Das Glück der Andernachs
Lilienfeld Verlag
978-3-940357-82-3 (ISBN)
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Für die jüdische Familie hinter der erfolgreichen Berliner Militäreffektenhandlung Trier-Andernach wird 1887 privat zu einem besonderen Jahr: Als am Neujahrstag bekannt wird, dass sich die junge Lotte Andernach mit ihrem Jugendfreund Ferdinand Rauch verloben möchte, wird ihrem Großvater mulmig bei dem Gedanken an diese jüdisch-christliche Verbindung. Alle halten seine Bedenken für unsinnig, aber Lotte und Ferdinand gehen trotzdem probeweise auseinander - wer weiß, ob es nicht verlockende andere Möglichkeiten gibt? -, während hinter der restlichen Familienfassade Verbindungen existieren und entstehen, die gelinde gesagt etwas überraschend sind. Politisch ist das Jahr 1887 das Jahr davor, in dem es noch so scheint, als würde sich alles in liberalen Formen weiterentwickeln. Im Folgejahr aber wird Wilhelm II. zum Kaiser, und Deutschland geht weiter auf einem anderen Weg. Wilhelm Speyers opulenter im Exil entstandener Roman ist das wohl humorvollste und ergreifendste Porträt dieser Zeit und ihrer Menschen, ein äußerst lebensvolles und facettenreiches Gesellschaftsbild, in dem auch schon die politische Zukunft und der aufkeimende Antisemitismus ihre Schatten werfen.
Wilhelm Speyer wurde am 21. Februar 1887 in Berlin in die Familie der Militäreffektenhandlung Mohr & Speyer hineingeboren. Nach Gymnasium, Landerziehungsheim Haubinda, Abitur, "falscher Studienwahl" (Jura, nicht abgeschlossen), ersten Veröffentlichungen vor 1914 und Dienst als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg wurde er in den zwanziger und dreißiger Jahren schließlich zu einem bekannten Autor von beliebten Jugendbüchern, Romanen und auch Komödien, die er zum Teil zusammen mit Walter Benjamin verfasste. 1933 ging er ins Exil, zunächst in die Schweiz, nach Österreich, dann nach Frankreich und schließlich 1941 mit einem Einjahresvertrag als Drehbuchschreiber für MGM in die USA. 1949 kehrte er nach Deutschland zurück. Am 1. Dezember 1952 starb er in Riehen bei Basel.
"Dieser Roman … ist genau das, was man ein Meisterwerk nennt … Es ist da eine Kundigkeit im Historischen und Gesellschaftlichen, ein Blick für soziale Typen nebst der Fähigkeit, sie reden und wandeln zu lassen, eine Kenntnis des Menschenherzens, ein Ausschöpfen des erzählerischen Augenblicks … höchst selten das alles, höchst wohltuend, gewinnend und in bedeutendem Sinne unterhaltend." Thomas Mann
"Wilhelm Speyer … hat in den für ihn besonders harten Jahren des Exils in Kalifornien sein reifstes und reichstes Buch geschrieben … Die Straßen des alten Berlin … werden fast unwahrscheinlich deutlich … Jemand, der vierzig Jahre hindurch Literaturkritiken geschrieben hat, liebt nicht die Superlative, aber er muß bekennen, daß er Speyers Roman zu den besten deutschen Romanen unseres Jahrhunderts rechnet." Kurt Pinthus
"Sein bestes Werk." Alfred Döblin
"Was ich an Speyers Werk zu bewundern habe, ist etwa dies: Erstens ist es eine innige und sehnsuchtsvolle Schattenbeschwörung … Zweitens schildert das Buch mit größter Präzision und auf Grund vieljähriger genauester Einzelstudien die Zeit … Drittens, und das ist das zentrale Problem des Buches, wird der Beginn des deutschen Antisemitismus geschildert, sehr genau und richtig …" Hermann Hesse
Vortrefflich also, daß Papa in sein einundneunzigstes Jahr ging, obwohl es auch seine Unzuträglichkeiten für die Nachkommen mit sich führte. Der Kommerzienrat verehrte seinen Vater, aber er konnte die Tatsache nicht übersehen, daß sich Ephraim, obwohl er der Gründer der Firma und kein schlechter Kaufmann gewesen war, mit nutzlosen und belanglosen Sachen abgab … War man Kaufmann, so hatte man zu seinem Beruf zu stehen und den Forderungen des Tages Genüge zu leisten. Es ging nicht an, in der Vergangenheit oder in der Zukunft zu leben und mit Gespenstergeschichten die Kinder und Enkel von ihren vernünftigen Zielen abbringen zu wollen. Eine seherische Begabung für die Börsenkurse oder für den Tuchbedarf der europäischen Armeen in den nächsten Monaten, für Krieg und Frieden überhaupt, mochte angebracht sein, aber es war nicht schicklich, den Teiresias zu spielen, an den Pforten des Hades Auskünfte über das zukünftige Schicksal ganzer Familien, Gruppen und Stämme zu erteilen und Lotte eine vorteilhafte Mariage auszureden, die er, der Kommerzienrat, begünstigte. Man droht doch nicht am hellen lichten Tage seinen Enkeln in der Jägerstraße damit, daß sie demnächst gezwungen sein werden, in den Höhlen der Felsen oder auf Bäumen zu wohnen. Ein flüchtiger Blick auf das Stadt-Panorama hier vor ihm, und das Absurde solcher Prophezeiungen wurde evident.
Erscheint lt. Verlag | 25.4.2025 |
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Nachwort | Till Greite |
Verlagsort | Düsseldorf |
Sprache | deutsch |
Maße | 125 x 205 mm |
Themenwelt | Literatur ► Klassiker / Moderne Klassiker |
Schlagworte | 1887 • 1888 • Berlin • Dreikaiserjahr • Fontane • jüdische Familie • Jüdische Geschichte • Klassiker • Preußen • preußische Geschichte |
ISBN-10 | 3-940357-82-0 / 3940357820 |
ISBN-13 | 978-3-940357-82-3 / 9783940357823 |
Zustand | Neuware |
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