G. F. Unger 2045 (eBook)

Ein zweibeiniger Tiger

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9355-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

G. F. Unger 2045 - G. F. Unger
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Die wilden Söhne der mächtigen Uvalde-Sippe wissen nicht, dass sie einen Tiger am Schwanz gepackt haben, als sie Ty Carpenters wertvolle Zuchtstuten erschießen ...

G.F. Ungers Romane sind immer wieder ein einmaliges und unverwechselbares Lesevergnügen

Als der Sheriff wieder mit dem Lasso in den Corral geht, taucht vom Stationshaus ein Mann auf, groß, hager, dunkel und grauäugig, ein Mann mit einem Colt an der linken Seite.

»He, Sheriff!«, sagt der Mann.

Sheriff John Starr verhält kurz, und sein eisgrauer und flintsteinharter Blick prüft den Mann, der jung genug ist, um sein Sohn sein zu können.

»Ich habe es eilig, Mister«, sagte der Sheriff. »Ich habe einen Uvalde festgenommen, und nun sind seine ganze Sippe und sicher auch einige seiner Freunde hinter uns her. Ich requiriere diese Tiere. In Mesa bekommen Sie diese gegen die übliche Mietgebühr zurück.«

Nach diesen Worten, die er hart und schnell sprach, wendet er sich ab, um das zweite Pferd zu fangen.

»Halt, Sheriff!«, spricht der Fremde scharf. »Ich habe zehn Jahre für den Anfang meiner Pferdezucht gearbeitet. Sie bekommen die Tiere nicht, alter Mann.«

»Doch«, erwidert Sheriff John Starr. »Ich bekomme sie. Und wenn ich dich vorher umlegen muss, Junge. Und vergiss nicht, ich bin das Gesetz! Ich wäre ein schlechtes Gesetz, ließe ich mich von einem einzigen Mann daran hindern, einen Mörder zum Galgen zu bringen.«

»Mörder?«

»Mörder, jawohl!«

Da steckt der Fremde den Colt weg und sagt: »In Ordnung, Sheriff, ich komme mit Ihnen. Denn wenn ich mit meinen restlichen Pferden bleibe, werde ich auch diese los.«

Als beide mit dem Gefangenen weiterreiten, sind die Verfolger noch eine halbe Meile entfernt.

Sie reiten ein paar Meilen auf der Poststraße, und als die Sonne über die Hügel im Osten kommt und ihnen die Rücken zu wärmen beginnt, halten sie bei einem kleinen Creek an, um die Tiere verschnaufen zu lassen.

Der Sheriff fischt einen Zigarettenstummel aus der Westentasche und setzt ihn in Brand. Der Fremde dreht sich eine Zigarette.

»Das sind gute Pferde für eine Zucht«, sagte der Sheriff dann. »Mit diesem Hengst und diesen Stuten müsste man wahrhaftig etwas anfangen können. Übrigens, mein Name ist John Starr, Sheriff in Mesa.«

»Mein Name ist Carpenter, Ty Carpenter«, stellt sich der Fremde vor. »Und ich suche eine hübsche Weide in der Nähe einer kleinen Stadt. Es muss gutes Gras dort sein, richtiges Blaugras. Es enthält die besten Mineralien. Pferde brauchen das. Deshalb sind auch in Kentucky die Pferde so gut. In Kentucky gibt es das beste Blaugras. Doch wer kann sich in Kentucky noch Land kaufen? Kein armer Bursche wie ich. Hier aber soll es noch freie Weiden geben – oder?«

Der Sheriff nickt.

Und dann reiten sie weiter.

Erst nach einer Weile fragt Ty Carpenter: »Wie weit ist es nach Mesa?«

»Heute am Nachmittag sind wir da«, murmelt der Sheriff.

»Und was wird in Mesa sein, Sheriff?«

John Starr, der Sheriff von Mesa, erwidert auf diese Frage nichts. Doch er blickt in die Ferne, so als könnte er dort irgendwelche Bilder sehen.

Vielleicht sagt ihm seine Vorstellungskraft schon, was in Mesa sein wird. Aber er spricht nicht darüber. Er schweigt.

Dafür sagt der Gefangene: »Meine Brüder und meine Freunde werden nach Mesa kommen und sich die lausige Stadt in die Tasche stecken. Bei diesem alten Mann fangen sie an. Und bald werden ihn alle Bürger von Mesa verfluchen, weil er mich eingefangen und zurückgebracht hat. Mesa wird es ihm gewiss nicht danken.«

Die Stadt sieht freundlich aus, einladend.

Ty Carpenter gefällt Mesa auf den ersten Blick.

Aber die Leute auf der Straße, vor den Geschäften, in den Gärten – überall, wo man den Sheriff mit dem Gefangenen sehen kann – erstarren. Und als wenn ein geheimnisvolles Signal durch die Stadt eilen würde, treten die Bürger aus den Türen.

Mesa verharrt wie gelähmt.

Nur der Hufschlag der Pferde, das Knarren der Sättel und das Klimpern einiger Metallteile sind zu hören.

Eine Stadt in Angst, denkt Ty Carpenter.

Sie reiten vor das Stadthaus, in dessen Anbau das Sheriff’s Office und das Gefängnis untergebracht sind.

Der Sheriff sitzt müde ab, macht die Handgelenke des Gefangenen vom Sattelhorn los und lässt ihn absitzen. Er zieht sein Gewehr aus dem Sattelschuh und wirft sich die beiden Satteltaschen über die Schultern.

Indes er den Gefangenen mit dem Gewehrlauf durch die Tür dirigiert, sagt er über die Schulter zu Ty Carpenter: »Lassen Sie meinen Sattel im Mietstall. Wenn Sie später in mein Büro kommen, zahle ich Ihnen die hier übliche Mietgebühr für die beiden Pferde. Vielen Dank für Ihre Hilfe, Mister Carpenter.«

»Ich habe Ihnen nicht geholfen, Sheriff«, sagt dieser. »Sie haben meine Pferde requiriert. Und Sie sind das Gesetz.«

Der Sheriff ist schon halb hinter seinem Gefangenen durch die Tür im Innern verschwunden. Doch nun hält er noch einmal an und blickt abermals über die Schulter zurück.

Er sieht Ty Carpenter grinsen.

Und nun verstehen sie sich plötzlich besser. Auch der Sheriff grinst.

Der Mann vom Mietstall weist ihm dann einen kleinen Corral für seine fünf Tiere zu und übernimmt auch den Sattel des Sheriffs.

»Schöne Pferde«, murmelt der Mann. »Das soll wohl eine Zucht werden? Dieser Hengst und die vier Stuten sind ein kleines Vermögen wert. Es ist schade um die Tiere.«

»Wieso schade?« Dies fragt Carpenter sanft.

»Sie haben mit diesen Pferden mitgeholfen, einen Uvalde ins Gefängnis zu bringen«, erklärt ihm der Mann. »An Ihrer Stelle, Fremder, würde ich jetzt mit meinen Pferden schon eine Meile weiter sein.«

Im Speiseraum des Mesa Hotels findet Ty Carpenter einen kleinen Tisch in der Ecke. Er kann auch von seinem Platz aus auf die Straße sehen.

»Wollen Sie Abendessen?« So fragt ihn eine dunkle Stimme.

Da sieht er auf und betrachtet die Frau.

Sie ist jünger als er – und sie ist gelbhaarig und braunäugig, mittelgroß und mit allen körperlichen Vorzügen einer mehr als nur hübschen Frau ausgestattet.

Ihr Blick ist gerade, fest und prüfend.

Sie sehen sich noch einmal an, und sie spüren beide etwas, was sie nicht erklären können. Es ist wie eine Strömung zwischen ihnen. Und es ist irgendwie ein Gefühl von Gemeinsamkeit.

Er ist dann der letzte Gast, bei dem sie kassieren kommt.

Als er sie bittet, sich doch noch ein wenig an seinen Tisch zu setzen, da zögert sie nur unmerklich.

Als sie sich gegenübersitzen, betrachten sie sich eine Weile.

»Sie sind gewiss nicht mehr zu haben«, sagt er dann. »Alle Männer im Umkreis von hundert Meilen versuchen bei Ihnen ihr Glück. Und einer wird es wohl schon fertiggebracht haben – oder?«

Sie lächelt.

»Umwege kennen Sie nicht, Mister«, sagt sie.

»Vielleicht habe ich wenig Zeit«, murmelt er.

Da nickt sie heftig. »Das stimmt! Sie sollten eigentlich jetzt schon wie der Teufel reiten, um Harvey Uvaldes Leuten zu entkommen, also seinen Brüdern und Kumpanen. Noch könnten Sie der Horde entkommen.«

»Und wer hilft dem Sheriff?«

Ihre Augen werden schmal. Dann spricht sie hart: »Wenn ihm die Stadt nicht hilft, dann mag sie zum Teufel gehen. Dann verdient sie nichts anderes.«

Ty erhebt sich, schaut sie noch einmal fest an und fragt: »Darf ich Ihren Namen erfahren?«

»Julia Corbin«, sagt sie, ohne zu zögern. Aber sie fragt nicht nach seinem Namen.

Er nickt ihr zu und geht hinaus.

Die Nacht ist noch lau und lind.

Er setzt sich in Bewegung, und er wird sich bald bewusst, dass Mesa an diesem Tag gewiss sehr viel stiller und ruhiger ist als sonst.

Der Sheriff und auch sein Gefangener waren müde und erschöpft genug. Und die Uvaldes kamen immer noch nicht. Selbst auf müden Pferden müssten sie nun gewiss bald eintreffen.

Oder gaben sie es auf, ihren Harvey zu befreien?

Ty geht weiter.

Bald schon macht er sich mithilfe seiner Decken, seines Sattels und der geteerten Segeltuchplane im Stroh des Schuppens ein Lager.

Der Hengst schnauft einmal im Corral.

»Schon gut, Blackjack«, sagt Ty Carpenter ruhig hinüber. Das Tier erwidert mit einem erneuten Schnauben – aber dieses Schnauben klingt beruhigt.

Eine Weile liegt Ty Carpenter so.

Dann hört er Reiter kommen. Und er denkt: Das sind sie. Das sind die Uvaldes, die den Sheriff verfolgten. Nun kommen sie.

Er bleibt ruhig liegen.

Ty Carpenter denkt an den Sheriff.

Was wird geschehen? Werden sie das Gefängnis aufbrechen und den Gefangenen herausholen?

Er spürt einen Moment den Wunsch, aufzustehen und zum Sheriff ins Gefängnis zu gehen. Doch dann lässt er es. Er ist kein Bürger dieser Stadt. Was gehen ihn die Probleme hier an?

Er bleibt liegen.

Doch nicht lange. Dann hört er Männer kommen. Sie bewegen sich an den Corrals entlang und halten bei seinem Corral an.

»Das sind die Pferde«, sagt einer der beiden Männer. »Also ist der Bursche noch in der Stadt.«

Ty Carpenter kann die Kerle gut erkennen. Denn die Nacht ist hell und klar. Er könnte außerhalb des halb offenen Schuppens, in dem er liegt, leicht eine Zeitung lesen.

Sie spähen nun herüber.

»Vielleicht liegt er dort im Stroh«, sagt einer der beiden Männer. Und dann ruft er auch schon: »He, bist du dort drinnen? Dann komm heraus! Los, komm ganz flink heraus, Hombre!«

In seiner Stimme ist ein wilder, böser, unduldsamer Klang, der keinen Widerspruch duldet. Wahrscheinlich hat er auch schon genügend Feuerwasser getrunken, um sich...

Erscheint lt. Verlag 14.1.2020
Reihe/Serie G.F.Unger
G.F.Unger
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Westernromane • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7325-9355-X / 373259355X
ISBN-13 978-3-7325-9355-2 / 9783732593552
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