G. F. Unger Tom Prox & Pete -33 (eBook)

Hart auf Hart

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9350-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

G. F. Unger Tom Prox & Pete -33 - G. F. Unger
Systemvoraussetzungen
1,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Seit drei Tagen reitet Billy Jenkins über die Laramie-Prärie. Er reitet langsam und bedächtig, denn er hat eine schwierige Aufgabe zu lösen. Den Fluss, der aus den Schwarzen Bergen kommt, hat er bereits hinter sich, und nun tauchen die glitzernden Schienen der Union Pacific Railway auf.
'Ho - jetzt müsste man mit dieser Bahn nach dem Großen Salz-See fahren können!', murmelt Billy Jenkins, als er seinen Rappen über die Schienen führt. 'Und dann weiter nach Frisco... hahaa... das wär' schon was! Mal wieder Seeluft atmen! Stattdessen zuckelt man in dieser Wildnis herum!' Er dreht sich zu seinem Pferd um und sagt: 'He - was schnaubst du, Alter? Wird's dir schon zu viel, mein Junge? Na ja - du kommst in die Jahre. Bald werd' ich dich zu Hause lassen müssen, Rex!'
Auf der anderen Seite des Schienenstranges schwingt sich der Mann wieder in den Sattel und reitet weiter. Er hält auf einen engen Pass zu, der mitten in die wilde Kette der Medicine-Bow-Mountains führt.

Der Captain der Special Police sieht ganz wie ein hartbeiniger Cowboy aus. Die kurze Wildlederweste verdeckt das verwaschene Reithemd nur zum Teil. Lederne Chapareijos schützen die Beine vor Dornen und Zweigen. Am Waffengürtel hängen zwei schwere Colt-Revolver, und aus dem Scabbard unterm Sattel ragt der Kolben eines Gewehres hervor.

Der Reiter ist groß, hat breite Schultern und schmale Hüften. Die scharfgeschnittenen Züge seines braungebrannten Gesichts drücken Ruhe und Lässigkeit aus. Die Blicke der blaugrauen Augen sind die eines harten und selbstbewussten Mannes, der es gewohnt ist, plötzlich schwierigen Situationen gegenüberzustehen.

Auf einer Bodenwelle verhält Billy Jenkins seinen Wallach und schiebt den alten grauen Stetson in den Nacken. Mit dem Reittuch wischt er sich den Schweiß von der Stirn. Der Wind spielt mit dem blonden Haar, das an den Schläfen schon silbern schimmert. Aus schmalen Augen betrachtet der Mann das wilde Land ringsum. Dabei murmelt er: »Jim kommt von Süden, Dick von Westen … und ich komme von Norden. Na – wir werden ja seh’n, ob wir das Camp der Medicine-Bow-Bande finden … und dann wird es hart werden für uns – ganz hart!«

Die letzten Worte sagt der Mann laut vor sich hin. Seine Stimme klingt tief und ruhig; sie passt ganz zu seinem Äußeren, und der Tonfall ist der eines Texaners.

Der Rappe setzt sich wieder in Bewegung. Er strebt den Hang hinauf, der zum Pass führt.

Am Nachmittag erreicht Billy Jenkins einen Canyon, der sich durch die Berge nach Süden zieht.

Zwei Tage später kommt Billy Jenkins kurz vor Anbruch der Abenddämmerung aus einem Gewirr von Canyons und Felsenkesseln heraus und erreicht eine bewaldete Senke, die von steilen Hängen umgeben ist. Die mächtigen Tannen sehen schwarz und düster aus. Das Nadelpolster zwischen den hohen Stämmen dämpft jeden Hufschlag.

Ein kleiner schmaler Bach rieselt durch die Senke. Billy hält sich am diesseitigen Ufer und reitet langsam weiter, während sich die Schatten der Dämmerung ausbreiten.

Im letzten Büchsenlicht entdeckt der Reiter auf der anderen Seite des Baches eine kleine Wiese und einen Zaun, der wahrscheinlich zu einem Corral gehört.

»Wo ein Corral ist, muss ein Haus sein!«, murmelt Billy. Aber er muss scharf hinsehen, um das Blockhaus im tiefen Schatten der Bäume erkennen zu können. Er fährt sich mit der Hand über das Kinn und drängt sein Pferd dann durch die Weiden am Bach und das knietiefe Wasser.

Langsam reitet der Policecaptain auf das Blockhaus zu. Als er am Corral vorüberkommt, sieht er, dass der Zaun verfallen und an vielen Stellen stark beschädigt ist.

In einiger Entfernung von der Hütte hält der Reiter an, klatscht in die Hände und ruft: »Hello the house!«

Es regt sich nichts.

Eine Weile sitzt Billy still und beobachtet die immer tiefer werdenden Schatten, lauscht auf die Stimmen der Natur und das leise Murmeln des Baches. Dann gleitet er kurzentschlossen aus dem Sattel und geht auf das Blockhaus zu. Der Rappe folgt ihm wie ein dressierter Hund.

Es ist gerade noch hell genug, dass der Mann erkennen kann, wie baufällig die Hütte ist. Die Tür steht halb offen und hängt schief in den Angeln.

»Rex« hat seinen Kopf über Billys Schulter geschoben und reibt ihn schmeichelnd an der Wange des Mannes. Das Verhalten des Tieres überzeugt den Captain von der Harmlosigkeit der Lage. Er greift in die Satteltasche und bringt eine Taschenlampe zum Vorschein. Mit der Fußspitze zieht er die Tür langsam auf, während seine rechte Hand den Revolver hält. Mit der Linken leuchtet er nun in die Hütte hinein.

Das Innere des Blockhauses ist leer. Billy sieht nur ein faulendes Laublager in einer Ecke. Gegenüber steht ein primitiver Herd. In der Mitte des Raumes liegt ein zusammengefallener Tisch. Eine Leiter in der anderen Ecke führt zu einer Bodenluke, die in die Decke eingesägt ist. Einige Sprossen der Leiter sind zerbrochen.

Der Schein der Lampe fällt auf den Lehmboden. Mit scharfen Augen sucht der Captain nach Fußspuren, aber er kann keine entdecken, und das beruhigt ihn. »Well«, murmelt er, »ich werde hier kampieren.« Ruhig tritt er in die Hütte und untersucht den Herd, der ihm noch ganz brauchbar zu sein scheint. Dann geht er wieder ins Freie, um abzusatteln.

In diesem Augenblick wendet der Rappe den Kopf und schnaubt warnend. Er wittert nach Osten.

Billy Jenkins wirft sich zu Boden und presst sein Ohr an die Erde.

Eine Weile horcht er, dann erhebt er sich wieder und sagt zu dem Pferd: »Ein großer Reitertrupp in dieser Gegend ist mehr als verdächtig, Alter! Wir werden uns verkrümeln müssen! Come on!« Rasch führt er das Pferd in den Wald hinein und bindet es hinter einem dichten Gebüsch an, das aus jungen Tannen, Farnen und Sträuchern besteht. »Hier bleibst du, bis ich dich hole, Alter!«

So schnell er kann, hastet Billy nun zur Hütte zurück. Jetzt hört er schon deutlich den gedämpften Hufschlag vieler Pferde. Dazwischen tönt das Klingeln von Sporen und Gebissketten.

»He, Blue Pete! Wo liegt denn die verdammte Hütte?«, schallt eine Männerstimme durch den Wald.

»Ist nicht mehr weit, Jungs! Folgt mir nur!«, erwidert eine andere Stimme.

Billy Jenkins hat es jetzt eilig. Er verschwindet in der Hütte und steigt die brüchige Leiter hinauf. Eine Staubwolke überschüttet ihn, als er die Bodenluke aufstößt. Dann zieht er sich hinauf und lässt die Luke zufallen. Dicht daneben legt er sich nieder und harrt der Dinge, die da kommen.

Ein Gedanke beherrscht den Captain: »Hoffentlich achten sie nicht auf die Fußspuren, sonst habe ich verspielt!« Zugleich sind in ihm Zufriedenheit und ein gewisser Triumph. Durch Zufall ist er auf die berüchtigte »Medicine-Bow-Bande« gestoßen. Als er den Namen »Blue Pete« hörte, wusste er sofort Bescheid. Der Polizei ist dieser Mestize kein Unbekannter. Sie fahndet schon lange nach dem Indianermischling, der sich in den Medicine-Bergen gut auskennt und den Späher und Pfadfinder für die berüchtigte Räuberbande macht.

Vor der Blockhütte wird es jetzt laut. Pferde schnauben, Männerstimmen schallen, und Hufgetrappel ertönt. Nach einer Weile kommen nacheinander fünf Männer in die Hütte. Sie werfen Packlasten zu Boden und gehen wieder hinaus.

Billy hört eine heisere Stimme: »Steig ab, Baby! Oder soll ich dich herunterheben?«

»Nicht nötig!«, erwidert eine Frauenstimme.

Dann schimmert zitternder Lichtschein durch die Bodenbretter. Die Banditen haben vor dem Hause Feuer angefacht. Dessen Schein fällt auch durch die offene Tür in die Hütte.

Billy späht durch eine Ritze im Boden. In der Hüttentür erscheint gerade ein Mann, der eine Kerze in der Hand hält. In deren Lichtschein untersucht er die Hütte. Er wirft auch einen Blick auf die beschädigte Leiter zur Luke hinauf, macht sich jedoch nicht die Mühe, hinaufzusteigen. Anscheinend traut er den zerbrochenen Sprossen nicht. Er entdeckt eine leere Flasche und steckt die Kerze darauf.

Der Captain liegt regungslos auf den Brettern und beobachtet den Mann unten. Der Kerl ist untersetzt und breitschultrig. Das Gesicht ist hart, kantig. Der Mund unter der scharfen Nase ist schmallippig und wird von einem gestutzten Bärtchen beschattet. Billy Jenkins kennt das Gesicht, denn er hat es schon auf vielen Steckbriefen gesehen. Es gehört Leach Oliver, dem Unterführer der Medicine-Bow-Bande.

Längst hat der Policecaptain seine beiden Revolver gezogen und griffbereit neben sich gelegt. Er darf sich nicht sehr rühren, denn bei jeder Bewegung rieselt feiner Staub durch die Ritzen nach unten.

Leach Oliver wendet sich jetzt zur Tür und ruft: »Der Ofen hier ist noch in Ordnung, Jungs! Macht hier drin ein Feuer an! Schlagt auch ’n paar Tannenzweige ab und macht hier ’n Lager für die Gefangenen zurecht! Wir selber werden draußen kampieren, aber auf dem Ofen könnt ihr abkochen!«

Nach einer Weile bringen zwei Banditen Tannenzweige herein und breiten sie auf dem Laublager aus. Dann erscheint ein blondes Mädchen und hinter ihm ein junger Mann, dessen Gesicht auffallend dem des Mädchens ähnelt. Bruder und Schwester!, denkt Billy und wundert sich über die städtische Kleidung der beiden Gefangenen, die zwar nicht gefesselt, aber augenscheinlich sehr eingeschüchtert sind.

Ein Bandit schleppt zwei Koffer herbei und wirft sie auf den Boden. Ein zweiter Kerl bringt Decken und ein Lasso. Er wendet sich an den Gefangenen: »Hier, mein Sohn! Spann die Leine in der Ecke und häng ’ne Decke darüber! Dann hat deine Schwester ’n Einzelzimmer für sich! Hahaa – wir wissen, was man einer Lady schuldig ist, was?«

Der junge Mann nickt stumm und macht sich sofort an die Arbeit. Das Mädchen setzt sich müde auf einen Koffer und beobachtet stumm den Koch der Bande, der sich am Herd zu schaffen macht.

Der rote Schein des Herdfeuers beleuchtet das Gesicht der jungen Dame. Es ist ein feines, leicht gebräuntes Antlitz. Der volle rote Mund ist etwas geöffnet. Dunkle Augen geben einen reizvollen Kontrast zum blonden Haar. Die Flügel der kleinen feinen Nase scheinen leicht zu zittern, als wolle das Mädchen in Weinen ausbrechen.

Als sich das Mädchen über das schöne Haar streicht, liegt natürliche Anmut in dieser Bewegung.

Der junge Mann schafft die Koffer in die Ecke, dann tritt er neben seine Schwester und legt ihr die Hand auf die Schulter. Er deutet nach der Ecke: »Da ist dein Zimmer, Eileen! Ich werde nun seh’n, ob ich etwas Wasser für dich bekommen kann!«

»Danke, Bob!«, sagt Eileen und erhebt sich. Während ihr...

Erscheint lt. Verlag 28.1.2020
Reihe/Serie G.F. Unger Classic-Edition
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Westernromane • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7325-9350-9 / 3732593509
ISBN-13 978-3-7325-9350-7 / 9783732593507
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Anne Freytag

eBook Download (2023)
dtv (Verlag)
14,99
Band 1: Lebe den Moment

von Elenay Christine van Lind

eBook Download (2023)
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
9,49
Ein Provinzkrimi | Endlich ist er wieder da: der Eberhofer Franz mit …

von Rita Falk

eBook Download (2023)
dtv (Verlag)
14,99