatte sich ebenfalls bereits erhoben.

»Ich konnte die Stimme unserer verehrten Bürger­meisterin vernehmen, habe die Worte aber nicht verstanden«, sagte er schmunzelnd. »Weswegen macht sie denn diesmal die Pferde scheu? Hat ein Urlauber ein Kaugummi auf die Badefrau-Skulptur geklebt? Oder schwimmt eine leere Getränkedose im Schiffchenteich?«

Antje schüttelte den Kopf.

»Diesmal ist es ernst. Silke Meester hat einen unbe­kleideten männlichen Leichnam entdeckt.«

Nach dieser Information verging Witte das Grinsen. Der dunkelhaarige Kommissar war ein lockerer Typ, der das Leben von der leichten Seite nahm. Doch über Tod und Mord riss er keine Witze. Da die Polizeistation nur mit diesen beiden Beamten besetzt war, schloss Antje hinter ihnen ab. Zuvor hatte sie die Rufumleitung eingeschaltet, sodass alle Festnetzanrufe bei der Juister Polizei auf ihr Smartphone umgeleitet wurden.

Die Inselpolizisten schwangen sich auf ihre Fahrräder, denn auf dem autofreien Eiland war das ihr einziges Fortbewegungs­mittel. Wenn größere Gegenstände trans­por­tiert werden mussten, griff man auf ein Pferdefuhrwerk zurück.

Es war ein sonniger Septembermorgen auf der kleinen Nordseeinsel. Die Hauptsaison hatte vor wenigen Tagen ein Ende gefunden, doch das »Töwerland« konnte sich trotzdem nicht über mangelnden Zustrom an Urlaubern beklagen. Nun kamen hauptsächlich die Gäste nach Juist, die sich nicht nach den Schulferien richten mussten.

Mit dem Fahrrad benötigte man nur sechs oder sieben Minuten, um von der Polizeiwache in der Carl-Stegmann-Straße zum Piratenpad im Ortsteil Loog zu gelangen.

»Was treibt die Bürgermeisterin so früh am Morgen dorthin?«, fragte Witte, während er neben Antje fuhr.

»Silke Meester dreht gern frühmorgens eine Runde, bevor ihre Dienststunden im Rathaus beginnen. Falls ihr irgendetwas faul vorkommt, kann sie sich dann unmittelbar darum kümmern.«

»Nun weiß ich auch, weshalb die Dame stets ein Haar in der Suppe findet«, seufzte Witte. Antje musste ihrem Kollegen innerlich recht geben. Die Bürgermeisterin neigte zum Übereifer, sie schien ständig unter Strom zu stehen. Es war, als ob sie niemals abschalten könnte. Dank dieser Haltung der Amtsträgerin konnte Juist sich sehen lassen, die Insel war stets proper und einladend. Schlendrian würde sich auf dem Eiland niemals einstellen, solange Silke Meester die Verantwortung trug.

Der Piratenpad war ein schmaler Weg, der zwischen den Dünen hindurch Richtung Strand führte. Die Bürger­meisterin war ebenfalls mit ihrem Fahrrad unterwegs gewesen. Sie hatte es nun beiseitegestellt und winkte den Inselpolizisten aufgeregt zu.

Die Bürgermeisterin trug an diesem Morgen ein marineblaues zweireihiges Sakko, dazu einen roten Seidenschal und einen grauen knielangen Rock. Silke Meester war blond, sehr schlank und stets elegant gekleidet. Wie die meisten Juister hatte sie eigentlich einen gesunden Teint, da sie sich oft an der frischen Luft aufhielt. Doch momentan war sie sehr bleich, der Schock stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie deutete auf den Dünenrand links des hölzernen Pfads.

Die Leiche konnte man unmöglich übersehen. Antje und Witte ließen ihre Räder zu Boden gleiten und traten näher. Die Kommissarin schätzte das Alter des dunkelblonden Toten auf ungefähr vierzig. Er war schlank, die Haut wies keine Tätowierungen oder sonstigen besonderen Kenn­zeichen auf. Antje zeigte auf seine Brust.

»Da ist eine kleine Wunde in Herznähe, sie könnte von einem Schuss stammen.«

»Also gehen Sie von einem Mord aus?«, fragte die Bürgermeisterin mit zitternder Stimme.

»Wir werden den Leichnam aufs Festland schaffen lassen, damit er obduziert wird«, erklärte Witte. »Wann haben Sie den Toten denn entdeckt, Frau Meester?«

»Unmittelbar, bevor ich Sie anrief! Sie müssen den Mann so schnell wie möglich wegbringen, jeden Moment können Urlauber hier erscheinen.«

Antje schüttelte den Kopf.

»Wir arbeiten so schnell, wie es geht. Zunächst muss geklärt werden, ob das Opfer hier umgekommen ist.«

»Den genauen Todeszeitpunkt werden wir nach der Leichenschau erfahren«, fügte Witte hinzu.

Die Bürgermeisterin hielt einstweilen den Mund und wandte ihren Blick ab. Antje kniete sich hin und betrachtete die Umgebung genauer. Während der Nacht hatte es mehrere starke Regenschauer gegeben, und die Böen erreichten teilweise Windstärke sieben. Der Untergrund war dicht mit Dünengras bewachsen, nur auf dem schmalen Streifen neben dem Piratenpad war der Boden sandig. Doch verwertbare Fußspuren konnte man hier nicht sehen.

»Nach Sonnenuntergang ist hier nicht mehr viel los«, dachte Witte laut nach. »Wenn man nachts diesen Weg benutzt, könnte man sogar den Toten übersehen. Jedenfalls dann, wenn man stur geradeaus schaut.«

Antje richtete sich wieder aus ihrer knieenden Position auf, stemmte die Fäuste gegen ihre Hüften und ließ langsam ihren Blick schweifen.

»Ja, ich gebe dir recht. Es stellt sich die Frage, ob der Mann erst hier ermordet wurde oder ob man die Leiche zum Piratenpad geschafft hat.«

»Was für einen Unterschied macht das denn, um Himmels willen?«

Mit diesem Satz hatte sich die Bürgermeisterin wieder zu Wort gemeldet. Sie drehte ununterbrochen an ihrem Armreif, den sie am linken Gelenk trug. Außerdem trat sie vom einen Fuß auf den anderen, als ob sie dringend zur Toilette müsste.

»Wenn der Tote hierher gebracht wurde, waren dafür mindestens zwei Personen nötig«, erklärte der dunkel­haarige Inselpolizist. »Schätzungsweise wiegt die Leiche zwischen achtzig und neunzig Kilo. Der Mörder müsste schon ein richtiger Kraftprotz sein, um ihn allein hierher zu schaffen.«

Antje hatte sich wieder hingekniet, um das Opfer noch genauer in Augenschein zu nehmen.

»Meiner Meinung nach wurde der Tote ausgezogen, um alle Hinweise auf seine Identität zu beseitigen. Er scheint übrigens auch einen Ehering getragen zu haben, den man ihm abgezogen hat.«

Witte beugte sich vor, wobei er die Hände auf seine Knie stemmte.

»Ja, da ist ein schmaler Streifen ohne Sonnenbräune am Ringfinger zu erkennen. Mit deiner Vermutung dürftest du richtigliegen.«

»Wollen Sie die Leiche nicht wenigstens abdecken?«, fragte die Bürgermeisterin. Ihre Stimme bebte vor Anspannung.

Antje ging auf die Bemerkung nicht ein, denn die Inselpolizisten hatten ohnehin keine Plane oder Decke dabei. Aber sie griff zum Smartphone, um einen Arzt und den Rettungswagen anzufordern. Der RTW sowie die PKWs der Mediziner waren die einzigen motorisierten Fahrzeuge, die es auf Juist gab.

»Der oder die Täter wollten also verhindern, dass wir den Namen des Opfers in Erfahrung bringen«, murmelte Witte. »Aber aus welchem Grund legten sie die Leiche hier neben dem Weg ab, wo sie bei Tageslicht sofort gesehen wurde? Wäre es aus ihrer Sicht nicht besser gewesen, den Mann in die Nordsee zu werfen?«

Die Kommissarin wiegte den Kopf.

»Wie man es nimmt. Auf diesem Strandabschnitt sind die Strömungsverhältnisse dafür ungeeignet. Bei der nächsten Flut würde der Körper wieder an den Strand gespült werden.«

»Du als gebürtige Juisterin weißt so etwas natürlich«, meinte Witte. »Aber woher sollten Auswärtige über die Besonderheiten der Gezeiten an dieser Stelle Bescheid wissen? Ich vermute mal, dass es sich bei dem Opfer um einen Touristen handelt?«

Antje nickte.

»Ein Einheimischer ist es nicht, in dem Fall würde ich ihn nämlich kennen.«

Die Bürgermeisterin stieß ein langgezogenes Stöhnen aus.

»Ein Mord an einem Gast unserer Insel ist das Letzte, was wir gebrauchen können.«

Antje verkniff sich die Frage, ob der Tod eines Juisters...

Erscheint lt. Verlag 3.2.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-96586-127-1 / 3965861271
ISBN-13 978-3-96586-127-5 / 9783965861275
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