Nur Mütter sind härter (eBook)

Roman

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
360 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-1652-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Nur Mütter sind härter -  Hanna Simon
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Maries Leben ist eigentlich perfekt: ein spannender Job, ein lebhafter Sohn und ein liebevoller, aufmerksamer Freund - wenn nur ihr Tennistrainer nicht wäre! Tristan hat Marie völlig den Kopf verdreht, ständig schweifen ihre Gedanken zu ihm, dabei scheint er sie nicht einmal richtig zu beachten. Sogar einen Heiratsantrag ihres Freundes Jakub lehnt sie ab, obwohl sie beide eigentlich perfekt zueinanderpassen.

Maries Umfeld ist außer sich, denn alle haben ganz eigene Vorstellungen davon, wie Maries Leben abzulaufen hat. Nur ihre beste Freundin hält zu ihr - und ihr mittlerweile frisch verheirateter Exfreund. Es hilft nix: Marie muss endlich herausfinden, was sie wirklich will und wo ihr Herz hingehört, doch im ganzen Trubel ist das gar nicht so einfach ...



Hanna Simon, 1970 in Bielefeld geboren, arbeitete lange Zeit als Projektleiterin. Deswegen schafft sie es auch immer, die großen und kleinen Familienkatastrophen zu ignorieren, abzuwenden oder aufzufangen - und das meistens sogar fast perfekt. Mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen lebt sie in der Nähe von Frankfurt am Main.

1


Adam und Eva unter dem Baum der Erkenntnis
(Öl auf Holz, 1605, Peter Paul Rubens)

»Jetzt erzähl schon! Was ist dann weiter passiert, Marie? Also? Komm, ich will das wissen! Dieser Tristan hatte also nur ein Badetuch um die Hüften geschlungen? Tropfnass? Oh, là, là! Das hört sich gut an. Hätte ich gerne gesehen! Und dann? Was war dann, Marie? Erzähl schon. Und dein Jakub kam dazu? Nun rede schon!« Olivia schaffte es, trotz ihrer drängenden Fragen nach dem halb nackten (oder galt »nur ein Handtuch um die Hüften« schon als ganz nackt?), wohlgeformten Tennislehrer erstaunlich gelassen zu wirken. Noch eindrucksvoller aber war die Ruhe, mit der sie zusah, wie eine völlig verwirrte Marie die Wassergläser aus Olivias Küchenschrank nahm.

Und zwar alle. Ein Kristallglas nach dem anderen, als stände Marie unter dem Einfluss einer außerirdischen Spezies, die ihr befahl, bei allen Erdlingen alle Trinkgefäße aus den Schränken zu entfernen.

Maries Geisteszustand konnte man tatsächlich ferngesteuert nennen.

Sie war wie unter Drogen.

Nein, sie stand definitiv unter Drogen.

Und diese Droge hieß Tristan.

Marie konnte einfach nicht aufhören, an ihren Tennislehrer zu denken, von ihm zu reden und sich infolgedessen wie eine Idiotin zu benehmen.

Er hatte gerade noch schwere körperliche Arbeit verrichtet (na ja, er hatte lediglich ein paar aufgetakelten Hühnern die Vorhand gezeigt) und dann unter der Dusche den Schweiß abgespült. Daraufhin stand er, mit seinen stählernen Muskeln (hallo? Daniel Craig hat mehr vorzuweisen!), braungebrannt rätselhafterweise auch an den Stellen, an denen er wegen seiner Sportkleidung weiß sein müsste (vielleicht trainiert er manche Damen gegen Aufpreis mit freiem Oberkörper?), und mit einem Handtuch um die schmalen Hüften (nein, da gibt es nichts zu meckern) vor Marie.

Himmel! Maries Hirn kochte über.

Es war, als befände sie sich in einer riesigen Blase, angefüllt mit Gedanken an diesen Mann. Mit vielen schönen Gedanken. Und heißen. Daran, wie er aussah, wie er den Kopf neigte, wenn er sprach, wie sich seine haselnussbraunen Augen zu Schlitzen verengten, wenn er lächelte, und dann seine Stimme, dieses leise Säuseln. Das unvermeidliche Hi, wenn er jemanden traf.

Und dann diese Situation in der Umkleide! Wie er da so gestanden hatte. Groß, sportlich (ja, wissen wir, sowas wird in der Erinnerung in der Regel dramatisch vervielfacht, wahrscheinlich war er gar nicht so unfassbar heiß, wie Marie das dachte) – und wunderbar nass. Die Tropfen perlten sexy über seine breiten Schultern, die Arme und die Brust hinunter. Und so nah war er!

Das waren unfassbar schöne Gedanken.

»Tristan …«, seufzte Marie mit trockenem Mund.

Das war nicht Marie, das war definitiv eine Sucht! Sie wollte nur noch … Aber …

Ja: aber …

Immer zerriss ein Aber alles!

Marie blinzelte, um sich klarzumachen, dass sie in Olivias Küche stand und nicht mehr in der Umkleide ihres Tennisclubs. Sie stand hier bei ihrer Freundin. Und den Mann, den sie dort gesehen hatte, den gab es eigentlich nicht. Also es gab ihn schon, aber nicht für sie. Nicht in ihrem Leben.

Kapier das endlich, Marie!

Direkt zwischen diesen schönen, süchtig machenden Gedanken war dieser eine, kalte, grausame.

Tristan nahm Marie kaum wahr. Selbst wenn er eine Stunde (60 ganze Minuten also, nur um das klarzustellen) mit ihr trainierte, wenn er ihr zeigte, wie Vorhand, Rückhand, Volley oder Aufschlag gingen – er nahm sie einfach nicht wahr.

Niemals würde sie … mit ihm …

Und dabei hatte es so gewirkt. Es hatte anfangs doch wirklich so ausgesehen als ob.

Aber das hatte sie sich nur eingebildet. Oder?

In ihr wurde es kalt. Wer hätte gedacht, dass Erkenntnis kalt war. Aber warum sonst hätten Adam und Eva plötzlich angefangen, Kleidung tragen zu wollen.

Marie schüttelte den Gedanken ab und dachte wieder an Tristan. Ja (also nein), es hatte nur so ausgesehen. Da war nichts.

Sie wusste es. Aber sie wollte es nicht wahrhaben.

Diese kalte, schreckliche Erkenntnis traf Marie biblisch tief. Sie erschauderte, dann versuchte sie tapfer zu erzählen, was nach ihrem letzten Training passiert war.

»Es war so. Oh, Mann! Ich bin so eine blöde Kuh! Es war nur so schön. Er ist so unfassbar. Tristan hatte nur ein Badetuch an. Er war gerade aus der Dusche gekommen und stand in der Umkleide. Das Wasser, Himmel, dieses Wasser, es tropfte von seinen Schultern. Er, er, er ist so unglaublich …« Marie stotterte das alles zum hundertsten Mal hervor, als wäre sie nicht vor einigen Stunden sondern gerade in diesem Augenblick Zeugin dieses Ereignisses geworden. Sie schaute an sich herunter, um sicherzugehen, dass sie selber angezogen war.

Tristan. Tristan.

In ihrem Kopf war irgendwas kaputt, da war sie sicher, sie konnte an nichts anderes denken als an diesen Mann, diesen Tennislehrer, der sie, statt sie zu trainieren, irregemacht hatte. Dieser riesige, dunkelhaarige Mann, mit den nach hinten gegelten Haaren, dem Bart, mit dem er aussah wie Odysseus, und den wunderbaren Augen, die aber bedauerlicherweise lieber einen kleinen Tennisball ansahen als sie.

Alleine der Gedanke an ihn raubte Marie den Atem.

»Marie! Beruhige dich. Du drehst gerade durch. Ich verstehe sowieso überhaupt nichts. Nun erzähl langsam der Reihe nach! Was war dann? Und warum kann dich ein Mann nur so durcheinanderbringen? Er ist nur ein Mann!«

»Er hatte nur ein Badetuch an.« Marie versuchte sich an die Situation im Vereinsheim des Tennisclubs zu erinnern, aber es war, als würde ihre Festplatte allein schon bei der Erwähnung dieses Mannes komplett abstürzen.

»Erzähl weiter, das mit dem Badetuch hast du schon hundert Mal gesagt. Und dann?«

»Er war, er ist bildschön.«

»Na, Marie, nun beruhige dich. Bildschön ist eher was anderes. Du weißt schon. Das liegt im Auge des Betrachters.« Olivia zuckte mit den Schultern und blieb selbst dann noch ruhig, als Marie plötzlich anfing, auch Olivias Kaffeebecher aus dem Schrank zu nehmen und auf den Tisch zu stellen. Ganz ordentlich, bis die Fläche fast voll war.

»Marie! Hör zu. Tristan sieht aus, wie Sportler nun mal aussehen. Mehr nicht. Lass ihn ein Jahr nicht spielen, dann ist er schlaff wie alle anderen Männchen auch.«

»Aber …« Marie schloss die Augen. Etwas so deutlich vor sich zu sehen und es nicht haben zu können, war unendlich grausam. Hatte er nach dem Duschen tatsächlich sie angesehen, verführerisch das Badetuch zu Boden gleiten lassen und gesagt, sie solle herkommen, als sie einander gegenüberstanden?

Er hatte doch da in der Umkleide gestanden, oder etwa nicht? Marie war sich nicht mehr sicher.

»Komm her!« Hatte er das wirklich gesagt, als er da stand, noch tropfend von der Dusche?

Hatte er? Hatte er das zu ihr gesagt?

In diesem verheißungsvollen Flüsterton? Dazu dieser Blick aus diesen wunderbaren Augen? Maries Hirn machte Anstalten, gleich durchzubrennen. Konnte nicht mehr lange dauern.

Oh, Himmel, sie spürte, wie alles in ihr schmolz. Ja sie wollte zu ihm. Ja, Tristan, ja ja ja.

»Was ist dann passiert? Wäre schön, wenn ich die Geschichte endlich mal zu Ende hören dürfte«, sagte Olivia seelenruhig, öffnete den Kühlschrank und entnahm ihm dieses Mal keinen Sekt, sondern Buttermilch.

Maries polnische Freundin war wunderbar. Und hier bei ihr zu sein war die einzige Möglichkeit, diese Situation zu überleben und ihre normalen Hirnfunktionen zumindest rudimentär wiederherzustellen, dessen war sich Marie (und die Wissenschaftler auf dem Gebiet des internationalen Liebeskummers) sicher.

Olivia war eine riesige, blonde Frau, etwas älter als Marie, zweimal geschieden und Mutter von zwei klugen Mädchen, Agata und ihre große Schwester Elena. Olivia war immer Herrin der Lage. Sie beherrschte alles außer der deutschen Sprache.

In ihrer gigantischen Landhausküche, die ohne weiteres in Möbelzeitschriften als Modell und zur Not auch als Ballsaal genutzt werden konnte, stand nie dreckiges Geschirr herum, nichts war verschmutzt oder in Unordnung.

Außer heute.

Denn heute war Marie hier.

»Wir trinken lieber etwas, was dein Hirn nicht noch mehr durcheinanderbringt.« Olivia wählte in Ruhe zwei Gläser aus, die da in Massen vor ihr standen, und reichte Marie eins davon.

»Was? Was meinst du, Oli? Ich weiß nicht mehr …« Sie nahm das Glas, hielt es einigermaßen ruhig, damit ihre Freundin die weiße Flüssigkeit eingießen konnte.

Es zwang Marie, sich auf etwas zu konzentrieren, was real war.

»Was ist dann passiert, Süße? Da steht also dieser nur mittelmäßig attraktive Mann, der dich erschreckend irre macht, und sagt: ›Komm her!‹, oder er sagt es nicht, weil du es nicht mehr so genau weißt, und was dann? Was du tust dann?«

Marie erschauderte. Dieses Mal jedoch von dem Geschmack der ungesüßten Buttermilch. Und ein bisschen wegen Olivias eigenwilligem Satzbau.

»Was? Ich? Wo?«

Olivia lächelte und leckte sich den Milchbart von den Lippen, strich dann mit den Fingern Marie über den Mund, wie es ihre Mutter tun würde.

»Na, komm, erzähl es der lieben Oli. Bist du hingegangen?«

Marie zögerte.

Olivia sah ihr tief in die Augen. »Marie? Bist du hingegangen?«

...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2020
Reihe/Serie Wir können alles - außer Männer
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Affäre • Benni-Mama • Berlin • Bindungsangst • Chaos • Freundinnen • Helikoptereltern • Humor • Kerstin Gier • Liebe • Liebesgeschichte • Midlifecrisis • Mütter • Mütter-Mafia • Petra Hülsmann • Sophie Kinsella • Susan Mallory • Tennislehrer • Übermütter
ISBN-10 3-8412-1652-8 / 3841216528
ISBN-13 978-3-8412-1652-6 / 9783841216526
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