Der Todgeweihte (eBook)

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2020 | 1. Auflage
400 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-95967-867-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Todgeweihte - Gabriella Ullberg Westin
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Muss Johan Rokka gegen seinen eigenen Bruder ermitteln?

Ein junger Mann wird in dem kleinen schwedischen Küstenstädchen Hudiksvall auf offener Straße erschossen, seine Freundin schwer verletzt. Sie begeht kurze Zeit später im Krankenhaus Selbstmord. Kriminalinspektor Johan Rokka ist für den Fall zuständig. Während er ermittelt, verschwindet Louise Hojier, die Frau seines Cousins, spurlos. Sie wollte nach Shanghai fliegen, um ein neues Patent zur Identitätserkennnung vorzustellen, doch sie kam dort nie an. Und dann taucht plötzlich nach jahrelanger Abwesenheit Rokkas Bruder Daniel unter falschem Namen wieder auf. Er ist todkrank und hat nichts mehr zu verlieren. Doch er hat eine letzte Mission. Geht er über Leichen?

  • Für Fans von Jo Nesbø und Stefan Ahnhem
  • Teil drei der Schwedenkrimi-Serie von Bestsellerautorin Gabriella Ullberg Westin
  • Ist Rokkas Bruder ein Mörder?


Gabriella Ullberg Westin stammt aus der nordschwedischen Stadt Hudiksvall, wo auch ihre Protagonisten leben. Sie studierte Modedesign und Kommunikation und arbeitete für eine der größten Telefongesellschaften Schwedens, bevor sie sich vollzeit dem Schreiben widmete. Sie lebt heute in Stockholm, ist verheiratet mit einem Polizisten und Mutter von zwei Kindern.

1

Das Licht der Straßenlaterne spiegelt sich auf dem nassen Asphalt vor dem Kino Cinema 3 in Hudiksvall. Sebastian Svärd kommt mit seiner Freundin Lenita Käll durch den Ausgang. Er kann sich schon jetzt kaum noch erinnern, worum es in dem Film eigentlich ging. Lenitas Gejammer hat ihm die Laune verdorben. Und als er den Schirm aufspannt, um sie vor dem Schneeregen zu schützen, da geht es schon wieder los.

»Und ich hab geglaubt, du würdest alles für mich tun!«

Ein paar Kinobesucher werfen ihnen verstohlene Blicke zu, bevor sie um die Ecke biegen und verschwinden.

»Ja, aber es gibt Grenzen.«

Sebastian setzt sich in Richtung Fußgängerzone in Bewegung, während Lenita stehen bleibt. Ohne Schirm wird sie in null Komma nichts völlig durchnässt sein, doch im Moment ist ihm das ziemlich egal.

»Bitte!« Sie macht ein paar schnelle Schritte auf ihn zu und zieht die Jacke fester um den Körper. Ihre dunkelroten Haare sind vom Regen bereits patschnass und hängen in Strähnen neben ihrem Gesicht.

»Man kann für Geld nicht alles tun«, erklärt Sebastian. »Das musst du doch einsehen.«

Jetzt will er einfach nur schnell zum Bus und nach Hause. Sich im Bett verkriechen, schlafen und ihren Streit vergessen.

»Ich werde dir beweisen, dass ich es auch ohne dich hinkriege«, ruft Lenita bockig, rennt auf die andere Straßenseite und biegt an der Kreuzung ab.

»Na super«, brummt Sebastian. Der Wind schlägt ihm den Schirm um, und er fröstelt, während er durch den Schneematsch läuft.

Er versucht, den kaputten Reißverschluss seiner Bomberjacke so weit wie möglich hochzuziehen. Müsste es nicht längst wärmer sein? Es ist doch fast schon April.

Sebastian biegt nach rechts in die Storgata ab und läuft auf den Kanalpark zu. Seine Gedanken sind bei Lenita, die in den letzten Wochen wie ausgewechselt war. Aber er wird es nicht hinnehmen, dass sie ihn wie den letzten Dreck behandelt.

Er dreht sich um, hält Ausschau. Eigentlich wäre es ihm am liebsten, sie würde ihm hinterherrennen und sie könnten die Sache klären. Aber die Straßen sind menschenleer. Ihre schweren Dr.-Martens-Stiefel nicht zu hören. An dem Kanal, der die Stadt teilt, biegt Sebastian links ab. Die Bushaltestelle ist verwaist, vermutlich hat er den letzten Bus verpasst und muss jetzt zu Fuß nach Hause gehen. Am Kanal sind kleine, vereiste Schneewehen zu sehen, hier hält der Winter sich hartnäckig. Sebastian beugt sich vor und gräbt von der kalten, körnigen Masse eine Handvoll los. Er presst den Schnee fest zusammen, bis die Flocken zu einer Eiskugel werden, dann wirft er sie mit voller Kraft weit hinaus auf den Kanal. Lauscht dem Geräusch, als sie auf der schwarz-grünen Wasseroberfläche aufkommt. Langsam verzieht sich sein Ärger.

Er will sich gerade hinunterbeugen, um die nächste Kugel zu formen, als er plötzlich eine Person bemerkt, die ein paar Meter entfernt von ihm steht. Ein Mann in dunkler Kleidung. Breitbeinig, eine Sturmhaube verdeckt einen Großteil seines Gesichtes.

»Wir müssen reden«, sagt der Mann ernst und kommt näher. Sebastian hält den Schirm krampfhaft fest und spannt jeden Muskel seines Körpers an. Er weiß genau, wer der Mann ist, trotz dieser lächerlichen Verkleidung.

»Ach komm, verzieh dich«, sagt Sebastian und versucht, an ihm vorbeizugehen, doch der Mann stellt sich ihm in den Weg.

»Tu nicht so cool«, entgegnet er und schlägt ihm an die Schulter. »Ich meine es ernst.«

»Hey, ich hatte echt keinen schönen Abend«, erwidert Sebastian und fragt sich, wer hier cool spielt. »Dein Gelaber ertrag ich jetzt nicht auch noch.«

»Du weißt zu viel«, sagt der Mann.

»Na und?«

»Versprich mir, dass du die Klappe hältst.«

Sebastian schüttelt den Kopf und setzt sich wieder in Bewegung, doch der Mann lässt ihn nicht vorbei.

»Vielleicht klappt das bei anderen, aber mir jagst du keine Angst ein«, sagt Sebastian.

»Du kriegst dreißigtausend Kronen.«

Sebastian lacht verächtlich und schüttelt den Kopf.

»Das kannst du vergessen. Ich habe Nein gesagt, und dabei bleibt es.«

Die Augen in der Öffnung der Sturmhaube offenbaren blanke Wut. Der Mann fährt mit einer Hand in seine Jacke und holt einen Gegenstand heraus. Im Licht der Laterne blitzt er auf, und als der andere ihn mit beiden Händen vor den Körper hält, erkennt Sebastian, dass es ein Sturmgewehr ist. Er will den Mann anschreien, er soll es fallen lassen, aber als ihm klar wird, was sein Gegenüber gleich tun wird, bringt er vor Panik keinen Ton heraus. Es gibt kein Entkommen.

Da knallt es ohrenbetäubend laut, und mit unglaublicher Wucht treffen ihn fast zeitgleich die ersten Kugeln. Der Druck ist so heftig, dass er mehrere Meter zurückgeschleudert wird. Seine Angst wird mit dem brennenden Schmerz immer größer. Pulsierend schießt das Blut aus seinem Körper, und er starrt hinauf zu den Dächern der Häuser. Blickt zum Himmel.

Jetzt spürt er, dass alles aus ist.

***

Lenita ist ein Stück weit gelaufen, als sie innehält und lauscht.

War das ein Schuss, was sie gehört hat?

Vor ihr liegt der große Marktplatz Möljen mit den angrenzenden Bootshäusern. Der Platz ist leer. Der Schneefall ist mittlerweile immer dichter geworden, und die Jacke hängt ihr wie eine träge Last auf den Schultern.

Sie dreht sich um. Da ist das Geräusch wieder, diesmal ein heftiges Knattern, und sie erstarrt vor Schreck. Dann knallt es noch einmal.

Sebastian. Oh Gott, wenn da jemand auf ihn schießt!

»Sebastian!« Sie dreht um und beginnt zu rennen. Können das wirklich Schüsse gewesen sein? Auf einmal bereut sie es, dass sie ihn so unter Druck gesetzt hat. Wenn ihm jetzt etwas zustößt, könnte sie es sich nie verzeihen. Und Sebastian hat recht. Man kann für Geld nicht alles tun, und außerdem muss sie ihre Probleme selbst in den Griff kriegen.

Sie rennt, so schnell sie kann, der Schneematsch spritzt nur so. Ein Mal rutscht sie aus, doch sie fängt sich wieder und flitzt weiter in Richtung Fußgängerzone. Ein Stück entfernt im Kanalpark sieht sie einen Mann in dunkler Kleidung, der sich über eine Person beugt, die am Boden liegt. Neben ihnen liegt ein aufgespannter Schirm. Als sie die Bomberjacke und das weiße T-Shirt erkennt, stoppt sie abrupt. Es ist Sebastian, der da liegt. Einen Sekundenbruchteil lang kommt es ihr so vor, als würde ihr Körper jede Funktion einstellen, sie steht da wie gelähmt. Überall ist Blut. Der Mann mit den dunklen Klamotten dreht den Kopf, und sie erkennt, dass er eine Sturmhaube trägt. Irgendetwas hält er in der Hand, das er nun übers Geländer in den Kanal wirft. Dann bemerkt er sie. Durch das Loch im Stoff starrt er ihr in die Augen.

Wie in Zeitlupe sieht sie, wie der Mann sich aufrichtet und mit der Hand unter die Jacke fährt. Sie dreht sich um, rennt so schnell sie kann, wirft sich zu Boden und rollt zur Seite. Aber es ist zu spät. Ein Schuss trifft sie und explodiert in ihrer Brust.

Sie versucht zu schreien, doch es kommt kein Laut. Der Mann steht jetzt vor ihr, sie sieht die Waffenmündung. Vor dem zweiten Schuss denkt sie noch, sie hätte niemals geglaubt, dass sie so weit gehen würden.

***

Es ist fast schon halb elf Uhr abends, und Kriminalinspektor Johan Rokka sitzt im Wohnzimmer, seine Füße liegen zwischen leeren Pizzakartons auf dem Couchtisch. Er scrollt die Mitteilungen in seinem Handy durch. Nasse Schneeflocken schmelzen draußen an der Fensterscheibe und fließen in dünnen Rinnsalen am Glas hinab. Sein Freund und Kollege Pelle Almén sitzt neben ihm auf dem Sofa und zappt durch die Fernsehkanäle. Beim Lesen einer SMS muss Rokka lachen, und ihm wird ganz warm ums Herz. Almén stellt seine Coca-Cola-Flasche deutlich hörbar ab. Dann reckt er sich, schaut Rokka über die Schulter und linst auf das Handy. Sieht die Nachricht, die aus mindestens zwanzig roten Herzen und küssenden Smileys besteht.

»Hast du eine neue Flamme?«

»Yes«, antwortet Rokka und drückt die SMS weg. »Eine ganz süße Brünette.«

»Im Ernst?«

»Im Ernst.«

Rokka legt das Handy auf den Tisch, faltet die Hände hinter dem Kopf und lässt sich ins Sofa sinken. Er kann es sich nicht verkneifen, über Alméns so offensichtliches Interesse zu grinsen.

»Ja und … wie kam das?«

Rokka hebt die Augenbrauen und starrt Almén an.

»Wie meinst du das?«

»Äh … wir sind uns vermutlich einig, dass deine Beziehungen in der Regel nicht gerade von langer Dauer sind …«

Rokka muss lachen, aber er weiß genau, dass Almén recht hat. Auch in der letzten Beziehung hat er ordentlich Federn gelassen.

»Wir haben uns bei gemeinsamen Bekannten kennengelernt, so könnte man wohl sagen.«

»Könnte das was Ernstes werden?«

»Das ist es längst.«

»Das freut mich riesig für dich.« Almén trinkt den Rest aus der Flasche, aber die Skepsis in seinem Blick kann er nicht ganz verbergen.

»Danke, das tut gut«, sagt Rokka. »Es gibt nur ein kleines Problem.«

Almén seufzt. »Hab ich doch gewusst. Und was?«

»Sie ist ein bisschen jung.«

Rokka fährt sich über seinen Dreitagebart und muss innerlich grinsen, als er den entsetzten Blick seines Freundes sieht.

»Wie jung?« Pelle Almén verschränkt die Arme und runzelt die Stirn.

»Fünf.«

Jetzt kann Almén nicht an sich halten und schüttelt sich vor Lachen. »Wie meinst du das jetzt?«

...

Erscheint lt. Verlag 31.1.2020
Reihe/Serie Ein Johan-Rokka-Krimi
Ein Johan-Rokka-Krimi
Übersetzer Stefanie Werner
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Original-Titel Fixaren
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Gabriella Ullberg Westin • gute Krimis • Johan Rokka • Krimi 2019 • Krimi Bücher • Krimi deutsch • Kriminalroman • Krimi Neuerscheinungen • Krimi Neuerscheinungen 2019 • Krimis • Krimi Schweden • Krimi Taschenbuch • krimi und thriller • Mord • neuer schweden krimi • Schwedenkrimi • Schweden Krimi • schweden krimi buch • schweden krimi neu • Schweden Krimi Neuerscheinung • schweden krimi stockholm • Skandinavien
ISBN-10 3-95967-867-3 / 3959678673
ISBN-13 978-3-95967-867-4 / 9783959678674
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