Dorian Hunter 36 - Horror-Serie (eBook)

Witchcraft

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9191-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dorian Hunter 36 - Horror-Serie - Gay D. Carson
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Das spärliche Licht in der Sauna reichte nicht aus, um Norman Sciff letzte Gewissheit zu geben. Er schob sich dicht an die Wand heran, schlug den Wasserdampf mit den Händen beiseite und schreckte zurück. Ein Irrtum war ausgeschlossen: Die Wand der Sauna bestand aus schwarzem Gusseisen, das ihm auf einmal glühend heiß erschien.
Von irgendwoher war ein spöttisches Lachen zu hören. Er schöpfte neue Hoffnung und redete sich ein, das alles sei nur ein übler Scherz.
»Hilfe!«, schrie er mit kreischender Stimme. »Hilfe! Hört mich denn keiner?«
Der dichte Wasserdampf quirlte durcheinander und gab den Blick auf die Wand frei, die plötzlich nach oben gebogen erschien. Norman Sciff vergaß für einen kurzen Moment die Schmerzen. Er hatte den Eindruck, sich in einem riesigen Kessel zu befinden - wie ein Tier, das geschmort werden sollte!

2. Kapitel

Sie hieß Agatha Harmon und war eine liebenswerte, aber furchtbar wissbegierige Matrone von etwa fünfundsechzig Jahren. In ein sackartiges Tweedkostüm und derbe Schuhe gekleidet, kam sie lächelnd auf den Geschäftsführer zu.

»Ich habe schon die ganze Zeit darüber nachgedacht. Jetzt ist es mir wieder eingefallen. Ist Witchcraft nicht ein kleiner Wallfahrtsort?«

»Sehr wohl, Madame«, erwiderte der Geschäftsführer zuckersüß. »Aber das ist schon sehr lange her. Erstaunlich, dass Sie sich daran erinnern.«

»Ich wusste es doch!« Sie nickte erfreut. »Wurde hier nicht die heilige Ann verehrt?«

»Bis die Kirche abbrannte«, ließ sich die junge Dame vom Empfang vernehmen. »Aber wenn Sie sich dafür interessieren, Madame, kann ich Ihnen eine echte Überraschung versprechen.«

»Wie lieb von Ihnen!« Die alte Dame strahlte die junge Frau an.

»Der Seitentrakt des Motels steht auf den Gewölben der alten Gnadenkapelle. Die Wandmalereien sind erstaunlich gut erhalten. Wir pflegen sie selbstverständlich.«

»Könnte man sie sehen?«

»Nur zu gern! Aber im Augenblick ist niemand abkömmlich, um Sie zu führen. Das Personal richtet ja die Zimmer her.«

»Könnte ich allein gehen?«

»Sie werden den Weg nicht verfehlen«, warf der Geschäftsführer ein. »Ich werde Ihnen das Licht einschalten.«

Agatha Harmon folgte ihm. Sie glühte vor Begeisterung. Der Geschäftsführer öffnete eine Tür und deutete auf die Treppe in den Keller. Die Wände aus Bruchstein waren weiß gekalkt. Die alte Dame, die normalerweise ein wenig ängstlich war, hatte keine Bedenken, allein nach unten zu gehen.

»Sie können auch warten, bis wir eine Führung veranstalten«, meinte der Geschäftsführer, »aber dann werden Sie vielleicht nicht genug sehen.«

»Nein, nein. Die Wandmalereien möchte ich mir ganz allein ansehen«, gab sie zurück. »Vielen Dank! Sie sind sehr freundlich, Sir.«

Sie bemerkte das Lächeln auf den Lippen des Geschäftsführers nicht, als sie nach unten stieg. Die Luft war nicht kühl und modrig, sondern warm. Sie hatte sogar den Eindruck, dass es von Stufe zu Stufe heißer wurde.

Plötzlich ging das Licht aus.

Agatha blieb stehen und klammerte sich am Geländer fest. Tapfer kämpfte sie gegen ihre Angst an. Das Licht flammte nicht wieder auf. Agatha entschloss sich umzukehren.

Sie stieg die Stufen hinauf. Doch die Treppe wollte kein Ende nehmen. Längst hätte sie die Tür erreichen müssen. Sie blieb stehen, verschnaufte und rief sich zur Ordnung. Ihre Angst wurde größer. Was ging hier vor?

Innerlich wachsam, sich nach außen aber gelassen gebend, erschien Dorian Hunter in der Halle des Motels. Er hatte sich mit dem Diebstahl seiner Dämonenbanner abgefunden, wollte aber herausfinden, wer als Dieb in Betracht kam. Sein Misstrauen war erwacht.

Er musterte den Geschäftsführer, der sich gerade mit einem rundlichen, kleinen, aufgekratzt wirkenden Mann unterhielt, der aus dem Kaminzimmer gekommen war. Dieser Mann schien zu den Touristen zu gehören. Seine Kleidung sah abenteuerlich bunt aus. Dorian hörte, dass der Tourist sich nach dem Telefon erkundigte.

»Die Leitung ist unterbrochen«, sagte der Geschäftsführer mit einem höflichen Lächeln. »Der Schaden wird innerhalb der nächsten Stunde behoben sein.«

»Ich muss aber telefonieren«, sagte der Tourist hartnäckig. »Meine Mutter macht sich Sorgen. Ich wohne bei ihr.«

»Ich bedauere außerordentlich, Sir.«

»Gibt es denn im Dorf kein Telefon?«

»Das gesamte Netz ist blockiert. Ich werde Sie sofort verständigen, wenn die Leitungen wieder in Ordnung sind.«

Der Mann ließ sich beruhigen und ging in das Kaminzimmer zurück. Der Geschäftsführer blickte Dorian erwartungsvoll an.

»Ich möchte Miss Eva sprechen«, sagte Hunter. »Wo kann ich sie erreichen?«

»Kann ich vielleicht etwas für Sie tun, Sir?«

»Kaum«, gab Hunter trocken zurück. »Es muss nun mal Miss Eva sein.«

»Sie wird auf ihrem Zimmer sein. Ich werde sofort anrufen, Sir.«

»Die Hausanschlüsse sind also noch in Ordnung?«

»Natürlich, Sir. Einen Moment, wenn ich bitten darf.«

Mit seltsam feierlichen, staksigen Schritten ging der Geschäftsführer zum Telefon und wählte eine Nummer. Er ließ durchläuten und hob bedauernd die Schultern. »Auf ihrem Zimmer ist sie nicht. Ich hörte, dass mit Ihrem Badezimmer etwas nicht ganz in Ordnung war, Sir.«

»Sie untertreiben. Mir kam es vor, als hätte man mich in einen Kessel gesteckt, um mich zu kochen.«

»Man hat Sie auch bestohlen, Sir?« Der Geschäftsführer senkte diskret die Stimme.

»Vielleicht habe ich mich geirrt«, antwortete Hunter ausweichend. »Reden wir nicht mehr darüber. Ich habe …« Er unterbrach sich und sah hinüber zum Eingang. Wieder war er sicher, hinter der Scheibe für einen Moment das Gesicht von Trevor Sullivan gesehen zu haben.

»Was haben Sie denn, Sir?«

Diesmal war ein Irrtum ausgeschlossen. Er hatte den O.I. gesehen.

Hunter riss die Tür auf und stürzte nach draußen. »Sullivan?«

Es war niemand zu sehen. Dorian lief links und rechts an der Hausfront entlang, blickte zu der Remise hinüber, die man zu Garagen umgestaltet hatte, und hoffte immer noch, dass Sullivan aus der Dunkelheit auftauchte. Als er sich zum Motel umdrehte, beschlich Dorian ein eigenartiges Gefühl. Von außen wirkte das Haus still und verlassen; das trübe Licht hinter den Scheiben hatte einen gelblich-rötlichen Schimmer. Bruchteile von Sekunden später schien das Haus jedoch wieder zu atmen und zu leben. Das Licht brannte hell, Tanzmusik war aus dem Festsaal zu hören.

In der Tür erschien der kahlköpfige Geschäftsführer. Er deutete eine Verbeugung an, trat zur Seite und schien nur darauf zu warten, dass Dorian wieder ins Haus zurückkehrte.

Hunter winkte kurz und ging dann ins Dorf hinunter. Zweimal hatte er jetzt Trevor Sullivan zu sehen geglaubt, zweimal hatte er sich getäuscht. Es wurde Zeit, den O.I. aufzusuchen. Dorian wusste ja immerhin ungefähr, wo er wohnte. Er wollte sich überzeugen, wo und wie Sullivan untergebracht war.

Vom festlichen Treiben unten im Dorf war nichts mehr zu hören. Nur noch wenige Lichter brannten. Der Mond hing kalt und bleich über den Dächern der Häuser. Dorian Hunter schmunzelte unwillkürlich, als irgendwo ein Hund aufheulte, um dann den Mond anzubellen. Genau daran hatte er gerade gedacht.

Er blieb stehen. Gab es vielleicht irgendeinen Zusammenhang zwischen seinen Gedanken, Vorstellungen und Wünschen und dem, was sich in der Realität ereignete? Er dachte an den Ruf eines Käuzchens. Gespannt lauschte er in die Dunkelheit hinein – und grinste wie ein Schuljunge, als genau in diesem Moment ein Schaf blökte, jämmerlich und ängstlich.

Dorian hatte Sinn für Ironie. Genau wie ein Schaf kam er sich plötzlich vor. Sein Misstrauen war wirklich übertrieben, wurde fast schon zur Manie.

Er ging weiter und dachte nur noch an die Begegnung mit Trevor Sullivan.

»Halten Sie mich nicht für aufdringlich«, sagte Walt Hatters, ein rosig aussehender Endvierziger. Er war aus dem Kaminzimmer gekommen und fing den zurückkehrenden Geschäftsführer ab. »Ich habe da Düfte eingeatmet, die einfach delikat sind.«

»Unsere Küche ist berühmt«, erwiderte der Geschäftsführer. »Unsere Köche haben internationale Preise gewonnen.«

»Man riecht es förmlich«, schwärmte der Tourist. »Ich habe eine Bitte, die mit meiner Marotte zusammenhängt.«

»Ich bin sicher, dass wir Ihnen jeden Wunsch erfüllen können, Sir.«

»Ich sammle Rezepte. Könnte ich einen kurzen Blick in die Küche werfen und mich mit Ihrem Chefkoch unterhalten?«

»Ich werde eine Ausnahme machen«, antwortete der Geschäftsführer lächelnd. »Normalerweise ist der Zutritt zur Küche natürlich nicht gestattet.«

»Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll. Kann ich mich irgendwie erkenntlich zeigen, Sir?«

»Sie würden mich beleidigen«, sagte der Kahlköpfige. »Es wird mir eine Ehre sein, Sie herumzuführen. Ich darf Sie schon jetzt auf eine besondere Spezialität unserer Küche hinweisen.«

»Sie machen mich neugierig.«

Walt Hatters bebte vor Erwartung, stellte aber keine weiteren Fragen, weil der Geschäftsführer bereits vorging. Sie benutzten eine Tür und eine Treppe seitlich hinter dem Empfang und stiegen nach unten – worüber Hatters sich kaum wunderte. Warum sollte sich die Küche des Motels nicht im Souterrain des Hauses befinden? Mit jedem Schritt stiegen ihm immer verlockendere Düfte in die Nase.

»Die Küche.« Der Geschäftsführer drückte eine Pendeltür auf. Walt Hatters schob sich an ihm vorbei und blieb zuerst andächtig, dann jedoch erstaunt und überrascht stehen. Das hatte er nicht erwartet.

»Sie wundern sich, nicht wahr?«

»Ein wenig«, gestand Hatters. »Haben Sie denn keine Herde? Ich sehe auch kein Personal.«

»Wir arbeiten nach einem völlig neuen Verfahren«, antwortete der Kahlköpfige und lächelte geheimnisvoll. »Ich bin sicher, dass Sie darüber nie sprechen werden.«

»Bestimmt«, versprach Walt Hatters und ging zögernd tiefer in den Raum hinein. Im Mittelpunkt dieser seltsamen Küche stand ein riesiger Tischbock, der die Last eines Ochsen ausgehalten hätte. Die dicke Holzplatte war weiß gescheuert und blitzte vor Sauberkeit. Auf einem Seitentisch lag wohlgeordnet ein Tranchierbesteck, das aus langen Messern, Knochenbeilen und...

Erscheint lt. Verlag 14.1.2020
Reihe/Serie Dorian Hunter - Horror-Serie
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7325-9191-3 / 3732591913
ISBN-13 978-3-7325-9191-6 / 9783732591916
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