Rügen Krimi Sammelband: Drei spannende Ostsee-Krimis -  Sylvia Voigt

Rügen Krimi Sammelband: Drei spannende Ostsee-Krimis (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
1040 Seiten
Schardt Verlag
978-3-96152-234-7 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
6,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

„Rügener Abgründe“ ist der erste Fall für Kriminaloberkommissarin Jessica Burmeister nach der Pensionierung ihres Lieblingsvorgesetzten. Nun muss sich die Insulanerin das erste Mal ohne ihn beweisen. Zusammen mit ihren Kollegen Wilfried Winterstein, Andy „Bolle“ Bollermann und dem unausstehlichen Gerichtsmediziner Henning Wahlberg versucht sie, den rätselhaften Fall um eine weibliche, kopflose Leiche zu lösen. Die Ermittlungen von Burmeister und ihrem Team gestalten sich demzufolge schwierig, und nur langsam lässt sich aus den Puzzleteilen ein Bild zusammensetzen, das lang gehütete Geheimnisse ans Licht bringt. Als polizeiinterne Konflikte, unkooperative Zeugen und private Nebenschauplätze immer wieder das Vorankommen gefährden, beschließt die eigenwillige Burmeister, ihrer Intuition zu vertrauen und zieht gegen alle Widerstände ihr Ding durch...
Kaum ist der Fall abgeschlossen, wartet in „Rügener Haie“ schon das nächste Verbrechen auf Aufklärung. Als Burmeister an Rügens steiniger Küste Ruhe sucht, wird ihr sprichwörtlich eine Leiche vor die Füße gespült. Dass der Luxusimmobilienmakler Carsten Kortus in seiner eigenen Badewanne umgebracht und danach in die Ostsee geworfen wurde, ist schnell ermittelt, doch der Rest des Falls gestaltet sich für Burmeister und ihr Team bedeutend komplizierter. Irgendetwas scheint faul an der ganzen Geschichte: Der Hauptverdächtige, der Geschäftspartner des Opfers, hat ein hieb- und stichfestes Alibi vorzuweisen, und dann stellt sich ein Unschuldiger. Während Burmeister den Zeugen auf den Zahn fühlt, kämpft sie mit den Vorgesetzten, ihrer anstrengenden Mutter, ihrem Sohn und dessen neuer Freundin sowie mit den Eheproblemen ihres Kollegen Winterstein. Es dauert eine Weile, bis sich der Knoten im Netz der Intrigen löst...
In „Rügener Inferno“ wird anschließend eine Kleingartenanlage zum Schauplatz schauerlicher Verbrechen. Dramatischer Höhepunkt ist ein verheerendes Feuer, das zahlreiche Parzellen zerstört. Doch es gibt noch weitere Brandherde auf der Insel, denn plötzlich verschwinden nach und nach ältere, alleinstehende Frauen, die auf den ersten Blick in keiner Verbindung zueinander stehen. Dagegen taucht plötzlich eine Leiche auf, die niemand vermisst...
Die unkonventionelle Jessica Burmeister ermittelt auf Deutschlands größer Insel. Sie hat eine spitze Zunge, doch das Herz am rechten Fleck. Sylvia Voigt setzt auf schräge, skurrile Typen und eine Mischung aus Spannung und schwarzem Humor.

EINS


Ich kann mich mit dem neuen von Menschenhand gemachten Wetter nicht wirklich anfreunden. Die Luft steht, ich sitze schweigend, schwitzend und reglos auf meiner Couch. Meine Haut klebt, ich fühle mich wie ein benutztes Fieberzäpfchen: eingeengt in schwül-heißer, stickiger Luft. Zudem stelle ich wieder einmal fest, dass mein Gehirn viel mehr macht als der Rest meines Körpers. Es arbeitet auf Hochtouren. Es nervt mich fortwährend mit neuen Gedanken und produziert unablässig Szenarien, die ich nicht denken und erst recht nicht sehen oder mir vorstellen will.

Also denke ich gezwungenermaßen an die neue Chefin, die in ein paar Wochen auf uns, im Besonderen und ganz speziell auf mich zukommen wird. Dabei fällt mir auf, dass ich ständig nur eine Nachfolgerin in Betracht ziehe. Warum sollte es nicht doch ein männlicher Bewerber werden? Immerhin sollte wenigstens theoretisch die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, dass das aus alternden Saftsäcken bestehende Gremium tatsächlich ein gerechtes Auswahlverfahren bevorzugen könnte.

Ich seufze. Wie groß ist diese Wahrscheinlichkeit? Ich beantworte mir meine Frage selbst: „Sie ist sehr klein.“

Wahrscheinlich waren die Würfel schon gefallen, ehe die Stelle ausgeschrieben wurde. Ich kann nur hoffen, dass trotz aller Ränkespiele und Beziehungen letzten Endes ein männlicher Bewerber den Vorzug erhält. Ich bin für absolute Gleichbehandlung beider Geschlechter. Nur in meinem Fall mache ich eine Ausnahme. Denn mir fällt die Zusammenarbeit mit dem männlichen Geschlecht prinzipiell leichter, auch wenn es durchaus die eine oder andere Ausnahme gibt.

Die eine Ausnahme ist das permanent nach Knoblauch stinkende Ekel Henning Wahlberg. Wahlberg ist unser Gerichtsmediziner. Fachlich ist er kompetent, menschlich ein Desaster. Er besitzt so viel Feingefühl wie meine Klobürste. Über diesen Vergleich muss ich grinsen, und ich genehmige mir einen kleinen Schluck.

Die andere Ausnahme ist Staatsanwalt Richard Vogel. Vogel eilte das Gerücht voraus, dass man lange gesucht hatte, um ihn dort unterzubringen, wo er trotz seiner Unfähigkeit und seiner imaginären Intelligenz keinen Kollateralschaden verursachen konnte. Also suchte man ein kleines Präsidium in einer kleinen Stadt mit einem kleinen Wirkungskreis. Obwohl Mecklenburg-Vorpommern durchaus noch andere Orte zu bieten hat, landete Vogel ausgerechnet bei uns. Man verbannte ihn vom Festland auf unsere Insel. Seither geht er in unserem Präsidium ein und aus, und ich befürchte, dass sich daran auch nichts mehr ändern wird. Hier kann er Mist bauen, so viel er will, es wird keine größeren Auswirkungen haben.

Ich proste mir zu.

Je näher der Tag des unausbleiblichen Führungswechsels kommt, umso häufiger frage ich mich, warum ich mich nicht um den Posten beworben habe. Vielleicht weil ich Veränderungen hasse und neue Herausforderungen nicht spannend, sondern scheiße finde.

Jetzt ist natürlich der Zug endgültig abgefahren. Diese Feststellung löst in mir spontan eine weitere Hitzewelle aus. Sie sorgt dafür, dass die Haare unangenehm am Nacken kleben.

Bisher kursieren jeden Tag neue Gerüchte, wer die Nachfolge unseres pensionierten Kriminalhauptkommissars Dieter Oertel antreten wird. Eigentlich gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder handelt es sich um eine Person, die ihren Zenit schon längst überschritten hat, keinerlei Ambitionen in Sachen Karriere mehr hegt und in unserer altehrwürdigen Hafenstadt Sassnitz nur noch in Ruhe ihre letzten Dienstjahre bis zur Pensionierung genießen will. Die zweite Möglichkeit ist, dass man mir eine junge und ehrgeizige Person vor die Nase setzt, die unsere kleine Truppe wahrscheinlich von der ersten Minute an komplett umkrempeln und jeden Tag das Rad neu erfindet wird. Diese vor Selbstbewusstsein strotzende Person wird kommen, unsere aus drei Leuten bestehende Truppe umstrukturieren und alles auf den Kopf stellen. Und wenn dann nichts mehr funktioniert, schnell abspringen, um auf der Karriereleiter weiter nach oben zu klettern. Zurück bleiben frustrierte Mitarbeiter in einem umstrukturierten Scherbenhaufen. Dieses Mal trinke ich mein Glas leer.

Ich beginne, mich in Selbstmitleid zu wälzen. Selbstmitleid tut mir gut. Nicht immer. Aber heute ist der richtige Zeitpunkt dafür. Mein Selbstmitleid steigt proportional zu meinem Promillewert, und ich bin fast davor, in Tränen auszubrechen. Ich greife nach der Flasche Grand Manier und schenke erneut nach.

Jetzt hab ich einen Lauf. Sowohl, was das Trinken anbelangt, als auch in Bezug auf mein aufsteigendes Selbstmitleid. Ich gedenke, mich in selbiges hineinzusteigern.

Vielleicht darf ich nie wieder selbständig arbeiten. Schlimmer noch: Nie wieder werde ich denken dürfen. Und die Krönung wird sein, dass sie eine Verfechterin der neuen deutschen Sprache ist. Jedes zweite Wort wird eine Mischung aus Deutsch und Englisch sein.

Ich genehmige mir einen sehr großen Schluck.

„Ich fühle mich so down“, murmele ich und lache mich über meine Ironie scheckig.

Der nächste Schluck Grand Manier bahnt sich wohlig seinen Weg durch meinen Körper. Im Winter wäre das ein angenehmes Gefühl. Jetzt, bei diesen außergewöhnlich hohen Außentemperaturen, setzt mir die innere Hitze gewaltig zu. Wider alle Vernunft trinke ich das Glas leer. Ich merke, dass mir so große Mengen des wohlschmeckenden französischen Orangenlikörs nicht gut bekommen. Sie sorgen dafür, dass ich den Faden verliere.

Wo war ich stehen geblieben?

Ach ja. Ich darf nicht mehr denken und muss Denglisch sprechen.

Oertel, du fehlst mir ja so. Mein lieber, guter Oertel, denke ich und greife zur Flasche. Nie wieder werde ich einen solchen Vorgesetzten haben. Nie wieder.

Ich schlucke. Dieses Mal ist es aber nicht der Grand Manier, sondern die aufsteigenden Tränen, die sich mit Unterstützung des französischen Likörs einstellen.

Oertel war der beste Mensch, der beste Vorgesetzte, er war unfehlbar. Er bevorzugte niemanden. Egal, ob uns Fehler unterliefen, wir ins Kreuzfeuer der Kritik gerieten oder in einen Kugelhagel, immer war es Oertel, der sich schützend vor uns stellte.

Während ich an meinem Glas nippe, gestehe ich mir ein, dass wir nie in einen Kugelhagel geraten sind. Hätte aber durchaus sein können. Und dann hätte sich Oertel für uns geopfert.

Oertel war Vorgesetzter, Kollege, Freund, Vater, Allvater, Halbgott. Oertel war Winnetou und Papst zugleich – voller Edelmut und Nächstenliebe.

Ich suhle mich in verklärten Erinnerungen und schaue ebenso drein. Irgendetwas tropft mir von der Nase. Ich wische es mit dem Handrücken ab und lecke daran. Sehr salzig. Schweiß oder Träne. Hätte ich wissen müssen. Auch dass ich trotz der Geschmacksverkostung die Herkunft nicht näher definieren kann.

Egal. Oertel fehlt mir, und ich hasse die Neue.

Ich schenke nach.

Nebenbei denke ich an unseren letzten gemeinsamen Fall, den wir unter Oertels Regie gelöst haben.

Ich starre vor mich hin und versuche, diesen Fall in mein alkoholisiertes Gedächtnis zu rufen. Also, was hatten wir da? Zunächst einen stümperhaft ausgeführten Mord.

„Schtümberhaft“, sage ich zu mir und nicke bestätigend.

Ein Mord in unserer kleinen Stadt. Das Volk tobte, das zur jüngeren Generation zählende vor Begeisterung, weil endlich mal wirklich was richtig los war. Das zur älteren Generation gehörende hauptsächlich vor Empörung. Ganz alte Leute vordergründig vor Angst.

Ich überlege kurz, ob man vor Angst toben kann.

Die lokalen Medien jedenfalls waren dankbar. Das Stadtfernsehen warf sein Motto „Weniger ist manchmal Meer“ komplett über den Haufen und ging nicht nur zu jeder ungeraden Stunde auf Programm. Man sendete live zu jeder Stunde und wiederholte die Wiederholungen des Tages und vom Vortag. Danach spekulierten die Reporter und Moderatoren über Motive und mögliche Beweggründe dieser verabscheuungswürdigen Tat. Dabei blickten sie mal empört in die Kamera, ein anderes Mal schauten sie in Anlehnung an Peter Kloeppel mit fast schon perfekt gespieltem Bedauern ihre Mitbürger und Mitbürgerinnen an. Im Anschluss gab es eine Zusammenfassung vom Tag und einen Rückblick, wie alles begonnen hatte und meistens eine Vorschau, was noch kommen könnte. Jede Sendung endete mit Mutmaßungen, wie lange die örtliche Polizei wohl noch bis zur Aufklärung brauchen würde. Und dann fing man halt wieder von vorne an.

Ja, dieser Mord war schon ein besonderes Ereignis für unsere Insel. Das Opfer war eine fünfundachtzigjährige Dame, die ein Vermögen zurückließ, das bei dem einen oder anderen Bürger zu verständlicher Schnappatmung führte und vielleicht sogar zu einem gewissen Verständnis für die mordende Person. Wer schon so alt ist und so viel Geld hat, sollte entweder das Geld verteilen oder freiwillig das Feld räumen. Und wenn man beides nicht will, muss nachgeholfen werden. Und weiterhin führte es alle Hobbydetektive, die regionale Fernsehmeute und die Vertreter der gedruckten und digital erscheinenden Lokalpresse zu der einzig möglichen Schlussfolgerung: Der Mörder hatte es auf...

Erscheint lt. Verlag 20.1.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-96152-234-0 / 3961522340
ISBN-13 978-3-96152-234-7 / 9783961522347
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,2 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Anne Freytag

eBook Download (2023)
dtv (Verlag)
14,99
Band 1: Lebe den Moment

von Elenay Christine van Lind

eBook Download (2023)
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
9,49
Ein Provinzkrimi | Endlich ist er wieder da: der Eberhofer Franz mit …

von Rita Falk

eBook Download (2023)
dtv (Verlag)
14,99